•••Vorweg: Ich habe vor einigen Tagen bemerkt, dass der Duellierclub erst nach Colin Creeveys Versteinerung und dem eskalierten Quidditchspiel stattfand. Ich hoffe, es stört euch nicht, dass ich das leider erst nachdem die Kapitel veröffentlicht wurden aufgefallen ist•••
Ich verbrachte Tage und Nächte bei Mandy im Krankenflügel.
Ich hatte Angst, würde ich gehen, würde irgendetwas passieren und wieder wäre es meine Schuld. Weil ich nicht bei ihr gewesen war.
Aber es ließ sich nicht vermeiden, in den Unterricht zu gehen. Und auch zum Essen musste ich wohl oder übel mindestens ein Mal am Tag.
Das Problem war, ich wollte nicht.
Ich wollte nichts lernen, nichts essen, nicht reden, nicht lachen. Ich wollte nicht leben, während meine beste Freundin versteinert war.Claire, Lee und die Weasley-Zwillinge besuchten uns und auch viele andere kamen fast täglich vorbei, um nach Mandy zu sehen. Wenn man mich suchte, kam man in den Krankenflügel.
Ich wusste nicht mehr, wie viele Tage vergangen waren, seitdem Mandy angegriffen wurde. Ich wusste nicht, ob Weihnachten schon gewesen war oder noch kam. Ich merkte nicht, wenn meine Freunde da waren oder ob ich allein war.
Man könnte sagen ich steckte in einer Art Dauerschleife des Nichts-Tuns.Es war nicht normal, das war mir bewusst, aber ich war auch nicht stark genug gegen die Schuldgefühle und die Einsamkeit ankämpfen.
Jedes Mal, wenn ich Draco sah, flammten die Unterschiedlichsten Gefühle in mir auf.
Zum einen der Drang, mich einfach nur in seine Arme zu schmeißen um von ihm gehalten zu werden, zum anderen das starke Verlangen, ihm eine zu scheuern und ihn anzuschreien.
Weil er mich ignorierte oder mir wütende Blicke zuwarf, von denen ich nicht wusste, womit ich sie verdient hatte.An einem grauen (wahrscheinlich) Dezembernachmittag kam ich gerade vom Unterricht in den Krankenflügel, als ich bemerkte, dass jemand vor Mandys Bett stand.
Ich steckte mein Buch in die Tasche und betrat den Krankenflügel.
Schon als ich durch die riesige Tür trat, schien irgendetwas anders. Ich sah zu Mandys Bett in der Mitte des Saals und bemerkte, dass ein blonder Junge vor davor stand.Ich ballte meine Hände zu Fäusten und sah mich um. Kein atmender, hörender, denkender Mensch lag in den Betten. Ich war alleine mit versteinerten Menschen (ja, da war auch noch Justin Finch-Fletchley) und Draco Malfoy.
„Was machst du hier?", fragte ich wütend, als ich an Mandys Bett ankam und schmiss meine Tasche auf den Stuhl.
Draco sah zu mir, dann deutete er auf Mandy.
„Deswegen warst du die ganzen Wochen nie in der Bibliothek und nur selten beim Essen!", bemerkte er und mein Herz machte einen bescheuerten Sprung. Er hatte bemerkt, dass ich weg gewesen war.
„Was für ein Blitzmerker du bist!", gab ich trocken zurück und Draco grinste höhnisch.
„Wie soll ich denn bemerken das-"
„Ist mir egal! Kannst du dich jetzt verpissen und mich mit meinem Leben in Ruhe lassen?", zischte ich, von der plötzlich in mir aufkochenden Wut gelenkt.
„Ich habe dein Leben nie extra betreten!", sagte Draco aufgebracht. „Du hattest Zeit genug mich wieder rauszuschmeißen!"
„Du hast dich selbst rausgeschmissen! Und zwar ohne Ankündigung! Und dann tust du als hätten wir nie auch nur ein Wort gewechselt oder als hätten wir uns gestritten, obwohl nichts, nichts jemals passiert ist, was einem Streit nahekam.", fauchte ich.
Draco hob aufgebracht die Hände.
„Nur weil du nicht damit klarkommst, wenn jemand mal nicht mit dir befreundet sein will!"
Ich schnappte nach Luft und versuchte das ziehende Gefühl in meiner Brust zu ignorieren.
„Du hast mir das Gefühl gegeben, wir wären befreundet!", sagte ich kalt. „Du hast mir das Gefühl gegeben, einen ersten Freund in einer fremden Schule zu haben. Aber am nächsten Tag hast du mich behandelt, als hätten wir nie auch nur miteinander geredet. Wenn du mir vielleicht nur gesagt hättest, was der Grund dafür war, dann wäre es vielleicht nie so gekommen, wie es jetzt ist!"
Draco stieß einen abwertenden Laut aus.
„Ich weiß nicht, warum ich dich gemocht habe!"
Ich versuchte den Kloß herunterzuschlucken, der jetzt in mir aufstieg.
„Weißt du was, geht mir genauso!"
„Das du nicht weißt, warum du dich jemals gemocht hast?", fragte Draco höhnisch und ich atmete tief ein.
„Malfoy, wenn du dich jetzt verpisst und mich nie wieder anguckst oder auch nur mit mir redest, dann kommst du vielleicht ohne Fluch davon!" Ich griff nach meinem Zauberstab.
Höhnisch sah Draco auf mich herab, was leider ging, weil er größer als ich war.
„Und jetzt soll ich Angst vor dir haben?"
„Wäre vielleicht besser so! Und noch etwas, wenn du meine beste Freundin noch einmal Schlammblut nennst-"
„Sie hört es doch eh nicht!", grinste Draco.
Das war zu viel.
Außer mir richtete ich meinen Zauberstab auf ihn.
„Weißt du was? Ich hasse dich! Du bist der Abschaum, den ich aus meinem Leben halten wollte!", fauchte ich und ignorierte die Tränen, die mir jetzt in die Augen stiegen. Ich setzte zu Levicorpus an (ich hatte ihn von Claire gelernt, die ihn wiederum von Drake hatte), doch Draco hob die Hand.
„Stop!"
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein! Levi-"
„Miss Cole, ich bitte sie!", ertönte Madam Pomfreys Stimme hinter mir und Draco grinste höhnisch, bevor er sich umdrehte und erhobenen Hauptes den Krankenflügel verließ. Ich unterdrückte den Drang, etwas hinter ihm her zu schmeißen.„Miss Cole-"
Ich drehte mich zu Madam Pomfrey um.
„Es tut mir Leid, war ein Ausrutscher, kommt nie wieder vor."
Mit diesen Worten drehte ich mich um und verließ den Krankenflügel.Ich ließ das Schlosstor hinter mir zufallen und zog meinen Mantel enger um meinen Oberkörper.
Kalter Wind wehte mir entgegen und trieb mir Tränen in die Augen.
Ich versuchte nicht einmal mehr, den Kloß in meinem Hals herunterzuschlucken und ließ die Tränen laufen, die heiß über meine kalten Wangen liefen.Ich war ein paar Schritte gegangen, als ich hörte, wie das Tor hinter mir wieder aufging.
Ich drehte mich nicht um, aus dem einfachen Grund, dass ich nicht besonders erpicht darauf war, dass irgendjemand mich weinen sah.
Doch dann hörte ich Stimmen und Lachen. Nach etwa einer Sekunde verstummte dieses und ich spürte wenige Augenblicke später eine Hand auf meiner Schulter.„Clarisse?"
Ich drehte mich zu Terry um und musste lächeln.
Seit ich ihn das letzte Mal bewusst angeguckt hatte, waren seine Haare länger geworden und hingen ihm jetzt ins Gesicht. Seine blauen Augen leuchteten besorgt, als er meine Tränen sah.
„Alles okay?"
Ich schluckte, dann nickte ich.
„Alles okay."
Terry wischte mir mit dem Daumen die Tränen von den Wangen, dann drückte er mich kurz an sich.
„Kommst du mit zu den Steinen?"
Ich legte den Kopf schief und musste grinsen.
„Ja."
Terry umarmte mich wieder und wirbelte mich herum.
„Wir haben unsere Clarisse wieder!", lachte er und winkte den anderen, die vorsichtig dazukamen, als hätten sie Angst, ich würde sie beißen.
„Kommst du mit...?", fragte Davis vorsichtig und ich zuckte die Schultern.
„Bleibt mir ja nicht viel anderes übrig, oder?"
Die anderen lächelten behutsam.
„Rastest du jetzt auch nicht mehr aus?"
Ich musste lachen.
„Leute, ich bin doch kein Drache!"
Anthony grinste.
„Doch! Aber ein wahnsinnig lieber!"
Ich grinste zurück, dann griff ich nach Padmas Hand.
„Kommt!"Und damit war meine abgeschottete, einsame Phase vorbei.
Als ich neben Davis und Terry auf einem der Steine saß und über das graue Gelände Hogwarts' blickte, fingen Terry und Padma wieder an zu streiten. Aus den genervten Blicken der anderen schloss ich, dass sie sich also doch nicht vertragen hatten und es schon eine Weile wieder so ging wie vor Mandys Angriff.
Mitten im Streit setzte sich etwas kleines, weißes auf Terrys schwarze Haare.
„Leute, es schneit!", rief ich und Terry und Padma wandten die Blicke voneinander ab.
Wir alle sahen in den Himmel und ich spürte die kalten Schneeflocken auf meinem Gesicht.
„Der Winter kommt!", jubelte Sue, sprang auf, griff nach meiner Hand und sprang von Stein zu Stein. Ich musste ihr wohl oder übel folgen, aber das machte mir nichts aus.
Ich genoss den Moment.
Mit einer Freundin Hand in Hand über Steine zu springen und mich über den Schnee zu freuen.Als wir Abends mit roten Wangen, vom Schnee nassen Haaren und leuchtenden Augen wieder ins Schloss kamen, hatte ich das erste Mal seit Wochen wieder das Gefühl zu leben. Ich hatte einen Nachmittag draußen verbracht. Das erste Mal seit Wochen hatte ich das Schloss unabhängig vom Quidditchtraining und Kräuterkunde verlassen.
Und das erste Mal seit Wochen redete und lachte ich wieder mit meinen Freunden am Ravenclawtisch, das erste Mal aß ich wieder normal.
Das erste Mal benahm ich mich wieder so, wie ich es vor Mandys Angriff getan hatte.
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he's just a boy
Fanfiction*teil 1* Ich glaube, Draco Malfoy wird von vielen missverstanden, weil sie nicht sehen, was er eigentlich ist. Weil sie nur das sehen, was Harry sieht. Wie wäre es, wenn man die ganze Geschichte mal aus der Sicht eines Menschen sieht, der Draco über...