No heaven on earth for you

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Triggerwarnung: Drogenmissbrauch, Überdosis

„Ich jage ihm das Ding in den Arm und dann habe ich wie viel Zeit?"
Ich zückte die Spritze aus meiner Hosentasche und inspizierte sie vor der Zimmertür des Fahrers.
„Kommt drauf an wie immun sein Körper gegen den Stoff ist." Changbin lehnte am Geländer und neigte den Kopf. „15 bis 20 Minuten, wenn du Glück hast." Offenbarte er.
„Das muss genug sein." Murmelte ich und drehte die Spritze.
Die Flüssigkeit darin schlug Blasen und wechselte die Position. Kaum zu glauben, dass sich Menschen so etwas durch den Körper jagten.
„Cheonsa, noch was." Hielt Changbin mich zurück, als ich die Hand bereits an die Klinke lehnte.
„Flöße ihm das Zeug in der Armbeuge ein, auf der rechten Seite, er ist Linkshänder."
Changbin sah die Spritze in meinen Händen mit einem Gesicht an, als halte ich seinen Alptraum in den Händen.
„Binde ihm vorher irgendeinen Stoffband um den Oberarm, wirkt realistischer." Er zwinkerte mir zu, mit einem Lächeln, dass an seinen hellwachen Augen vorbeirannte.
„Will ich wissen, woher du das so genau weißt?" ich sah ihn schief an.
Changbin schüttelte den Kopf und dann seinen ganzen Körper, als habe ich ihm erzählt im Kühlschrank sei schlechte Milch.
„Nein, willst du nicht." Bemerkte er strikt, fuhr sich durch die Haare und nickte dann zur Tür.
„Dein Motorrad steht aufpoliert in der Garage, ich sorge dafür, dass die anderen denken, dass du mit mir beschäftigt bist."
Dieser plötzlich kalte, berechnende Ton in Changbins Stimme gefiel mir überhaupt nicht.
„Ich habe außerdem noch ein paar andere Sachen von dir dazugelegt, die von Nützen sein können."
Ich lächelte ihn zögerlich an und nickte. „Danke."
Er erwiderte mein Nicken und ging dann Wortlos in sein Zimmer zurück.
Ich sah ihm einen Moment hinterher, dann auf die geschlossene Tür, dann auf die Spritze in meiner Hand.
Die Klinke offenbarte das Zimmer dahinter fast zu leicht.
Der Kerl hatte nicht abgeschlossen, Fehler Nummer 1.
Nummer 2 fiel mir ins Auge, als ich eintrat. Er schlief, schnarchte ohrenbetäubend.
Sein dritter Fehler war es sich überhaupt erst in dieses Business verloren zu haben.
Es kroch ein Geruch von chemischen Drogen und Cannabis in meine Nase. Wenn er den ganzen Tag so vor sich hinvegetierte, verstand sich wieso es ein Leichtes für Changbin war an die Zusammensetzung der Spritzen zu kommen. Sie lagen offen auf dem Boden herum, identisch zu der, die ich in der Hand hielt.
Bevor ich die Tür schloss, zückte ich mein Handy und schaffte es einhändig die Taschenlampe zu aktivieren.
Unsanft kickte ich mit meinen Schuhen gegen das alte und versiffte Bett in der Ecke des Zimmers.
Dieser Raum hier dürfte der rennovierungsbedürftigste im ganzen Gebäude sein. Selbst die schlimmsten Ecken im Keller wirkten Bequemer als das Gästezimmer.
„Wach auf!" befahl ich dem Junkie, den Sehun sich als Fahrer herauspickte.
„Urgh." Machte er.
Ich wiederholte meinen Tritt gegen das Bett, diesmal heftiger.
Mit meinem Handy leuchtete ich den Boden nach einem Band, einem Streifen Stoff oder ähnliches ab.
„Alter... ne..." murrte die Stimme im Bett.
Mein erster Blick, als er seine Arme freigab, fiel auf seine rechte Armbeuge. Sie war zerstochen, voll von alten Narben, wie neuen Einstichen, einige davon eitrig gelb, andere glühend rot.
„Was soll die scheiße?" geiferte er.
Ich leuchtete ihm direkt ins Gesicht und legte den Kopf frech schief.
Mein innerer Dämon kicherte begeistert.
