16

3K 151 15
                                    

Die Wochen in Hogwarts vergingen. Es machte Spaß, mit meinen Freunden zu reden und zu lachen, aber der Gedanke an meine Mutter ließ mich nicht los. Ich schrieb ihr jede Woche, einfach nur um mich zu versichern, dass es ihr gut ging. Terry, Mandy, Davis und Padma, sowie Sue, Anthony und Michael fragten mich ab und zu, was los war, wenn ich still bei ihnen saß und sie laut lachten, doch ich tat alle ihre fragen mit einem Kopfschütteln ab.
„Ich bin nur müde.", sagte ich. „Nichts ist los.", „Alles in Ordnung.", „Nein, mir geht es gut."
Im März fing ich an, nicht mehr so viel über meine Mutter nachzudenken und endlich meine Zeit zu genießen, um glücklich zu sein! Meine Mutter konnte immer sterben, aber wenn ich nicht aufhörte, mir Sorgen zu machen, würde ich mir vielleicht mein ganzes Leben lang Sorgen machen! Ich nahm mir vor, es so wie Claire zu machen und alles leicht zu nehmen und Spaß an allem zu haben. Doch schon damals unterschied Claire und mich eine ganz bestimmte Sache. Sie war anders als ich. Ihr Leben war einfacher als meins, von Anfang an! Claire hatte schon immer alles leicht genommen und auf gewisse Weise konnte ich das auch, aber Claire war einfach anders. Offener. Freundlicher. Mutiger. Vielleicht war sie meine große Schwester, um mir das beizubringen. Das man die Dinge mit Humor und Leichtigkeit nehmen musste.

„Komm, wir haben jetzt Unterricht.", rief Mandy und griff nach meiner Hand, um mich zu den Kerkern zu ziehen. Lachend lief ich ihr hinterher.
„Seit wann hast du es so eilig zu Zaubertränke zu kommen?"
„Seit ich begriffen habe, wie genial diese Kunst ist!", rief Mandy und lief die Treppe hinunter. Schnell. Zu schnell.
„Mandy, warte! LANGSAMER!"
Aber es war zu spät. Mandy stolperte und wir beide kugelten die Stufen hinunter. Schmerz durchfuhr mich und Tränen brannten in meinen Augen. Mein Bein fühlte sich an, als wäre es drei Mal verdreht und zehn Mal geknickt worden, als wir unten auf dem kalten Steinboden liegen blieben, und meine Schulter schmerzte, als wäre ein Riese darauf getreten, also als wäre sie zerquetscht worden.
„Alles okay?", fragte Mandy mit zitternder Stimme und ich drehte meinen schmerzenden Kopf zu ihr.
„Naja...", krächzte ich und stöhnte auf. Mein Hals tat weh.
Mandy sagte nichts mehr.
Plötzlich hörte ich Stimmen auf der Treppe.
„Ich HASSE Zaubertränke! Snape ist- was ist- Mandy!"
Es waren Hannah Abbott und Ernie McMillan, die da die Treppen hinunterliefen.
„Oh, verdammt! HEY, KANN UNS MAL JEMAND HELFEN?"
Ich hörte Schritte hinter uns und plötzlich beugte sich das Gesicht eines Drittklässlers mit karamellbrauner Haut und Rasthalocken über mich.
„Oh nein, unsere Maus ist die Treppe runtergefallen...", sagte Lee.
„Ach du- nimm du Clarisse und ich nehme die andere.", ertönte Freds Stimme. „Wie heißt du denn? Warte... lass mich raten! Du bist Mandy!"
Ich konnte Mandy nicht sehen, aber ich vermutete, dass sie nickte.

Etwa eine Viertelstunde später lag ich endlich in einem Bett im Krankenflügel. Lee saß auf einem Stuhl neben mir und grinste, als Madam Pomfrey mit einer großen, grünen Flasche angelaufen kam.
„Was ist das?", fragte er.
„Lässt alle Knochen sich sofort wieder zusammensetzen und biegen.", gab Madam Pomfrey kühl zurück, warf Lee aber einen amüsierten Blick zu. Schien so, als wäre er schon öfter hier gewesen.
„Tut das weh?", fragte ich mit immer noch krächzender Stimme.
„Nein. Nur ein bisschen!", sagte Madam Pomfrey und lächelte mir beruhigend zu.
„Heißt eigentlich ist es schmerzhafter als dein Unfall selbst!", grinste Lee und ich warf ihm einen wütenden Blick zu.
„Jordan, gehen sie wieder in den Unterricht! Und sie auch, Weasley.", sagte Madam Pomfrey streng. Lee verdrehte hinter ihrem Rücken die Augen und ich musste ein Grinsen unterdrücken. Plötzlich war ich froh das Lee da gewesen war und nicht Draco oder Potter...
„Bekommen wir eine Entschuldigung für die Verspätung?", fragte Fred und sah Madam Pomfrey scheinheilig an.
„Sie materialisiert sich von selbst in euren Händen, wenn ihr vor Minerva steht, aber nur, wenn ihr innerhalb von fünf Minuten im Unterricht seid!", sagte Madam Pomfrey und zwinkerte mir zu. Lee und Fred wechselten einen wütenden Blick, dann winkten sie mir zu und verließen den Krankenflügel.

„Clarisse, Mandy, wachen sie auf."
Ich schreckte hoch und starrte an die Decke.
„Ms. Cole!"
Ich rieb mir die Augen, dann sah ich Madam Pomfrey am Fußende meines Bettes stehen.
„Hm?"
„Sie und Mandy haben ihre Doppelstunde Zaubertränke verpasst, ihr werdet jetzt zusammen mit Gryffindor und Slytherin in den Unterricht gehen, ihre Knochen sind mittlerweile auskuriert!"
Ich drehte meinen Kopf zu Mandy und ohne das ich es wollte, musste ich an Draco denken.
„Okay. Jetzt?", fragte ich verschlafen und Madam Pomfrey warf mir einen tadelnden Blick zu. „Ich frag ja nur." Entschuldigend hob ich die Hände und quälte mich aus dem Bett.

Etwa eine Viertelstunde später standen Mandy und ich im Kerker vor dem Zimmer, in dem wir Zaubertränke hatten. Wir waren die ersten und einzigen hier, da alle anderen noch in ihren Unterrichten waren.
„Sind wir gerade wirklich die Treppe runtergefallen?", fragte Mandy mich und ich musste grinsen.
„Muss ziemlich beschissen ausgesehen haben!"
Mandy kicherte.
„Zum Glück waren es nur Fred und Lee, die uns gefunden haben!"
Ich lachte.
„Stell dir vor es wäre Draco-" Ich unterbrach mich und sah weg.
„Draco?" Mandy drehte meinen Kopf zu mir und hob beide Augenbrauen.
„Ich..."
„Ich dachte ihr redet nicht mehr miteinander!?"
„Tun wir ja auch nicht... ich meine nur... das es peinlich gewesen wäre, wenn Draco uns gefunden hätte, weil er immer... alle auslacht!", redete ich mich raus. Mandy hob eine Augenbraue, als würde sie mir nicht glauben, aber sie zuckte die Schultern und strich mit den Fingern über die kalte, feuchte Kerkermauer.
„Meinst du, früher haben sie hier wirklich Schüler gefangen gehalten und gefoltert, wie Filch es immer erzählt?"
Ich lachte.
„Nein! Natürlich nicht."
Mandy zuckte die Schultern, sah jedoch ehrfürchtig die Mauer hinauf.
„Hätte ja sein können...!"
Ich hob die Schultern.
„Ich glaube nicht."
Plötzlich hörte ich ein Lachen, das mir nur zu bekannt vorkam.
„Habt ihr seinen Blick gesehen? Zum-" Draco brach ab und starrte mich einen Moment lang an, dann hob er arrogant eine Augenbraue und lehnte sich an die Mauer hinter sich. „War auf jeden Fall witzig.", fügte er, wenig enthusiastisch hinzu.
„Ja." Crabbe und Goyle, die neben Draco standen, grinsten dümmlich und stopften sich Bonbons in den Mund.
Mandy warf mir einen Blick zu.
„Hatte ganz vergessen das der jetzt mit uns Unterricht hat.", sagte sie und warf Draco einen abschätzenden Blick zu. Ich sah aus dem Augenwinkel, wie Dracos Blick zu uns wanderte, aber er sagte nichts.
„Ich auch.", sagte ich lahm und betrachtete meine Fingernägel.
„Habt ihr schon die Hausaufgaben für Verwandlung gemacht?", fragte Crabbe und ich sah Goyle den Kopf schütteln. „Du Draco?"
Geistesabwesend wandte Draco den Blick von mir ab und sah zu Crabbe und Goyle.
„Was?"
Crabbe runzelte die Stirn.
„Ob du schon Hausaufgaben gemacht hast."
„Nein...", sagte Draco und sah zur Treppe, als ob er schnellstmöglich dort verschwinden wollte.
„Alles okay?", fragte Goyle und Dracos Augen verengten sich.
„Natürlich ist alles okay. Frag nicht so dumm!"
Goyle zuckte zusammen.
„Ich hab ja nur gefragt!"
Draco ignorierte ihn und wühlte in seiner Tasche.
Mandy warf mir einen Blick zu.
„Arschloch!", zischte sie leise. Draco hob kaum merklich den Blick und sah zu uns. Ich zweifelte nicht daran, dass er Mandy gehört hatte.
„Ja", stimmte ich zu. Dracos Blick wurde wütend, aber dann schien er sich zusammenzureißen. Er holte einen Schokofrosch aus seiner Tasche und öffnete ihn. Doch offenbar war er nicht ganz bei der Sache, denn der Frosch sprang aus der Verpackung und hüpfte davon.

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt