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Wir fanden Billie nicht.

Weder im Drei Besen, noch irgendwoanders.

Das wir so unauffällig wie möglich handeln mussten und uns niemand sehen durfte, war eines der Hindernisse.

Hinzu kam, dass es schweinekalt war, uns Regen ins Gesicht klatschte und von Kopf bis Fuß durchnässte und dass der Wind an uns zerrte, als würde er uns am liebsten zerreißen. Außerdem war es dunkel, da die schwarzen Wolken den ganzen Himmel bedeckten und die Sterne und den Mond verschluckten.

Damian war mittlerweile so verzweifelt, dass ich mehrmals gesehen hatte, wie er seinen Zauberstab umklammert hatte, als würde er am liebsten alles um sich herum zerstören, weil es da war und Billie nicht.

Zabini hatte noch mindestens eine Stunde lang komische Bemerkungen an mich gerichtet, doch als klar wurde, dass Billie sich nicht in Hogsmeade befand, hatte er schlagartig damit aufgehört.

Padma und Terry zickten sich schon wieder an, Miles Bletchley war in eisernes, kaltes Schweigen verfallen und Draco hatte seine Hände tief in die Taschen seiner Jacke geschoben und immer wieder warf er Padma und Terry genervte Blicke zu, wenn sie stritten.

Alles in allem war die Stimmung mehr als angespannt.

Ich ballte meine klammen Hände zu Fäusten und öffnete sie dann wieder, damit sie nicht einfroren und ging wie alle anderen schweigend zurück zur Heulenden Hütte.

Wir konnten nur hoffen, dass die anderen Billie im Wald gefunden hatten.
Obwohl... was war ihr zugestoßen, wenn sie dort gewesen war? Was war mit ihr geschehen, dass sie sich darin verirrt hatte?

Ich hatte mal etwas von wilden Zentauren und Riesenspinnen gehört, die sich im Verboten Wald herumtrieben. Was, wenn...

Ich wagte es nicht, diesen Gedanken zu Ende zu führen.

Wir gingen als ein Haufen enttäuschter Schüler den einsamen Hügel hinauf und blieben ratlos vor dem Gatter stehen.

„Und jetzt?", fragte Padma leise und ich starrte zur Heulenden Hütte, die sich kaum von dem schwarzen Nachthimmel hinter ihr abhob.

„Augen zu und durch", murmelte Zabini und ich war überrascht, dass er etwas sagte, das zeigte, dass er genauso unsicher war, wie wir alle.
Bis auf Miles Bletchley vielleicht, der wirkte weniger unsicher als schlicht und einfach... verbittert. Er zeigte nicht wirklich, wie er sich fühlte. Er hatte seine Lippen einfach nur aufeinandergepresst, die kantigen Gesichtszüge scharf, die Augen aufmerksam wie die eines Adlers und die Muskeln unser seiner Jacke angespannt.

Er war ein Gefallener, aber er hatte nicht aufgegeben.

Ich glaube, er weigerte sich, aufzugeben.

Und das erste mal fragte ich mich, in was für einer Verbindung er zu Billie stand. Waren sie befreundet? Mehr? Oder hatte Damian ihn einfach nur dazugeholt, weil er einer seiner besten Freunde war? Oder weil er offensichtlich viel Kraft hatte?

Meine nassen, eiskalten Finger umklammerten meinen Zauberstab, als wir durch den Matsch den Hügel hinauf zur Heulenden Hütte gingen.

Draco neben mir sagte nichts. Sein Gesichtsausdruck war eisern. Verbissen. Entschlossen.

Ob ich auch so entschlossen und stark aussah, während ich durch den Regen und den Schlamm stapfte?

Sicher nicht.

„Ihr sagt kein Wort, wir gehen da durch und dann verschwinden wir durch den Geheimgang, okay?", murmelte Draco und Damian schüttelte wütend den Kopf.
„Wir gehen da hoch und gucken, ob dieser Typ Billie hat! Und wenn er es abstreitet, werden wir ihm Veritaserum verabreichen."

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt