Nach dem Essen, welches natürlich wie immer der Hammer war, traf ich mich mit Draco in der Eingangshalle.
„Na", begrüßte er mich und ich betrachtete seine blasse Haut.
„Wollen wir rausgehen?"
Er zuckte die Schultern.
„Können wir machen, das ist aber ziemlich kalt."
Ich zuckte die Schultern.
„Mir persönlich ist das egal"
„Mir aber nicht", grinste er. „Komm, wir können hoch auf den Astronomieturm gehen"
„Weil es da ja nicht genauso kalt ist", höhnte ich.
Draco streckte mir die Zunge heraus.
„In zehn Minuten mit Jacke und Pulli und allem warmen da oben"
Ich nickte.Als ich die letzten Stufen hinaufging, sah ich Draco am Geländer lehnen und auf die verschneiten Ländereien sehen.
Ich stellte mich zu ihm und einige Minuten beobachteten wir schweigend die Schneeflocken, die vor unseren Gesichtern in Richtung Boden schwebten.
„Meine Eltern waren Anhänger des Dunklen Lords", sagte er irgendwann und ich drehte meinen Kopf minimal in seine Richtung. „Mein Vater hatte Angst, deshalb hat er sich ihm angeschlossen. Mutter ist nie offiziell eine Todesserin geworden. Nach seinem Fall haben sie fast sofort behauptet, nie etwas mit ihm zu tun gehabt zu haben. Sie hatten Angst. Diese feige Art habe ich von ihnen geerbt. Deshalb habe ich auch zweieinhalb Jahre so getan, als würde ich dich hassen." Er spannte seinen Unterkiefer an und ich rückte instinktiv etwas näher an ihn heran. „Bevor ich das erste Mal in den Hogwarts-Express gestiegen bin, hat mein Vater mir gesagt, ich solle mich mit niemandem anfreunden, der nicht in Slytherin ist. Und dann kamst du. Und ich wusste irgendwie, dass du nicht in Slytherin sein würdest, aber wir waren noch nicht eingeteilt, also war es noch offen und die Hoffnung, dass du ebenfalls in das Haus der Schlangen kommen würdest, war noch da. Ich habe dich gemocht, seit ich dich das erste Mal in diesem Zugabteil sitzen gesehen habe. Du, mit deinen Locken und dem etwas verbitterten Gesichtsausdruck und deinen dunkelblauen Augen, warst so anders als alle anderen. Du warst ruhig und du warst verschlossen. Außerdem hast du dir nicht anmerken lassen, dass du wusstest, wer ich bin. Draco Malfoy. Der Sohn von einem der reichsten, arrogantesten, rassistischsten Zauberer Großbritanniens. Du hast mich wie einen normalen Jungen behandelt. Nicht mit der Angst in den Augen, wenn ich dich angesehen habe, wie einige andere, wie Longbottom, dieses Weichei. Nicht mit dem Abscheu, den Weasly immer in seinem Blick hat, wenn er mich sieht. Und nicht mit der Bewunderung im Blick, wie Pansy. Neutral. Du hast mich kennengelernt, wie einen ganz normalen Jungen, nicht wie den Sohn Lucius Malfoys." Ich musste ein bisschen lächeln. Ja, ich hatte ihn ohne Vorurteile betrachtet und später hatte ich ein paar mal gedacht, ich hätte gleich mit Abscheu auf ihn zugehen sollen.
„Ich... mein Vater hat mir gesagt, ich solle mich nicht mit Kindern von dunklen Magiern anfreunden. Er sagte mir, ich solle mich in Acht nehmen vor denen, die nach Slytherin kommen."
„Da hast du deine Sache ja gut gemacht", sagte Draco leise und schmunzelte.
„Ich hatte schon immer meinen eigenen Kopf."
„Das glaube ich dir."
Ich sah zu Hagrids Hütte.
„Weißt du, mein Vater war in Slytherin."
„Und er hat dir gesagt, du solltest nichts mit Slytherins anfangen?"
Ich nickte stumm.
Das hatte ich nie vorgehabt, zu erzählen.
„Wow"
„Egal. Ich bin darüber hinweg"Draco nickte und wieder verbrachten wir einige Minuten schweigend.
„Jedes Mal, wenn ich Anstalten machte, wieder etwas mit dir zu machen, petzten Pansy, Crabbe oder Goyle es meinen Eltern. Und jedes Mal bekam ich einen Warnbrief. Und weil ich verdammten Respekt vor meinem Vater habe, habe ich mich von dir ferngehalten."
Ich begann, etwas zu verstehen, was Draco selbst vielleicht noch nicht begriffen hatte.
„Haben sie dir gedroht?"
„Jedes Mal."
„Und mit was?"
„Sie haben gedroht, mir Creep, meine Fledermaus, wegzunehmen, Pansy die ganze Zeit an mich zu heften, Snape ein Auge auf mich werfen zu lassen... all das... ich habe nie verstanden, warum sie so ausgerastet sind. Und irgendwann auch nicht mehr, warum ich trotzdem immer wieder mit dir geredet habe."
„Immer wieder ist gut"
„Ich hatte Angst, Clarisse, schreckliche Angst! Und das meine ich nicht als Witz, Nachts hatte ich Albträume, in denen entweder du schreiend von meinem Vater umgebracht wurdest, oder in denen Snape und Pansy mich verfolgt haben."
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he's just a boy
Fanfiction*teil 1* Ich glaube, Draco Malfoy wird von vielen missverstanden, weil sie nicht sehen, was er eigentlich ist. Weil sie nur das sehen, was Harry sieht. Wie wäre es, wenn man die ganze Geschichte mal aus der Sicht eines Menschen sieht, der Draco über...