Ein dunkler Vorhang legte sich über die kommenden Tage.
Felix' Vergewaltigung ging definitiv nicht ohne Folgen ins neue Jahr über. Während meine Guerrillas nur noch für Öffentliche Events oder auf meinen persönlichen Wunsch zur Verfügung standen, wurden Felix und Hyunjin nun ständig von ihnen überwacht.
Felix versuchte sich nichts anmerken zu lassen, gegenüber Hyunjin. Saß ich mit ihm allein in einem Zimmer, fiel der Glanz von seinen Augen. Er begann mir Fragen zu stellen. Über das, was ich für Kai tat. Damals wie heute. Das ganze Töten, ob es für mich keine Auswirkungen hatte, wie es mich fühlen ließ Gott zu spielen. Über Leben zu bestimmen, sie buchstäblich in der Hand zu halten.
Ich überlegte ihn anzulügen. Aber Felix ins Gesicht zu lügen... das konnte ich nicht.
Ich antwortete ihm ehrlich. Ich verspürte keine Reue. Mich mit Gewalt durchzusetzen, das brachte man mir bei, so wie ich damals mit Hyunjin im Lager der Ssang Young Pa ankam. Ich blieb das einzige Mädchen. Die erste Lektion, die mir unschön gelernt wurde, Gewalt spiegelte in der Tat eine Lösung wieder, die unter Umständen Leben rettete.
Felix lauschte, nahm jedes Wort auf, während er zuvor immer weghörte, wenn ich von meinen Tätigkeiten erzählte. Ich wusste er wertete mich dafür nie ab. Aber er schwor sich Gewalt ab. Aus guten Gründen.
Zu sehen, dass er nun ein offenes Ohr dafür bekam... Ich machte mir Sorgen um ihn. Ich wäre dumm, wenn es anders wäre. Die Welt sollte sicher für ihn sein. Er verdiente Frieden. Jetzt mehr denn zuvor.
Yeosang und Wooyoung stellten noch in der Todesnacht von Park Jinyoung seine Gräueltaten in die Öffentlichkeit.
Hongjoon agierte schnell und übermittelte Felix Bitte an die beiden.
Ein erstaunter Aufschrei zog sich durch die Medien. Der Burning Solar Skandal wurde neu aufgerollt. JYP-Entertainment verlor innerhalb von Stunden wichtige Künstler und Namen. Viele von ihnen wechselten zum amerikanischen äquivalent. Ich verfolgte den Wechsel mit einem stummen lachen. Bambam und Theresa gehörte der Zweig des Entertainments. Sie hatte mich überrascht angerufen, nachdem die Nachrichten bekannt wurden, dass JYP in Korea nun ohne Spitze dastand.
Sie lebte, sicher und geborgen, versteckt mit Bambam irgendwo in den Staaten.
Noch an dem Tag, als ich sie bat mir zu helfen, steckte sie mit ihren Leuten den Kopf zusammen.
Offiziell hatte Minho sie in Los Angeles ausgeschalten, einen Autounfall verursacht, während sie zu einem Arzttermin unterwegs gewesen ist. Sie setzte sich mit Minho in Verbindung, erklärte ihm den Plan und bat ihn noch ein wenig damit zu warten, da sie noch ein paar Dinge arrangieren müsse, bevor sie von der Oberfläche verschwand.
Kai gab die Freigabe ihn zurückzuholen, am selben Tag, wie er die Neuigkeiten bekam, also einen Tag vor Silvester.
Kai... Ihn umgab ebenfalls eine graue Wolke.
Wie an Weihnachten festgemacht, fuhren wir an Neujahr gemeinsam Essen.
Das Restaurant durfte ich mir aussuchen.
Er... ähnlich wie Felix... begann merkwürdige Fragen zu stellen.
Ist mir so ein übergriff schonmal passiert? Wich ich seiner körperlichen Nähe deshalb aus? Wie oft passierte so etwas unter seiner Nase und er erfuhr nie davon? Konnte er etwas dagegen machen?
„Das ist doch Teil des Geschäfts von dir und deinen Brüdern, oder? Tu plötzlich nicht so scheinheilig und interessiere dich für die Kinder, Frauen und Männer, die du verschwinden lässt und verkaufst."
Das Essen verlief danach äußerst schweigsam.
Ich verbrachte die Nacht in meiner Wohnung und wagte den waghalsigen Schritt Seonghwa anzurufen.„Cheonsa?"
Ich lächelte erleichtert, als er meinen Anruf nach einigen Klingeldurchläufen annahm.
„Seonghwa."
Im Hintergrund prustete jemand los.
„Tu nicht so cool! Du hast grade noch Luftsprünge gemacht und gequietscht wie ein kleines Mädchen, als du ihren Namen gelesen hast!" hörte ich Jongho im Hintergrund wettern.
Seonghwa murmelte eine Drohung an den jüngsten in seinem Trupp und wollte ihn aus dem Raum scheuchen.
Ich hielt ihn durchs Telefon auf.
„Ich...ich habe etwas für euch. Ich... hat...haben Hongjoon und Yunho euch..."
„Von Felix erzählt... ja...Es...ich... Es geht ihm gut oder? Dass...das er darauf bestanden hat dieses Arschloch noch... das... das ist Wahnsinn." Stammelte Seonghwa zusammen.
In der Luft hing die Tatsache, dass er nach dem Rennen einfach verschwand.
Ich zwang ihn nicht sich zu rechtfertigen, sondern gab ihn und seinen Leuten einen Auftrag durch.
„Ich will alle Namen, die mit den Übergriffen auf die Trainees bei JYP in Verbindung stehen. Die der Täter versteht sich."
Ein anderes Lachen erklang im Hintergrund.
„Wieso rufst du mich dafür nicht an?" erkannte ich Hongjoons Stimme.
„Hast du mich auf Lautsprecher?"
Das Lachen im Hintergrund wurde lauter. Seonghwa hingegen leiser.
„Sie hat nach nem Grund gesucht ihren verflossenen Liebhaber...AUA!" tobte Jongho im Hintergrund.
„Ich glaube ich erfahre grade ein Deja Vu." Kicherte Hongjoon.
„Kommt mir auch bekannt vor." Mischte sich Yunhos ruhige Stimme dazu.
„Wie auch immer..." irritiert fand ich meinen Faden wieder.
„Wenn ihr alle zuhört, kann ich die Aufgabe auch gleich alle an euch richten." Seufzte ich.
„Wie erwähnt... Ich will eine Liste aller Namen der Übergriffigen, eine gesonderte für die die mit Felix in Verbindung standen, um die kümmere ich mich selbst." Separierte ich.
„Die anderen... grabt sie aus, nimmt sie auseinander und dann machen wir das wie in Tokyo. Viele von Ihnen werden ebenfalls mit den Ssang Young Pa in Verbindung stehen."
Ich griff mir in die Haare und sah aus dem Küchenfenster hinaus aufs Meer.
„Dürfen wir die anderen dann umbringen oder..." harkte San sich ein.
„Nein." Nahm ich ihm den Wind aus den Segeln.
„Wir sammeln und stellen bloß. Um... weitere Vorgehen kümmere ich mich. Gleiches gilt für eure Liste. Wir fangen an sie abzuarbeiten. Die Hochzeit findet im Mai statt. Das ist nicht viel Zeit. Es wird schwer dabei nicht auffällig zu werden aber... ich habe meine Mittel zu Spuren zu verwischen." Präsentierte ich ihnen strikt.
Schweigen folgte, danach erste Zweifel. War das eine gute Idee?
Ich weiß ich fiel Hongjoons Planung in den Rücken. Aber wenn ich Kai an einem Punkt hatte, an dem er seinen Lebensinhalt hinterfragte, solle er die kommenden Verluste leichter hinnehmen.
„Cheonsa..." Stille folgte, nachdem Seonghwa meinen Namen sachte aussprach.
In Gedanken lag ich in seinen Armen, gedankenverloren und ganz in unserer eigenen Welt. In Realität saß er am anderen Ende der Stadt.
„Geht es dir gut?" Sein Ton änderte sich genau in den, den ich hoffte von ihm zu hören. Voller Fürsorge, Sanftheit, Vertrautheit. Ich spürte beinahe seine Hand an meiner Wange, wie sein Daumen über meine Wange fuhr.
„Ja." Ich nickte fest überzeugt von meinem befinden. In diesem Moment ging es mir gut.