„Ich seh nichts, kacke, wer bist du?" verlangte er und setzte sich auf.
Kontrolliert ließ ich meinen Dämon Fäden um meinen Verstand spinnen. Ich brauchte sie, um diesen Teil des Plans hinter mir zu bringen. Doch ich müsste darauf achten, sie nicht zu sehr zu beanspruchen, um nicht die Kontrolle zu verlieren."
„Früher hat man mich Angel genannt." Bemerkte ich, als würde ich ein normales Gespräch anfangen.
Der Kerl lachte auf.
„Du bist die Hure von Kai."
Ich sah sein Gesicht nicht, ich blendete es immer noch mit meinem Handy und wollte auch nicht wissen, wie er aussah. Unter anderen Umständen hätte sein Gesicht sich einen Kinnharken verdient. Meine Dämonin sah sich in dieser Sekunde nicht danach Schläge zu verteilen, eher mahnte sie mich nicht ausfallend zu werden.
„In der Tat."
Kontrollierter Wahnsinn wob sich in meinen Verstand, als ich mich hinkniete und das Licht aus dem Gesicht des Fahrers nahm.
Ich legte mein Handy neben mir auf den Boden und besah ihn.
Mitte Dreißig, eingefallenes Gesicht, blass, widerliche Infektionen und aufgeschundene Haut um seinen Hals herum durch unsauberen und chemisch überladenden Drogenkonsum.
Er stank. Nach all den Chemikalien, die ihn so verunstalteten.
„Na, bist du hier, um mich bei Laune zu halten?" Er setzte sich auf und besah mich im schwachen Licht meines Handys auf einmal hellwach und gierig.
„Kann man so sagen."
Ich legte meine Hand an sein Gesicht und angelte mit der anderen nach einem offenen Hundehalsband, dass ich beim Betreten in der Nähe des Bettes sah.
Es würde schwer werden unter normalen Umständen an seinen rechten Arm zu kommen.
„Sehun schickt mich." Ich fuhr mit meiner Hand seine Wange ab und ließ sie zu seinem Kinn wandern.
Mir war nach kotzen zu mute, mein Dämon lachte hämisch über den Spaß, den ich sie machen ließ.
„Er will nicht das du dich langweilst, während du auf deine Abfahrt wartest."
Mein Daumen fuhr über seine Unterlippe, während ich mit meiner freien Hand das Band griff, in meine Hosentasche stopfte und mich dann aufs Bett schwang. Ich setzte mich auf sein Becken und konnte von Glück reden, dass mich eine Decke von näherem Kontakt zu ihm trennte.
„Mhmm... da hatte er eine wundervolle Idee."
Sein linker Arm hob sich und seine mit schlecht verheilten Tattoos von meiner Schulter herab bis auf meinen Oberschenkel.
„Hände weg." Knurrte ich, griff nach seinen Handgelenken und pinnte sie über seinem Kopf fest.
Ihm bereitete diese Situation, wie ich an meinem Bein merkte, offensichtlich viel erregen.
„Kai scheint seine Schlampen dominant zu mögen, kann mir nur gefallen wie ein verdammter Boss zu ficken."
Mein Dämon lachte sich kaputt, ich stand kurz davor bereits jetzt aufzugeben und aus dem Zimmer zu fliehen.
Als ich an die Mädchen im Container und alle anderen jungen Leben dachte, die die Ssang Young Pa befleckte, fand ich mit meinem Dämon einen Einklang und überließ ihr weitere Fäden.
„Er mag es auch, wenn er die Kontrolle an sie abgibt." Hauchte ich ihm zu, hielt nun mit einer Hand seine Handgelenke fest und löste mit der anderen den Gürtel von meiner Hose.
Der Druck unter der Decke an meinem Bein nahm zu, mir wurde übler, mein Dämon überschlug sich vor Muskelkater im Bauch vom Lachen.
„Ja...rede weiter." Stöhnte der Fahrer, drückte sich mir entgegen und rollte die Augen nach hinten, als ich ihn an seinen Handgelenken am Kopfende fesselte. Nur leicht, so dass er sich nicht befreite, der Gürtel an seiner Haut aber keine Spuren hinterließ.
Ich sammelte mich eine Sekunde.
Wieso mussten sich Kai und Sehun immer die widerlichsten Kerle für diese Jobs angeln. Sie hatten schon damals ein miserables Händchen für die Wahl ihrer Lieferanten, gleich um welche Warentransporte es sich handelte.
„Sei lieb für mich und sieh mich an, wenn dir Angel den Himmel auf Erden besorgt." Säuselte ich und fuhr seine Arme mit meinen Fingerspitzen ab, entlang an seinen fahlen Oberkörper, bis zu der Stelle an dem seine Erektion sich an mich drängte.
Mir stieg die Galle hoch, mein Dämon presste sie meinen Magen herab. „Reiß dich zusammen!" fauchte sie mir zu. „Nur ein paar Minuten, dann bist du ihn los!" zog sie mich zur Raison.
„Ja... besorgs mir, will den Himmel auf Erden." Jammerte er mir nach, verhangen von was auch immer für widerliche Sachen ihm durch den Kopf spukten.
Ich lächelte süßlich, wie ein Kind, bevor es einem die Kehle durchschnitt, nur hatte ich es versäumt ein Messer mit mir zu bringen.
„Willst du das wirklich?" Meine Hand zitterte, kurz davor Changbin das ganze übernehmen zu lassen.
„Für viele Männer war ich die einzige und die letzte, die sie so verwöhnt hat, dass sie den nächsten Tag nicht mehr kommen sehen haben." Gurrte ich und wanderte mit meinem Finger an der Ausbeulung unter der Decke hoch.
„Fuck... ja!"
Dann wäre das folgende ja äußerst einvernehmlich.
Ich lächelte über beide Wangen, als ich das Halsband aus meiner Hosentasche zog.
Sein Becken stieß gegen mich und er gab einen widerlich lustvollen Laut von sich, der zeigte, dass er sich lange Zeit wohl nur mit seiner eigenen Hand vergnügte.
Das war der Punkt an dem ich meinen Dämon wieder in den Hinterhalt drückte.
Hastig spannte ich dem Fahrer das Hundehalsband über seine rechte Armbeuge und versprach mir meine Hände nach dieser Tortur ausgiebig zu desinfizieren.
„Fuck, was wird das?" ihm dämmerte noch nichts, im Gegenteil, als er zu mir sah und nun die Spritze in meiner Hand funkeln sah, wurde er erneut hart.
„Mhmm, macht das ganze nur noch intensiver." Geiferte er und lehnte den Kopf zurück.
„Dann halt still." Wies ich an, als ich die Spritze in seinen Arm jagte und die Droge ohne weitere Warnung in seine Blutlaufbahn schoss.
Er schrie auf.
„Scheiße, was ist das! Das brennt!"
Seine Arme zerrten am Kopfende, doch er konnte sich nicht befreien.
„Argh mir wird heiß, ich verbr...." Ich presste ihm meine Hand auf den Mund.
„Psst." Flüsterte ich.
„Bevor du in ein paar Minuten an der Überdosis draufgehst, die ich dir eben gegeben habe, bist du mir ein paar Antworten schuldig."
Er wand sich unter mir, wie ein ärmlicher Wurm.
Wie schnell sich sein Selbstbewusstsein nun in Panik verlief.
„Die Mädchen, die du hergefahren hast, für wen sind sie?"
Er sabberte etwas gegen meine Hand, das in der Tat nach einem Namen klang. Der Körper des Fahrers hörte auf zu toben, also nahm ich meine Hand von seinem Mund.
„Argh..." er klang nun erschöpft.
„Sie... sie... sie sind für... für einen Park...Park Jinyoung." Stieß er hervor.
Sein Atem beschleunigte sich, er brach in Schweiß aus.
„Wer genau ist er?"
„Er... das... dieses Unternehmen mit... diese Jungs von ... von... ihm... das Entertainment..."
„JYP Entertainment?"
„Wie viele sind es, die Mädchen?"
Er wehrte sich gegen die eintretenden, heftigen Nebenwirkungen der Überdosis.
„Vier." Keuchte er auf und begann zu Husten.
„Wo genau sollen sie hin?" Als er sich das erste Mal erbrach, sprang ich von ihm, zurück auf den Boden, löste ihn von meinem Gürtel und drehte ihn auf die Seite.
„Burning Sun Club, Seoul." Hauchte er und brach erneut auf das Bettlaken.
Der Club war bekannt. So einige Namen, außerhalb des Untergrunds vergingen sich dort.
Er erbrach ein drittes Mal.
Ich würgte, mein Dämon schob es wieder herunter und zwang mich einen kühlen Kopf zu bewahren.
Changbins Gemisch zog schneller am Körper des Fahrers, als er prognostizierte.
„Aus welchem Lager kamen sie?" Ich rüttelte an seinen Schultern, um ihn wieder ins Bewusstsein zu holen.
Seine Augen ließen mich sehen, dass er nicht mehr lange brauchte und das Leben wich aus ihnen. Sie waren blutunterlaufen, blutrot blutunterlaufen, als wäre er zum Zombie geworden.
„Jeju, Seog... Seog...wipo."
Eines jener, das noch Kais Vater aufzog, jenes, in das er mich damals Abschieben wollte, um mich anschließend genauso weiterzuverkaufen, wie die Mädchen im Container.
Ich beschloss, das war genug des Guten.
Es gab nichts mehr, dass ich noch für den Fahrer tun konnte.
Das Wichtigste hatte ich erfahren.
„Du verdienst keinen Himmel auf Erden."
Ich fädelte den Gürtel zurück an meine Hose und ließ den Fahrer zucken und zappeln. Sein Tod sollte wie ein Unfall aussehen.
Keine Würgespuren durch einen erlösenden Tod, keine Schürfungen durch Fesseln an seinen Händen, keine Überbleibsel von einer weiteren Person an seinem Körper.
Diese sauberen Tode, für Menschen, die solch widerliche Dinge taten missfielen mir schon damals. Sie sollten Leiden. Ich hätte schroffer zu ihm sein sollen und nicht noch mit Sex locken.
Immerhin hatte ich eines meiner Versprechen behalten. Ich hatte ihm den Himmel auf Erden beschert, wenn auch nicht den, den er im Sinn hatte.
Aber immerhin besaß diese Welt nun einen Abschaum weniger.
Das redete ich mir ein, als ich das Zimmer verließ, und dabei darauf achtete alles genauso zu hinterlassen, wie ich es beim Betreten vorgefunden hatte.
Changbin saß mit Kopfhörern über den Ohren auf seinem Bett.
Aus der Box in seinem Zimmer schallte irgendeine Schundaufnahme aus dem Internet, die annährend so klang, wie er und ich.
Ich hörte sie über den Gang schallen, als ich in sein Zimmer zurückfand.
Im Vorbeigehen in sein Bad tippte ich ihm auf die Schulter. Er zuckte heftig zusammen und sah sich nach mir um.
Die Kopfhörer riss er sich vom Kopf und sah mich dann erwartend an.
„Ich habe eigentlich nicht damit gerechnet, dass du nochmal reinkommst." Mit einer Fernbedienung stellte er die Box aus und Stille erfüllte den Raum.
„Wollte ich auch nicht." Ein Blick auf die Uhr verriet, dass es Knapp wurde mich bis Mitternacht am Hafen einzufinden.
„Aber der Kerl war widerlich." Es schüttelte mich am ganzen Körper und ich wischte mir imaginären Dreck von meinem Pullover.
„Mhmm... ich hätte dich warnen sollen." Brummte Changbin. „Aber hast du wenigstens alles? Ist es vorbei für ihn?"
Ich fasste ihm die unangenehme, aber erfolgreiche Begegnung mit dem Fahrer zusammen und spätestens jetzt wäre es für den Kerl nebenan offiziell vorbei.
„Er hat WAS über dich gesagt?" Changbin ballte die Hände zusammen und setzte an ins Gästezimmer zu stürmen.
Ich hielt ihn zurück. „Er ist tot, oder zumindest auf einem guten Weg dahin." Machte ich ihm klar.
„Und ich geh jetzt Duschen."
„Ich bring dir deine Sachen von unten hoch, so sparst du Zeit und schaffst es vielleicht pünktlich." Zwinkerte Changbin mir zu und wagte es mir durch meine Haare zu wuscheln, nur um dann die Nase zu verziehen.
„Du stinkst wirklich." Stellte er fest und wirbelte dann aus dem Zimmer.
Ich rollte mit den Augen und verschwand dann unter seiner Dusche.

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