Vor uns lag die große Halle. Kerzen schwebten in der Luft, hunderte von Schülern saßen an vier langen Tischen, die bis nach vorne zum großen Lehrertisch auf einer Anhöhe reichten, die Wände schienen endlos hoch und als ich mit meinem Blick den Bögen folgte, die sich an den Wänden nach oben zogen, sah ich die Decke der großen Halle, die aussah, als wäre sie nicht vorhanden. Der klare Sternenhimmel zeigte sich an der Decke, darunter zogen sich Bögen von links nach rechts.
„Die Decke ist nicht echt, die ist nur verzaubert!", hörte ich die Stimme des Mädchens mit den buschigen Haaren irgendwo vor mir. Goldteller, Becher und Besteck lagen auf den vier langen Tischen und die, in schwarz gekleideten Schüler starrten uns alle an. Meine Schwester winkte mir strahlend zu, als sie mich sah und hob zwei gedrückte Daumen. Ich grinste und sah mich weiter um. Vor dem großen Lehrertisch stand ein Stuhl, auf ihm lag ein alter Hexenhut. Staunend sah ich mich um. Von diesem Anblick würde ich nie genug bekommen! Geister strahlten uns an und eine Katze huschte vor Draco und mir von links nach rechts.
Professor McGonagall bedeutete uns, stehen zu bleiben und ging eine Stufe hoch. Jetzt stand sie auf der Anhöhe, auf dem auch der Lehrertisch stand. Sie ging zu dem Stuhl und dem alten Hut. Mir fiel erst jetzt auf, wie kaputt er wirklich war. An manchen Stellen war er geflickt und wieder zusammengenäht und er war schiefer als erlaubt sein dürfte. Die Schüler um uns herum verstummten. Es war so leise, dass ich mir ein Lachen verkneifen musste. Ich wusste selbst nicht, wieso, aber wenn alle leise waren, musste ich immer lachen. Draco warf mir einen warnenden Blick zu, aber auch seine Mundwinkel zuckten. Dann fing der Hut an zu singen. Was mich eigentlich noch mehr zum Lachen bringen müsste, aber es ließ meine Mundwinkel schlagartig von oben auf normale Höhe sinken. Gebannt lauschte ich den Worten des Hutes."Ihr denkt ich bin ein alter Hut,
Mein Aussehen ist auch gar nicht gut.
Dafür bin ich der schlauste aller Hüte,
Und ist's nicht wahr, so fress ich mich, du meine Güte!
Alle Zylinder und schicken Kappen
Sind gegen mich doch nur Jammerlappen!
Ich weiß in Hogwarts am besten Bescheid
Und bin für jeden Schädel bereit.
Setzt mich nur auf, ich sag euch genau,
Wohin ihr gehört - denn ich bin schlau.
Vielleicht seid ihr Gryffindors, sagt euer alter Hut,
Denn dort regieren, wie man weiß, Tapferkeit und Mut.
In Hufflepuff dagegen ist man gerecht und treu,
Man hilft dem anderen, wo man kann und hat vor Arbeit keine Scheu.
Bist du geschwind im Denken, gelehrsam und auch weise,
Dann machst du dich nach Ravenclaw,
So wett ich, auf die Reise.
In Slytherin weiß man noch List und Tücke zu verbinden,
Doch dafür wirst du hier noch echte Freunde finden.
Nun los, so setzt mich auf, nur Mut,
Habt nur Vertrauen zum Sprechenden Hut!"Beifall wurde laut. Meine Hände waren inzwischen schweißnass und kalt, meine Beine zitterten. Draco und ich rückten automatisch ein paar Schritte näher zusammen.
Ein paar Schüler vor uns flüsterten, dann trat Professor McGonagall vor und die Gespräche verstummten. Sie hielt eine lange Pergamentrolle in den Händen.
„Wenn ich euch aufrufe, setzt ihr den Hut auf und nehmt auf dem Stuhl Platz, damit euer Haus bestimmt werden kann.", sagte sie jetzt laut. Draco und ich wechselten einen Blick und jetzt sah ich auch in seinen Augen Aufregung.
„Abbott, Hannah!", rief Professor McGonagall laut. Ein Mädchen drängte sich zitternd an mir vorbei. Ihre Wangen waren gerötet und ihre blonden Zöpfe zerzaust. Sie setzte sich zitternd auf den Stuhl. Professor McGonagall setzte ihr den Hut auf, der Hannah sofort über den Kopf rutschte. Draco grinste höhnisch. Ich trat ihm gegen's Schienbein.
„HUFFLEPUFF!", verkündete der Hut laut. Der rechte Tisch jubelte und klatschte. Das Mädchen ging, schüchtern lächelnd zu ihrem Tisch und setzte sich.
Susan Bones war ein Mädchen mit dunkeln Zöpfen. Sie kam ebenfalls nach Hufflepuff, wie der Hut nach wenigen Sekunden verkündete.
„Boot, Terry!", rief Professor McGonagall. Der Junge mit den schwarzen Haare, der mich soeben aufgefangen hatte, ging selbstbewusst zum Stuhl und setzte sich.
„RAVENCLAW!", rief der Hut, keine Sekunde später. Terry Boot grinste und ging zum Tisch rechts von uns, der in Jubelrufe und Applaus ausgebrochen war.
„Brocklehurst, Mandy!", rief Professor McGonagall. Ein hübsches blondes Mädchen ging, ebenfalls ziemlich selbstbewusst zum Stuhl und setzte sich. Sie kam ebenfalls nach Ravenclaw.
„Brown, Lavender!", rief Professor McGonagall. Sie hatte blonde Locken und ein rundes Gesicht und ich schätzte auf Hufflepuff, doch nach einigen langen Sekunden verkündete der Hut „GRYFFINDOR!". Der Tisch ganz rechts jubelte und klatschte, Fred, George, Lee und Claire pfiffen.
„Bulstrode, Millicent!" Wurde eine, nicht sonderlich hübsche, schwarzhaarige, große Slytherin. Draco beobachtete sie missbilligend. Ich verkniff mir ein Grinsen.
„Cole, Clarisse!", rief Professor McGonagall. Ich sah Draco an, dieser lächelte. Dann ging ich die Stufe hinauf und setzte mich auf den Stuhl. Mein Herz schlug schnell und mein Bauch krampfte sich vor Aufregung zusammen. Nicht nur, dass mich alle anstarrten, gleich würde ich wissen, in welches Haus ich sieben Jahre lang gehen würde. Professor McGonagall setzte mir den Hut auf. Ich sah zu meiner Schwester. Sie strahlte mich an, Lee hatte grinsend einen Arm um sie gelegt und Fred und George hielten ihre Hände. Ich musste lachen.
„Du bist schlau...", stellte der Hut fest. Ich zuckte zusammen und mein Blick huschte zu Draco. Dieser sah mich lächelnd an.
„Aber du bist auch wütend und wünschst Rache. Das, was deinem Bruder passiert ist, soll nicht rachelos vergessen werden!"
Fast hätte ich mir den Hut vom Kopf gerissen. Woher wusste er von meinem Bruder?
„Ich erinnere mich, wie dein Bruder vor vier Jahren auf genau diesem Stuhl saß und sein Kopf sah genauso aus, wie deiner..."
Ich ballte meine Hände zu Fäusten, Tränen traten mir in die Augen.
„Hör auf über meinen Bruder zu reden!", zischte ich leise.
„Jaja... du bist mutig, wie Gryffindor, hilfsbereit wie Hufflepuff, loyal und wütend wie Slytherin und schlau wie Ravenclaw!", sagte der Hut.
„Beeil dich!", flüsterte ich. Der Hut lachte leise.
„Ich habe Zeit! Ich würde sagen, Gryffindor und Hufflepuff fallen raus." Ich atmete aus. „Vielleicht bist du zu ungehorsam für Ravenclaw..." Mein Blick glitt zu Draco. Er starrte mich gebannt an. „Aber für Slytherin ist zu viel Gutes in deinem Herzen!", murmelte der Hut. „Aber du bist schlauer als du aussiehst und dein Gehirn ist größer als du denkst!", raunte der Hut. „RAVENCLAW!", rief er dann.
Erleichtert, es endlich hinter mir zu haben, setzte ich den Hut ab und strahlte meine Schwester an. Sie lehnte immer noch an Lee Jordan und die vier applaudierten laut, auch wenn ich nicht in ihr Haus gekommen war. Dann sah ich zu Draco. Er sah mich an und applaudierte auch schwach, aber er sah nicht gerade begeistert aus. Dann sah ich zum Ravenclawtisch. Die Schüler jubelten und klatschten. Ich strahlte und setzte mich zwischen Terry Boot und Mandy Brucklehurst. Erleichterung machte sich in mir breit. Es war vorbei! Jetzt war ich in Ravenclaw und alles war gut!
Terry grinste mich an, dann wandten wir uns wieder nach vorne.
Nach mir wurde Crabbe aufgerufen. Er kam nach Slytherin.
„Finch-Flechtley, Justin!" Kam nach Hufflepuff.
„Finnigan, Seamus!", rief Professor McGonagall. Ein braunhaariger, sommersprossiger Junge setzte sich auf den Stuhl und der Hut rutschte ihm über die Augen. Er saß lange da, bis der Hut laut rief: „GRYFFINDOR!". Stolz sprang Seamus Finnigan von dem Stuhl und hüpfte zum jubelnden Gryffindortisch.
„Goyle, Gregory!"
Goyle löste sich aus der Menge und schlurfte nach vorne zum Stuhl. Der Hut saß ungefähr eine Millisekunde auf seinem Kopf, bevor er verkündete, Goyle gehörte nach Slytherin.
„Granger Hermine!"
Das Mädchen mit den buschigen Haaren ging aufrecht auf den Stuhl zu und setzte sich den Hut auf. Dieser brauchte ein bisschen, bis er verkündete:
„GRYFFINDOR!"
Hermine stieg vom Stuhl und ging zum jubelnden Gryffindortisch. Meine Schwester hob die Hände in die Luft, während sie immer noch irgendwie an Lee gelehnt dasaß/lag.
„Longbottom, Neville!" War der dicke Junge mit der Kröte. Er zitterte und stolperte einige Male, bevor er auf dem Stuhl saß.
„GRYFFINDOR!", schrie der Hut dann. Der Junge namens Neville Longbottom schien es eilig zu haben und lief mit dem Hut auf dem Kopf zu seinem Tisch. Alle lachten, meine Schwester und Lee applaudierten. Neville übergab den Hut dann mit hochrotem Kopf an Morag McDougal. Dann setzte er sich neben meine Schwester. Sie lächelte ihn an.
Morag McDougal kam nach Ravenclaw.
Mein Blick ruhte auf Draco, der alles tat, um mich nicht anzusehen.
„Malfoy, Draco!", rief Professor McGonagall. Draco warf mir einen kurzen Blick zu, dann stolzierte er nach vorne und setzte sich. Professor McGonagall wollte ihm den Hut aufsetzen, aber kaum hatte dieser Dracos Kopf berührt, schrie er schon: „SLYTHERIN!". Draco sah mich nicht an, als er zufrieden grinsend zum Slytherintisch ging, der jubelte. Er setzte sich zwischen Crabbe und Goyle.
Es waren nicht mehr viele in der Mitte der Halle, die dort ohne zu wissen was auf sie zukam standen. Ich habe natürlich nicht alle aufgezählt, die nach vorne mussten, dass hätte viel zu lange gedauert, aber es war klar, dass unser Jahrgang sehr ausgeglichen war, was die Häuser anging.
„Moon, Davis!" Kam nach Ravenclaw und setzte sich neben Terry.
„Nott, Theodore!"
„SLYTHERIN!"
„Parkinson, Pansy!" War ein kleines Mädchen mit mausbraunen, kinnlangen Haaren, die mit ihrer erhobenen, spitzen Nase ziemlich eingebildet aussah. Der Hut steckte sie nach Slytherin.
„Patil, Padma!", rief Professor McGonagall ein hübsches Mädchen mit karamellfarbener Haut auf. Sie strahlte, als der Hut verkündete, sie sei eine Ravenclaw. Sie setzte sich mir gegenüber auf die Bank und lächelte mich an.
„Patil, Parvati!" War Padmas Zwillingsschwester und kam nach Gryffindor.
„Perks, Sally-Anne!" Kam nach Hufflepuff.
„Potter, Harry!"
Ich riss die Augen auf.
„Harry Potter?", flüsterte ich Terry zu, der ebenso überrascht aussah, wie ich.
„DER Harry Potter?", fragte Mandy Brucklehurst neben mir.
„Hat sie Harry Potter gesagt?", fragte Padma über den Tisch hinweg. Ich sah zu Draco. Er beobachtete alles mit kühler Gelassenheit.
Gemurmel wurde laut. Überall um mich herum wurde der Name Harry Potter geflüstert.
Harry Potter war ein magerer, kleiner Junge mit strubbeligen schwarzen Haaren und leuchtend grünen Augen, die er hinter einer kleinen, runden Brille versteckte. Er setzte sich auf den Stuhl und der Hut rutschte ihm bis auf die Nase.
„Ist das wirklich DER Harry Potter?", fragte eine ältere Schülerin neben Mandy. Überall waren überraschte und bewundernde Gesichter zu sehen.
Harry Potter saß lange auf seinem Stuhl, bis der Hut verkündete:
„GRYFFINDOR!"
Terry verdrehte die Augen.
„Alle großen kommen nach Gryffindor! Das ist doch langweilig!", beschwerte er sich. Ich lachte leise.
„Thomas, Dean!" Kam nach Gryffindor. Er hüpfte erfreut vom Stuhl und setzte sich neben Seamus Finnigan.
„Turpin, Lisa!" Kam nach Ravenclaw und setzte sich neben Padma.
„Weasley, Ronald!", rief Professor McGonagall einen rothaarigen, schlaksigen Jungen auf. Der kleine Bruder von Fred und George!? Die zwei, Claire und Lee klatschten wie bescheuert, als der Hut verkündete, Ronald Weasley käme nach Gryffindor.
„Zabini, Blase!" Wurde ein Slytherin. Er setzte sich zu Pansy Parkinson, der Maus.
Jetzt waren alle eingeteilt.
Professor McGonagall trug den Hut und die Pergamentrolle weg und setzte sich dann auf ihren Stuhl am Lehrertisch.

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he's just a boy
Fanfiction*teil 1* Ich glaube, Draco Malfoy wird von vielen missverstanden, weil sie nicht sehen, was er eigentlich ist. Weil sie nur das sehen, was Harry sieht. Wie wäre es, wenn man die ganze Geschichte mal aus der Sicht eines Menschen sieht, der Draco über...