Die nächsten Tage vergingen und nichts großartiges passierte, bis auf eine Stunde Nachsitzen, die Terry und ich uns bei Flitwick einhandelten, weil wir eines seiner Schulbücher verbrannten. Aus Versehen natürlich.
Eines Abends fing Sue mich ab, als ich gerade den Gemeinschaftsraum betrat, und zog mich zum schwarzen Brett.
„Schau mal, Lockhart zeigt uns jetzt, wie man sich richtig verteidigt!"
Sie zeigte auf das Plakat, welches ans Brett gepinnt war.
Ich versuchte mich zusammenzureißen, aber als Terry dazu trat, den Text auf dem Blatt las und ich merkte, wie er sich anstrengte, sich das Lachen zu verkneifen, prustete ich los.
„Ach du scheiße, dass wird lustig!"
Ich konnte mich nicht mehr halten vor Lachen und hielt mich an Terrys Schulter fest, der jedoch nicht wahnsinnig standhaft war, weil er selbst mit einem Lachanfall rang und deswegen zur Seite stolperte.
Sue streckte uns die Zunge heraus.
„Ihr seid echt asozial, wisst ihr das?"
Ich zuckte lachend die Schultern und sah Terry an.
„Wissen wir das?"
Terry grinste.
„Nö, glaube nicht, oder?"
Grinsend schüttelte ich den Kopf und wir brachen wieder in Gelächter aus.
Sue verschränkte pikiert die Arme vor der Brust.
„Was habt ihr eigentlich gegen ihn?"
Terry und ich sahen uns an.
„Weiß auch nicht... vielleicht ist er ein klitzekleines bisschen arrogant!?", warf ich in den Raum.
„Vielleicht ist er minimal selbstverliebt?"
„Vielleicht lässt er uns Dinge machen, die er selbst nicht kann!?"
„Vielleicht hat er das Gefühl, wir alle wären seine Diener!?"
„Vielleicht ist er auch einfach nur ein arroganter Idiot, der nichts auf die Reihe bekommt, den Erfolg derer einheimst, die eigentlich die Kämpfe ausgefochten haben, von denen er behauptet, sie wären seine...?"
„Oder er ist einfach ein Arschloch!", beendete Terry die Arie aus Vorwürfen.
Sue seufzte.
„Wenn ihr meint ihn hassen zu müssen..." Und mit diesen Worten drehte sie sich um und verschwand.„Ich meine, was erwartet sie denn?", fragte Terry und hob die Hände. „Das wir freudig in die Luft springen und jubeln, weil der eingebildete Möchtegernschönling von unwissendem Lehrer denkt, mit einem Duellierclub könnte er die Schülerschaft von sich überzeugen?"
Ich zuckte die Schultern.
„Menschen haben manchmal komische Vorstellungen davon, wie Situationen abzulaufen haben..."
Terry nickte.
„Wie wahr."Einige Tage später fanden sich ungefähr alle Schüler in der großen Halle ein, um Lockhart entweder zu bewundern oder um ihn (okay, ich gebe zu, ich war eine von ihnen) auszulachen.
„Jetzt bin ich aber gespannt", grinste Terry neben mir und lachend stellten wir uns in die erste Reihe neben dem aufgebauten Podest.
„Wenn er verkackt, werde ich ihn mein ganzes Leben lang auslachen!", gab Davis zu Padmas rechten zu. Padma zwischen ihm und Terry verdrehte die Augen.
„Warum sollte er verkacken? Er kann das!"
Terry prustete los.
„Und ich lebe auf dem Mars!"
Padma hob eine Augenbraue.
„Warum bist du überhaupt hier, wenn du im Weltall lebst?"
Einige Sekunden lang sahen Terry und sie sich an und sowohl ihre, als auch seine Mundwinkel zuckten. Irgendwann schien Padma ihr Lächeln nicht mehr zurückhalten zu können und das erste Mal, seit ich sie kannte, lächelte sie Terry an. Und dieser grinste zurück.
Davis und ich wechselten einen erfreuten Blick, da schienen Padma und Terry im selben Moment zu merken, dass sie sich gerade angelächelt hatten.
„Ich gehe kurz auf Toilette!", sagte Padma mit belegter Stimme und Terry sah überall hin, nur nicht zu Davis oder mir.
Ich sah Padma hinterher, die sich mit tränengefüllten Augen durch die Menge drängte und beobachtete dann, wie Terry den Kiefer anspannte und auf den Podest starrte.Irgendwie tat es mir Leid, dass die beiden nicht einfach zusammen Lachen konnten, dass sie nicht miteinander reden konnten, ohne das irgendetwas in ihnen sie dafür bestrafte, dass sie nett zueinander waren.
„Was war das denn?", fragte Sue, die dazu trat, bevor Davis oder ich sie daran hindern konnten. Ich versuchte ihr mit Blicken verstehen zu geben, dass sie die Klappe halten sollte, aber sie schien es nicht zu verstehen.
Terry drehte leicht den Kopf in ihre Richtung.
„Was meinst du?", fragte er und seine Stimme klang gepresst. Ich wünschte, ich könnte irgendjemanden schlagen. Am liebsten Sue, weil sie nicht merkte, dass es manchmal besser war, den Mund zu halten.
„Padma. Sie hat geweint und du-"
Terry drehte sich abrupt um und drängte sich durch die Schüler davon. Davis und ich wechselten einen Blick.
„Habe ich etwas falsch gemacht? Soll ich mit ihm reden?" Sue sah verwirrt von Davis zu mir.
„Nein, schon okay. Ich glaube, er braucht jetzt Zeit für sich!", sagte Davis und fuhr sich durch die Haare.
„Ich... was habe ich denn falsch gemacht?"
Ich drehte mich um und folgte Terry aus der Halle.Aber wie es der Zufall wollte, traf ich nicht zuerst auf Terry, sondern auf Draco.
Er betrachtete mich mit diesem Blick, bei dem man mit besten Willen nicht herausfinden konnte, was er dachte.
Ich verdrängte den Gedanken daran, dass wir uns mal umarmt hatten.
Ich verdrängte den Gedanken daran, dass ich ihn mal einen Freund genannt hatte.
Den Gedanken daran, dass ich ihn jetzt liebend gerne wieder umarmen würde.
Ich verdrängte die Hoffnung, dass ich ihn jemals wieder einen Freund nennen würde.
Und warf ihm einen bösen Blick zu.
Er hatte meine beste Freundin ein Schlammblut genannt. Natürlich nicht direkt, aber gesagt war gesagt. Ich hasste diesen Jungen!„Was hat er dir getan, Mädchen?", fragte Crabbe und baute sich vor mir auf.
Ich verdrehte die Augen und wollte mich an ihm vorbeidrängen, aber er hielt mich am Arm fest.
„Warum guckst du ihn so an?"
Draco wich meinem Blick aus und wütend starrte ich Goyle in die kleinen, dunklen Augen.
„Braucht er jetzt schon Bodyguards die auf ihn aufpassen, wenn ihn jemand böse anguckt?"
Crabbe packte meinen Arm fester.
„Hör auf so über ihn zu reden!"
Ich riss meinen Arm aus seinem Griff.
„Hör auf dich so zu benehmen, Vincent Crabbe!", zischte ich und wollte mich zum wiederholten Mal an ihm vorbeidrängen, aber wieder wurde ich von ihm festgehalten.
„So redest du nicht mit mir!", fauchte er wieder.
„Ich habe dir nichts getan, okay? Jetzt lass mich los!"
Crabbe starrte mich aus seinen dunklen Augen noch immer zornig an und machte keine Anstalten, seine Hand von meinem Arm zu nehmen.
„Lass sie los!", zischte Draco schließlich und riss Crabbes Hand weg.
Überrascht sah ich ihn an, aber er ignorierte mich und zog Crabbe und Goyle mit in die große Halle, wo er sich mit dem Ellenbogen einen Weg durch die Schülermenge bahnte.
Ich starrte auf seinen blonden Hinterkopf, bis er komplett ins der Menge verschwunden war und hoffte, ihm nie wieder zu begegnen.
Dann machte ich mich auf den Weg zu Terry.Zwar wusste ich offiziell nicht, wo Terry hingegangen war, aber trotzdem schwebte mir eine Vorstellung von dem Ort, an dem er sein könnte im Kopf herum.
Als ich das Schloss verließ und über den Hof ging, begegnete mir niemand, außer einer Gruppe rauchender Gryffindors, die mich komisch anguckten, als ich über das Tor den Hof hinter mir ließ. Ich bog ab und genau dort, wo ich ihn vermutet hatte, saß Terry und starrte auf die Ländereien Hogwarts'.
Ich ging den schmalen, von Terry und mir in den Rasen gearbeiteten Pfad neben der Hofmauer entlang und achtete darauf, nicht auszurutschen und den Berg hinunterzufallen. Mit einer Hand hielt ich mich an der Mauer fest, mit der anderen umklammerte ich in der Umhangtasche meinen Zauberstab.
Als ich bei Terry in der Ecke ankam, sah dieser noch nicht einmal auf. Er wandte den Blick nicht vom Verbotenen Wald ab, sondern schluckte nur und ich hatte das Gefühl, er würde nicht nur einfach so schlucken, sondern den Schmerz, die Tränen, die Angst versuchen herunterzuwürgen.
Ich wusste, wie es sich anfühlte. Ich wusste, wie schmerzhaft es war. Aber ich sagte nichts, sondern setzte mich nur neben ihn auf das Brett, welches wir dorthin geschafft hatten und lehnte mich an die Steinwand hinter mir. Hier in der einzigen Windgeschützten Ecke des ganzen Geländes, hatte ich schon einige Male gesessen und einfach nur ins Nichts gestarrt. Der einzige Ort, den einzig und allein Terry und ich kannten. Noch nie hatte ich hier einen anderen Zauberer oder eine andere Hexe getroffen. Dieser Ort gehörte uns.„Ich habe das Gefühl, du verpasst gerade den ganzen Spaß.", murmelte Terry nach mindestens einer Viertelstunde in der wir einfach nur schweigend nebeneinander gesessen hatten.
„Ich sitze lieber neben dir hier als Lockhart dabei zuzusehen, wie er verkackt.", antwortete ich und beobachtete, wie Hagrid seine Hüttentür öffnete und Fang heraussprang.
„Aber dann kann keiner dem anderen erzählen, was passiert ist!"
Ich dachte an Draco.
„Ist mir egal. Davis wird es schon mitbekommen."
Terry zuckte die Schultern.
„Dann vertrauen wir jetzt auf Davis' Erinnerungsvermögen?"
Ich grinste.
„Ja"
Terry seufzte.
„Wir sind verrückt!"
Ich lachte.
„Ja, aber das gehört dazu! Was wären wir, wenn wir nicht so verrückt wären?"
„Langweilig", sagte Terry ohne zu zögern.
Ich nickte zufrieden.
„Das ist mein bester Freund!"
Terry lächelte.
„Ich habe dich zum lächeln gebracht!", bemerkte ich und Terry zuckte die Schultern.
„Schaffen auch nur besondere Menschen!"
Ich blinzelte die Tränen weg und legte meinen Kopf auf seine Schulter.
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he's just a boy
Fiksi Penggemar*teil 1* Ich glaube, Draco Malfoy wird von vielen missverstanden, weil sie nicht sehen, was er eigentlich ist. Weil sie nur das sehen, was Harry sieht. Wie wäre es, wenn man die ganze Geschichte mal aus der Sicht eines Menschen sieht, der Draco über...