Under the influence

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„Cheonsa?"
Kai raste hinter mir her, während mein Kopf über der Kloschüssel hing und ich mich an dem erfrischend kalten Porzellan der Klobrille festkrallte.
Eine Hand fasste meine Haare und band sie eilig in einem losen Zopf zusammen.
„Du hast dir eine Infektion über eine deiner Wunden eingefangen." Kais Hand strich sanft über meinen Rücken.
Mir stiegen Tränen in die Augen. Vom Hochwürgen meines kaum vorhandenem Mageninhalts und von der Zartheit mit der Kai mich berührte, der Sorge in seiner Stimme.
„Übelkeit und Erbrechen sind typische Symptome." Murmelte ich in das Schallen der Kloschüssel und kniff die Augen mit dem nächsten Würgen zusammen.
Ich fand Tausend neue Gründe Chans Anhängsel umzubringen.
Ein Schauder überfiel mich und mit einem Mal wusste ich nicht, ob mein Körper in Flammen stand, oder sich in einen Eiswürfel verwandelte.
Ich hob meinen Kopf und griff nach dem Toilettenpapierspender. Kai kam mir zuvor und tupfte mir mit einem Tuch vorsichtig den Mund ab. Seine Hand zitterte, so wie mein ganzer Körper. In seinen Augen lag eine Sorge, der ich ansah, dass er nicht wusste, wie er damit umgehen sollte.
Müde blinzelte ich mit meinen Augen und horchte nach der friedlichen Cheonsa und meinem Dämon.
„Du... du hattest recht." Stammelte ich und sah von Kai weg, bevor mein Hirn mir Bilder spielte, dass er immer noch der gleiche von Früher war. Das war er nicht.
Seine Hand schmiegte sich an meine Wange und ich schloss meine Augen, als er meinen Kopf behutsam zu sich drehte. Ich wollte ihm nicht nochmal in die Augen sehen. Ich wollte mich gegen ihn wehren, aufstehen und aus dem Bad rennen. Aber mein Körper war zu schwach, mein Hirn leergefegt von jeglichen Schutzwallen.
„Mit was hatte ich recht, mein Engel."
Ich fiel in eine Art starre, als er meinen Spitznamen verwendete und spürte, wie die Tränen ganz ohne Würgen aus meinen Augen quollen.
Das Eingeständnis zu denken, ihm in Gedanken recht zu geben, das fiel nicht leicht, aber noch immer leichter, als die Worte direkt vor ihm auszusprechen. In diesem Moment wirkte Kai nicht so, als würde er sich dafür rühmen mir mein Schicksal prophezeit zu haben, sondern so als wäre er eher davon aus mich auf Beinen aus dem Bad zu bekommen.
„Die Strays... sie..." Ich hörte mein Herz in meinen Ohren zersplittern, als schmiss ich ein Stein auf eine Glasscheibe.
„Sie haben... haben mich schwach gemacht." Meine Lider flogen flatternd auf und ein Schluchzen ergriff mich mit der Realisation, dass ich dies eben wirklich ausgerechnet vor Kai in Worten eingestand und jeden Buchstaben so meinte.
Seine Arme schlossen sich wortlos um mich und er zog mich in seine Arme. Er sagte nichts, kein Ton, kein selbstgefälliges Grunzen. Nichts. Während mein Herz ausblutete und mit ihm mein Leben der letzten Jahre, die Blase, aus der ich endlich ausbrach.
Erst als ich mich beruhigte, wurde sein Griff um mich fester.
„Wer von ihnen hat dir das angetan." Flüsterte er mit einem Beben in der Stimme, das vorhersagte, es würden Köpfe rollen.
„Was haben sie dir angetan." Er fuhr durch meine Haare, küsste meinen Ansatz und ließ mich in seinem Schoß ruhen.
Ich kugelte mich zusammen wie eine Katze, allein als die Erinnerung in meinem Kopf Alarm schlug, wie sehr die beiden jüngsten der Strays sich an mir verausgabten, mir weh taten und noch schlimmeres vor hatten.
Sie wussten nicht, dass sie durch ihre Handlungen ein Trauma reaktivierten, das noch immer tief saß, dass sie dies nur noch verstärkt hatten.
Kai atmete tief durch. Dann wurde er noch ruhiger als zuvor.
„Wir klären das, sobald du wieder auf den Beinen bist." Erklang er. In seiner Stimme klimperte Eis. Was auch immer er vor hatte, Seungmin und Jeongin hatten danach nichts mehr zu lachen. Wenn sie lebend aus der Sache rauskamen.
„Kann ich sonst etwas für dich tun?" Er hob mich vorsichtig vom Boden und in seine Arme.
Ich schüttelte den Kopf, und wollte gleichzeitig so viel! Wieder raus aus diesem Anwesen, wissen wie es Seonghwa ging, zu Seonghwa, Chaerim ein Lebenszeichen von mir geben, sie wieder sehen...
Kai brachte mich zurück ins Bett und kuschelte mich zurück in die Decke.
„Ich denke, die wirst du nicht mehr brauchen." Ich wusste erst gar nicht, was er meinte, als er das sagte, auf seinen Lippen nun doch den Hauch von Selbstgefälligkeit, den ich nicht anders erwartet hätte.
Mein Körper war zu starr vor Schwäche, um zu verhindern, wie Kai mir die Ohrringe rausnahm und in den Mülleimer unter dem Schreibtisch entsorgte.
Ich nickte nur, meine Lider schonwieder davor zuzufallen.
Die kleine Cheonsa, die sich in ihrer alten Haut nur zu wohl fühlte brauchte auch nicht lange um sich herunter zu fahren und dem Drang nach Schlaf in meinem Körper nachzugehen.

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