One more time

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Grundsätzlich änderte sich nach der Hochzeit nichts.
Zumindest für mich.
Ich zog zurück ins Anwesen.
Han zog zusammen mit seinen und Minhos Katzen in eine andere Wohnung. Im selben Komplex, wie der, in dem sich die Wohnung befand die Seonghwa mir schenkte.
Ich gab sie an Hyunjin und Felix ab.
Sehr zum Missfallen von Seonghwa.
Nach Minhos Beerdigung ging alles weiter wie bisher. Kai spannte mich wieder in seine Arbeit ein. Auf Flitterwochen verzichteten wir.
Lediglich ein paar Tage auf Jeju gönnten wir uns. Mit der Absicht, dass einer von Kais neuen Dornen im Auge ebenfalls dort war und ich ihn ausschalten sollte.
Nur eine einzige Neuerung betraf mich. Ich durfte mich von nun an als offizielles und eingeweihtes Mitglied der Führungslinie der Ssang Young Pa bezeichnen.
Mein Drachentattoo zierte einen Zusatz, der mich als solches markierte.
Ich war die erste Frau, die sich einen solchen Rang erkämpfte. Niemand stellte mich während der Zeremonie in Frage. Keiner der Partner von Kai, noch seinen Brüdern oder die von ihrem verstorbenen Vater. Würden sie das Wort erheben, waren sie mal am Leben gewesen. Das war ihre Motivation den Mund zu halten und mir den gebührenden Respekt zu zollen, den ich verdiente.
An dem Abend nach der Zeremonie war es mir vergönnt ihn nach meinem Ermessen zu gestalten.
Ich schnappte mir eines der Motorräder aus Kais Garage und fuhr in die Stadt.
Zu meinen alten Guerilla.
Einzig die alteingesessenen alten Säcke der Guerilla war es erlaubt bei der Zeremonie dabei zu sein. Somit hatten Seonghwa und die anderen heute frei.
Zwei meiner aktuellen Begleiter folgten mir. Allein unterwegs zu sein hatte sich für mich immer noch auf ein Risiko minimiert. Aber da ich wusste, dass mein aktueller Trupp auf der Richtigen Seite stand, störte es mich wenig.
Wooyoung und San versicherten mir, sie hatten nichts großes organisiert, nur ein kleines BBQ, ein paar Drinks, ein paar Leute.
Was sie mir verschwiegen war... dass so ziemlich Chaerins ganze Crew an Queencards anritt, zusätzlich Hyunjin, Felix, Changbin, Han und Chan.
Als ich zu all dem Trubel auch noch Chaerim im Rollstuhl sah, blickte ich Wooyung vorwurfsvoll an. „Nur ein kleines Zusammenkommen?" Irgendwo dröhnte laute Musik, der Grill in der Halle glühte. Yunho und Jongho standen in Küchenschürzen und je mit einer Flasche Soju in der Hand daneben.
So hatte ich mir meine Hochzeit gewünscht. Laut, kunterbunt, herzlich.
Wie ich eintrat, war ich umgeben von einer Traube bestehend aus meinen Freunden.
Ich glaubte nicht, dass ich so viele Leute mal meine Freunde nennen würde. Aber hier waren sie.
Allen voran Seonghwa, der mich als erstes mit einem Drink versorgte und dafür sorgte, dass die ganze Halle auf mich anstieß und alles was von nun an Bergaufwärts gehen würde.
Chaerin und Han bedachten Minho, wie vieles ohne ihn hier nie möglich gewesen wäre.
Eine Schweigeminute wurde abgehalten.
So wie die Musik wieder begann zu laufen, schien jeder über Minhos Opfer vergessen zu haben. Oder es gebührend zu feiern, so wie die Tatsache, dass ein Ende der Ssang Young Pa in Sicht war.
„Das alles wäre gar nicht nötig gewesen." Murmelte ich nach einem weiteren Drink. Sitzend zwischen Seonghwa und Han.
Mir gegenüber in einem Sessel Hongjoong, der nur mit den Schultern zuckte. „Sag das nicht mir. Die beiden haben das meiste organisiert." Hongjoong nickte zu Seonghwa, dann zu Hyunjin und Chan.
Seonghwa gab einen stolzen laut von sich. „Wenn dein Mistkerl von Ehemann nicht hinbekommt dich feiern zu lassen, dann aber wir."
Ich glaubte es mir durch den Alkohol einzubilden, aber für einen Moment spürte ich wie Seonghwa seinen Kopf gegen meine Schulter lehnte, dann aber schlagartig daran dachte, wie wir unsere Schranken gesetzt hatten.
„Ich habe ihnen gesagt, dass es zu viel ist. Aber auf mich hört keiner."
„Sagt genau der, der feiern kann, als gäbe es kein Morgen!"
Ich glaubte mich zu versehen, als aus dem nichts auf einmal Jackson heraufbrauste.
„JACKSON!" Seonghwa neben mir sprang auf und begrüßte ihn, als haben sie sich Jahre nicht mehr gesehen.
„Theresa bittet sich zu entschuldigen, aber mit zwei frisch geschlüpften Heulbojen macht es sich schwer, um die halbe Welt zu fliegen und zu feiern." Grinste er in all seinem Charisma für das ich ihn bei unserer ersten Begegnung in seinem eigenen Club beinahe umbrachte.
Ich genoss den Abend und das in vollen Zügen. Ich trank so viel Alkohol wie lang nicht mehr, redete und lachte so viel, dass ich Bauchschmerzen hatte.
Als Chaerim auf mich zurollte und mir meinen aktuellen Drink aus der Hand nahm bemerkte sie nur, dass sie mich noch nie so ausgelassen erlebte.
Wir redeten eine ganze Weile. Darüber wie es für mich weiterging. Wie für sie, wenn San und Chan hier raus waren.
Selbst betrunken musste ich mich zusammenreißen ihr nichts von meinen Plänen zu erzählen. In ihren Augen klang alles so perfekt. Da waren keine Probleme, die sich nicht durch das Geld ihrer Eltern lösen ließen. Wäre es so einfach hätte mein Geld sie schon lange aus der Welt geschafft.
Irgendwann kamen Hyunjin und Felix hinzu. Felix traf das erste mal auf meine beste Freundin. Und das ziemlich wankend und klammerig an Hyunjin.
Felix wirkte nicht so, als wolle er Chaerim ausgerechnet jetzt kennenlernen, sondern lieber ganz allein mit Hyunjin sein.
Als es jedoch um ihr Dreieck mit Chan und San ging, schien er plötzlich ganz dabei zu sein und vergaß, wie sehr er eben noch auf seinen Partner himmelte.
Mir wurde mein Cocktailbecher mit einem Glas Champagner ersetzt und ich aus dem Gespräch mit meinen beiden besten Freunden und Hyunjin gerissen.
„Wenn ich mich richtig erinnere, war das deine Lieblingssorte." Seonghwas Stimme brannte sich hinter mir in mein Ohr und bescherte mir eine nur zu bekannte Gänsehaut.
Verstand sagte mir, ich sollte mich aus seinem Griff wenden und den Champagner wieder zur Seite stellen.
„Die wäre?" Ich drehte meinen Kopf zu ihm und mit einem Mal stieg mir mein ganzer Alkohol zu Kopf.
Seonghwa war mir zu nahe. Viel zu nahe. Seine Augen hafteten an meinem Glas, als sei es sein nächstes Opfer. Seine malerisch geschwungen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln das in meinem Nervensystem zusätzlich zum Alkohol, einen kompletten Systemabsturz verursachte.
„Dom Pérignon Rosé."
Ich schmunzelte. Seonghwa hatte viel viel mehr auf mich geachtet, als ich dachte.
Das hatte ich ihm nie verraten.
„Hongjoong hätte mich fast auf die Straße gesetzt, als er den Preis davon gesehen hat aber... ich finde du verdienst es. Cheonsa."
Ich schloss die Augen, als er aus der Leichtigkeit seinesn Alkoholpegels heraus meine Wange küsste und einen Moment zu lange den Kontakt nach meiner Haut suchte.
Diese eine kleine Geste, spürte ich bis in meine Zehenspitzen wabern.
Mir wurde auf einmal so warm, dass ich den Blazer loswerden wollte, den ich über mein tiefblickendes Spitzenoberteil gezogen hatte.
Ich nippte an meinem Glas. Unentschlossen Seonghwa auf seine Grenzüberschreitung hinzuweise, oder sie selbst einzureißen.
Er sah unglaublich aus. Die Rabenschwarzen Haare fielen ihm in Gesicht. Sie waren so lang geworden, dass sie bis an seine Schultern reichten.
Sie rahmten sein Gesicht, brachten seine unbeschreiblichen Züge zum Strahlen.
„Verdiene ich das wirklich?" flüsterte ich und blickte von ihm weg auf mein Glas. Ich nahm noch einen Schluck und noch einen Schluck. Genoss, wie das süße pricklen meinen Hals herunter ran und mich für den Moment abkühlte.
„Ja." Hauchte Seonghwa ohne nachzudenken, führte seine Hand unter mein Kinn und machte vorsichtig, dass ich zu ihm hochblickte.
Ich wollte weinen. So wie er mich ansah, als habe er einen Schatz vor sich. Einen den er glaubte gefunden zu haben und doch verlor er ihn, direkt vor seinen Augen.
„Schau mich nicht so an." Flüsterte ich und nahm seine Hand schweren Herzens von mir.
Gleichzeitig rutschte mir mein Herz in die Kniekehlen. Seongwha und ich hatten uns geeinigt, nicht mehr so aneinander anzuschauen. Wir waren Freunde. Gute Freunde.
„Wie denn?" Ich sah an ihm vorbei, beobachtete wie Han gemeinsam mit Chaerim und Chaerin sprach und alle drei sehr nüchtern wirkten.
„Als siehst du in mir irgendeine Heilige." Spie ich aus.
„Aber wenn du genau das für mich bist?"
Das war ich nicht und dennoch erwiderte ich nichts gegen seine Worte, als seine Lippen erneut den Kontakt zu meiner Haut suchten.
Ich sollte Seonghwa wegstoßen, dem Spuk ein Ende bereiten und mich nicht in ihm verlieren.
Wir waren was auch immer wir waren. Das war durch.

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