54

1.9K 89 3
                                    

Die Weihnachtsferien vergingen und ich verbrachte mehr Zeit mit Damian als mit Terry und Padma.

Wir halfen uns gegenseitig bei den Hausaufgaben, aßen zusammen, lachten, unterhielten uns, gingen spazieren und er zeichnete ein Portrait von mir.
Dafür saßen wir jeden Tag eine Stunde im Zeichenzimmer und er malte mich ab.

Wenn ich Abends in den Gemeinschaftsraum ging, war ich glücklich und entspannt und auch mit meinen anderen Freunden lachte ich viel.

Padma und Terry stritten sich zwar noch immer täglich, aber inzwischen war es mir egal. Oder ich war genervt, dann ging ich meistens zu Rachel oder Luna Lovegood aus der ersten Klasse, mit denen ich mich auch gut verstand und wir lachten und redeten über Gott und die Welt.

Am letzten Abend, bevor die anderen Schüler wiederkamen, saß ich mit Rachel auf dem Teppich im Gemeinschaftsraum und sie breitete irgendwelche Notizen vor mir aus

„Also, ich habe mal ein bisschen nachgeforscht, was diese Krankheit deiner Mutter sein könnte und habe da so meine Theorien. Also, es könnte sein, dass sie früher mal verflucht wurde, ohne es zu bemerken selbstverständlich, und die Krankheit mit Pflanzen rückgängig zu machen ist. Das könnte entweder..."

Rachel war die einzige, der ich ausführlich von der Krankheit meiner Mutter erzählt hatte.
Ich vertraute ihr und gleichzeitig hatte ich die Hoffnung, sie könnte etwas darüber herausfinden, da sie die beste Schülerin in ihrem Jahrgang und mindestens eine der besten der Schule war.
Außerdem tat es gut mit jemandem zu reden, der einen nicht bemitleidete, sondern einfach nur zuhörte und dann versuchte, etwas darüber herauszufinden.
Ich verstand zwar nie, was sie mir erzählte, weil es meistens mit höherer Magie und schwereren Zaubern, fortgeschrittener Heilkunst und einer großen Ansammlung von Wissen zu tun hatte, doch wenn etwas realistisches dabei war, dann erklärte sie es mir.

„...hast du verstanden?"
Ich sah von meiner kleinen Zeichnung einer Meerjungfrau auf einem Fetzen Pergament auf.
„Äh... nee"
Rachel verdrehte die Augen.
„Wenn sie diesen Fluch in Kombination mit den beiden zuletzt genannten Flüchen abbekommen hat, könnte das die jetzige Lage erklären. Allerdings ist dann das seltsame Wühlen in der Vergangenheit noch nicht aufgeklärt, durch welches sie ab und an verrät, dass sie, wenn man sie nicht sofort ablenkt, einen dieser Anfälle bekommt. Es könnte auch ein fehlgeschlagener Amnesia..."
„Rachel... es ist elf Uhr Abends!"
Rachel hob den Blick von ihren Notizen, schob sie zusammen und seufzte.
„Hast du mir auch nur eine Sekunde zugehört?"
Ich zuckte die Schultern.
„Ja, am Ende... und am Anfang."
Rachel stöhnte auf.
„Ich muss dir nicht helfen, wenn es dich sowieso nicht interessiert!"
„Nein, nein. Alles gut, nur... morgen, okay? Ich bin für sowas kompliziertes nicht mehr aufnahmefähig."
Rachel legte sich auf den Rücken und starrte die Sternendecke an.
„Schon okay, kann ich verstehen. Ist ja nicht jeder so schlau wie ich."
Ich lachte über den Sarkasmus in ihrer Stimme.
„Du bist, glaube ich, wirklich eine der Schlausten hier in Hogwarts."
Rachel setzte sich auf und eine leichte Röte schlich sich auf ihre Wangen.
„Naja... ähm... keine Ahnung"
Ich lachte wieder.
„Egal, erzähl mal. Was gibt's neues an Beziehungen in Hogwarts?"
Rachel war nicht nur wahnsinnig schlau, sie bekam auch alles mit, was sich liebestechnisch zwischen den Schülern abspielte.
Sie wusste als erste, wer mit wem zusammen war und sah auf einen Blick, wer wen mochte und wer bei wem keine Chance hatte.
Das Gute daran war, sie erzählte es nicht allen.
Klar, ich wusste meistens Bescheid und ihre Freundinnen wahrscheinlich auch, aber die waren gerade nicht hier und außerdem blieb es in diesem kleinen Kreis.

„Also... zu Damian habe ich schon was gesagt, oder?"
Ich verdrehte die Augen.
„Rachel, wir sind einfach nur befreundet."
Rachel zuckte die Schultern.
„Meine Hoffnung stirbt nicht."
Ich schlug ihr auf's Bein und sie richtete sich grinsend wieder auf.
„Hör auf damit! Wenn Damian etwas von mir will, ist er dumm. Dann zerstört er alles."
Rachel zog die Beine an und schlang ihre Arme darum.
„Naja, vielleicht fängt dein Bauch ja auch irgendwann an zu kribbeln, wenn du ihn siehst!"
Ich ließ mich auf den Teppich fallen.
Racheeel! Hör auf damit!"
Rachel lachte.
„Tut mir ja Leid."
Ich schüttelte den Kopf.
„Tut dir überhaupt nicht Leid!"
Rachel lachte wieder, dann schob sie ihre Notizen gerade.
„Kennst du Jason aus meinem Jahrgang?"
Bei dem Klang ihrer Stimme setzte ich mich auf und sah ihr in die Zimtaugen.
„Nein, aber du...?"
Rachel fummelte an ihrer Feder herum.
„Ja klar... er ist in meinem Jahrgang!"
Ich grinste und sie senkte den Blick auf die Feder zwischen ihren Fingern.
„Was ist mit ihm?"
Rachel hob die Schultern.
„Weiß auch nicht... wir verstehen uns irgendwie ziemlich gut..."
Ich hob eine Braue, als sie nicht weiterredete.
„Uuund...?"
Rachel stöhnte auf.
„Ich hasse dich!"
Ich schüttelte grinsend den Kopf.
„Nein."
Rachel verdrehte die Augen.
„Mämämämämä"
Ich lachte.
„Jetzt erzähl schon!"
Rachel seufzte.
„Naja... heute morgen beim Essen saßen wir halt zusammen mit noch ein paar anderen und er war so mega cool... irgendwie...? Also ich kann das gar nicht beschreiben, aber ich... guck mich nicht so an!"
Ich versuchte mein Grinsen zu verstecken.
„Tut mir Leid."
Rachel streckte mir die Zunge heraus.
„Genau..."
Ich lachte.
„Also du und dieser Jason... ihr mögt euch!"
Rachel schob die Lippen vor.
„Ja..."
Ich hob die Brauen.
„Ist doch gut."
Rachel zuckte die Schultern.
„Weiß nicht..."
Ich verdrehte die Augen.
„Dann find's heraus!"
Rachel legte den Kopf schief.
„Okay."
„Abgemacht?"
Rachel verdrehte die Augen, sah mich einen Moment lang an und lächelte dann.
„Abgemacht."

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt