„Das kannst du nicht anziehen, Cheonsa." Kais Arme legten sich von hinten um meine Seiten und drückten mich an ihn.
Ich lächelte, griff nach seinen Haaren und besah unser Abbild im Spiegel.
„Warum nicht." Flüsterte ich und unterstand es zusammenzuzucken, als er seine Lippen auf meine Halsbeuge presste und mich dort küsste.
Ich musterte mein Outfit. Ein kurzes, aber figurbetonendes Rollkragenkleid aus dünner Wolle. Irgendein nationales Designerlabel, wenn ich dem kleinen Infozettel Glauben schenkte, der dazu in meinem Schrank hing.
Meine Beine waren in einer warmen hautfarbenen Strumpfhose verhüllt, darüber hatte ich eine schwarze mit Spitze gezogen, dazu Kniehohe Stiefel aus mattem Leder.
„Du siehst zu gut aus." Raunte Kai mir zu und küsste meinen Hals wieder und wieder.
Ich schloss die Augen für einen Moment und entspannte mich in seinen Armen.
Solange ich mitspielte, passierte mir nichts. Solange ich meine Moral für die nächsten Monate vergrub, würde mich meine Freiheit willkommen heißen. Mein Leben mit Seonghwa...
Ich sog die Luft ein und stieß sie mit einem amüsierten Drucksen aus.
„Das ist der Sinn meines Outfits, Kai." Erinnerte ich ihn und fasste seine dunklen Augen. Augen, die mich in den vergangenen zwei Tagen, seit ich ihm nachgab, nicht einmal Kälte oder Distanz zeigten.
Seine ganze, gesamte Aufmerksamkeit lag stets auf mir. Wann immer ich redete, hörte er mir zu, wann immer ich schwieg, stellte er sicher, dass ich mich dennoch wohlfühlte.
Das versprechen sich zu ändern hielt er. Nur änderte es rein gar nichts an meinen Gefühlen für ihn.
Sie gehörten nicht mehr ihm. Ich hatte sie an Seonghwa abgegeben und fest und sicher unter Verschluss.
„Aber nicht, für die Menge an Leuten, die dich heute sehen werden." Kai küsste meine Wange.
Das hier sollte Seonghwas und mein Moment sein.
Mit ihm wollte ich Silvester verbringen. Mit ihm wollte ich in ein neues Jahr starten.
Jetzt blockte ich jeglichen Kontakt zu ihm. Seine Nummer hatte ich gelöscht. Überall blockiert und alle Bilder mit ihm schweren Herzens gelöscht.
Felix hatte sie zuvor auf einen separaten Cloudspeicher gesetzt. Für den Fall, dass ich Motivation bräuchte. Bemerkte er mit einem frechen Grinsen und zwinkerte mir zu.
Hyunjin fand die Bemerkung nicht sonderlich geschmackvoll und stand kurz davor seinem...Freund... genau jenen Titel wieder zu nehmen.
Sie hatten ihren Entschluss an Weihnachten gefasst offiziell und exklusiv miteinander zu gehen. Das waren ebenfalls jene guten Nachrichten, die sie mir mitteilen wollten, als ich sie nicht in mein Zimmer ließ.
Einen Tag nach Weihnachten besorgten sie sich zusammenpassende Ringe.
„Du wirst mir den Scheinwerfer eh rauben, Kai. Ich könnte in einem Kartoffelsack auftauchen und..."
Kai küsste meine Wange und drehte mich in seinen Armen zu sich um.
Ich schnappte seinen Blick auf und hielt ihn.
Etwas, dass ihm kein Mensch abschlagen oder ausreden konnte, war seine Schönheit und dessen war er sich stets bewusst. Kai besaß ein Gesicht für die Götter. Erhaben und herabschauend, so voll von Arroganz über allem menschlichen zu stehen.
„Du..." Sein Atem huschte über meine Nase und plötzlich waren seine Lippen meinen ganz nahe."
„... raubst mir meine Scheinwerfer. So war es damals und so wird es immer sein." Er küsste mich sanft und kurz und blickte dann auf mich herunter.
Ich spürte nichts. Innerlich zählte ich seine Küsse. Sie würden jene Messerhiebe sein, die ich ihm zufügte, sobald ich hatte, was ich brauchte, um ihn loszuwerden.
Ich lächelte wie eine Schlange, hob meine Hand und fuhr mit meinem Zeigefinger den Ausschnitt von Kais Hemd entlang. Ein schwarzes, weites Hemd, das deutlich mehr Haut zeigte als mein Rollkragenkleid.
Kai bekam Gänsehaut unter meiner fliegenden Berührung. Ich grinste hämisch.
„Das kannst du nicht anziehen." Ich legte den Kopf schief und knöpfte sein Hemd Stück für Stück zu.
„Du siehst zu gut darin aus."
Er lachte und nahm mein Gesicht in seine Hände. „Spiel meine Karten nicht gegen mich aus." Seine Lippen berührten meine Stirn.
Es klopfte von außen an meine Zimmertür.
„Fünf Minuten noch!" donnerten Kai und ich gleichzeitig zurück.
Wir beide lachten einen kurzen Moment, dann herrschte Stille, in der Kai mich ansah, als hielt er seine ganze Welt in seinen Händen.
Ich stellte mir vor er wäre Seonghwa. Das machte es nicht einfach die Situation zu akzeptieren, aber leichter Kais Blick genauso zu erwidern, wie er es von mir erwartete.
Beim Frühstück von vor zwei Tagen präsentierte ich ihm meine aufgelegte Entscheidung, ich würde es mit ihm nochmal versuchen. Ich hatte seinen Brief gelesen, war von den Worten gerührt und wollte an uns arbeiten. Das wir beide in Frieden in diese Ehe treten konnten.
Ich konnte von Glück reden, noch in meinem eigenen Zimmer schlafen zu dürfen.
Seonghwa, der bis dato im Zimmer neben meinem schlief, wurde ausquartiert. Mein Guerilla Trupp durch einen anderen ersetzt. Hongjoon blieb an Kais Seite.
Meine neuen Anhängsel bestanden jedoch als alten neuen bekannten.
Vier der eigentlich dreizehn Jungs warteten vor meiner Tür. Sie waren mal siebzehn, doch vier von Ihnen kamen in der Aufnahme zu den Guerillas um. Stellvertretend für Kai waren heute Hongjoon und Yunho an seiner Seite.
Für private Belange hatte Kai meine Bewachung herunterstufen lassen. Für öffentliche Auftritte wie dieser hier zu Chans und Changbins Silvesterparty dagegen, hatte er sie hochgenommen.
Meine Vier reihten sich hinter mir, seitlich von mir und vor mir ein. Kai nahm meine Hand in seine. Vor und hinter ihm liefen je Hongjoon und Yunho.
Hongjoon blieb der einzige seines Trupps mit dem ich Kontakt hielt. Er informierte mich darüber, dass es Seonghwa seit dem Morgen im Hotel nicht gut ging. Er verrannte sich in seinen Jobs, kam kaum noch in die Halle zurück und wenn, war er auf niemanden gut zu sprechen.
Hyunjin und Felix, angezogen in ein und demselben Outfit, warteten bereits an den Wagen, die uns zur Strecke brachten.
Sie lächelten mir aufbauend zu, doch wussten es kam nicht mehr zu mir durch. Ich hielt mein Innenleben unter Verschluss, wenn ich in Kais nähe war. Alles, was mit mir zu tun hatte, legte ich ab und stellte ich auf stumm.
Zwei meiner vier neuen Begleiter gesellten sich zu Hyunjin und Felix, die anderen beiden blieben bei Kai und mir.
„Ich finde du solltest Chan heute den Weg ins Jenseits bereiten." Bemerkte Kai aus dem nichts heraus im Wagen und zückte aus seinem roten Jackett eine Waffe hervor. „Chanbin vielleicht auch. Ich bin mir sicher, das schafft dir Frieden."
Ich lächelte nur stumm, nahm Kai das schwere Metall ab und verstaute es in meiner Handtasche.
„Du denkst wirklich, dass sie das Geld heute nicht reinbekommen werden?" harkte ich liebäugelnd nach und blinzelte Kai aus perfekt geschminkten Augen zu.
Er lehnte sich in aller Gelassenheit zurück und legte einen Arm um mich, da er auf dem Rücksitz in der Mitte saß, reichte sein Arm über meine Schultern. Hongjoon, auf der anderen Seite von Kai, blickte unbeteiligt aus dem Fenster.
„Cheonsa, bitte..." Kai klang seiner selbst zwei Plagen um Mitternacht weniger zu haben, sehr sicher.
„Wir reden von mehreren Millionen Dollar, die die beiden in kurzer Zeit auftreiben müssten. Das passiert selbst auf den besten schlechtesten Benefizveranstaltungen nur sehr selten."
„Du kannst Benefizveranstaltungen nicht mit dem hier vergleichen." Hielt ich mich gegen Kai und lehnte meinen Kopf an seine Schulter.
Ich hörte ihn leise lachen. „Ganz Busan und seine High Society auf ein solch Abstruses Event einzuladen, kann sie nicht weit bringen. Ich hatte länger überlegt die beiden loszuwerden. Nach heute sollte das Problem gelöst sein.
Ich ballte meine Hände in den Ärmeln meines Wintermantels zu Fäusten und schluckte die unzähligen Spitzen herunter, die ich ihm unter Umständen mit Freuden ins Gesicht stach.
„Außerdem können sie auch schon Vorarbeit geleistet haben?" säuselte ich und küsste Kais Wange.
Er blickte von mir weg, seine Wangen liefen widerlich rosa an.
„Bei der Gästeliste? Ich glaube eher nicht, mein Engel." Seine Hand drückte sanft meine Schulter.
Ich schielte an Kai vorbei zu Hongjoon.
Für einen Moment ließ ich Seonghwa in meine Gedanken. So wie Hongjoon mich vernichtend besah, war es leicht zu erraten, dass es Hwa nicht gut ging. Doch für uns beide stellte Abstand das Beste da.
Ich wusste ihn in Sicherheit.
„Woran denkst du grade?" lenkte Kai mich ab und küsste meine Schläfe.
Ich fand in die trübe Realität zurück.
„An unsere Hochzeit." Log ich breitgeschmiert und grinsend wie ein Honigkuchenpferd.
„Wir müssen zur Kirschblüte heiraten. Ich will ganz viele Blumen. Bei gutem Wetter heiraten wir draußen und ich will Taylor Swift als Showact."
Ich ließ mir das Dümmste einfallen, das mir durch den Kopf trieb.
Hongjoon warf mir einen Blick herüber, der mich für bescheuert erklärte.
Mingyu und Vernon auf Fahrer- und Beifahrersitz tauschten amüsierte Blicke aus.
Kai lachte herzhaft auf.
„Taylor Swift? Kennst du ein Lied von ihr?"
Eifrig nickte ich und zählte ihm einige auf, die ich von Wooyoung aufschnappte, die Hyunjin und Felix oft laufen ließen.
Mein liebling unter ihnen? „The smallest man who ever lived." Nicht dass ich Kai dies verriet.
Lover, Paper Rings, Love Story, all die so bunten und lieblichen Lieder zählte ich auf.
„Ich kann dir Karten für ihre aktuelle Tour besorgen. Das ist günstiger, als sie auf unsere Hochzeit zu bekommen. Die Frau lässt sich nicht einkaufen." Machte er mir einen Kompromiss.
„Ich will sie auf unserer Hochzeit." Bestand ich und legte einen lieb gemeinten Nachdruck in die Stimme.
Kai brach meinen Blick ab.
Er haderte mit sich. Dazwischen mir jeden Wunsch von den Lippen abzulesen und mich in meine Schranken zu weisen.
Ich liebte es ihn zittern zu sehen.
„Ich wäre auch mit Beyoncé einverstanden."
Kai begann weiß um die Nase zu werden.
„Hyunjin und Felix..." wechselte er dann plötzlich das Thema und zupfte an dem Stoff meines Mantels.
„Sie... scheinen sich endlich arrangiert zu haben?"
Ich lächelte, diesmal von Herzen und ohne mich zu bemühen.
„Ja." Bestätigte ich ihm. „Die beiden haben endlich offiziell zueinander gefunden." Ich nickte gemächlich.
„Wurde Zeit, sie sind damals schon umeinander geschwirrt wie... Magneten." Erinnerte er sich zurück.

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God's Menu
FanfictionIch hörte das klicken einer Waffe und haschte mit meinem Blick zu Chan. Nicht nur mein Arsch ging mir plötzlich auf Grundeis, Chan wurde sichtlich unruhig und fuhr herum. Einer von Kai's Leibwächtern hielt ihm eine Pistole direkt an die Schläfe. Pa...