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»Es wird ihm gut tun, wenn sein hässlicher Vogel endlich verreckt«, sagte Draco herablassend und ließ mit einer Bewegung seines Zauberstabs aus dem Handgelenk seine Gabel schweben.

Wütend starrte ich ihn an.
»Wie kannst du sowas sagen? Das ist ein Tier, du hast dich komplett daneben benommen, weil du so rumgeheult hast! Stell dir vor, Creep hätte jemanden ein bisschen verletzt, der dann gleich tut, als würde er sterben und dann wird entschieden, dass deine Fledermaus umgebracht werden soll, wie hättest du das gefunden, hm?«

»Creep ist bereits tot, Clarisse. Außerdem hätte sie nie jemandem etwas getan, dieser Hippogreif dagegen...«
»Dieser Hippogreif hätte dir auch nichts getan, wenn du ihn nicht beleidigt hättest, was ziemlich bescheuert von dir war, weil Hagrid uns deutlich gesagt hat, dass wir genau das nicht tun sollten!«

Die Gabel fiel klirrend auf Dracos Teller zurück.
»Dieses Viech hätte mich fast umgebracht und du nimmst es immer noch in Schutz?«
»Erstens hätte es dich nicht umgebracht, du übertreibst. Zweitens wäre es dazu gar nicht gekommen, wenn du es nicht drauf angelegt hättest! Und normalerweise wäre Seidenschnabel auch nicht verurteilt worden, wenn du nicht gleich zu deinem Vater gerannt wärst, um dich bei ihm auszuheulen, damit er Hagrid vors Gericht treten lässt!« Wütend riss ich die Gabel aus der Luft, die Draco erneut locker in der Luft schweben gelassen hatte.

Er sah mich jetzt an und plötzlich zuckten seine Mundwinkel. Böse funkelte ich ihn an.
»Was?«, fauchte ich und als er nur die Schultern zuckte, spießte ich die Spitzen der Gabel in den grünen Apfel auf Dracos Teller, der bei dem heftigen Aufprall der Gabel entzwei brach.

Das Schmunzeln schwand aus Dracos Gesicht.
»Ich habe nur gedacht, dass ich es gut finde, dass du nicht immer alles toll findest, was ich mache.«

Ich schnaubte.
»Denk nicht mal dran«
»Woran?«
»Dass ich jetzt einfach nicht mehr sauer bin, nur weil du mir ein Kompliment gemacht hast«
»Das hatte ich auch nicht erwartet«, sagte Draco schlicht und griff nach einer Apfelhälfte. »Schrei mich ruhig weiter an, es ist zwar ein komisches Gefühl, aber-«
»Ein komisches Gefühl? Weil sonst alle nach deiner Nase tanzen?«

»Fast alle« Damian ließ sich gegenüber von mir auf die Bank fallen und griff nach dem Müsli. »Macht ruhig weiter, streitet weiter, ich mag den Anblick«
Ich schenkte ihm ein süffisantes Grinsen, dann bohrte ich meine Augen wieder in Dracos.
»Du kannst ein richtiges Arschloch sein, weißt du?«
»Warum jetzt? Weil ich verletzt wurde?«
»Madam Pomfrey hatte das innerhalb von drei Minuten wieder gerichtet, das einzige was du wolltest, war Hagrid eins auszuwischen!«
»Er hätte uns diese Dinger doch gar nicht vorstellen dürfen!«
»Ach, hätte er nicht? Ich fand die Unterrichtsstunde eigentlich ziemlich gut!«
»Oh, ja. Toll, wie dieses Ding mich angegriffen hat, nicht?«
»Dieses Ding, wie du es nennst, ist ein Hippogreif und wie schon gesagt, es hätte dich nicht angegriffen, wenn du es nicht beleidigt hättest-«
»Und wir hätten in unserem Unterricht gar keine solchen Geschöpfe durchnehmen dürfen, die Schüler angreifen, egal ob mit Beleidigung oder ohne«
»Natürlich durften wir das! Es hätte ja niemanden angegriffen, wenn du nicht so blöd gewesen wärst, es ein großes, hässliches Scheusal zu nennen!«

Es war gut, dass die meisten schon gegangen waren, denn unsere Stimmen waren mittlerweile ziemlich laut. Lange hatte Draco mich nicht mehr so auf die Palme gebracht, wie in diesem Moment.

Als ich Nachmittags in die Bibliothek kam und meine Bücher auf den Tisch knallte, weil ich keine Lust hatte, für die Prüfungen zu lernen, war meine Wut auf Draco wieder verflogen. Seine anscheinend auch, denn drei Minuten später -ich starrte gelangweilt auf das Wort Affodillwurzel in meinem Buch- ließ er sich neben mich fallen.

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt