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Als Terry und ich das Schloss verließen, um ein bisschen über die Ländereien zu laufen, hatte ich plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden.
Ich sah mich um, konnte aber nur eine Gruppe von älteren Gryffindors in einer Ecke des Hofes stehen sehen, allesamt Zigaretten im Mund.

„Wollen wir runter zum See gehen?", fragte Terry und ich nickte nur, während ich immer noch einen Blick im Nacken spürte. Als ich mich noch einmal umsah, entdeckte ich Damian Armstrong zusammen mit Flint und Bletchley an der Mauer stehen. Damian beobachtete mich und am liebsten wäre ich weggerannt. Er hatte mich heute Nacht heulend in der Bibliothek vorgefunden, was dachte er denn jetzt bitte von mir?
Terry folgte meinem Blick, doch ich nahm ihn am Arm, warf Damian einen warnenden Blick zu und zog Terry hinunter auf die Wiese.

„Was war los?", fragte Terry neugierig und ich zuckte die Schultern.
„Nichts, was soll los gewesen sein?"
Terry hob argwöhnisch eine Augenbraue.
„Du weißt genau, was ich meine. Du hast dich umgesehen als ob du..."
„Alles okay, wirklich!"
„Na dann... gehen wir nach unserem Spaziergang noch zu Hagrid?"
Ich nickte.
„Ja, perfekt."

„Was ist mit Padma?", fragte ich vorsichtig, als wir eine Weile schweigend nebeneinander hergegangen waren. Terry seufzte.
„Ich will nicht darüber reden."
„Hast du schon mal mit irgendjemandem darüber geredet?"
„Warum sollte ich? Es geht niemanden etwas an!"
Ich atmete aus.
„Aber wenn du nicht darüber redest, wirst du auch nicht glücklicher..."
„Dann rede du über diesen Drake."
Ich schluckte.
„Terry..."
„Guck, das ist das gleiche Prinzip!"
Ich schüttelte nur den Kopf.
„Nein."
„Warum nicht? Du willst nicht darüber reden, weil es dich beschäftigt und dir wehtut und..." Terry erstarrte. „Okay, so meinte ich das nicht! Das mit Padma beschäftigt mich nicht und als ob es wehtut, ich meinte nur... es macht mich wütend!"
Ich musste mir ein Grinsen verkneifen.
„Aber wenn es dich so wütend macht, dann muss es doch irgendwo wehtun!"
Terry sah mich genervt an.
„Nein!? Wenn du auf Potter sauer bist, dann tut dir das doch auch nicht weh, oder?"
„Beschissenes Beispiel!"
„Na und? Wut ist Wut!"
„Nein! Wut ist nicht Wut. Es gibt Wut, die entsteht weil jemand dich verletzt und du die Schmerzen nicht erkennst oder als Wut tarnst. Und dann gibt es Wut, die kommt in dem Moment, in dem du merkst wie wenig du dem Menschen seinen Erfolg gönnst oder was auch immer. Es gibt Wut, die tut weh. Dann streitet man sich mit jemandem, weil dieser jemand einem wehtut und..." Meine Gedanken schweiften schon wieder zu Draco.
„Aber Padma tut mir nicht weh! Es ist diese Wut, in der ich ihr den Erfolg nicht gönne!"
„Terry, diese Wut ist es nicht und das weißt du genauso gut wie ich!"
Terry sah mich aufgebracht an.
„Ist das dein Ernst? Ich hasse dieses Mädchen! Sie kotzt mich einfach nur an, wie sie ankommt und ggrrrhhhhh!"
Ich sah ihn von der Seite an und wusste, dass er sich selbst belog.
„Hast du Angst?", fragte ich unwillkürlich. Terry stockte.
„Nein. Warum sollte ich?"
„Weiß auch nicht...", murmelte ich. Ich wollte ihn nicht dazu zwingen, über Padma zu reden. Genauso ungern, wie ich von ihm gezwungen werden wollte, über Drake zu reden.

Wieder gingen wir eine Weile schweigend nebeneinander her und es fing an zu regnen.

„Gehen wir heute Nacht zu dieser Nachtwanderung?", fragte Terry schließlich.
„Stimmt ja, die habe ich voll vergessen. Ja klar, warum nicht?"
„Gibt es nicht irgendeinen Halloweenball oder so?"
Ich zuckte die Schultern.
„Glaub nicht... warum? Bist du interessiert?"
Terry boxte mir gegen den Arm.
„Haha. Nein, ich wollte nur mal so wissen!"
„Nee, ich glaube Claire hat erzählt, dass der abgeschafft wurde, weil er irgendwann mal eskaliert ist."
Terry grinste.
„Wäre ich gern dabei gewesen."
Ich warf ihm einen argwöhnischen Blick zu.
„Und mit wem würdest du denn hingehen, wenn wir jetzt einen hätten?"
Ich wusste, dass er jede aus unserem Jahrgang haben konnte, wenn er nur wollte. Er sah geradezu perfekt aus, er war groß, lustig, schwer zu kriegen... das, was Mädchen in unserem Alter eben gut fanden.
Aber Terry war nicht der, der sich jede nahm, die er haben konnte. Auch wenn wir erst zwölf waren, wusste ich besser als alles andere, dass Terry kein Mensch war, der ständig wechselte. Egal in welches Situation, Terry war gerne festgelegt. Deswegen interessierte mich auch so, welches Mädchen er interessant fand. Denn um ehrlich zu sein bekam ich nicht viel von dieser Seite in ihm mit.

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt