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An diesem Abend saß ich noch lange im Gemeinschaftsraum und sah einfach nur aus dem Fenster.
Ich dachte über das nach, was Draco gesagt hatte.
Ihr seid dir nächsten, Schlammblüter
Was hatte er damit gemeint? Wusste er, wer die Schrift an die Wand geschrieben hatte? Davon, dass er es nicht selbst war, war ich überzeugt. Nie im Leben würde er so etwas tun. Da war zu viel Angst, die ihn von Innen auffraß, während er andere herunter machte. Mit so viel Angst konnte man nicht eine solche Botschaft an eine Wand schmieren.

Ich lehnte meinen Kopf an die Fensterscheibe und sah auf die dunklen Ländereien von Hogwarts, als sich plötzlich jemand neben mich setzte.

Ich drehte den Kopf und sah zu Terry. Er sah irgendwie verlegen aus.
„Prinzessin...", begann er und ich schluckte und sah wieder aus dem Fenster.
„Was willst du?"
„Mich entschuldigen.... Ich habe mich... falsch benommen! Es... tut mir Leid!"
Ich schloss für einige Sekunden die Augen und als ich sie wieder öffnete, stand Terry neben mir gerade auf.
„Schon okay, wenn du nicht mit mir reden willst... ich kann das verstehen.", sagte er leise und schluckte, bevor er aufstand und ging.

„Terry, warte!", sagte ich, kurz bevor er die Tür zu den Jungenschlafsälen erreichte. Terry blieb stehen und drehte sich zu mir um.
„Du bist nicht sauer?"
Ich schluckte.
„Doch, aber ich habe dich lieb!", sagte ich und stand auf, um Terry zu umarmen.

Als wir uns voneinander lösten, standen wir einige Sekunden so da und sahen uns einfach nur an. Ich wusste nicht, warum, aber ich konnte Terry einfach nicht lange böse sein.
Klar regte er mich mal auf und ich könnte ihn ohrfeigen, aber nie hielt dieses Gefühl länger als einen Tag an. Meistens nicht mal das.

„Manchmal verstehe ich mich selbst nicht...", murmelte Terry und ich setzte mich wieder an das Fenster, an dem ich gesessen hatte.
„Inwiefern?"
„Ich provoziere Menschen, die mir wichtig sind. Verletze sie, nerve sie, bringe sie dazu, böse auf mich zu sein oder mich zu hassen, obwohl ich sie eigentlich mag. Obwohl ich eigentlich riesige Angst davor habe, sie zu verlieren."
Ich sah ihn an.
„Wen meinst du?"
Terry sah aus dem Fenster.
„Dich..." Ich musste ein bisschen lächeln. „Padma", fügte Terry leise und kleinlaut hinzu und ich drehte meinen Kopf zu ihm.
„Was ist denn so schwer daran, einfach nett zu ihr zu sein?"
Terry schüttelte den Kopf.
„Du verstehst das nicht. Sie ist scheiße zu mir, also bin ich scheiße zu ihr. Ich kann nicht plötzlich nett sein, das geht einfach nicht. Sie würde mich nur mit diesem abwertenden Blick angucken und komisch den Mund verziehen. Du kennst sie doch, sie-"
„Terry, wo ist das Problem? Das ihr euch einmal gestritten habt kann nicht der Grund sein, dass ihr euch jetzt noch hasst!"
„Ist es aber...", murmelte Terry, bevor er sich mir zuwandte. „Wir haben uns einfach nie wieder vertragen..."
„Sie hasst dich doch nicht..."
„Tut sie wohl, mach dir nichts vor."
Ich seufzte.
„Terry... du benimmst dich auch wie ein Arschloch. Es ist nicht nur ihre Schuld, dass ihr euch immer streitet."
Terry zuckte die Schultern.
„Ist doch auch egal. Ich gehe jetzt schlafen."
Ich atmete resigniert aus.
„Du kannst dir aber auch nicht eingestehen, wenn du einen Fehler gemacht hast! Du verstehst nicht, wenn es mal-"
„Darum geht es doch überhaupt nicht!", unterbrach Terry mich aufgebracht.
Einige Sekunden später seufzte er und sah weg.
„Tut mir Leid, wollte dich nicht so anschnauzen. Ich bin einfach nur... müde."
Ich umarmte ihn.

Einige Sekunden lang standen wir einfach nur so da und umarmten uns und ich versuchte alle Gedanken an Draco, die Schrift an der Wand, Filchs Katze und Terry und Padma zu verdrängen. Ich wollte einfach nur meinen besten Freund umarmen.

Als ich am nächsten Morgen in die Große Halle kam, waren die Gespräche gedämpft und alle sahen auf, sobald jemand die Halle betrat.
Jeder könnte der Erbe sein, dessen Feinde sich in Acht nehmen sollten.

„Morgen", murmelte Mandy, als ich mich ihr gegenüber an den Tisch setzte.
„Morgen"
„Hast du noch was vom Erben gehört?"
Ich musste schwach grinsen.
„Keine weitere Schrift erblickt, aber ich halte die Augen offen."
Mandy grinste zurück und strich sich Marmelade auf ihr Toast.
„Ich könnte kotzen."
Ich sah sie an und schob die Lippen vor.
„Dann lass das mit dem Marmeladentoast lieber!"
Mandy streckte mir die Zunge heraus, bevor sie abbiss und ihr Blick wegschleifte.
Einen Moment lang beobachtete ich sie, während ich in ihren Augen die Angst las, die sie so dringend zu unterdrücken und verstecken versuchte. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem Zopf auf dem Hinterkopf zusammengebunden und ihre blauen Augen waren matt und müde, als hätte sie nicht viel geschlafen.
„Du hast Angst", stellte ich fest und Mandy nickte nur.
„Es könnte jeder sein. Und die Wahrscheinlichkeit, dass es ein Slytherin ist..."
Ich verdrehte die Augen.
„Mandy..."
„Draco Malfoy hatte Recht!", zischte sie dann. „Wir sind die nächsten. Und das nur, weil Muggel unsere Eltern sind. Was können wir denn dafür?"
„Das musst du mich nicht fragen, ich habe da genau die gleiche Antwort wie du drauf, aber es gibt eben Arschlöcher die anders denken. Ich hoffe trotzdem nicht, dass es ein Slytherin war.", fügte ich hinzu. Mandy schluckte.
„Ich wünschte, ich wäre reinblütig. Oder wenigstens ein Halbblut!"
Ich verdrehte die Augen.
„Sag sowas nicht, Mandy. Du bist perfekt, so wie du bist! Und keiner soll dir das nehmen, auch nicht Malfoy, der irgendeinen Stuss durch die Gänge schreit, um genug Aufmerksamkeit zu bekommen. Und selbst wenn Muggelgeborene gemeint sind, dann bist du trotzdem noch das schlauste Mädchen, dass ich kenne und die beste Zauberin in unserem Jahrgang, die existiert. Nur diese Granger könnte dir Konkurrenz machen, aber sogar sie hat Muggel als Eltern und das zeigt doch, wie schlau ihr seid! Du wirst herausfinden, was oder wer Mrs Norris getötet oder versteinert oder was auch immer hat, bevor es irgendjemand anderes tut! Und dann bist du nicht diejenige, die angegriffen wird!"
Mandy wischte sich hastig eine Träne von der Wange.
„Danke"
Ich rang mir ein Lächeln ab, obwohl ich am liebsten losgeheult hätte.
„Dafür nicht!"
Sie wischte sich noch einmal über die Wange, dann lächelte sie.
„Meine Mom hat mal gesagt, man soll allem mit einem Lächeln entgegentreten, auch, wenn es einen zerstören könnte!"
Ich legte den Kopf schief.
„Aber warum solltest du lächeln, wenn es dir nicht gut geht?"
„Weil man mit seinem Lächeln anderen Hoffnung geben kann."
Ich schluckte den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte herunter und versuchte das Kribbeln, welches die Tränen in meine Augen trieb, zu ignorieren.

***
Sorry das dieses Kapitel so kurz ist, aber ich musste heute einfach noch eins rausbringen,
da ich die letzten Tage nicht schreiben konnte.
Das nächste wird wieder länger, versprochen.
Danke, dass ihr immer noch dran seid!
Judi

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt