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Die erste Hälfte der Ferien vergingen wie im Flug.

Wir fuhren zu Dads Eltern nach Ostschottland und verbrachten dort zwei Wochen, dann fuhren wir (Claire, Lilly und ich hatten über drei Wochen betteln müssen, bis Mom und Dad zustimmten) in die Winkelgasse, um dort die letzten drei Wochen der Ferien zu verbringen.

Als wir im Tropfenden Kessel ankamen und Claire, Lilly und ich unser Zimmer betraten, ließ Claire sich auf ihr Himmelbett fallen und starrte an dessen Decke.

Lilly hüpfte aus dem Zimmer, um auf Toilette zu gehen und ich sah argwöhnisch zu Claire rüber.

„Okay Schwesterherz, was ist los?"
Claire drehte ihren Kopf zu mir.
„Fred und George kommen erst in zwei Wochen."
Ich hob eine Augenbraue.
„Na und? Das stört dich doch sonst auch nicht!"
Claire seufzte, dann warf sie mir einen Brief zu.
Der Umschlag war dunkellila und ein rotes Sigel (garantiert aus billigem Kerzenwachs (was mich nicht störte)) mit einem W darauf, prangte aufgebrochen am Verschluss.
Ich sah Claire kurz an und als diese nickte, öffnete ich den Briefumschlag und nahm das Stück Pergament heraus.
Jemand hatte in unordentlicher, aber trotzdem lesbarer Schrift etwas mit dunkelgrüner Tinte darauf geschrieben.

Hallöchen Claire,
Wir haben ja gesagt, dass wir zusammen mit Lee zwei Wochen vor Schuljahresbeginn in die Winkelgasse kommen, aber leider hat Mom dann doch nicht so reagiert, wie wir gehofft haben und wir können erst in zwei Wochen kommen.
Heißt, Lee kommt in einer Woche und wir in zwei und du bist dann mit Lee eine Woche lang alleine.
Wenn das überhaupt nicht geht, kommen wir heldenhaft auf Pferden und in Rüstung angeritten, um dich zu retten, aber Mom wirkte hundertprozentig entschlossen, sich nicht von uns überreden zu lassen.
Es tut uns Leid, Schnubsi!
Liebe Grüße,
Fred (George ist gerade zu faul zu kommen um ebenfalls zu unterschreiben, der unterbelichtete Junge)

PS: Ich bin doch gekommen, Fred hält mich echt für zu blöd, meinem kleinen Sonnenschein noch ein:
Iss genug, lach viel, grüß Clarisse und bleib so wie du bist, beziehungsweise werd wieder so fröhlich, wie du einmal warst, zu wünschen.
In (freundschaftlicher) Liebe,
George

Ich sah zu Claire, die wieder an die Decke ihres Himmelbettes starrte.

„Oh"
Sie sah mich an.
„Ja, oh."
„Aber, du wolltest doch die ganze Zeit, dass wir hier hin fahren...."
„Natürlich, der Brief ist ja auch eben erst gekommen."
Ich seufzte.
„Aber... vielleicht habt ihr dann eine Möglichkeit, das mit euch wieder zu klären!"
Claire schnaubte.
„Das glaubst du ja wohl selbst nicht."
Ich zuckte die Schultern.
„Doch. Wenn ihr viel miteinander macht (was passieren wird, weil du nach einer Woche keine Lust mehr darauf haben wirst, mit mir alleine jeden Tag wieder Eis essen zu gehen) und die ganze Zeit aufeinander hockt, kommt man doch ins Reden und dann wird irgendwann auch der Punkt kommen, in dem es ploppt und ihr darüber redet."
Claire sah mich skeptisch an.
„Ich will aber gar nicht darüber reden."
Ich hob eine Augenbraue.
„Ach nein? Willst du es vielleicht so lassen, wie es jetzt ist?"
Claire sah wieder zur Decke.
„Nein."
„Also."
„Vielleicht können wir ja auch einfach nur befreundet sein, ohne darüber zu reden."
Ich sah sie schief an.
„Ich glaube nicht, aber wenn du meinst, dass das funktioniert..."
Claire sah mich an.
„Natürlich meine ich, dass das funktioniert."
Doch ich hörte den Zweifel in ihrer Stimme.

Die erste Woche verging wie im Flug und tatsächlich hatte Claire am letzten Tag keine Lust mehr, mit mir zum Eisladen zu gehen, zu dem ich sie jeden Tag mindestens zwei Mal schleppte.

„Clarisse, ich habe schon genug Eis gegessen in den letzten Tagen!", beschwerte sie sich, als ich sie mit energischen Schritten wieder zur Eisdiele zog.
„Hast du nicht. Du hast heute nur Mango gegessen, wo bleibt deine tägliche Dosis Schokolade?"
Claire verdrehte die Augen.
„Mir ist schlecht!"
Ich sah sie an, dann entschied ich, dass ihr noch nicht schlecht war.
„Nein, dir ist nicht schlecht."
Claire stöhnte auf.
„Du bist die nervigste kleine Schwester, die ich mir vorstellen kann!"
„Du kannst ja danach was mit Lilly machen, wenn es dir besser gefällt, aber alleine will ich da jetzt nicht hin."
Claire verdrehte abermals die Augen, dann ließ sie sich doch mir gegenüber an einen Tisch fallen.

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt