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Einige Minuten gingen wir schweigend durch den Regen und ich fragte mich, womit ich so einen besten Freund wie Terry verdient hatte.

„Erzählst du mir jetzt von Malfoy?", fragte Terry und ich sah aufs Wasser, an dem wir gerade entlanggingen.
„Ich..." Ich schluckte und plötzlich hätte ich mich am liebsten heulend auf den Boden geschmissen. „Terry ich... kann nicht darüber reden."
Terry atmete hörbar aus.
„Du hast gesagt, wenn ich von Padma erzähle, erzählst du von Draco."
„Aber ich bin nicht bereit, darüber zu reden!"
Terry seufzte.
„Dann rede darüber, wenn du bereit bist, aber eigentlich habe ich gedacht du..."
„Ich auch, Terry. Ich habe auch gedacht, ich wäre jetzt bereit! Aber ich... kann einfach nicht darüber reden."
Terry nickte nur.

Ich wusste selbst nicht, warum ich so Angst davor hatte, über das zu reden, was zwischen Draco und mir passiert war. Auch wenn da eigentlich nichts war. Eigentlich war da nichts passiert, aber das, was es zu erzählen gab, tat zu sehr weh.

Doch als wir noch eine Weile lang schweigend nebeneinander hergelaufen waren, tat Terry mir plötzlich Leid. Er hatte mir das erzählt, worüber er nie mit jemandem geredet hatte, nur, weil ich ihm versprochen hatte, dasselbe zu tun. Und jetzt war ich zu feige um über etwas zu reden, was eigentlich nichts war.

„Draco und ich haben uns voll gut verstanden im Hogwarts Express, weißt du noch, wie wir zusammen in einem Boot über den See gefahren sind und dann bis zu den Häuserwahlen immer miteinander geredet haben und so? Naja. Als der Hut verkündet hat, das ich in Ravenclaw bin, hat sich irgendetwas in Dracos Blick verhärtet. Dann hat er bis Halloween nicht mehr geredet. Da hat er sich dann bei mir entschuldigt, dass er über mich gelacht hat und mich gefragt, ob wir nicht Freunde sein wollen. Wir haben uns sogar umarmt." Genau vor einem Jahr „Aber dann war er wieder so komisch zu mir und hat mich ignoriert. Als ich dann letztes Schuljahr im April die Treppe runtergefallen bin, hatten wir ja zusammen Zaubertränke, weil ich euren Unterricht verpasst habe und da war er die ganze Zeit irgendwie seltsam. Ich war dann unmotiviert und am Ende des Unterrichts hat Snape uns beide bleiben lassen und gefragt, warum wir nicht so gut mitgemacht hätten. Draco meinte, er wäre müde gewesen und ich habe Snape von dem Unfall erzählt. Das war zu der Zeit, in der es meiner Mutter so schlecht ging, aber noch bevor ich den Brief bekommen habe. Naja, Snape meinte, ich sollte am Samstag zu ihm kommen und das habe ich ja dann auch gemacht. Draco war auch da. Er war ignorant und unhöflich wie immer, aber dann hat Snape uns einzeln gefragt, was los war und uns dann beide in sein Büro geholt und gefragt, warum wir nicht zusammen darüber reden. Draco hat mich nur angesehen und ich hatte voll Angst das er jetzt irgendetwas von ,Blutsverrätern' oder so sagt, aber dann meinte er nur, dass er sowieso nicht gerne über seine Gefühle spricht.
Nach diesem Abend hatte ich das Gefühl, dass ich Draco irgendwie anders behandeln musste, aber da er auch nichts anders gemacht hat, als vorher, habe ich es gelassen. Mit meinen Gedanken war ich sowieso bei meiner Mom.
Das Jahr ist dann zu Ende gegangen und auch am Ende hatte er immer noch nicht mit mir geredet, sodass ich... naja, irgendwie das Gefühl hatte, er würde mich immer noch hassen. Dann waren die Sommerferien und seitdem ist eigentlich nichts großes mehr passiert, außer das er... er ist irgendwie wütend auf mich. Weil... ich weiß auch nicht."

Natürlich hatte ich nicht alle Ereignisse mit in diese Erzählung gesteckt, aber ich war mir sicher, dass Terry mir auch nicht jede Einzelheit des Streits zwischen ihm und Padma erzählt hatte.

Als ich zu Terry sah, schluckte dieser.
„Und Malfoy-"
„Terry, lass ihn. Okay? Er hat bestimmt seine Gründe, warum er sauer auf mich ist und das ist in Ordnung."
Terry griff nach meiner Hand und ich zwang mich, zu lächeln.
„Hab dich lieb, Prinzessin!", sagte Terry leise und ich umarmte ihn.
„Ich dich auch.", murmelte ich.

Als wir bei Hagrid anklopften, öffnete dieser fast sofort die Tür.
„Ach, ihr seid's. Dachte jemand anders würde komm'n.", sagte er und öffnete die Tür ganz, um uns hereinzulassen.
„Hallo Hagrid.", sagte ich amüsiert und ließ mich auf einen seiner überdimensionalen Sessel fallen, zog die Beine an und kraulte Fang hinter den Ohren.
„Hallo", grinste Terry und setzte sich ebenfalls auf einen der riesigen Sessel. Hagrid rührte irgendetwas in seinem Kessel über dem Feuer.
„Na, was macht ihr hier? Scheißwetter draußen."
Terry und ich wechselten einen Blick.
„Wir wollten nur mal wieder bei dir vorbeischauen.", sagte Terry.
„Und außerdem ist gar nicht sooo beschissenes Wetter.", fügte ich hinzu und Hagrid grunzte, bevor er sich auf einen Stuhl fallen ließ.
„Hm."
„Wen hast du denn erwartet?", fragte ich neugierig und versuchte Fang davon abzuhalten, zu mir auf den Sessel zu springen.
„Nich so wichtig. Wie geht's euch so? Was macht ihr in der Schule?"
Ich zuckte die Schultern.
„Nicht so viel, ist ja Halloween heute.", erklärte Terry.
„Aber bei Lockhart neulich, haben wir irgendeinen Test geschrieben. Angeblich darüber, wer seine Bücher am gründlichsten gelesen hat.", sagte ich.
„Aber nein, da waren Fragen wie: Welche ist Gilderoy Lockharts geheime Lieblingsfarbe oder Welche Farbe hatte Gilderoy Lockharts Umhang, als er den Werwolf besiegt hat?"
Terry machte Würggeräusche und Hagrid schlug sich gegen die Stirn.
„Neulich war der bei mir un' wollte mir seine Bücher verkauf'n. Hab ihm gesagt das er das ma ganz schnell wieder vergess'n kann.", sagte er und Terry und ich lachten.
„Seit wann bist du denn so gegen Lehrer? Normalerweise respektierst du Dumbledores Entscheidungen doch."
„Normalerweise, ja. Aber nicht bei dies'm Möchtegernschönling. Der war einfach nur der einzige den Dumbledore kriegen konnte."
Ich grinste.
„Ganz deiner Meinung."

Wir unterhielten uns noch mit Hagrid, bis die Sonne sich zur Erde neigte, dann verabschiedeten wir uns und machten ein Wettrennen, den Hügel hoch zum Schloss.

Nachdem wir beim Abendessen mit Claire, Lee, Fred und George geredet hatten und sie sich freiwillig als die älteren Schüler gemeldet hatten, an die wir uns am Abend bei der Nachtwanderung heften würden, setzten wir uns zu Padma und Davis, die sich gerade über Quidditch unterhielten.

„Chudley Cannons? Nope, auf keinen Fall!", sagte Padma gerade bestimmt, als Terry und ich uns den beiden gegenüber an den Tisch fallen ließen.
„Meinst du sie wird jemals auf den richtigen Geschmack kommen?", fragte Davis mich grinsend uns ich zuckte die Schultern.
„Richtiger Geschmack? Die?", fragte Terry und schenkte sich Kürbissaft ein.
Ich warf ihm einen Blick zu und merkte, wie sehr er sich um die coole Fassade bemühen musste, die er an Tag legte.
„Halt die Klappe, Boot!", sagte Padma kühl. Wütend sah Terry auf.
„Wer hat dir eigentlich erlaubt, so mit mir zu reden?", fragte er kühl.
„Ha" Padma lachte freudlos auf. „Als ob ich eine Erlaubnis dafür bräuchte. Sei doch noch ein bisschen arroganter, du Arschloch!"
Terry schüttelte nur fassungslos den Kopf.
„Wie du es mit der als Freundin aushältst...", sagte er zu Davis und der fuhr hoch.
„Sie ist nicht meine... also ich meine... ich bin nicht mit ihr zusammen!"
„Habe ich ja auch nie gesagt. Als ob du mit sowas zusammen kommst.", murmelte Terry, aber ich sah fast so etwas wie Erleichterung in seinen Augen aufleuchten.
Padma packte ihren Bücherstapel und sprang auf.
„Weißt du was Boot? Du bist die Hölle! Ich habe keine Ahnung wie Clarisse es länger als eine Minute mit dir aushält!", fauchte sie wütend.
„Ach, glaubst du ich frage mich nicht, wie man es mit einer so gefühllosen Zicke wie dir länger als ein paar Sekunden aushält? Ich könnte jetzt schon kotzen!", sagte Terry aufgebracht.
„Du bist so ein abgrundtiefes Arschloch! Ich habe keine Ahnung, wie man so verdammt anstrengend, nervig, arrogant, bescheuert, egoistisch, eingebildet und angeberisch sein kann, wie du!", giftete Padma und rauschte aus der Halle.
Ich seufzte, strich Terry, der ziemlich wütend aussah, kurz über den Arm und stand dann auf, um Padma aus der Halle zu folgen.

Auf der Treppe holte ich sie ein.
„Padma, warte!", sagte ich bittend und sie fuhr zu mir herum. Tränen schimmerten in ihren Augen und sie wischte sich über die Wange.
„Wie hältst du es mit diesem Arschloch aus?"
Ich zuckte die Schultern, musste aber Grinsen.
Das frage ich mich allerdings auch manchmal."
Ihre Mundwinkel zuckten, dann wandte sie sich ab.
„Er ist einfach so ein Idiot. Wenn er nicht so eingebildet und arrogant wäre... er ist sich einfach zu gut! Ich kann das nicht ab!"
Ich strich ihr eine Träne von der Wange.
„Man muss doch nicht jeden mögen. Aber glaubst du nicht das..."
„Kein Wort darüber, dass ich geweint habe!", zischte Padma und ich schüttelte den Kopf.
„Zu niemandem!"
„Dieser Junge ist einfach nicht zum aushalten! Wie kannst du-"
„Padma, er ist mein bester Freund und das wird sich nicht ändern, nur weil du ihn nicht magst!", stellte ich klar. Padma nickte.
„Ich weiß. Das habe ich auch nie erwartet. Ich frage mich einfach nur, wie man sich normal mit ihm unterhalten kann. Wie man ihn anhimmeln kann, wie es Sue tut. Wie man Respekt vor ihm haben kann, wie Mandy es hat. Wie man ihn lieben kann, wie du es tust. Und wie man mit ihm Spaß haben kann, wie die Jungs es tun. Es ist mir ein Rätsel, wie man auch nur eine Minute lang nicht sauer auf ihn sein kann!"
Ich zuckte die Schultern.
„Geschmäcker sind verschieden! Der eine hasst den, der andere hasst den. So ist das Leben und das wird sich nicht ändern, nur weil jemand ankommt und versucht, mit dem einen zu reden, aber ich würde trotzdem gerne etwas loswerden.
Vielleicht hasst Terry dich ja gar nicht. Vielleicht tut er nur so, weil du ihn so hasst. Vielleicht-"
„Clarisse, du musst dir nicht selbst Hoffnungen machen. Terry hasst mich!"
Ich beschloss, keine weiteren Versuche zu starten, die beiden irgendwie zueinander zu führen. Keiner hörte mir zu. Und selbst wenn, dann glaubten sie mir nicht.
„Du hast Recht. Er hasst dich!", lenkte ich ein. Padma nickte, aber ihre Augen füllten sich erneut mit Tränen.
Schnell drehte sie sich weg und wischte sich über die Augen.
„Ich hasse es!", sagte sie leise, fast tonlos und ich nahm sie in den Arm.
Sie drückte sich an mich und ich spürte heiße Tränen durch den Stoff meines Umhangs sickern.
„Ich auch.", murmelte ich.

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt