Get it off my sight

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Ich entkam Chans Gespräch, schnappte mir Felix und traf Minho und Han am Krankenhaus.
Hyunjin war in der Tat wach, als wir in sein Zimmer schlichen, und er fand es ganz und gar nicht gut, dass Felix ihm nur ein Zettel hinterließ ohne eine Angabe, ob er wieder zurückkommt.
Felix rechtfertigte sich damit, dass ich mit ihm gemeinsam Tekken zockte und wir die Zeit aus den Augen verloren.
Hyunjin verurteilte uns beide mit seinem legendären WTF-Blick, der blieb sonst nur Seungmin und seinen bodenlosen Scherzen vorbehalten.
„Ihr habt mich vergessen?"
Hyunjin sah zwischen mir und Felix hin und her. „Ihr habt mich für ein Videospiel vergessen?" baute er seinen Satz aus.
Im Vergleich zu Gestern klang seine Stimme so viel Kraftvoller. Der ganze Schlaf heute hatte ihm gutgetan. Auch Farbe kehrte in sein Gesicht zurück. Der Tod, der ihm im Nacken saß, hatte ihm zwar den Rücken gekehrt, aber dennoch seine Spuren hinterlassen
„Tekken ist aber auch gut." Murmelte Han neben Minho und grinste über beide Wangen.
Hyunjin pustete die Luft aus und rollte mit den Augen.
Die rollte er wenige Momente später wieder, als sich herausstellte, dass Felix Hyunjins Nachricht nicht gelesen hatte, in dem er etwas zum Lesen einfordete.
Han meinte engagiert, dass er auf dem Weg zum Zimmer einen Richtungspfeil in eine Krankenhausbibliothek sah und verschwand daraufhin mit Felix aus dem Zimmer, um Hyunjins Willen in die Tat umzusetzen.
„Hat Han eigentlich mal mitbekommen, dass du und Felix..."
Hyunjin schüttelte schmunzelnd den Kopf. „Ich glaube alles haben es mittlerweile bemerkt, dass wir sehr viel Zeit miteinander verbringen, außer Han." Schmunzelte Hyunjin und versuchte sich aufzusetzen. Er verzog das Gesicht, merkte, dass es keine gute Idee war und lehnte sich wieder zurück.
„Ist da was dran bei euch?" Minho zückte eine Augenbraue nach oben.
Hyunjin winkte ab. „Nur etwas Lockeres, hätte eh keine Substanz." Dennoch funkelten seine Augen träumerisch von dem Gedanken den nächsten Schritt mit Felix zu gehen.
„Mhm." Machte Minho unbeeindruckt und ließ die Braue wieder fallen.
Wenig später trotteten Han und Felix mit einer Handvoll Bücher zurück und legten sie Hyunjin ans Bett.
Danach blieb ich mit Han und Minho nicht mehr lange. Hyunjin bekam Abendbrot, Felix blieb erneut als einziger bei ihm. Ich übergab ihm den Schlüssel von einem von Han's Wagen.
Er und Minho brachten mich nach Hause.
Kaum fiel die Tür ins Schloss rutschte ich an ihr herunter und ließ die letzten 24h allein für mich Revue passieren.
Ich führte meine linke Hand vor mein Gesicht und starrte den Ring an. Unter anderen Umständen wäre er atemberaubend. Zwei tropfenförmige Edelsteine. Ein Blutroter Rubin und ein Pechschwarzer Onyx. Der Ring der sich um meinen Finger wandte bestand aus schwarzem Carbon. Er war extravagant und einzigartig.
Kai besaß Geschmack, das musste ich ihm lassen, nur war dieser gepaart mit einem bitterbösen Humor.
Die Hoffnung nicht aufgebend versuchte ich den Ring von meinem Finger zu ziehen, ganz vorsichtig, ganz langsam, so dass die Dornen keine Möglichkeit besaßen sich in meinen Finger zu bohren, doch dennoch griffen sie und machten mir ein Abnehmen undenkbar.
Ich schrie.
Ich schrie jene Wut auf das was kommt, Angst um Hyunjin und Verzweiflung in meiner Lage und jenen Hass auf Kai aus mir raus, den ich in den letzten Stunden herunter schluckte. Ich ließ die starke und prächtige Cheonsa los und ließ meinem Wutanfall freien Lauf, solange bis ich keine Kraft mehr hatte
Den Trainee auseinanderzunehmen hatte gut getan, sonst wäre ich jetzt dabei die Wohnung in Schutt und Asche zu zerlegen.
Ich wollte hier weg, verschwinden von diesem Planeten.
Für den Bruchteil einer Sekunde überlegte ich wie schnell ich rennen müsse um die Glaswand der Wohnung zu durchbrechen und wie ich so alles Enden könnte.
Aber Hyunjin und die anderen allein zu lassen wäre egoistisch.
Ich beschrieb mich nicht als jemanden, der aufgab. Ich kämpfte, mit jeder anderen Einstellung wäre ich schon lange tot.
Meine Beine zog ich an und schlang die Arme um sie.
Ich legte meinen Kopf auf meine Knie und schloss Meine tränennassen Augen.
„Ich werde uns alle retten." Schwor ich.
Dies wäre meine letzte große Mission, Kais Machenschaften aufdecken, ihn büßen lassen und dann mit meiner Familie, meinen Jungs fliehen.

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