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Irgendwie vergingen die nächsten Stunden.

Ich redete nicht viel, hing meinen eigenen Gedanken nach und hoffte auf irgendein Wunder, bei dem ich nicht schon morgen mit meinen Eltern konfrontiert wurde.

Natürlich vermisste ich sie und vor allem meine Mom, doch wie sollte ich bitte reagieren, wenn ich sie sah? Ich war eine Nachkommin Slytherins, eine Verwandte Voldemorts.
Und ich hatte keine Ahnung, wie ich damit umzugehen hatte.

Außerdem war das mit der Kammer des Schreckens einfach nur gruselig.
Warum konnte dieses Monster sich durch die Schule bewegen, ohne das auch nur ein einziger, außer der Versteinerten es sehen konnte? Wie konnte es diese Schüler versteinern und wie konnte es Ginny Weasley entführen?

Ich zerbrach mir den Kopf darüber, doch ich kam zu keinem Ergebnis.
An diesem Abend war einfach das Fass übergelaufen.

Irgendwann strich mir jemand sanft über den Arm.

„Clarisse, was ist los?"
Ich sah mich um.
Im Gemeinschaftsraum waren jetzt nur noch wenige ältere Schüler, die sich leise unterhielten.
Alle meine Freunde waren schon zu Bett gegangen, nur Terry saß noch neben mir und hatte jetzt seine Hand auf meinen Arm gelegt.

Ich sah ihn an.

„Ich... kann einfach nicht mehr!"
Terrys Augen weiteten sich fast unmerklich.
„Warum? Was ist denn passiert?"
Ich schloss für einen Moment die Augen.
„Zu viel."
Terry nahm seine Hand von meinem Arm und umarmte mich.
„Willst du darüber reden?"

Ich schluckte, dann erzählte ich ihm die ganze Geschichte von Damians Frage bis zu seinem Geständnis und der Konfrontation, dass ich eine Nachfahrin Slytherins- und so mit Voldemort verwandt war und dann das jetzt. Das ich zurück zu meinen Eltern musste, aber noch lange nicht bereit war, ihnen in die Augen zu sehen.

Als ich fertig mit Erzählen war, schimmerten Tränen in meinen Augen und Terry sah mich an.

„Clarisse, du bist das stärkste, tapferste Mädchen, das ich kenne!", sagte er dann leise und eine Träne tropfte von meinen Wangen.

Das erste Mal seit ich Damian kannte, dass ich wieder weinte.

Ich lächelte schwach.

„Terry..."

Terry nahm mein Gesicht in beide Hände.

„Auch wenn wir morgen gehen müssen, du wirst deinen Eltern gegenübertreten und einfach weiterleben. Denn dein Leben hört doch nicht auf, nur weil du jetzt weißt, wer deine Vorfahren sind!"

Ich schloss die Augen und spürte noch eine Träne unter meinem geschlossenen Lid hervor laufen.

„Danke"
„Wofür?"
Ich öffnete die Augen wieder.
„Das du mein bester Freund bist."
Terry nahm mich in den Arm und lange saßen wir nur da. Ich meinen Kopf auf seine Schulter gelegt, er mich haltend und seinen Kopf an meinen gelehnt.

Als ich im Bett lag, konnte ich nicht einschlafen.

Ich drehte mich von links nach rechts und wieder zurück, legte mich auf den Rücken, auf den Bauch, auf die Seite, zog die Beine an, streckte sie aus, winkelte die Arme an, legte mich auf meine Hände und ließ sie nur so herumliegen, doch keine Position schien die richtige zu sein.

Ich zählte, stellte mir vor, auf einer Wolke zu fliegen und sang mir im Kopf ein Schlaflied von Früher vor, doch nichts, nichts half.

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt