Der Februar verging wie der Januar.
Draco und ich verbrachten viel Zeit miteinander, Damian war zu einem Teilzeitfreund geworden, Billie war mürrischer denn je und Terry sagte mir regelmäßig, dass er meine Entscheidung respektierte, aber dass ich trotzdem auf mich aufpassen sollte.
Mandy traf sich mit Seamus und wenn ich sie darauf ansprach, lächelte sie in sich hinein und nur wenn wir zu zweit waren, gab sie Informationen über eben diese Treffen frei.Eines späten Februarabends saß ich schweigend neben Damian in der Großen Halle und sah an die verzauberte Decke.
Was mit uns los war, konnte ich nicht beschreiben, aber manchmal saßen wir einfach schweigend nebeneinander, sagten kein Wort und spürten unsere Anwesenheit.
„Ich habe Billie geküsst", sagte Damian plötzlich und ich riss die Augen auf, ohne den Blick von den dunklen Wolken an der Decke zu nehmen.
„Was?"
„Du hast mich schon verstanden."
„U...und wie hat sie reagiert?"
Damian schloss die Augen und raufte sich die Haare.
„Sie hat den Kuss erwidert aber irgendwann hat sie sich von mir gelöst, ist aufgesprungen und weggelaufen."
„Wann war das?"
„Nachdem ihr aus den Ferien wiedergekommen seid."
„Das ist ja schon fast zwei Monate her", stellte ich fest und Damian schluckte hart.
„Ich weiß. Und ich habe seitdem bestimmt schon tausend mal versucht, mit Billie zu reden, aber sie ist noch mehr wie eine wütende Katze, als sonst immer. Ich muss nur in ihre Nähe kommen und sie sieht mich an, als würde sie mich am liebsten an einer Kirchturmspitze aufspießen."
Ich lachte leise.
„Warum kann ich mir das so gut vorstellen?"
„Du sollst es dir nicht vorstellen. Was soll ich denn jetzt machen? Du bist ein Mädchen, du verstehst sie besser als ich."
Ich schloss die Augen.
„Man kann Billie nicht verstehen, Damian. Niemand kann das."
„Versuch es, bitte. Du kannst dich eher in sie hineinversetzen, als ich"Ich holte tief Luft, dann versuchte ich zu verstehen, wie Billie sich fühlte.
„Sie will nicht, dass du sie aus Frust küsst. Du hast sie geküsst, nachdem wir uns gestritten haben, richtig?" Damian nickte. „Es ist doch logisch, dass sie nicht will, dass du sie küsst, wenn du zehn Minuten vorher noch deiner Eifersucht gegenüber Draco freien Lauf gelassen hast. Bestimmt kam es für sie so rüber, als würdest du sie küssen, weil du mich nicht küssen kannst."
Damian starrte mich an.
„Im ernst?"
Ich seufzte. Jungs!„Natürlich, denk da doch mal drüber nach, Damian."
Ich stand auf.
„Ich gehe jetzt hoch. Denk drüber nach und dann versuch mal mit Billie zu reden, okay? Gute Nacht"
Mit diesen Worten ging ich aus der Halle.Ich träumte von Schnee und von Feuer. Von Billie und Damian, die sich küssten und das Billie ihn dann von sich stieß und in das Feuer schubste. Wie sie danach in Tränen ausbrach und dann kam Draco und zog mich von ihr weg und da war meine Mom, die sich in Luft auflöste, je näher ich ihr kam. Und mein Dad, der versuchte nach ihrer Hand zu greifen, aber es war, als greife er nach Nichts, seine Hand glitt einfach durch ihre hindurch. Claire, die vor Lee und Cedric stand, die sich anbrüllten und schließlich Drake, der auf mich zugerannt kam und dann von Bellatrix Lestrange aufgehalten wurde. Sie tötete ihn und ich spürte den eiskalten Regen dieser Nacht wieder auf meiner Haut, als sie sich langsam aber sicher in Blaise Zabini verwandelte, der mich anstarrte.
Zitternd und von kaltem Schweiß gebadet wachte ich auf.
Draußen war es dunkel, matschiger Schneeregen klatschte gegen die Bogenfenster unseres Schlafsaals und der Wind zerrte an den Glasscheiben.
Langsam stand ich auf und ging zum Fenster.
Der eiskalte Wind drang durch das Glas und ich zog fröstelnd meine Schultern hoch.„Geh weg", hörte ich Mandy im Schlaf hinter mir murmeln. „Verpiss dich endlich"
Ich lehnte meine Stirn an die kühle Scheibe vor mir und versuchte, die Gedanken an meinen Traum aus meinem Kopf zu verbannen.
„Ich will dich nie wieder sehen, du Arschloch" Mandys Stimme zitterte und ich ging zu ihr und zog ihre Decke höher.
„Er ist weg", flüsterte ich leise. „Er ist weg."
Eine Träne löste sich von ihren Wimpern, doch sie wachte nicht auf, sondern kuschelte sich tiefer in ihre Decken.
Ich wischte die Träne mit meinem Daumen fort und setzte mich dann auf mein Bett.Die Gedanken an meinen Traum ließen mich nicht in Ruhe und so holte ich ein Buch heraus und las mich in im Licht meines Zauberstabs in eine Welt aus Tinte und Papier.
„Er hat was?"
„Er hat Angelina Johnson geküsst"
Ich lehnte mich überrumpelt an die Steinwand hinter mir.
„Naja... du hast Cedric auch geküsst..."
„Ja, klar... unsere Beziehung ist jetzt auch schon seit fast einem Jahr vorbei..."
„Und trotzdem tut es noch weh, wenn du sie zusammen siehst?"
„Ja"
„Aber... du bist glücklich mit Ced?"
Claire nickte.
„Er bringt mich zum Lachen, Clarisse!"
„Mögen Fred und George ihn?"
„Ich weiß es nicht, sie bleiben neutral"
Ich seufzte.„Wenn... du Lee an der einen und Cedric an der anderen Hand hast und sie beide hängen über einem Abgrund, aber du kannst nur einen von ihnen retten, indem du den anderen loslässt und mit beiden Händen den einen hochziehst, wen würdest du retten?"
Claire vergrub den Kopf in den Händen.
„Ich weiß es nicht"
„Natürlich weißt du es."
„Ced ist immer lieb zu mir, er bringt mich zum lachen, er weiß, wie er mich trösten kann, er lässt meine schlechte Laune über sich ergehen, er-"
„Du sollst nicht sagen, was ihn toll macht, sondern wem du das Leben schenken würdest"
„Ich habe mit Lee noch viel mehr erlebt, unsere Beziehung war perfekt, bis..."
„Claire, Lee oder Cedric? Du weißt es genau!"
Claire krallte die Hände in ihren Kopf.
„Lee, verdammt. Lee. Weil uns-"
„Ich will keine Begründung wissen."
Claire sah mich an, dann stand sie auf und ging den Korridor entlang davon.Ich schloss die Augen und legte den Kopf an den kalten Stein hinter mir, als sich jemand neben mich setzte.
Ich öffnete mein rechtes Auge und linste zu meiner Sitznachbarin hinüber.
Billie hatte den Kopf in den Händen vergraben und bewegte sich kein bisschen.Kurz überlegte ich, ob ich sie in den Arm nehmen sollte, doch wahrscheinlich wäre das zu viel Nähe.
„Weißt du was?", murmelte sie in ihre Hände hinein und ich schüttelte den Kopf.
„Nein, ich glaube ich weiß nichts" Ich wusste nicht, woher es kam, aber plötzlich hatte ich das Gefühl, versagt zu haben.
In allem.Ich hatte alles. Ich war endlich mit Draco befreundet und verstand mich mit all meinen Freunden, aber jetzt waren alle um mich herum unglücklich. Meine Schwester, weil sie ihren Exfreund liebte, der eine Neue hatte und sie sich nicht überwinden konnte, deswegen mit ihrem Freund Schluss zu machen, Damian, weil er dachte, Draco würde mich kaputt machen und weil er Billie geküsst hatte, die ihm seitdem aus dem Weg ging, Billie, weil sie nicht wusste, wie sie auf diesen Kuss reagieren sollte, Mandy, weil Seamus ständig mit Lavender abhing und sich nicht dazu überwinden konnte, Mandy das zu sagen, wie sie mir heute zwischen den Unterrichten auf Toilette erzählt hatte, Padma, weil sie sich schon wieder mit Terry gestritten hatte, Anthony, weil er schwul war und seine Eltern gegen homosexuelle waren und Michael, weil er das Gefühl hatte, Anthony würde sich von ihm entfernen.
Billie sah mich an.
„Hoffnung ist ein Arschloch"Ich beobachtete, wie die Schüler durch den Korridor liefen, zog die Beine an und lehnte mich an die Wand rechts von mir, als plötzlich Parkinson und Draco aus einem der Klassenzimmer kamen. Lachend.
Wie naiv war ich gewesen, zu glauben, dass mit Draco und mir könnte jemals mehr als Freundschaft werden?
Parkinson griff nach seiner Hand und zog ihn kichernd an uns vorbei.
Draco winkte mir kurz zu, bevor er seine mopsgesichtige Freundin an der Hand zum Stehen brachte.
Leise sagte er etwas zu ihr und sie grinste, dann bogen sie nebeneinander um die Ecke.„Hoffnung ist ein Arschloch", wiederholte ich Billies Worte und sie starrte in die Schülermenge.
DU LIEST GERADE
he's just a boy
Fanfiction*teil 1* Ich glaube, Draco Malfoy wird von vielen missverstanden, weil sie nicht sehen, was er eigentlich ist. Weil sie nur das sehen, was Harry sieht. Wie wäre es, wenn man die ganze Geschichte mal aus der Sicht eines Menschen sieht, der Draco über...