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Weihnachten

„Claire, Clarisse!", rief Jemand auf dem Bahnhof. Lilly kam uns entgegengerannt.
„Lillyschnubs!", rief Claire und hob Lilly hoch.
Ich umarmte Terry zum Abschied.
„Tschüss.", sagte ich leise. Terry drückte mich an sich.
„Tschüss."
Als wir uns voneinander lösten, grinste er.
„Ich schreibe dir!", sagte er. Ich nickte grinsend.
„Ich dir auch!"
Dann drehte Terry sich um und verschwand im Gedränge. Mandy zog mich in eine lange Umarmung.
„Guten Rutsch, schöne Weihnachten... die ganze Leier eben!", sagte sie in meine Haare. Ich grinste.
„Gleichfalls!"
Als auch Mandy weg war, umarmte ich Lilly, die von Claires Arm sprang.
„Na Lylli.", grinste ich und drückte sie an mich. Sie lächelte, dann zeigte sie auf Terry, der jetzt auf eine Bank gestiegen war, um einen besseren Überblick zu haben. Ich musste lachen.
„Wer ist das?", fraget Lilly neugierig.
„Mein bester Freund!", sagte ich. Lilly nickte zufrieden.
„Der kommt uns doch bestimmt mal besuchen, oder?"
Ich lachte.
„Bestimmt, Lilly. Bestimmt!"
Sie grinste, dann sah sie sich um.
„Schau mal, da wollen dir noch mehr tschüss sagen!", sagte sie und zeigte hinter mich. Davis, Anthony und Michael standen da und grinsten mich an. Ich lachte, dann umarmte ich sie.
„Tschüss Jungs, bis nächstes Mal!"
„Bis nächstes Mal, Prinzessin.", grinste Anthony. Ich schmunzelte, dann drehte ich mich um und lief Lilly und Claire hinterher zum Ausgang.

„Clarisse!", rief Mom, als wir durch das magische Portal auf den Bahnsteig der Muggel traten.
„Mom!" Ich lief auf sie zu um sie zu umarmen.
Nachdem ich auch Dad und Leo umarmt hatte, machten wir uns auf den Weg zum Auto.
Bevor wir nach Hause fuhren, gingen wir in einem gemütlichen Restaurant essen. Es war eine Familientradition, die, wie Mom jedenfalls sagte, schon ihre Eltern mit ihr durchgezogen hatten. Claire und ich wechselten jedes Mal einen niedergeschlagenen Blick, wenn Mom anfing über ihre Eltern zu reden. Sie redete wenig über ihre Eltern!
„Früher haben sie mich immer eingeladen, zum essen gehen...", erklärte Mom. Dad schloss einen Moment die Augen, dann nahm er Mom beim Arm.
„Komm, wir fahren nach Hause! Es ist schon spät."
Mom nickte beklommen, dann bezahlte Dad und wir steigen alle ins Auto. Keiner sagte ein Wort, bis wir aus London raus waren.

Als wir zu Hause waren gingen wir schnell ins Bett. Ich war müde und Mom machte mir Angst. Ich mochte es nicht, sie so fertig zu sehen. Aber nicht einmal das St. Mungo konnte etwas dagegen machen. Es breitete sich langsam aber sicher aus. Ein Grund, warum ich als Heilerin arbeiten wollte, wenn ich erwachsen war. Um Menschen zu helfen. Ihren Familien Hoffnung zu geben....

Am nächsten Morgen wurde ich von Gesang auf dem Flur geweckt. Claire klopfte an meine Tür.
„Ja?" Ich ließ mich zurück in die Kissen auf meinem Bett fallen.
„Guten Morgen Schwesterherz.", strahlte Claire und warf sich zu mir auf's Bett. „Was machst du heute so?"
„Nichts, bis jetzt, warum?", fragte ich verschlafen und Claire grinste.
„Ich wollte in die Stadt fahren und noch ein paar Weihnachtsgeschenke besorgen, hast du eventuell Lust mitzukommen?"
Ich nickte, dann sah ich aus dem Fenster. Mein Balkon war mit einer dicken Schneeschicht bedeckt und die Sonne tauchte das Meer und meinen Balkon in glitzerndes Licht.
„Dann bis gleich, Mom hat schon Brötchen gekauft!", rief Claire, sprang auf und verließ mein Zimmer wieder. Ich freute mich auf einen normalen Nachmittag mit meiner Schwester.

Um fünfzehn Uhr machten wir uns auf den Weg zum Dorf, in dem der Bus in die Stadt fuhr.
„Und, wie war dein erstes Halbjahr in Hogwarts?", fragte Claire und hüpfte ein paar Meter weiter nach vorne.
„Schön!", sagte ich. Und das war es wirklich! Ich hatte viele neue Freunde gefunden und viel Spaß gehabt. Und das erste Mal hatte ich mich gefühlt, als hätte ich meinen Platz gefunden.
„Was ist dein Lieblingsfach?", fragte Claire, die jetzt neben mir her sprang und Schneeflocken mit der Zunge auffing. Ich lachte.
„Weiß nicht, Zaubertränke oder so..."
„Bei Snape dem Spielverderber?", fragte Claire empört und drehte sich zu mir um.
„Ja, bei Snape dem Spielverderber!", grinste ich.
Claire zuckte die Schultern.
„Jedem sein Geschmack."
In Kombination mit ihrer roten Mütze, dem schwarzen Mantel, dem grauen, dicken Schal und den schwarzen Stiefeln leuchteten ihre Augen irgendwie unnormal blau. Vielleicht war es der Kontrast zum rot, vielleicht die Sonne oder vielleicht die Lebensfreude, die sie versprühte.
Ich bückte mich, nahm Schnee in die Hand und formte ihn zu einem Ball.
„Claire, sieh mal zu mir!", rief ich. Als Claire ihren Kopf zu mir drehte, warf ich ihr den Ball ins Gesicht. Überrascht schnappte sie nach Luft, dann lachte sie und griff ebenfalls nach Schnee.
Uns gegenseitig mit Schneebällen bewerfend, kamen wir an der Bushaltestelle an.
Wir steigen in den Bus und als wir saßen, wurde mir behaglich warm und ich fühlte mich fast wie ein Muggel, wie ich so mit einem Bus in die nächste Stadt fuhr. Aber doch war ich glücklich zu wissen, dass ich kein Muggel war. Das leben als Muggel musste wahnsinnig langweilig sein. Man hatte gar keine Freiheiten, wusste nichts von Schokofröschen, Hogwarts, Zauberstäben, dem Zaubereiministerium und Zaubersprüchen, die einem den Alltag erleichterten. Es musste todlangweilig sein, immer nur normalen Unterricht wie Mathe, Musik und Sport zu haben.
„Findest du nicht auch das wir es gut haben, keine Muggel zu sein?", raunte Claire mir zu und ich nickte grinsend.
„Oh ja."
Claire grinste.
„Fred, George und Lee kommen übermorgen um uns zu besuchen!", erzählte sie. Ich quietschte erfreut.
„Kann ich mitkommen wenn ihr Schlittschuhlaufen geht?"
„Woher weißt du das wir Schlittschuhfahren gehen?", fragte Claire überrascht.
„Hat Lee mir erzählt.", sagte ich schlicht. Claire hob überrascht beide Augenbrauen.
„Ernsthaft?"
„Ja!?"
Claire fing an zu grinsen.
„Schön das ihr euch so gut versteht!"
„Warum?"
Claire wurde rot.
„Weil... weil es schön ist wenn der beste Freund und die Lieblingsschwester sich gut verstehen...!", sagte sie. Ich grinste argwöhnisch, dann sah ich aus dem Fenster und beobachtete die verschneiten Häuser, die an uns vorbeizogen.
„Ja, schon schön...", sagte ich, doch mit den Gedanken war ich schon woanders.

