94

1.6K 94 8
                                    

Hinter Damian und mit leerem Kopf ging ich durch die klammernde Dunkelheit im Tunnel unter den Ländereien Hogwarts' zurück zum Schloss.

Der drückende Geruch von feuchter, verfaulter Erde, Rattenmist und toten anderen Tieren hing mir in der Nase und bereitete mir Kopfschmerzen.
Keiner sagte ein Wort, während die klamme Kälte unsere Klamotten versteifte und unseren Atem in weißen Wölkchen vor uns aufsteigen ließ. Das Licht, das von unseren Zauberstäben an die Wand fiel, zitterte und warf lange Schatten auf den schwarzen Boden unter uns.

Ich hörte und spürte Dracos Atem dicht hinter mir, seine Hand auf meinem Rücken, trotz der Nässe und der Kälte sicher und kein bisschen zitternd.

„Wir können ihn verpfeifen", sagte Terry, nachdem wir unter der Peitschenden Weide hervorgetreten und außer Reichweite ihrer Äste gerannt waren.
„Wenn er die Wahrheit sagt und sie bei ihm war und jetzt wieder zurück im Schloss, tun wir es nicht", erwiderte Padma und zog die Schultern hoch.
„Und wenn er es nicht tut?" Mein Mund war trocken. „Er kann schon lange weg sein. Vielleicht ist er in diesem Moment schon aus Hogsmeade raus. Er weiß, dass wir ihn verraten können, wenn er gelogen hat, blöd ist er nicht!"
„Du auch nicht, darüber habe ich gar nicht nachgedacht", murmelte Miles.
„Aber wir haben das ganze Haus durchsucht, da war sie nicht", bemerkte Padma, bevor ich mich über Miles' Kompliment ein bisschen innerlich freuen konnte.
„Der hat die Dementoren überlistet, dann kann er das mit uns auch machen, Paddy" Terry sah unglücklich zurück zur Peitschenden Weide. „Ich hasse es"
„Vielleicht hat er ja gar nicht gelogen und sie ist da" Draco hatte seine Hand von meinem Rücken genommen. „Warum gehen wir immer vom Schlimmsten aus?"
„Und warum denkst du, man könnte ihm vertrauen? Er ist ein Massenmörder, schon vergessen?", fragte Zabini und sah uns alle mit einem sehr komischen Blick an. „Ich weiß gar nicht, warum ich mich in diesen Mist habe mit reinziehen lassen! Der hätte uns umbringen können"

„Er hätte auch Billie umbringen können, vielleicht hat er das sogar getan. Und wenn sie dir egal ist und du deiner Meinung nach jetzt deinen reichen Arsch wärmen und dann schlafen musst, damit du morgen nicht allzu müde bist, dann verpiss dich. Verpiss dich und komm am besten auch einfach nicht wieder, egoistische Arschlöcher brauchen wir nicht!", schrie Damian.

Darauf folgte eine unangenehme Stille, die nur durch das Schreien des Regens und das Fauchen des Windes gestört wurde.

Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und ging los. Den Hügel hinauf, zur Wärme, zu den Lichtern. Und hoffentlich zu Billie.

Mein Leben war nie leicht gewesen. Ich hatte immer eine kranke Mutter gehabt, mein Bruder war gestorben, als ich sieben war, ich hatte ein Trauma, welches über drei Jahre brauchte um Ansätze des Verblassens zu zeigen und mein erster Freund in Hogwarts hatte mich nach dem ersten Tag plötzlich ignoriert.

Und trotzdem hatte ich es bis hierher geschafft. Ich hatte es geschafft, den Berg zu überwinden, der vor meinem Leben gelegen hatte. Ich hatte mein altes Leben hinter mir gelassen, hatte es geschafft, ein neuer Mensch zu werden. Ein Mensch mit Herz und einem fröhlichen Lachen. Ein Mensch mit Freunden und Familie, ein Mensch, der glücklich war.

Hatte Billie es geschafft, die Spitze ihres Berges zu erreichen? Hatte sie es geschafft, den Teil zu erreichen, ab dem es bergab ging? An dem es leichter war zu atmen, zu gehen?
Oder war sie noch immer auf dem Weg nach oben? War sie vielleicht zwischendurch gefallen und musste den Weg neu erklimmen? Hatte Damian dazu beigetragen, dass sie schneller den Berg hinaufgehen konnte? Oder hatte er ihr das Gehen und das Atmen schwerer gemacht, indem er bei ihr gewesen war? Hatte er sie offener oder verschlossener gemacht? Hatte er ihre Hand genommen um sie hochzuziehen oder hatte er den Ast abgebrochen, der sie oben hielt?

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt