Ich brach mein Versprechen.
Aus dem Einmal wurde Zweimal, wurde Dreimal, wurden Tage, die ich mich nicht aus Kais Bann löste.
Jede Würde, jeder Selbstrespekt. Er brach weg. Ich gab meinen alten Schwächen nach.
Ich hasste mich dafür und verfluchte mich in jeder Sekunde, in der ich nicht mit Kai im selben Raum kauerte.
Mein Zimmer, seit Tagen unbesucht. Kleidung, Make-Up, alles an meinem Kram befand sich noch am selben Tag in Kais Zimmer. Jetzt würde er nicht mehr von mir loslassen. Er hatte mich. Und ich ihn.
„Cheonsa, soll ich dir gleich den Kaffee ins Gesicht kippen oder einen neuen brühheißen bestellen und..." Ich griff über den Tisch nach Chaerims Mund und hielt ihn ihr zu, sie riss meine Hand von sich und machte Würgegeräusche.
„Fass mich nicht mit den gleichen Händen an mit denen du Kais Kronjuw..." ich presste ihr erneut meine Hand auf den Mund und blickte sie mahnend an.
„Halt den Mund!" zischte ich und stand kurz davor sie in ihrem eigenen Restaurant, um die Ecke zu bringen.
Sie bemerkte meinen Gesichtsausdruck und hielt ganz schnell inne.
„Dann erzähle mir sowas nicht. Was erwartest du? Das ich dich lobe?" sie warf die Hände in die Luft und schmetterte mir ihren Blick vorwurfsvoll entgegen.
Ich seufzte und schüttelte den Kopf.
„Cheonsa... Seonghwa liebt dich, du ihn und dann machst du sowas?"
Sie stach noch tiefer in die Wunde und eben fragte ich mich wirklich. Warum hatte ich das Gespräch mit ihr gesucht. Wieso hatte ich die anderthalb Stunden vor meinem Auftrag genutzt, um sie zu sehen?
„Cherie." Chan neben ihr besah sie prüfend, dann mit schon kümmerlichem Mitleid mich. Als sah er wie sich die Geschichte wiederholte.
„Was? So ist es doch!"
Ich hatte keine Zustimmung von Chaerim erwartet. Dass Chan mitkam... das war nicht absehbar oder geplant. Da er mich aber in so gut allen Lagen meines Lebens kannte... konnte ich nicht tiefer sinken.
„Ich habe dir doch erklärt, dass Dynamiken in unserem Leben." Chan deutete auf sich und mich. „Anders funktionieren. Cheonsa macht, was sie muss, um zu überleben."
Jetzt sah Chaerim zwischen uns beiden hin und her. In ihrem Blick ratterte es.
Ich konnte mir gut vorstellen was für ein Schock die Wahrheit über mich sein musste. Sie nahm es mir keine Sekunde übel. Im Gegenteil. Ihr behütetes Leben sei seitdem viel interessanter. Doch in Momenten wie diesem sah ich... sie tat nicht so leichtfertig über meinen, Chans oder Sans Hintergrund wie sie es zeigte.
„Hätte Kai dich umgebracht, wenn ihr nicht vögelt?"
Ich schüttelte den Kopf und sah mich um, als würde Seonghwa noch in einer Ecke auf mich lungern.
„Hwa ist nicht hier. Joon und er sind in Thailand. Kleine Mädchen retten und in Sicherheit bringen." Las Chaerim minder beteiligt meine Gedanken und nippte an ihrer Tasse.
Mir war mein Durst vergangen.
Mein Handy piepte und warnte mich, dass meine Zielperson in gut zehn Minuten in meinen Radius einbrach.
„Sie sollen vorsichtig sein." Flüsterte ich und seufzte.
Ich wusste nicht, was ich mir aus diesem Gespräch erhoffte. Chans Blick ruhte auf mir. Chaerim besah mich noch immer mit einem Hauch von Schreck und Empörung.
Hyunjin und Felix waren über ein paar Tage ausgereist. Felix brauchte einen Tapetenwechsel und Hyunjin sah es als eine gute Idee seinen Partner aus dem Land zu bringen. Die beiden buchten auf die schnelle einen Trip nach Phuket, bekamen eine Hand meiner Guerrilla an die Seite und flogen in ihren wohlverdienten Urlaub.
„Das dich das noch interessiert?" stichelte Chaerim.
Ich sah sie über den Tisch hinweg an.
„Hey!" Chan wies seine Freundin mahnend an.
„Warum sollte es das nicht. Hongjoon und ich stehen in Kontakt. Er hat davon nichts erzählt."
„Ach hast du es mit ihm etwa auch getrieben."
„Chaerim..." Chans Ton nahm ein ungemütliches Drohen an. An dieser Stelle nahm jeder normale Mensch die Beine in die Hand und rannte.
„Chaerim... mich nicht. Heb dir das für San auf!" schleuderte sie ungehalten an den einen ihrer Partner zurück.
„Du kannst nicht Seonghwa das Herz brechen und auf heißen Kohlen springen lassen nur um dann hinterrücks mit deinem Feind zu vögeln!"
Prinzipiell hatte sie recht.
„Wenn ich meine, halte mich über dein Leben auf dem laufenden, meine ich nicht, dass ich will, dass du ein paar Dinge für den Plot deines so schon bizarren Lebens abharkst."
„Wo wir wieder bei den Dynamiken wären." Warf Chan sachlich in die Runde und griff nach Chaerims Hand.
„Das Cheonsa Mist gebaut hat, brauchst du ihr nicht unter die Nase zu reiben." Nahm er die Spannung aus dem Gespräch.
„Sie ist alt genug, um das selbst zu verstehen und ich glaube darunter leidet sie genug." Demonstrierend nickte ich und schob meine Tasse über den Teller.
Mein Handy piepte und signalisierte mir, dass mein neues Opfer in meinen Zielradius eintrat.
Ich müsste in wenigen Minuten los.
„Im Wesentlichen bedeutet es aber, dass Kai seine Hüllen fallen lässt. Cheonsa kann besser an ihn heran und... San und Hwa und den anderen noch besser bei ihrem Job helfen." Chan gestikulierte und erklärte Chaerim den Sachverhalt wie einem kleinen Kind.
In aller Ruhe und idiotensicher.
Dass ich genau dann aufbrach um meiner Arbeit zu folgen gefiel Chaerim absolut nicht.
„Wohin willst du jetzt?"
Ich klaute mir einen der Muffins die sie für uns bestellt hatte und blickte zwischen Chan und ihr hin und her.
„Ich habe dir gesagt ich hab zu tun und kann nicht lange bleiben." Erinnerte ich sie, pellte den Muffin aus seinem Papier.
„Erst erzählst mir du hast Seonghwa hintergangen und..."
„Rein technisch hat sie das nicht, die beiden haben Schluss gemacht und sind erwachsen... sie..."
„Ich mach gleich Schluss mit dir und wirf mich dem nächstbesten in die Arme weil er mir Vorteile bringt!" plusterte Chaerim sich auf und sprang ebenfalls auf die Beine.
„Chaerim..." Chan fasste sich an den Kopf.
„Mach was!" orderte Chaerim Chan und deutete auf mich, als sei er meine letzte Hoffnung.
„Du kennst sie länger als ich, halt sie auf."
Ich schmunzelte. „Macht er das, ist er tot und das weiß er."
Ich begegnete ihren Blick und lächelte nun ein wenig traurig.
Mein Handy piepte erneut.
„In der Tat." Seufzte Chan und verschränkte die Arme vor der Brust.
Meiner besten Freundin hing verständnislos der Mund offen.
Sie tat mir leid.
Ich wollte, würde wollen, dass Chan und San einfach dicht hielten.
Chaerim zu lehren, dass das leben nicht nur bunt und pink war... das tat weh.
„Cheonsa, wo willst du hin?"
Ich legte das Papier vom Muffin auf den Tisch und lief vom Tisch weg.
„Cheonsa!" rief Chaerim mir hinter her und polterte los.
Ich wich den Kellnern und Gästen mit Leichtigkeit aus.
Vor dem Ausgang bekam sie meinen Arm zu fassen und riss mich zurück.
Mein Handy piepte ein drittes Mal. Die Warnung, dass ich jetzt zu gehen hatte.

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God's Menu
FanfictionIch hörte das klicken einer Waffe und haschte mit meinem Blick zu Chan. Nicht nur mein Arsch ging mir plötzlich auf Grundeis, Chan wurde sichtlich unruhig und fuhr herum. Einer von Kai's Leibwächtern hielt ihm eine Pistole direkt an die Schläfe. Pa...