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Als ich in meinem Zimmer war, liefen mir Tränen aus den Augen. Ich fühlte mich verraten. Von meinem eigenen Vater. Er hatte mir gesagt, ich solle meine Finger von Todesserkindern lassen, obwohl er ganz genau wusste, was Moms Eltern waren. Er hatte getan als sei es etwas schlimmes, Todesserkinder zu mögen, obwohl er meine Mom liebte. Er hatte mir gesagt, ich solle mich von Slytherins fernhalten, obwohl er selbst einer war. Ich war so, so wütend!
Irgendwann holte ich ein Pergament und eine Feder heraus und fing an zu schreiben.

Hey Terry,
Meiner Mom geht es besser und spätestens in drei Wochen kann sie aus dem St. Mungo raus. Wir dürfen Sie noch nicht besuchen, aber wenn sie bald zu Hause ist dürfen wir bestimmt nochmal für ein Wochenende kommen.
Können wir in Hogwarts mal reden?
Liebe Grüße
Clarisse

Als ich den Brief geschrieben hatte, pfiff ich nach Snow, die keine Minute später angeflogen kam. Ich band ihr den Brief ans Bein und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Zu Terry!", flüsterte ich leise, dann überlegte ich, auch Draco zu schreiben, nach unserem Gespräch am letzten Samstag... Aber ich verwarf diesen Gedanken so schnell wieder, wie er gekommen war. Als ob es Draco interessierte wie es meiner Mutter ging. Als ob ihn überhaupt irgendetwas aus meinem Leben interessierte. Meine Mom, meine Familie, mein Leben... nichts, NICHTS davon würde ihn interessieren.
Ich warf mich auf mein Bett und starrte an die Decke.
„Clarisse?", fragte jemand und klopfte an die Tür.
„Claire?"
„Ja, kann ich reinkommen?"
„Klar"
Claire betrat das Zimmer und setzte sich zu mir aufs Bett.
„Was hast du Dad gefragt?"
„Nichts."
„Du kannst mich nicht anlügen, ich bin deine Schwester! Seit elf Jahren."
Ich seufzte, dann setzte ich mich auf.
„Ich habe ihn nur gefragt warum er mir nie von Snape erzählt hat."
„Von Snape?"
„Ja."
„Warum? Was hat denn Snape mit Dad zu tun?"
Ich zögerte, dann fing ich an zu erzählen.
Ich erzählte von Draco, von unserem ungewollten Treffen bei Snape, von Lily Evans und davon, dass Dad in Slytherin war. Von Moms Eltern und Dads Bitten, mich nicht mit Todesserkindern anzufreunden, die eigentlich sagten, sein ganzes Leben wäre falsch gelaufen.
Als ich fertig war, starrte Claire mich an.
„Im Ernst?"
Ich nickte.
Claire vergrub den Kopf in den Händen.
„Wie kann er denn so was sagen? Wie kann er dir sagen, du sollst dich von Todesserkindern fern halten, wenn er selbst eines geheiratet hat? Sagt er damit nicht eigentlich, dass er selbst einen Fehler gemacht hat?"
„Ich weiß es auch nicht.", sagte ich leise.
Claire legte sich auf mein Bett und starrte an die Decke.
„ Ich... glaube das einfach nicht!"
„Ich auch nicht."
„Aber... hast du dann nicht von Anfang an gewusst das Dad uns sagt, wir sollen bloß nicht so ein Leben bekommen wie er es bekommen hat?"
„Ich habe es nie begriffen. Drake hat mir von Moms Eltern erzählt und das sie Todesser sind, aber das stand für mich nie in Verbindung mit Dad, der uns gesagt hat, wir sollten uns von Todesserkindern fernhalten!"
Claire fuhr sich durch die Haare.
„Ich will zu Lee!", sagte sie leise und ich konnte es ihr nicht verübeln. Ich wäre jetzt auch gerne woanders.
„Wir fahren Morgen wieder zurück, oder?"
„Morgen früh!"
„Sobald alle wach sind!"
„Ganz schnell!"
Ich legte mich neben Claire.
„Gute Nacht"
Claire drehte ihren Kopf zu mir und zog sich die Decke bis zum Kinn.
„Gute Nacht, Schwesterherz"

Und am nächsten Morgen fuhren wir wirklich so schnell es ging zurück nach Hogwarts. Keine von uns hatte Lust noch mehr Zeit in diesem Haus zu verbringen, dass so viele Geheimnisse und so viel Verrat beherbergte. Keine von uns hatte Lust länger so zu tun als wäre alles okay und keine von uns hatte Lust sich länger die Wiedergutmachungsversuche Dads anzuhören.

