A merry surprise

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Die Weihnachtsdeokoration im Anwesen der Ssang Young Pa hatte mich als Teenager bis in die Knochen beeindruckt.
Jedes Treppengeländer leuchtete, in jeder Ecke standen Silber und Gold geschmückte Weihnachtsbäume oder weihnachtliche Kristallskulpturen. Jedes Jahr waren es andere, jedes Jahr waren sie beeindruckender als im Vorjahr.
Hyunjin, Felix und ich gingen damals auf die Suche nach den besten Figuren und Bäumen.
Als wir uns zusammensetzten, gewannen wir alle. Die Dekoration brachte die Imposanz des Hauses nur umso mehr zur Geltung.
Genauso ging es mir Jahre später nun wieder.
Hyunjin und ich verbrachten die Tage vor Weihnachten in den Gängen des Anwesens, Seonghwa, Mingi und Wooyoung auf unseren Fersen. Für sie war es das erste Mal Kais Zuhause so belebt und erleuchtet zu sehen.
„Ich würde fast sagen, Kai hat Geschmack." Spottete Seonghwa, besah mich mit einem neckischen Blick der mich an die letzte Nacht im Hotel mit ihm erinnerte. Er sah dann auf den mit Zuckerstangen ausgeschmückten Kronleuchter, unter dem wir langliefen.
„Wir wissen alle, dass du nicht die Zuckerstangen meinst." Erkannte Hyunjin ohne große Mühe und drehte sich zu Seonghwa um.
In seinen Augen ein aufziehendes Leuchten und der Schalk im Nacken.
Mingi prustete los.
„Kai sucht die Dekoration nicht aus." Nahm ich Seonghwa seine Illusionen, konnte meine roten Wangen aber nur schlecht verstecken, als ich seinen staunenden Blick verfolgte, wie er sich die Kunstwerke in diesem Gebäude ansah.
Seine Augen leuchtend, wie die eines Kindes.
„Er hat ein Dekorteam, dessen einzige Aufgabe es ist über das Jahr zu pplanen,wie es an Weihnachten hier aussehen soll."
Aus Seonghwas, Wooyoungs und Mingis Augen floh der staunende Zauber. Es war, als würde man das kratzende Geräusch einer Schallplate in ihren Blicken hören.
Ich schmunzelte und griff nach einer der Zuckerstangen auf meiner Höhe.
„Gelegentlich wird über die Pläne geschaut. Die Zuckerstangen..." Ich löste die bei mir aus ihrer Halterung und betrachtete sie.
„Cheonsa hat sie damals ausgesucht. Eigentlich sollten die weihnachtlichen Kreuze sein. Fand sie nicht so cool."
vervollständigte Hyunjin die Geschichte. „Kai und Chan haben es durchgesetzt. Seitdem..." Ich hielt die Zuckerstange gegen das Licht und sah, wie sie sich brach.
Wooyoung sprang zu mir unter den Kronleuchter und löste ebenfalls eine. „Die bring ich Boo mit." Grinste er begeistert.
Mingi tat es ihm gleich, begann jedoch den Fehler genüsslich in die Stange reinzubeißen, bevor Hyunjin oder ich ihn davon abhalten konnten.
„NICHT!" riefen wir beide... zu spät.
Mingi spukte die Plastiksplitter auf den Boden und verzog angeekelt sein Gesicht.
Hyunjin prustete los. Seonghwa und Wooyoung waren sofort zur Stelle, um ihm die letzten Splitter von der Zunge zu kratzen.
Ich setzte meine Zuckerstange zurück an ihren Platz.
„Du bist wie ein Kleinkind!" schaukelte sich Seonghwa an Mingi hoch, als wir weiterwanderten.
„Nimmst alles in den Mund!"
„Naja, mehr als seine Stimme kann er ja nicht mehr verlieren." Felix tauchte hinter eine der Türen auf.
Sein Weg führte ihn aus dem Spielzimmer. Voll von Konsolen und Videospielen. Einer Leinwand kompatibel mit eben allen Konsolen, die man sich vorstellen konnte.
Felix' persönliches Paradies, damals wie heute.
Mingi gab einen rauchigen frustrierten Laut von sich, den Felix ignorierte, als er sich Hyunjin in die Arme warf und ihm einen Kuss aufdrückte.
„Ich hab dich vermisst." Murmelte Hyunjin fast schon schmollend.
Felix schob sich seine strahlend blonden langen Haare aus dem Gesicht und sah an Hyunjin vorbei zu mir, Seonghwa und den anderen beiden. „Das kann ich sehen, du hast einen Suchtrupp mitgebracht." Grinste er und nahm Hyunjins Gesicht in seine Hände, küsste ihn erneut.
Ich besah mich von den beiden wegzublicken und fiel mit meinem Blick zu Seonghwa.
Der starrte mich an, als würde er genau das gleiche machen wollen wie Fee und Hyunjin.
Von dem Punkt waren wir noch weit entfernt, vor allem in diesen Gemäuern.
„Einer von euch fehlt." Stellte Felix schließlich fest und musterte die Guerilla an meiner Seite nacheinander.
„San hat sich ausgeklinkt. Ist mit seiner Freundin und... ihrem Gefährten unterwegs." Wooyoung zuckte mit den Schultern. Mingi machte einige Gesten mit seinen Händen, die ihn zum Lachen brachten.
„Sie scheinen jetzt schon frohe Bescherung spielen zu wollen, meint Mingi." Druckste Wooyoung.
„Du verschwindest aber nachher auch noch." Erinnerte Seonghwa mit hochgezogener Augenbraue und sah zu dem kleineren.
„Weil ich Weihnachten mit meiner Familie verbringe. San... naja... Ich glaube nicht, dass seine Mutter ihn in letzter Zeit oft gesehen hat." Umschrieb Wooyoung.
„Eure Eltern leben noch?" harkte Felix überrascht nach.
Alle drei. Seonghwa, Mingi und Wooyoung nickten gleichzeitig.
Seltsames Schweigen brach plötzlich aus. Es zeigte, dass sie freiwillig in diesem Leben waren. Während es Hyunjin, Felix und mir aufgezwungen wurde.
„Wow..." machte Hyunjin, in seinen Augen ein trüber Schein. „Das... das ist cool". Müde lächelte Felix und legte Hyunjin einen Arm über die Schultern.
„Das..." Wooyoung sah sich unentschlossen um. „Hey... ich ähm..." er kratzte sich am Hinterkopf und schluckte seine Bemerkung herunter.
„Yoooo! Fee! Das war mal der Wahnsinn!" Die angespannt, merkwürdige Situation brach, als Yeosang aus dem Spielzimmer stiefelte und uns alle ein wenig zu verwundert anblickte.
„Ehm."
Hyunjin zog die Augenbraue hoch und nahm einen Schritt Abstand zu Felix.
Yeosang besah uns, als seien wir Haie, die gleich auf ihn losgehen wollten. Die Augen fielen ihm beinahe aus dem Kopf.
„Was... macht ihr hier?" Er blinzelte ein paarmal.
„Was machst du hier." Forderte Hyunjin und verschränkte die Arme vor der Brust, mit einem Blick der Stein spaltete.
„Was war denn der Wahnsinn?" schoss er sofort hinterher.
Felix und Yeosang warfen sich eilig einige Blicke zu.
„Fee hat mir so n Trick gezeigt." Yeosangs Stimme, sonst ähnlich tief wie die von Felix saß einige Oktaven höher.
„Für gewöhnlich nennen nur Cheonsa und ich Felix Fee."
Wooyoung und Mingi tauschten überforderte Blicke aus.
Seonghwa und ich betrachteten die Situation überrascht und abwartend.
Yeosang und Felix im selben Rahmen stehen zu sehen und Hyunjin daneben...
Visuell schrie es nach einem Kunstwerk, tatsächlich bedeutete es rollende Köpfe und Blut.
„Jinnie..." Felix zuppelte an Hyunjins Ärmel, der gleich wieder auf Abstand ging und auffordernd den Kopf schieflegte.
„Was hat er dir für einen Trick gezeigt."
„Hyunjin... lass gut sein." Felix Augen starrten auf den Boden, seine Wangen knallrot.
„Ich bin hier, weil Felix und ich uns hier treffen wollten." Beantwortete Yeosang in aller tiefenentspannten Ruhe.
Er nahm Hyunjin mit seinem Blick ein, der ihn eiskalt abschlug und den Mund angewidert verzog.
„Er... ich habe ihn vor ein paar Tagen dabei erwischt, wie er die Leuchtbuchstaben im Foyer manipuliert hat. Kurz nachdem ich das Stromsystem und die Sicherheitssysteme neu angelegt habe."
Hyunjin gefiel es ganz und gar nicht, dass Yeosang an ihm herabsprach, wie dieser zuvor gegenüber ihm.
„Ich habe Felix gebeten mir die Sicherheitslücke zu zeigen. Es handelt sich dabei um einen Fehler in der Ursprungsprogrammierung beider Systeme. Sie sollten sich nicht überschneiden oder Angriffen nachgeben."
Hyunjin schielte zu Felix, sein Blick kam dem einer Naturgewalt gleich, die noch auf den blonden einbrach.
Felix atmete tief durch, band sich seine Haare zu einem Zopf zusammen und blickte den Gang entlang und weg von Hyunjin.
„Da ist jemand sehr Eifersüchtig." Seonghwa stand aufeinmal dicht neben mir.
Ich nickte. „Mhmm..." machte ich. „Hyunjin teilt nicht gern, vor allem nicht Felix."
Seonghwa lachte leise. „Das sehe ich."
„Was würdest du sagen wenn ich mich dir gegenüber..."
„Ich würde dich umbringen."
„Du kannst nicht immer...ach vergiss es." Seuftzte er mit einem schmunzeln auf den Lippen.
„Das Felix diese Lücke durch alle Updates und Sicherheitsvorkehrungen immer noch findet, hat mich fasziniert. Dein Kumpel hat flinke und talentierte Finger." Komplimentierte Yeosang aus wirklich aufrichtig strahlenden Augen.
Hyunjins Lippen verzogen sich zu einem wunderschönen und grausamen offenen Lächeln.
Er sah aus wie ein Dämon.
„Freund.... Mein Freund hat äußerst flinke und talentierte Finger." Hyunjin besah seine eigenen Schwarzlackierten Nägel in feinster Bitch-Mode Manier.
„Aber das ist mir durchaus bewusst." Mein bester Freund baute sich vor seinem neuestem Opfer auf und stemmte die Hände in die Hüften.
Yeosang schien noch immer sehr unbeeindruckt.
„Hyunjin, mach keine Szene bitte. Yeo hat recht. Genau so war es." Felix stürzte an Hyunjins Seite.
„Hyunie, es ist Weihnachten. Mach kein Fass auf, nicht heute... bitte." Bestand Felix auf seine Konfliktscheuheit. Hyunjin hingegen liebte das Drama. Flehend sah Felix zu mir herüber.
„Hyunjin." Mahnte ich ihn und riss ihn sofort aus seiner Rolle.
„Yeosang hat ihm nichts getan. Ihr steht genauso unter seinem Schutz, wie ich. Zieh den Schwanz ein."
Mein bester Freund fuhr mit seinem Blick entsetzt zu mir herüber. Was wagte ich mich in seine Heile Welt mit Felix einzumischen.
„Yeo, nimm es dir nicht zu Herzen." Wies ich den Guerilla ein. Er nickte leichtfertig.
„Hatte ich auch nicht vor. Es ist Weihnachten. Das Fest der Liebe." Er warf Hyunjin eine Kusshand zu.
Seonghwa und die anderen beiden Guerillas drucksten.
Hyunjin fand dies gar nicht lustig.
Er rümpfte die Nase, schnappte sich Felix und schliff ihn ohne ein weiteres Wort hinter sich her, wie ein Kind seinen Lieblingsteddy.
„Wie hält Felix es mit ihm aus." Flüsterte Yeosang hinter hervorgehaltener Hand.
Ich wartete, bis die beiden wirklich aus unserer Hörweite verschwunden waren.
„Felix wirkt nicht so. Aber er ist teilweise genauso." Verriet ich ihm. Der schnalzte mit der Zunge und sah Hyunjin und Felix mit rausfallenden großen Augen hinterher.
„Ich find die beiden Süß." Verkündete Wooyoung inbrünstig überzeugt. „Jedes Mal, wenn ich sie gemeinsam oder mit Cheonsa sehe, werden sie immer sympathischer." Er grinste breit und wirklich vollkommen im Einklang mit seinen Worten.
„Weil Soojin nicht anders ist sobald du auf den Arsch einer anderen schaust." Bemerkte Seonghwa trocken und erntete von uns anderen Lacher.
Wooyoung plüsterte sich auf. „Das habe ich auch gar nicht nötig, weil..."
„Soojin dir Chillipulver ins Duschbad macht..." grinste Yeosang.
„Sie dir im Ring zeigt, wer die Hosen anhat..." hing Seonghwa hinterher.
Mingi gestikulierte eilig. Während Yeosang und Seonghwa lauthals loslachten, versank Wooyoung im Boden.
„Das war ein Mal! Und ich habe dieser Frau nicht auf den Arsch geschaut, sie hat mich angebaggert... Es war ganz am Anfang. Da waren Soo und ich noch gar nicht zusammen!" Wooyoung stemmte seinen Fuß wütend in den Boden. Doch sein kindliches verhalten wurde von einem Piepen unterbrochen.
Verwundert sah ich mich um.
Seonghwa, Mingi und Yeosang bekamen es ebenfalls.
Sie blickten an sich herunter. Mingi griff als erstes nach seinem Walkie-Talkie. Erneut piepte seines und die drei anderen.
Seonghwa nahm an.
„Du bist mit meiner Verlobten unterwegs?" erklang Kais Stimme ohne große freundliche Vorrede.
Er klang sachlich, nüchtern.
„Ja. Sie hat sich die Weihnachtsdekoration angeschaut."
Von Kais Seite folgte ein schmunzeln durch die Technik.
„Gefällt sie dir, mein Engel?"
Auf den Moment spürte ich Seonghwas Blick auf mir. Die Erkenntnis, wie leicht Kai die Welt wieder einreißen konnte.
Logisch, er lebte hier, saß in einem der umliegenden Zimmer. Wir hätten im hintersten Gang des Anwesens sein können, sich hier vor ihm zu verstecken war unmöglich.
„Ich... Ja." Ich mischte wirkliches bewundern in meine Stimme.
„Du hast dich selbst übertroffen. Vor allem mit den Zuckerstangen." Ich blickte zu dem Kronleuchter zurück.
„Sie sind jedes Jahr hier gewesen. Du wolltest sie damals unbedingt beim Spielzimmer haben."
Diese Diskussion würde ich nie vergessen. Süßigkeiten über christliche Werte, die bei dieser Familie absolut nichts mehr bedeuteten.
„Ich will, dass du auf der Stelle in den Keller kommst." Verlangte Kai dann. Der Hauch redseeliger melancholie schwand aus seiner Stimme.
„Zauberwort." Verfiel ich in einen kälteren Ton.
„Bitte." Setzte er wenig begeistert hinterher.
„Ich bringe sie umgehend runter. Ohne weitere Umwege." Folgte Seonghwas Stimme so strikt, dass er beinahe klang wie ein Fremder.
Wir beide erkannten uns in Kais Gegenwart selten wieder.
„Vielen Dank, Seonghwa. Richte Mingi aus, er kann für den Abend frei machen. Du ebenfalls. Cheonsa ist Sicher genug für den Abend." Überrascht blickte ich zu Seonghwa herüber. Er riss die Augen genauso verwundert auf.
Das war das allererste Mal, dass Kai veranlasste mich ohne einen seiner Leute zu lassen, seit er Seonghwa als meinen dauerhaften Schatten beauftragt hatte.
„ich..."
„Du wirst ohne weitere Widerworte dein Feld räumen." Orderte Kai, ohne den Hauch eines freundlich gemeinten Untertons, wie eben noch.
Seonghwa schluckte. „Selbstverständlich." Lenkte er ein und sah das Walkie-Talkie an wie seinen größten Todfeind.

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