Wir verbrachten einen schönen Nachmittag zusammen, kauften Geschenke, gingen in einem gemütlichen Café Kakao trinken und hatten Spaß. Als wir Abends mit roten Gesichtern und kalten Nasen wieder bei unserem Haus ankamen, roch es nach Kaffee, Lebkuchen und Mandarinen. Mein Dad hatte diese Muggeltradition bei uns eingeführt. Eigentlich gab es bei Zauberern an Weihnachten Schokofrösche, Wunsch-Stangen und andere Köstlichkeiten, aber bei uns gab es die Muggelsüßigkeiten.
„Ich LIEBE Weihnachten!", rief Claire, zog ihren Mantel aus und fing an Weihnachtslieder zu summen. Ich grinste, dann lief ich ins Wohnzimmer. Der Weihnachtsbaum strahlte von hunderten von bunten Kerzen, Holzfiguren und Strohsterne hingen daran. Lilly saß zusammen mit Demon, Claires Kater, auf dem Sofa und kraulte ihn hinter den Ohren, während Leo mit seiner kleinen Katze spielte, die er bis jetzt noch Kitty nannte. Ich hoffte immer noch, dass er diesen Namen irgendwann ändern würde, aber sowas brannte sich ein. Mom stand summend in der Küche und machte Kaffee und Kakao für alle, während Dad nirgendwo zu sehen war. Claire ließ sich auf ein Sofa fallen, schloss die Augen und sog tief die Luft ein. Ich stellte meine Tüte mit Geschenken in einen Winkel des Wohnzimmers, dann ging ich zu Mom in die Küche.
„Hallo Schatz.", sagte Mom, drehte sich um und gab mir einen Kuss. „Wie war's in der Stadt?"
„Schön. Claire und ich haben Geschenke gekauft und Kakao getrunken.", sagte ich und schnappte mir ein Plätzchen vom Teller auf dem Tisch. Mom lächelte.
„Das ist doch schön. Ich hatte noch gar keine Zeit, dich gestern zu fragen wie du Hogwarts überhaupt findest!?"
Ich grinste und setzte mich auf den Tisch.
„Wunderbar! Ich liebe vor allem die Bibliothek und die große Halle. Die ganzen Treppen, die die Richtung wechseln, sind toll und ich mag es, mich mit den sprechenden Gemälden zu unterhalten.", grinste ich.
„Toll. Ja, die Bibliothek und die große Halle mochte ich auch immer am liebsten! Aber auch der verbotene Wald hat mir immer gut gefallen!"
Ich lachte.
„Mom!"
Meine Mom grinste, dann drehte sie sich zu mir um.
„Glaubst du ich war immer so erwachsen wie ich es jetzt bin? Ich war auch mal jung und habe Abendteuer geliebt!"
Ich grinste.
„Ja, ich mag den verbotenen Wald auch. Manchmal, wenn ich Ruhe brauche, gehe ich hinein. Oder zu Hagrid!"
„Oh, ja. Hagrid... bei dem war ich auch immer gerne!"
„Der war schon da als du noch zur Schule gegangen bist?"
Mom lachte wieder.
„Ja, der ist älter als er aussieht!"

Der Abend war schön. Es wurden Geschenke ausgepackt und die anderen wurden um ihre Geschenke beneidet. Es wurde gelacht und gesungen, gegessen und erzählt. Alles in allem ein wunderschöner Abend.
Von Mandy bekam ich eine Schachtel mit Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung und einen Brief, in dem sie schrieb, dass wie die Bohnen unbedingt zusammen essen müssten. Von Padma bekam ich eine Bürste, die ich je nach Belieben größer oder kleiner machen konnte und von Terry eine kleines Feuerwerk. Er schrieb dazu, dass ich es an Silvester anmachen sollte, nicht vorher, nicht nachher, denn nur dann würde es brennen. Sue schickte mir eine wunderschöne, dunkelrote Feder und von Davis, Anthony und Michael bekam ich eine Kiste voll mit Schokofröschen. Dazu einen Brief, in dem sie mir schrieben, wenn sie keinen davon abbekamen, würden sie mich selbst in einen verwandeln. Ich musste grinsen als ich den Brief las. Außerdem bekam ich noch ein Buch über Heiltränke, einen Gutschein für einen Besen und tausende von Süßigkeiten.
Als ich am Abend ins Bett ging, dachte ich an Draco. Ob er wohl auch so glücklich war? Ob er auch grinsen musste, wenn er die Geschenke sah, die er von seinen Freunden bekommen hatte? Ob er auch an mich dachte und sich fragte, ob ich ihm etwas geschenkt hätte, wenn er mich nicht abgewiesen hätte?

Dann schlief ich ein.

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt