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Hallo Mom,
Das ich nicht kommen konnte, tut mir Leid. Mir ist erst, als ich die Entscheidung schon getroffen hatte aufgegangen, dass es ein Fehler war.
Ich hoffe, es geht dir gut und du hattest ein schönes Weihnachtsfest mit den anderen!
Schreib mir unbedingt, was du bekommen hast und wie es dir so geht!
Vielleicht interessiert es dich nicht, weil du gerade sauer oder traurig oder enttäuscht bist, aber mir geht es ganz gut. Terry und Padma streiten sich zwar DURCHGEHEND und ich kriege ein HORN, wenn das so weitergeht, aber dann kannst du mich Einhorn nennen. Ich war gestern mit einem Freund spazieren und es war ganz nett, wir verstehen uns ziemlich gut, auch wenn er ein bisschen zu neugierig war, aber das ist vielleicht einfach nur ungewohnt für mich.
Vielleicht interessiert dich folgendes noch weniger, weil es der Grund für mein Fehlen bei eurem Weihnachtsfest ist, aber ich besuche Mandy jeden Tag im Krankenflügel. Madam Pomfrey meint, die Alraunen, die Mandy und die anderen versteinerten schlussendlich heilen werden, haben starke Akne (ja, ich habe mich auch gewundert, dass Pflanzen Akne bekommen können), aber wenn die auskuriert ist, können die Versteinerten wieder entsteintert werden.
In mehr als Liebe,
Clarisse

Ich legte die Feder aus der Hand und starrte auf meine eigene Schrift, die meine Gedanken zu Worten geformt hatte.

„Hallo" Jemand ließ sich neben mich auf die Bank fallen und in Anbetracht dessen, dass ich die Stimme sofort erkannte, schob ich, so schnell es ging, ein Buch über meinen Brief.
„Hey", sagte ich und sah Damian in die grünen Augen.
Er zupfte am Ärmel meines lila Pullis.
„Ist das der neue Pulli?"
Ich nickte grinsend und war froh, dass Damian den Schritt auf mich zu gemacht hatte, denn ich wäre nicht zu ihm gegangen.
„Ja"
„Ich mag den, er betont deine Augen.", sagte Damian grinsend und setzte mir die Kapuze auf.
Belustigt verdrehte ich die Augen und legte den Kopf schief.
„Kapuzen stehen mir nicht.", bemerkte ich.
Damian legte den Kopf ebenfalls schief.
„Warum, sieht doch heiß aus!?"
Ich schlug ihm lachend aufs Bein und schob die Kapuze wieder von meinem Kopf, sodass meine schwarzen Locken wieder ihre Freiheit hatten.
„Haha"
Damian grinste, dann nahm er meine Feder in die Hand und betrachtete sie eingehend.
„Ist die auch neu?"
Ich lachte.
„Nein, die habe ich von einer Freundin bekommen!"
„Aha"
Damian riss ein Stück vom Pergament vor mir ab und malte einen Raben darauf.
„Die ist gut."
Ich nickte.
„Ich weiß."
Damian hob den Blick und ich grinste.
„Was guckst du mich so an?"
Damian hob die Schultern.
„Nur so."
Dann wandte er sich wieder der Feder zu.

Eine Weile saßen wir schweigend da, er malte an dem Raben herum und ich rollte den Brief für meine Mom zusammen, band ein Band darum und steckte ihn in meine Tasche.

Als ich damit fertig war, spähte ich über Damians Schulter.
„Wow, der ist gut!", bemerkte ich und Damian drehte den Kopf.
„Findest du?"
Ich nickte.
„Ja"
Damian zuckte die Schultern und mein Kinn hüpfte darauf.
Ich kicherte.
„Lass das!"
Damian lachte und drehte noch einmal den Kopf in meine Richtung.
„Nö"
Ich schlug ihm auf den Hinterkopf und setzte mich wieder im Schneidersitz auf die Bank.
Er setzte sich die Kapuze seines dunkelgrünen Pullis auf.
„Lass das!"
Ich grinste.
„Nö"
Damian betrachtete amüsiert seine Zeichnung, dann schob er sie mir zu.
„Hier, als Erinnerung an diese Viertelstunde in der Bibliothek."
Ich musste lächeln.
„Danke."
Dann fuhr ich mit dem Finger über die schwarze Tinte.
Nie hatte ich eine solche Zeichnung gesehen.
Sie wirkte fast echt.
Die schwarzen Flügel waren ausgebreitet und wenn ich die Augen zusammenkniff, wirkte es fast, als würden sie sich auf und ab bewegen. Ich hatte das Gefühl, die schwarzen Augen würden mich ansehen und der Schnabel wirkte- okay stopp. Es war nur eine Zeichnung!

Ich drehte meinen Kopf zu Damian.

„Wow, der wirkt so... echt! Und du hast ihn nicht mal irgendwo abgemalt!"
Damian zuckte die Schultern.
„Gefällt es dir wirklich so gut?"
Ich nickte.
Damian schien kurz zu überlegen, dann stand er auf.
„Komm, ich zeige dir etwas!"
Ich sah überrascht zu ihm auf.
„Was denn?"
Damians Augen blitzten auf.
„Wirst du dann sehen, komm!"
Neugierig steckte ich die Zeichnung in die Tasche meines Pullis, schnappte die Tasche mit dem Brief und folgte ihm aus der Bibliothek.

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt