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Am Abend saß ich zusammen mit Sue, Davis, Terry, Mandy, Padma, Anthony und Michael am Ravenclawtisch.
Über uns schwebten Kürbisse mit flackernden, eingeritzten Grimassen, Fledermäuse flogen uns um die Köpfe, auf den Tellern und in den Schüsseln vor uns lag ekelhaft und gruselig verziertes Essen und Blitze zuckten über die verzauberte Hallendecke. Donner grollte.
„Iiih, ich hab ein Auge!", kreischte Padma und deutete auf ihren Teller, auf dem ein rundes, ekelhaftes Auge lag. Die Pupille leuchtete rot und zuckte beunruhigend schnell herum. Es starrte mich an, dann drehte es weiter zu Davis, der Sue gerade zeigte, wie man Kürbissaft ext.
„Du musst deine Zunge locker lassen, nicht schlucken!", erklärte er.
„Ich will auch so ein Auge, wo hast du das her?", fragte ich und sah mich suchend um.
„Keine Ahnung!", sagte Padma panisch. Anthony und Terry, kicherten los.
„Ich hasse euch!", zischte sie und warf das Auge, welches eine klebrig- flüssige Konsistenz auf ihrem Teller hinterlassen hatte, nach Terry. Dieser fing es angeekelt auf und schnippte es zu Mandy.
„Ich will kein Auge haben!", kreischte diese und warf es angewidert zu Anthony.
„Iih, ich auch nicht!", quiekte er und warf das Auge zu Sue. Diese erschrak so, dass sie sich an ihrem Kürbissaft verschluckte. Davis hielt ihr hilfsbereit eine Tüte hin (keine Ahnung wo er die her hatte)
„Hier, kotz ruhig!"
Sue lachte und schluckte, dann wischte sie das Auge schnell weg. Es landete auf meinem Schoß. Ich hob es mit Zeigefinger und Daumen auf und hielt es in die Luft.
„Kann man das essen?"
Davis bekam einen Lachanfall.
„Nein, ich glaube nicht!", sagte Terry und musterte das Auge angeekelt.
„Tja, mal schauen wer sich an den anderen Tischen darüber freut!", grinste ich und warf das Auge zum Slytherintisch. Einige Mädchen aus der vierten kreischten panisch auf, als das Auge vor ihnen landete. Als sie sich umsahen, drehten die anderen, die sich vor lachen kaum ncoh halten konnten, sich schnell wieder nach vorne.
„Ich liebe Halloween!", sagte ich glücklich und biss in eine giftgrüne Nudel mit blutroter, klebriger Soße.

Ich hatte gerade einen Lachanfall, nachdem Terry mir etwas erzählt hatte, sodass ich erst mitbekam, dass jemand in die Halle stolperte, als es plötzlich totenstill wurde und alle sich umdrehten. Ich drehte mich um und sah, dass Professor Quirrell ängstlich auf den Lehrertisch zu stolperte. Terry und ich warfen uns einen beunruhigten Blick zu, als Quirrell bei Dumbledore ankam und nach Luft schnappte.
„T...t...Tr...Troll", schnappte er. „I...i...im Kerk...k...ker. D...dachte, Sie... s...so...sollten es w...w...wissen."
Er sank ohnmächtig zu Boden. Einige Sekunden lang herrschte Stille, dann fingen Schüler an zu schreien, alle sprangen auf und ich sah mich erst nach Draco um, der mich ansah und dann auf die Tür deutete. Sorge lag in seinem Blick. Angst. Ich nickte und zwang mich zu lächeln, dann erhob Dumbledore das Wort.
„Vertrauensschüler, führt eure Häuser sofort zurück in die Schlafsäle!", rief er, nachdem er tausende von roten Knallfröschen hatte aus seinem Zauberstab springen lassen.
„Okay, ganz ruhig! Folgt mir!", rief Penelope Clearwater und lächelte beruhigend. Terry griff nach meiner Hand.
„Komm!", sagte er eindringlich und sah sich panisch um. Aber ich hatte keine Angst. Trolle waren dumm! Zu dumm um allein in dieses Schloss zu kommen! Jemand musste ihnen geholfen haben! Ich sah mich zu den Lehrern um. Quirrell war verschwunden, Dumbledore und McGonagall redeten hastig miteinander und Snape verließ die Halle durch eine Seitentür. Ich sah zu Hagrid, er sah sich um, dann stand er auf.
„Clarisse, komm jetzt!", schrie Terry. Ich sah ihn an, doch mein Blick fokussierte nicht. Quirrell war das ganze Essen lang nicht in der Halle gewesen, alle anderen schon. Der Troll war aber eben erst gekommen und von Quirrell bemerkt worden, der die ganze Zeit nicht aufgetaucht war. Die Rädchen in meinem Gehirn standen still. Wo war Quirrell jetzt? Ich sah mich um. Sein roter Turban war nirgendwo zu sehen.
„Clarisse, komm jetzt!", schrie Terry und zog mich zur Eingangshalle. Die große Halle leerte sich langsam. Einige ältere Schüler, unter anderem meine Schwester und Lee, Fred und George, die ihre Köpfe zusammengesteckt hatten und sich umsahen, standen noch da, aber der Rest drängte sich nach draußen.
„Alle die, die noch nicht das Gefühl hatten, auf mich hören zu müssen, geht jetzt in eure Schlafsäle! Schnell!", rief Dumbledore. Terry zog mich weiter zur Eingangshalle. Claire lief los und sah sich um.
„Clarisse!", rief sie. Ich wolle winken, mich bemerkbar machen, doch Terry hatte mich schon in die Menge gezogen.
„Komm, schnell! Wir müssen zum Gemeinschaftsraum!", sagte er, aber ich riss mich von seiner Hand los. Ich musste zu Claire! Terry wurde von der Menge von Schülern weggespült, die aus der Halle strömte.
„Clarisse!", rief Claire wieder. Ich drängte mich durch die Schüler in die Richtung, aus der ihre Stimme gekommen war und als ich Claire sah, lief ich auf sie zu. Sie zog mich in ihren Arm.
„Kommt, ich weiß wo wir sicherer sind als in den Schlafsälen!", sagte Lee und nahm meine Hand. Er führte uns in einen Korridor in der Richtung, in die keiner lief.
„Schneller, wenn uns hier jemand sieht!", rief Claire und George lachte.
„Seit wann hast du Angst vor Nachsitzen?"
„Ich habe keine Angst vor Nachsitzen, ich habe Angst vor dem Gericht!", stellte Claire klar. Mir ging auf was sie damit meinte, bevor Fred und Lee begriffen.
„Aber ihr wart das nicht, oder?", fragte ich und blieb stehen. Fred lachte.
„Um Himmels Willen Clarisse, nein! Das ist selbst für uns eine Nummer zu groß!"
„Kommt!", rief Claire und lief weiter. Lee, der mich immer noch an der Hand hielt, zog mich hinter sich her. Als wir vor einem Wandteppich stehen blieben, zog Fred ihn beiseite und verschwand dahinter.
„Was ist da?", fragte ich beunruhigt. George grinste und nahm meine andere Hand.
„Das, meine Liebe, ist das Paradies!", sagte er und zog mich durch den Wandvorhang. Als ich in dem riesigen Raum stand, sah ich mich staunend um. Hier war die Küche. Hunderte von Hauselfen wuselten um uns herum, sie plapperten aufgeregt und nahmen wenig Notiz von uns. Ein großer Holztisch stand in der Mitte des großen Raumes, Kräuter standen in kleinen Töpfen auf einem Tisch in der Ecke, Feuer brannten auf Herden, Fleisch hing von der Decke und es roch wunderbar nach Essen. Mir lief das Wasser im Mund zusammen, als ich die vielen Köstlichkeiten um mich herum sah. Hier wurde also das Essen für uns gekocht.
„Hallo Mr. Weasley!", begrüßte ein kleiner Hauself uns. „Oh, Mr. Jordan, Miss Cole!" Der Hauself klatschte in die Hände. Dann sah er mich. „Eine neue! Sie ist jünger!" Er sah zu Claire und dann wieder zu mir. „Ah, ihre kleine Schwester, Miss Cole. Die gleichen leuchtenden Augen!" Der Hauself nahm meine Hand. „Hallo Miss Cole.", sagte er und lächelte mich an. Ich vergaß für einen Moment das ein Troll in Hogwarts herumlief, bis ich ein Stampfen über uns hörte. Laut. Fest. Schwer. Ich klammerte mich fester an Lees Hand. Die Hauselfen waren allesamt verstummt.
„Was war das?", quiekte ein kleines Hauselfenmädchen.
Ein anderer Troll hob die lange, spitze Nase.
„Troll!", sagte er leise und warnend. Die Hauselfen sahen sich einen Moment lang an, dann fingen sie an panisch herumzulaufen. Ein Handtuch ging in Flammen auf, wurde aber gleich darauf wieder von einem anderen Hauselfen mit einem Schwall Wasser gelöscht.
„Troll!", schrie ein Hauself panisch.
„Troll!"
„Troll!"
„Troll!"
Ich sah verwundert auf das Gewusel vor mir.
„Warum ist es hier sicherer als in den Schlafsälen? In unseren Gemeinschaftsraum wäre er nie gekommen!", sagte ich leise.
„Naja, wir wussten ja nicht, wie euer Gemeinschaftsraum gesichert ist! In unseren wäre er bestimmt auch ohne Passwort gekommen!", sagte Claire. „Außerdem ist hier der Nervenkitzel größer!"
Lee drückte meine Hand kurz.
„Hast du Angst, kleines Mädchen?", fragte er plötzlich und setzte sich auf einen Stuhl. Ich schüttelte den Kopf.
„Nein. Habe ich nicht! Aber was ist, wenn der Troll jemanden umbringt?"
„Das wird er nicht! Versprochen!", sagte Clair rund gab mir einen Kuss auf den Kopf. Ich sah sie an, dann nickte ich hoffnungsvoll.
„Okay."

Plötzlich fiel mir etwas ein. Draco!
„Ich... muss nochmal raus!", sagte ich.
„Was?", fragte Lee und starrte mich entgeistert an.
„Ja. Tut mir Leid, ich habe einem Freund versprochen mich kurz mit ihm zu treffen!", sagte ich. Claire hielt mich am Arm fest.
„Nein!"
„Doch, der Troll ist doch schon längst über uns! Der kommt schon nicht runter!", sagte ich.
„Dann komme ich mit!", sagte Claire. Lee warf ihr einen besorgten Blick zu.
„Nein!"
„Doch, ich lasse meine Schwester nicht allein da raus!", sagte Claire. Lee schüttelte den Kopf.
„Dann komme ich auch mit!", sagte George.
„Ich auch!", sagte Lee.
„Worauf warten wir noch?", fragte Fred und Claire zog den Wandteppich beiseite.
„Los!", rief sie, nachdem sie nach links und rechts geguckt hatte.
„Nein, die Meister dürfen nicht gehen. Troll ist da draußen!", rief uns ein Hauself hinterher, aber wir ignorierten ihn und rannten den Gang entlang zur Eingangshalle. Über uns hörten wir ein lautes Rumsen, dann war es leise.
„Was war das?", fragte ich unsicher und Lee blieb stehen.
„Das, kleines Mädchen, war der Troll!", sagte er. „Jetzt haben die Lehrer ihn besiegt!"
„Woher weißt du das?", fragte ich überrascht und Lee lächelte.
„Das habe ich im Gefühl!", sagte er und lächelte. „Komm, wir müssen weiter!"
Wir liefen wieder los. Als wir in der Eingangshalle ankamen, war sie leer.
„Draco?" Ich sah mich um. „Draco!" Panik stieg in mir auf. Was, wenn der Troll ihn... nein! Ich ließ Lees Hand los und lief zur großen Halle. „Draco?"
„Clarisse!", sagte plötzlich jemand hinter mir. Eine Hand legte sich auf meine Schulter.
„Draco!" Erleichtert drehte ich mich um.
„Wo warst du?"
„Bei meiner Schwester und ihren Freunden!", sagte ich und deutete auf Claire, die sich jetzt an Fred gelehnt hatte. Er hatte einen Arm um sie gelegt.
„Oh.", sagte Draco.
„Aber ich habe dich nicht vergessen, wirklich nicht! Ich hatte nur... Angst!", sagte ich leise.
„Schon okay.", sagte Draco und griff kurz nach meiner Hand. „Ich wollte auch eigentlich nur kurz deine Stimme hören, damit ich keine Angst haben muss!"
„Oh.", sagte jetzt ich.
„Na dann..."
„Bis dann!", sagte Draco und lächelte kurz. „Pass auf dich auf!"
Ich starrte ihn an, dann lächelte ich.
„Du auch. Bis morgen!"
Draco nickte, dann drehte er sich um und ging, ohne sich noch einmal umzusehen. Ich sah ihm hinterher, wie er die Treppe zu den Kerkern hinunterging.
„Okay, du verstehst dich mit Draco Malfoy dem dreckigen Arschloch?", fragte Fred und ich sah zu ihm.
„Und wenn schon.", sagte ich kühl. „Ich gehe jetzt in den Gemeinschaftsraum!"
„Clarisse, warte!", rief Claire.
„Was?" Auf der Treppe blieb ich stehen.
„Mach dir nichts draus, dass Fred und George ihn hassen! Und pass auf dich auf!"
Ich nickte, dann stieg ich die Treppen hinauf.
„Warte, kleines Mädchen!", rief Lee plötzlich. „Du kannst doch nicht allein gehen!"
Ich lächelte und zusammen gingen wir bis zum Ravenclawturm.

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt