Ich rief Seonghwa an, gleich nachdem ich frisch geduscht aus der Dusche in Felix' Bad hüpfte und trocknete mir gerade die Haare ab, als er meinen Anruf annahm.
„Schon fertig?" begrüßte er mich beiläufig. Bei ihm im Hintergrund donnerten deutlich laute Schreie. Da war wohl grade jemand an der Arbeit.
„Noch mitten dabei?" erwiderte ich.
Er lachte auf. „Fast fertig, aber nicht rechtzeitig, um deine Sauerei persönlich abzuholen."
Ich nickte, wissend dass er es nicht sah. „Dann schick mir irgendjemanden vorbei. Der Scheiß soll spätestens morgen früh in seinem Garten stehen." Wies ich ihn an.
Er gab einen zustimmenden Laut von sich. „Ich gebe San und Wooyoung Bescheid."
„Es ist mir egal, wem du Bescheid gibst, Hauptsache jemand kommt ihn abholen und bringt ihn zu Kai."
Seonghwa lachte am anderen Ende der Leitung. „Ich kann es kaum erwarten sein Gesicht zu sehen.
„Schickst du mir Bilder?"
„Er würde mich auf der Stelle umbringen."
Jetzt lachte ich auf. „Ich glaube das macht er morgen mit jedem, der..."
Die Tür zu Felix Zimmer ging auf.
„Hallo?" Felix war wieder zurück?
„Im Bad!" rief ich Felix zu.
„Mit wem sprichst du?" harkte Seonghwa nach.
„Kann dir egal sein. Wir sprechen uns." Wimmelte ich ihn ab und legte auf.
Eilig sprang ich in meine Wechselklamotten, die eigentlich Felix' Sachen waren. Ich hüllte mich in einen kuscheligen schwarzen Jumpsuit. Oder hatte es zumindest vor.
Ich stand in Unterwäsche vor dem Riesenspiegel im Bad und begutachtete meine Tattoos.
Sie alle erzählten verschiedene Geschichten. Meine erste Freundschaft, das erste Leben auf meinem Gewissen, die erste grausame Liebe, Nächte in denen ich betrunken mit Changin durch Busan stolperte, Wertvolle Erinnerungen mit Hyunjin und Narben, die ich versteckte.
Mein mit Abstand liebstes Tattoo war das grinsende Frettchen über meiner rechten Armbeuge. Hyunjin hatte genau das gleiche. Wir hatten es uns stechen lassen, kurz nachdem wir in den Palast gezogen sind. Ein Tätowierer der Organisation war zu Besuch und hatte uns ein Tattoo wählen lassen.
„Cheonsa?" Felix klopfte an der Tür.
„Du kannst rein." Eilig stieg ich in den Jumpsuit und zog ihn zu.
„Warst du duschen?" lachte er und lehnte sich gegen den Türrahmen.
Seine Haare waren zerzaust und ungekämmt, als sei er so hier angekommen, wie er bei Hyunjin aus dem Krankenhaus ist.
„Jup." Bestätigte ich und lächelte ihm durch den Spiegel zu.
„Hast du hier geschlafen?"
Ich schüttelte den Kopf und drehte mich zu ihm um.
„Ich war bei Han und Minho und bin dann zur Strecke, weil ich noch etwas erledigen musste." Mein Lächeln wurde strahlender, Felix' wich von seinen vollen Lippen. Er fuhr sich durch seine ruinierte Frisur und raufte sich dann die blondgebleichten Haare.
„Du wirst mir bestimmt nicht erzählen was."
Da hatte er recht. Er leitete meinen Racheplan direkt an Hyunjin weiter und der würde im Eilverfahren zu mir gedonnert kommen, um mir den Kopf wieder sauber zu waschen.
„Ein andern Mal vielleicht." Ich sammelte meine verunreinigte Kleidung vom Boden auf und warf sie in seinen Wäschekorb, oder zumindest hatte ich das vor.
Felix hastete zu mir und griff nach dem mit Blut beflecktem Oberteil.
„Irgendwas sagt mir, dass dein Vorhaben beinhaltet, dass der Trainee im Keller keiner mehr ist."
Ich presste die Lippen zusammen und zog das Oberteil aus seinen Händen.
„Wenn Hyunjin..."
So brauchte er mir gar nicht kommen.
„Wenn Hyunjin ohne Changbin zu diesem Training gegangen wäre, wäre er jetzt nicht mehr..."
Felix fiel mir ins Wort. „Wag es nicht diesen Satz auszusprechen!" brummte seine für sein Wesen zu tiefe Stimme.
Dann war es kurz ruhig, zu ruhig.
Ich knetete die Sachen in meinen Händen und Felix starrte auf den Boden.
„Er hat mir heute Morgen von der Sache mit Kai erzählt."
Tiefeinatmend sah er zurück zu mir. „Wenn es einer von Kai's Trainees ist, hoffe ich, dass du ihn in seine Einzelteile zerlegt hast."
Jetzt schob sich ein schelmisches einseitiges grinsen auf seine Lippen.
Mit seinen zerzausten Haaren, den Sommersprossen und diesem Lächeln sah er aus wie ein kleiner Schuljunge.
„Changbins Motorsäge hat sich darum gekümmert." Zwinkerte ich ihm zu und warf nun endlich meine Sachen in den Wäschekorb.
Felix lachte auf. „Ich kann nicht glauben, dass du so grausam werden kannst."
Ich zuckte mit den Schultern und tappste an ihm vorbei zurück in sein Zimmer.
Das glaubte ich manchmal selbst kaum. Ich wurde von einem Dämon überfallen in solchen Momenten. Von Glück war nicht zu sprechen, dass ich über die Jahre gelernt hatte diesen Teil von mir abzuschotten und als separaten Teil meiner Persönlichkeit zu trennen.
„Lass es Hyunjin nicht wissen." Ich blickte ernst zu Felix zurück und er nickte. „Ich halte dicht." Versicherte er mir und machte mit seinen Fingern eine Reißverschlussgeste über seinen Lippen.
„Wie geht es ihm?" wechselte ich nun das Thema und schmiss mich auf sein Sofa.
Felix' Lippen wurden von einem süßen, beinahe verliebten Lächeln heimgesucht, seine Wangen von einem zarten Rosa.
„Den Verhältnissen entsprechend gut. Aber er schläft viel. Die Ärzte meinten das sei gut und normal." Nervös friemelte er an dem Saum seiner Lederjacke herum und scherrte mit dem Fuß über den Boden.
„Sie haben ihn nach dem Mittag verlegt. Er wollte mich gar nicht vom Bett lassen, also haben uns die Krankenschwestern einfach auf einem Bett durchs Krankenhaus gerollt."
Für Hyunjins Umstände so klammerig zu sein, zeugte wirklich davon, dass es ihm nur den Umständen entsprechend gut ging und nicht sehr gut auf normalem Level.
„Ich wollte eigentlich gar nicht gehen, aber ich brauch auch dringend eine Dusche."
„Und da bist du einfach ohne ein Wort verschwunden?" Fassungslos blickte ich ihn an. Felix sah sich unschlüssig in seinem Zimmer um. „Nicht wirklich. Ich habe mir bei den Krankenschwestern Stift und Zettel und Klebeband geholt und hab ihn den Zettel mit der Nachricht, dass ich kurz duschen und mich umziehen bin an die Stirn geklebt."
Ich brach in schallendes und amüsiertes lachen aus.
„Du hast was?"
Felix biss dich auf die Unterlippe und sah betroffen von mir weg. „Ich konnte ihn nicht wecken. Er sah zu schön aus, um aus seinem Traum geholt zu werden."
Seine Augen begannen zu Leuchten, mehr als sonst.
Hyunjin schlafend sah tatsächlich aus wie ein Dornröschen. Seine Erscheinung im Wachzustand überstieg alles, was an menschlichem Aussehen erlaubt war, aber wenn er schlief, so perfekt wie er war selbstverständlich ausschließlich auf dem Rücken, machte er selbst Göttern Konkurrenz.
„Ihr zwei seid zu süß." Säuselte ich.
Felix stakste durch sein Zimmer zu seinem Kleiderschrank und riss ihn auf.
„Hör auf damit, bitte." Brummelte er, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen.
Er suchte sich etwas anderes zum Anziehen und verabschiedete sich dann ins Bad.
In der Zwischenzeit zückte ich mein Handy.
Chaerim hatte mir ihre Notizen für die bisherigen Vorlesungen zukommen lassen und harkte nach, ob ich morgen wieder zur Uni kommen würde. Sie hatte wohl einen ausgesprochen heißen Typen gefunden, der mein neuer Unikumpel werden könnte.
Ich ahnte absolut nichts Gutes und stimmte vorerst ein, dass ich morgen wieder aufkreuzen würde.
Zwei Minuten später schrieb sie zurück, dass es besser so sei, weil sie mir bereits ein Freundschaftslunchblinddate mit ihm organisiert hatte.
Vielleicht würde ich morgen Früh doch spontan um überlegen.
Ihre Freundschaftslunchblinddate Typen, die in ihren Augen für mich perfekt waren um sie an etwaigen Krankentagen zu ersetzen, bestanden aus irgendwelchen Austauschstudenten aus Europa, deren größter Erfolg im Leben es war von ihrem Vater einen Porsche zum Geburtstag bekommen zu haben. Das Wort Freundschaft blieb ein Fremdwort. Sie wurden sehr schnell sehr tatschig und wollten nicht verstehen, dass sie sich um einen Platz als Freund und nicht Lebenspartner bewarben.
„Felix!" bretterte ich mit voller Inbrunst wenig später durch sein Zimmer.
„Cheonsa!" bretterte er in derselben Tonlage zurück. Ich musste schmunzeln. „Willst du heute nochmal mit ins Krankenhaus?"
Da Hyunjin auch nicht mehr auf er Intensivstation lag, überlegte ich Han und Minho zu fragen, ob sie mitwollten.
Chan brauchte nach Gestern seine Ruhe und die anderen waren mir im Moment zu aufgedreht, um sie mit zu Hyunjin zu bringen.
„Das du das noch fragst!" Die Tür zum Bad ging auf und er steckte seinen Kopf raus.
Er war noch klatschnass vom Duschen, das Wasser lief ihm am Oberkörper herab. Immerhin hatte er den Anstand eine Unterhose zu tragen. Leider hatte er Anstand und war schwul... Sehr zum Glück von Hyunjin selbstverständlich
„Körperwasser!" Hörte ich Seungmin in meinen Gedanken immer und immer wieder.
„Schau mich nicht so an!" Felix verschwand wieder im Bad.
„Wie schau ich denn?" wollte ich ihm aus der Nase ziehen.
„So wie Hyunjin bevor..." Er wurde im Bad auf einmal sehr kleinlaut.
„Bevor was...?"
„Cheonie...!" jetzt hörte er sich an wie ein kleines sich schämendes Mädchen.
Er brubbelte etwas vor sich hin, bevor er diesmal komplett eingekleidet aus dem Zimmer lief.
„Bevor was, Felix..." bestand ich auf eine Antwort auf meine Frage.
Sein durch die warme Dusche rotes Gesicht wurde nur noch dunkler.
„Nicht so wichtig." Schaffte er das Thema aus der Welt und schmiss sich neben mich aufs Sofa.
Von da aus stellte er die Playstation an seinem Fernseher ein und reichte mir einen der Kontroller.
„Du hast sicherlich noch Zeit für eine Runde Tekken oder?" lud er mich ein und lehnte sich zurück.
„Darauf kannst du wetten!"
Ich konnte mich nicht mal daran erinnern, wann wir überhaupt unter uns das letzte Mal gemeinsam gezockt hatten. Nicht dass es uns beide störte, wenn Hyunjin dabei war, aber während er in unserer Wohnung zwischen Felix Beine saß und etwas las oder zeichnete beschwerte er sich darüber, wieso wir unsere Zeit nicht sinnvoller investieren könnten und unser Geld für sowas rausschmissen.
Ich glaube Felix hatte grade das selbe Gejammer in seinen Ohren, da ihn ein Lächeln heimsuchte, dass er immer nur durchließ, wenn er an Hyunjin dachte.
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God's Menu
FanfictionIch hörte das klicken einer Waffe und haschte mit meinem Blick zu Chan. Nicht nur mein Arsch ging mir plötzlich auf Grundeis, Chan wurde sichtlich unruhig und fuhr herum. Einer von Kai's Leibwächtern hielt ihm eine Pistole direkt an die Schläfe. Pa...