Ich war allein. Für die Auszeiten, die ich mir hier nahm, nahm ich mir gleichzeitig vor nicht zu denken.
„Wirklich?"
„Ja."
„Ich vermisse dich." Murmelte Seonghwa am anderen Ende der Leitung. Im Hintergrund hörte ich kein Gemurmel der anderen.
„Ich... ich dich auch." Flüsterte ich und wandte den Blick weg vom Meer und zurück in die Wohnung.
„Die Zeit bis... bis Mai das wird..."
„Ein Alptraum." Vervollständigte ich für ihn und lief zurück zum Sofa.
Der Geruch seines Parfüms stieg mir in die Nase. Wenn ich die Augen stark zusammenkniff, konnte ich ihn auf dem Sofa sitzen sehen.
„Du... du meldest dich aber zwischendurch, ja? So... so wie heute?" Ich sah Seonghwas große Augen vor mir. Groß und braun und mich anstrahlend, wie ein kleiner Junge, der unbedingt ein Eis an einem warmen Sommertag brauchte.
Ich fasste mir an den Kopf. Der Anruf sollte eine einmalige Sache gewesen sein. Eigentlich wollte ich ihn dafür zusammenniesen, dass er einfach verschwand, ohne sich von mir in irgendeiner Form zu verabschieden.
„Ich versuchs." Hauchte ich und lächelte müde, setzte mich zwischen die Kissen.
„Nein, verspreche es mir."
„Das kann ich nicht!" platzte es energisch aus mir heraus und ich sprang wieder auf.
„Ich... ich kann dir nicht versprechen den Kontakt mit dir zu halten, Hwa. Suho... ist aktuell unterwegs... wenn er wieder hier ist er..."
„Er wird dich unter die Lupe nehmen, verstanden." Seonghwa klang wie vor eine Backsteinmauer gestoßen. An seinem Kopf eine hässliche klaffende Wunde.
„Ich bin froh, dass ich noch ungesehen verschwinden kann. Irgendwann in nächster Zeit wird das nur noch gehen wenn..."
„Wenn Kai dich rauslässt um seinen Müll zu entsorgen."
„Mhm." Machte ich und suchte nach einem Thema, um die Stimmung zu heben.
„Übrigens, Hwa..." ich schmunzelte in mich hinein, verbat mir jenen Gedanken an die anstehende Zeit.
„Ich...ich glaube wir könnten richtig liegen was... was die Sache mit Chans Seitensprünge betrifft."
Kurz herrschte Schweigen auf der anderen Seite.
Ich fuhr mit meiner freien Hand über eines der kuscheligen Kissen.
„Einer von Kais Brüdern hat mir einen Stick gegeben... mit Daten über den Mercedes, der Chaerim immer abholt. Er fährt regelmäßig in das Viertel in dem sie wohnt."
„Nein!" schimpfte Seonghwa aus, alle muffige Stimmung von eben im Boden versunken.
„Doch und jetzt halt dich fest..." Ich überlegte mir einen Tee zu machen.
„Vor dem Rennen am Sonntag hat Chan mich umarmt. Er meinte, wenn das alles vorbei ist, muss er mir jemanden Vorstellen. Ich werde die beiden wohl sicher mögen."
Seonghwa begann zu lachen wie diese hysterische große Schwester aus dieser Disney Serie in den andauernden Sommerferien waren.
„Die drei sind sowas von fällig."
Mein Lächeln wurde breiter. Meine Ablenkung funktionierte.
Ich hielt den Anruf mit Seonghwa noch für eine ganze Weile. Es tat weh ihn nicht physisch vor mir zu haben und das nach nur wenigen Tagen.
Aber als wir uns einigten aufzulegen, spürte ich meine Seele über mir schweben. Entspannt. So fühlte ich mich.
Doch die Wirkung hielt leider nicht lange an.

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God's Menu
FanfictionIch hörte das klicken einer Waffe und haschte mit meinem Blick zu Chan. Nicht nur mein Arsch ging mir plötzlich auf Grundeis, Chan wurde sichtlich unruhig und fuhr herum. Einer von Kai's Leibwächtern hielt ihm eine Pistole direkt an die Schläfe. Pa...