Als wir Nachmittags in Hogwarts ankamen, umarmten wir uns lange.
„Danke für alles!", flüsterte Claire leise und ich drückte sie an mich.
„Danke dir!", flüsterte ich, dann lösten wir uns voneinander.
„Claire!", rief jemand von der Treppe aus und wir drehten uns um. Da standen Lee, Fred und George. Claire sah mich kurz an, dann lief sie zu den Jungs und warf sich Lee um den Hals. Lange standen sie einfach nur so da und ich wünschte mir irgendwie, Draco wäre da. Um mich in den Arm zu nehmen, wie Lee Claire in den Arm nahm und um mir Sicherheit und Glück zu geben, wie Lee Claire Sicherheit und Glück gab.
Ich verwarf diese Gedanken und ging ebenfalls zur Treppe, nur nicht, um Lee um den Hals zu fallen.
„Stop, Maus! Willst du mich gar nicht umarmen?", fragte plötzlich George, als ich an ihm vorbeiging und ich musste Lachen, dann umarmte ich ihn. Als ich auch Fred umarmt hatte, wandte ich mich Lee und Claire zu, die sich immer noch umarmten. Claire löste sich von Lee und wischte sich über die Augen, dann umarmte sie Fred und George und ich schlang meine Arme um Lee.
„Hallo Maus!", sagte Lee leise und ich lächelte ihn an.
„Hallo Lee."
Er drückte mich noch einmal kurz, dann deutete er nach oben ans andere Ende der Treppe.
„Ich glaube da wartet jemand auf dich.", grinste er und ich hob ebenfalls den Blick. Terry winkte mir zu, ein Lächeln auf dem Gesicht. Ich löste mich von Lee und rannte die Treppe zu Terry hinauf. Als ich ihn erreicht hatte, umarmte ich ihn lange. Ich war nicht lange weg gewesen, einen Tag, um genau zu sein, aber ich hatte Terry schon vermisst. Terry legte seine Arme um mich und ich war glücklich, dass er mein bester Freund war.
„Na"
„Na"
Grinsend lösten wir uns voneinander und von hinten schlang jemand seine Arme um mich.
„Mandy!", rief ich überrascht und drehte mich zu ihr um um sie ebenfalls zu umarmen. „Was machst du denn hier?"
Mandy lachte.
„Ich war mit Seamus noch in der Halle.", erzählte sie und ich hob eine Augenbraue.
„Seamus Finnigan?"
Mandy nickte. Ich grinste und drehte mich dann zu Terry.
„Die beiden verstehen sich ziemlich gut!", beteuerte er. Ich grinste breiter, dann stieß ich Mandy in die Seite.
„Wir sind aber erst elf, ne!?"
„Ich bin schon zwölf! Und Seamus auch."
Ich musste lachen.
„Na dann!"
Mandy grinste.
„Ich will ja gar nicht mehr als einen guten Freund!"
„Klar!" Ich versuchte Ernst zu bleiben und Mandy warf mir einen bösen Blick zu.
„Ich mag dich nicht mehr!"
Ich prustete los.
„Schade, ich dich nämlich schon!"
Mandy grinste, dann gingen wir zu dritt zum Gemeinschaftsraum.

„Leute, interessiert euch auch, was im Korridor im dritten Stock ist?", fragte Terry plötzlich und ich starrte ihn entgeistert an.
„Wie bitte?"
Terry grinste.
„Guck nicht so entgeistert. Ich will nur wissen ob es euch auch so geht!"
Mandy und ich wechselten einen Blick.
„Also mich reizt das nicht unbedingt...!", sagte Mandy unsicher.
„Mich eigentlich schon...", gab ich zu. „Eigentlich habe ich sogar schon ziemlich oft darüber nachgedacht, mal dort vorbeizuschauen, schließlich wird Dumbledore doch nicht im Ernst etwas tödliches auf Schüler loslassen, oder?"
Terry nickte, aber Mandy wirkte nicht überzeugt.
„Leute... das ist eine ganz schlechte Idee, die sich da gerade in euren Köpfen bildet. Ganz schlecht! Wirklich, denkt einfach nicht weiter darüber nach, bitte! Sehr, sehr schlechte Idee! Ganz, ganz, ganz schlecht!"

Terry und ich wechselten einen Blick, dann sahen wir zu Mandy.
„Nur mal gucken!"
„Nur ganz kurz gucken was da ist und dann wieder gehen."
Mandy starrte uns fassungslos an.
„Nein!"
„Bitte!"
Ich setzte einen Hundeblick auf und Terry kniete sich vor Mandy auf dem Boden.
„Bitte, Königin Mandy!"
Ich prustete los.
„Entschuldige aber Königin Mandy klingt wie König Kevin!"
Mandy schob eine Unterlippe vor.
„Ich kann doch nichts für meinen Namen! Nicht jede Mandy ist mit einer Chantal und einem Kevin und einer Jaqueline befreundet, genauso wenig wie jeder Kevin wirklich aus einer Asifamilie kommt. Tut mir Leid."
Terry und ich sahen uns grinsend an und Terry erhob sich kleinlaut wieder vom Boden.
„Entschuldige, Königin Mandy.", sagte er leise und ich vermied es ihn anzusehen, um nicht laut loszulachen. Mandy sah erst zu Terry, dann zu mir und dann wieder zu Terry. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich, dass Terrys Mundwinkel zuckten. Mandy starrte uns fassungslos an und Terry und ich prusteten los.
„Oh man Mandy!"
Beleidigt warf Mandy ihre langen, blonden Haare über die Schulter.
„Ich fühle mich nicht ernst genommen!", sagte sie, hob das Kinn und stolzierte erhobenen Hauptes davon.

Terry und ich lachten noch eine ganze Weile, bis wir beschlossen uns auf den Weg zum Korridor im dritten Stock zu machen.

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt