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Ich wusste, dass ich mich freuen sollte.
Schließlich schien Claire mit Cedric viel Spaß zu haben und die beiden lachten wirklich viel. Fast immer, wenn ich sie zusammen sah, lachten sie oder unterhielten sich, während ein Schmunzeln ihre Lippen umspielte.

Aber ich konnte einfach nicht.
Ich wusste, dass Cedric nicht das war, was Claire wollte und das wusste er, glaube ich auch. Und das tat mir leid. Denn ich mochte ihn. Ich mochte ihn wirklich! Er war witzig und er behandelte mich, als wären wir Freunde, nicht, als sei ich die kleine Schwester seiner Freundin. Er brachte mich zum lachen und mit ihm redete ich, so komisch es auch klang, über Draco und Damian.

Er lachte ein bisschen, als ich es ihm erzählte.

„Die Slytherins haben es wohl auf dich abgesehen"
Ich sah ihn mit offenem Mund an.
„Wie meinst du das?"
„Naja... Draco stand doch schon von Anfang an auf dich, Damian hat dir ja auch praktisch eine Liebeserklärung gemacht und jetzt halt mich bitte nicht für einen Stalker, aber ab und zu, wenn Blaise Zabini denkt, keiner würde ihn sehen, dann beobachtet er dich. Es scheint, als hättest du echt Potenzial, wenn gleich drei Slytherins es auf dich abgesehen haben" Er schmunzelte ein bisschen.
„Doch nicht Blaise Zabini, bist du verrückt? Das ist nach Potter und Terry der beliebteste Junge des Jahrgangs, das kannst du doch nicht ernst meinen!"
„Natürlich, ich beobachtete viel!"
„Oh mein Gott" Ich lehnte mich gegen die Wand hinter mir.
Cedric lachte leise.
„Komm schon, natürlich mögen die dich. Du bist sicher das beliebteste Mädchen des Jahrgangs, jedenfalls bei den Slytherins! Hast du mal mitbekommen, wie dieser Ernie McMillan dich anstarrt? Seine beste Freundin, Hannah Abbott, findet das gar nicht gut, glaube ich. Und was ist mit Neville?"
„Neville steht auf Hermine Granger"
Cedric grinste.
„Warum willst du es nicht zugeben? Du bist hübsch, du bist witzig, du bist nicht zu haben, weil jeder weiß, dass du niemanden an dich heranlässt, das macht dich interessant. Jungs in dem Alter finden das gut"
Ich sah ihn mit ungläubig gehobenen Augenbrauen an.
„Das meinst du doch nicht ernst!"
„Warum denn nicht? Clarisse, jeder von diesen Jungs weiß, dass du Draco Malfoy gehörst. Du hast doch kaum Augen für irgendjemand anderen. Und das macht sie alle wütend. Und dich macht es umso interessanter. Und jedes Mal, wenn sie merken, dass du diesen Jungen ignorierst, schöpfen sie Hoffnung. Ist dir noch nie aufgefallen, dass sie genau an diesen Tagen oft mit dir das Gespräch suchen?"
Ich blinzelte, als ich bemerkte, dass er recht hatte.

Einmal, als ich wütend auf Draco gewesen war, war ich gerade ziemlich gut ohne ihn ausgekommen und dann war Ernie McMillan aufgetaucht und hatte mich gefragt, ob ich ihm bei den Hausaufgaben helfen könnte. Ich hatte mir nichts dabei gedacht. Und einmal, als ich nach einem Streit mit Draco gerade besonders viel Spaß mit Mandy und Padma gehabt hatte, war Blaise Zabini gekommen und hatte mich gefragt, ob ich wüsste, wo wir als nächstes Unterricht hätten, da wir zusammen hatten. Mandy und Padma hatten albern gekichert und ich hatte es ihm gesagt. Er hatte dankend genickt, den albernen Hennen hinter mir einen Blick aus erhobenen Augenbrauen zugeworfen und war davongegangen. Ich hatte nie darüber nachgedacht, dass er zu mir gekommen war, weil ich mich gerade mit Draco gestritten hatte und er Hoffnungen hatte, Aufmerksamkeit von mir zu bekommen. Generell war mir nie aufgefallen, dass mehr Jungs als Damian mich interessant finden könnten. Ich hatte auch Blaise und Ernie McMillan nie beachtet. Vielleicht hätte ich es tun sollen. Aber wozu?

„Cedric... warum sagst du mir das?"
„Hast du jemals den Versuch gestartet, die beiden besser kennenzulernen?"
„Nein? Warum sollte ich."
„Vielleicht wirst du feststellen, dass die beiden tausend mal besser als Malfoy sind" Claire ließ sich zu uns fallen und nahm einen Schluck aus ihrer Bierflasche, während sie sich an die Mauer hinter sich lehnte und auf's Meer hinaussah.
Cedric sah sie an.
„Du magst ihn nicht, oder?"
„Er macht meine Schwester traurig. Ich mag niemanden, der das tut."
„Aber er mag sie."
„Und warum tut er ihr dann weh?"
„Warum tut Lee dir weh, obwohl er dich mag?"
Claire nahm einen großen Schluck aus ihrer Flasche.
„Das ist was anderes."
„Ist es nicht."
„Ist es wohl. Lee und ich... er tut mir gar nicht weh!"
„Ja klar, er interessiert dich kein Stück und er geht auch nicht extra mit Johnson davon, um dich eifersüchtig zu machen... nein", spottete Cedric.
Claire seufzte und beobachtete die Wellen, die gegen den Felsen schlugen, der mitten aus dem Meer hervorragte, und zersprangen.
„Können wir darüber bitte nicht am Silvesterabend reden?"
Cedric grinste und nahm ihre Flasche.
„Klar, wir können noch drei Stunden warten und dann am Neujahrsmorgen darüber diskutieren!"
Claire sah ihn augenrollend an und grinsend gab er ihr die Flasche zurück. „Doch lieber jetzt diskutieren?"
Sie wandte entnervt den Blick ab und starrte wieder auf das Wasser.
„Du kannst echt nervtötend sein, weißt du das, Ced?"
„Ich weiß" Er grinste selbstgefällig. „Aber leider findest du mich immer noch hinreißend"
Wieder seufzte Claire, als sei er ein hoffnungsloser Fall. Dann lehnte sie ihren Kopf an seine Schulter und er lächelte ein bisschen.

Während ich die beiden so beobachtete, musste ich an Draco denken.
Ich vermisste ihn.
Und das hätte ich nie gedacht. Ich hätte nie gedacht, dass es so schmerzhaft sein könnte, jemanden nicht bei sich zu haben, auch wenn es nur eine Woche war.

Er hatte mir nicht geschrieben.

Wer wusste warum, aber er hatte auch auf meine Weihnachtsglückwünsche an ihn nicht geantwortet.
Das hatte ich verdrängt, indem ich Terry zum Schlittschuhlaufen getroffen hatte, mit Cedric und Claire in die Stadt gegangen war, mit Lilly Schach gespielt hatte, mit Mom gekocht und Leo Die Märchen von Beedle dem Barden vorgelesen hatte.

Doch jetzt, wo ich mit meiner großen Schwester und ihrem Freund am Meer saß und darauf wartete, dass die Kirchturmuhr halb Schlug, holten mich alle Gedanken an ihn ein und ich überlegte, warum er mir wohl nicht geschrieben hatte.

„Wenn jemand euch verspricht, zu schreiben, es dann aber nicht tut, was könnte ein plausibler Grund dafür sein?", fragte ich in die Stille hinein und Cedric sah mich an.
„Entweder du bist ihm nicht wichtig genug und er hat es vergessen, was ich nicht glaube"
„Oder er wurde gezwungen, es nicht zu tun"
„Oder seine Eule ist gestorben"
„Oder er braucht Abstand"
„Oder er hat Angst davor, dass du nicht zurückschreibst"
„Oder er hat ein schlechtes Gewissen, wenn er es tut, weil er damit jemand anderen verletzt"

Ich seufzte und ließ meinen Kopf an die Wand hinter mir fallen.

„Danke"
„Bitte", kam es wie aus einem Mund.
Ich seufzte und starrte in den Schnee vor uns, der im Licht, welches aus dem Haus auf den Schnee fiel, glitzerte.

„Vor zwei Jahren haben wir hier mit Fred und George und Lee gefeiert", durchbrach Claire das Schweigen.
Ich wusste, an was sie dachte.
In dieser Nacht war sie mit Lee zusammengekommen.
„Glaubst du, es war ein Fehler?", fragte ich, mir wohl bewusst, das Cedric nichts wusste, wovon wir redeten.
„Nein. Ich war glücklich, das zählt, oder?" Claire sah mich nicht an, sondern starrte weiter in die Dunkelheit, während Cedric und mit erhobenen Augenbrauen ansah.
„Darf ich fragen, worum es geht?"
„Nein", antworteten wir gleichzeitig.
Cedric seufzte.
„Dann redet doch nicht in meiner Anwesenheit darüber"
Claire bot ihm ihr Bier an.
„Willst du noch 'nen Schluck, bevor ich zu heulen anfange?"
Er lachte ein bisschen.
„Aber sicher. Dich zu trösten, ohne zu wissen, woher die Tränen kommen, ist ohne bestimmt nicht leicht"
Sie beobachtete, wie er ihre Flasche an seinen Mund führte und kaum hatte er sie wieder abgesetzt, nahm sie sie, trank sie in einem Zug aus, stellte sie in den Schnee und dann nahm sie sein Gesicht in beide Hände und küsste ihn.

Seinem überraschten Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte er das nicht erwartet, doch dann zog er sie näher an mich heran und ich hob meinen Blick in den dunklen Himmel.

Ich liebte es, wenn man mich mit meinen Gedanken allein ließ. Und dann auch noch, indem man sich küsste. Das führte den Weg gar nicht in Richtung Draco... nein...

***

Hier ein etwas kürzeres Kapitel,
weil ich es in letzter Zeit nicht oft geschafft habe,
eins hochzuladen.

Entschuldigt Rechtschreibfehler,
ich habe nicht viel Zeit gehabt.

Deswegen gibt es auch kein langes Nachwort.

Tanzt weiter im Regen,
Judi

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt