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Fred, George und Lee steckten ihre Köpfe aus einem Abteil und winkten Claire zu. Als sie mich sahen, grinsten sie sich an. Claire warf mir einen Blick zu, dann ging sie, mich hinter sich herziehend zu den Jungs.
„Das ist-"
„Clarisse!", beendete Lee den Satz und strahlte mich an. „Na kleine Maus, freust du dich auf Hogwarts?"
Ich nickte. Hatte er mich „kleine Maus" genannt? Ich war nur zwei Jahre jünger als er. Vielleicht drei...
„Nicht so schüchtern, bei uns musst du nicht schüchtern sein!", sagte George (oder Fred, keine Ahnung) und streckte mir seine Hand entgegen. „Fred Weasley, immer zu Diensten!" Er salutierte. Claire, George und Lee lachten.
„Mhm!", sagte ich nur.
„Sie mag uns nicht!", stellte George fest.
„Doch, sie mag uns! Wer mag uns nicht?"
„Natürlich mag sie uns! Jeder mag uns!"
„Klar, jeder mag uns!"
„Ohne Ausnahme!"
„Die Lehrer lieben uns auch!"
„Klar!"
„Logisch! Jeder mag uns!"
„Ja, jeder..."
Ich musste lachen.
„Claire, ich glaube die sind noch verrückter als du!", stellte ich fest, grinste die Jungs nochmal an und quetschte mich dann an ihnen vorbei.
„Nein sind wir nicht!", rief Lee mir hinterher.
„Sie ist die verrückteste von uns allen!", rief Fred oder George. Ich grinste und ging dann weiter um mir ein Abteil zu suchen.
Als ich ungefähr am Ende des Zuges angekommen war, sah ich ein Abteil in dem nur ein einzelner Junge saß. Ich schob die Abteiltür auf und setzte mich.
„Ey, da ist besetzt!", sagte der Junge. Er sah aus als wäre er ungefähr ein Jahr älter als ich, hatte braune Haare und leicht gebräunte Haut. Ich zuckte die Schultern und sah aus dem Fenster.
„Wer bist du?", fragte der Junge, plötzlich interessiert.
Ich warf ihm einen Blick zu.
„Clarisse Cole!", sagte ich dann.
Der Junge sah mich einige Sekunden lang an, dann fragte er zittrig:
„Die Schwester von Claire Cole?"
Ich nickte und hob eine Augenbraue.
Der Junge stand auf und schluckte.
„Sag deiner Schwester, das nächste Mal verzaubere ich sie, bevor sie es mit mir tun kann!", sagte er dann. Ich grinste.
„Ich richte es aus!"
Der Junge verließ überstürzt das Abteil.
Ich beobachtete die, an mir vorbeiziehenden Bäume und meine Gedanken schweiften weg. Zu meinen Eltern, zu meinem verstorbenen Bruder, zu meinen Großeltern, die ich seit vier Jahren nicht mehr gesehen hatte...

„Hast du zufällig eine Kröte gesehen?", riss mich plötzlich eine Mädchenstimme aus den Gedanken. Ich starrte sie an. Sie hatte braune, buschige Haare, ein pummeliger Junge stand neben ihr. Sie mussten in meinem Alter sein.
„Nein, habe ich nicht!", sagte ich kühl. Das Mädchen blieb stehen wo sie war. Ich hob eine Augenbraue und machte eine scheuchende Handbewegung. Sie verdrehte die Augen und zog dann den Jungen mit sich fort. Ich sah wieder aus dem Fenster. Hoffentlich kamen die nicht in mein Haus!

„Ist hier noch frei?"
Ich hob meinen Kopf und sah, dass es draußen schon dämmerte. Wie lange hatte ich geschlafen?
Ich drehte meinen Kopf zu dem Jungen, der in der Abteiltür stand. Er hatte hellblonde Haare und eisblaue Augen. Irgendetwas an ihm gefiel mir, ich wusste selbst nicht was.
„Ja", sagte ich nur. Ich wusste auch nicht warum, aber etwas fesselte meinen Blick an den Jungen.
„Ich bin Draco!", sagte der und setzte sich gegenüber von mir auf die Sitzbank. In meinem Gehirn ratterte es. Ich hatte schon mal von einem Draco gehört... „Malfoy!", fügte der Junge hinzu.
Ich dachte daran, was mein Dad mir gesagt hatte.
„Freunde dich nicht mit Todesserkindern an!" Hatte er gesagt. Dann hörte ich Claires Stimme, wie sie mir sagte, ich solle mich anfreunden mit wem ich mich anfreunden wollte! Ich beschloss, auf meine Schwester zu hören.
„Ich bin Clarisse Cole!", sagte ich und lächelte den Jungen namens Draco Malfoy an.
Eine Weile saßen wir schweigend da und sahen aus dem Fenster. Es war keine unangenehme Stille, wir saßen nur da und teilten einen Moment miteinander!
„In welches Haus willst du?", fragte er nach einer Weile. Ich sah ihn an.
„Ich weiß es nicht!", sagte ich. „Du?"
Ich nahm an, er würde Slytherin sagen, aber er überraschte mich.
„Ich weiß es nicht! Alle wollen, dass ich nach Slytherin komme..."
„Willst du das auch?"
Er sah mich einen Moment lang an, dann sah er wieder aus dem Fenster.
„Ich weiß nicht in welches Haus ich sonst soll!", sagte er dann.
Ich wusste genau wie er sich fühlte.
„Geht mir ähnlich."
„Hm."
Wir sahen einander einen Moment lang an. Dann grinste er.
„Aber trotzdem wäre ich am liebsten in Slytherin! Gryffindor sind alles Angeber, Hufflepuff ist zu nett, Ravenclaw ist mir zu brav und zu schlau... Slytherin passt irgendwie am besten!", sagte er. Ich sah ihn einen Moment lang an.
„Nicht alle Gryffindors sind Angeber!", sagte ich dann. Er lachte.
„Nein..."
„Hast du Geschwister hier?", fragte ich.
„Ich bin Einzelkind!", sagte er bitter.
„Du hättest gerne Geschwister?"
„Jap! Es liegen so viele Erwartungen auf einem wenn man allein aufwächst!", antwortete Draco und sah aus dem Fenster. „Hast du Geschwister?"
„Eine große Schwester in der Dritten, eine kleine Schwester und einen kleinen Bruder!", sagte ich.
„Und deine Schwester ist in Gryffindor?"
„Woher weißt du das denn jetzt?"
Er lachte.
„Weil du eben meintest, nicht alle Gryffindors wären Angeber!"
„Du bist schlauer als du aussiehst!"
„Haha!", er betrachtete mich argwöhnisch. Ich lachte. „Du gehörst nach Slytherin!", sagte er dann.
„Sagen meine Eltern und meine kleine Schwester auch!"
„Das war nur ein Witz! Ich würde dich wahrscheinlich nach Ravenclaw stecken, auch wenn du nicht so brav aussiehst!"
Ich warf ihm ein Grinsen zu.
„Aha."

Wieder saßen wir eine Weile lang schweigend da.
„Draco, da bist du!"
Ein dicker Junge kam ins Abteil. Er sah nicht sonderlich schlau aus und relativ aggressiv.
„Goyle!" Draco sah irgendwie nicht sonderlich erfreut aus, dass der Junge namens Goyle gekommen war. Dieser bemerkte das allerdings nicht und setzte sich neben Draco.
„Wer is das?", fragte er dann und nickte mit dem Kopf in meine Richtung.
„Clarisse!", sagte Draco. Ich rang mir ein Lächeln ab und sah weiter aus dem Fenster.
„Draco, wir haben dich überall gesucht! Du kannst doch nicht einfach so weggehen!" Ein weiterer, großer, dicker Junge erschien in der Abteiltür. Draco warf mir einen Blick zu.
„Ja, ich brauchte kurz Ruhe!", sagte er. Der Junge setzte sich neben mich.
„Ich bin Crabbe!", sagte er zu mir. Ich nickte.
„Clarisse!", sagte ich knapp.

Crabbe und Goyle fingen an sich zu unterhalten. Über Essen und über die Berufe ihrer Eltern. Draco und ich sahen schweigend aus dem Fenster. Die Landschaft wurde immer verwilderter und die Blumen und Bäume, Büsche und Gräser wuchsen immer mehr nach ihrem eigenen Willen. Irgendwann standen Crabbe und Goyle auf.
„Ich geh mal auf Klo!", sagte Goyle.
„Ich kauf mir Süßigkeiten!", grunzte Crabbe.
Und so saßen Draco und ich wieder alleine in dem Abteil.
„Sind das deine Freunde?", fragte ich nach einigen weiteren Minuten der Stille.
„Ja. Wenn es nach meinen Eltern geht."
„Und wenn es nach dir geht?"
„Tun sie mir Leid."
„Ah."
Es war jetzt dunkel draußen. Die Gänge füllten sich. Die Schüler quollen aus ihren Abteilen und schienen es unmöglich zu machen, das Abteil noch zu verlassen. Es wurde lauter, unruhiger und aufgedrehter im Zug. Es wurde gelacht und geredet. Einige riefen Namen oder andere Dinge.
„Und weg war die Ruhe.", sagte Draco.
„Ja.", sagte ich, als der Zug in den Bahnhof fuhr. Mein Bauch kribbelte wieder vor Aufregung.
„Bist du aufgeregt?", fragte Draco.
„Ein bisschen!", sagte ich. „Du?"
Draco zuckte die Schultern. Wir standen auf. Als wir uns raus auf den Gang quetschten, verloren wir uns in dem Gedränge aus den Augen. Und dann war ich wieder allein. Aber trotzdem freute ich mich auf Hogwarts und mein irgendwie neues Leben. Hoffentlich würde einfach alles besser werden!

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt