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Nachdem ich Draco schüchtern von seinen Freunden weggeholt hatte (ich fragte mich immer noch, was mit mir und auch mit Draco los war, dass wir uns so unsicher verhielten), erzählte ich ihm stockend von Terry und meiner Schwester. Als ich fertig war, sah Draco mich das erste mal an diesem Tag richtig an.

»Ich mochte den noch nie«
»Das war nicht die Antwort, die ich hören wollte«, sagte ich, musste aber grinsen.
»Was soll ich denn sonst sagen?« Draco grinste zurück. »Rede doch mal mit ihm«
»Jaa... in den Ferien vielleicht«

»Ihr trefft euch?«, fragte Draco und das Grinsen verschwand von seinem Gesicht.
»Ja. Und?«
»Nichts«

Ich hatte das Gefühl, dass er mich vielleicht eigentlich fragen wollte, ob wir uns nicht auch treffen wollten, sich dann aber doch nicht traute und musste lächeln.

»Was war heute morgen los?«, fragte ich, während wir um den See herumschlenderten.
»Wieso?«
»Weil du mich nicht angesehen und auch nicht mit mir geredet hast«

Draco schwieg.

»Komm schon« Ich sah ihn von der Seite an. »Nur weil wir jetzt... zusammen sind, müssen wir uns doch nicht so ganz anders verhalten, oder?«

»Nein... aber wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, wie ich damit umgehen soll... ich hatte noch nie eine Freundin«

»Ich hatte auch noch nie einen Freund. Und ich weiß auch nicht, wie man sich verhält, wenn man einen Freund hat, meine Freunde hatten auch alle noch nie eine Beziehung. Aber das können wir doch nur zusammen rausfinden, oder?« Ich war stehengeblieben und sah hinüber zum Schloss.

»Ja, wahrscheinlich«, murmelte Draco und sah auf den See.

Den ganzen Nachmittag verbrachten wir zusammen und füllten diese komische leere Lücke zwischen uns mit Gelächter, Gerede, Geschichten, Liedern, Quidditch und Herumgealber.

Eigentlich war es doch ganz einfach, zusammen zu sein. Da war doch kein Unterschied zwischen dem Punkt bevor man wusste, dass der andere einen auch mag und dem, in dem man es dann gehört hatte. Es war einzig und allein die Erkenntnis, dass ich jetzt einen fucking Freund hatte, die mich, und Draco auch, aus irgendeinem Grund abgeschreckt hatte.

»Findest du, es ist jetzt so ein großer Unterschied?«, fragte Draco mich, als wir zusammen beim Abendessen saßen und ich sah über seine Schulter, dass Davis, Michael und Anthony mir zuwinkten, Daumen in die Luft reckten und andere Dinge mit ihren Gesichtern und Gesten anstellten, die ich jetzt aus guten Grünen nicht erwähne. Augenverdrehend sah ich zu Draco und konnte ihn gerade noch davon abhalten, sich zu meinen bescheuerten Freunden umzudrehen.

»Nein, nein, finde ich nicht. Dreh dich nicht um, da ist nichts!«, sagte ich hastig und innerhalb von einer Sekunde. Draco sah mich an und schmunzelte.
»Okay. Was machen deine Freunde da hinten, was ich nicht sehen soll?«
»Nichts, nichts, wirklich«, beteuerte ich, warf Davis einen abgrundtief bösen Blick zu und griff über den Tisch nach Dracos Arm, damit er sich nicht umdrehte. »Die machen nichts!«

Draco sah auf meine Hand an seinem Arm und dann in mein Gesicht.

»Genau. Nichts.«

Ich seufzte, nahm meine Hand weg und stellte beruhigt fest, dass Michael, Anthony und Davis jetzt von etwas anderem abgelenkt waren.

»Guck doch hin«, sagte ich. »Nichts machen sie«

Draco drehte sich um und schüttelte dann grinsend den Kopf.
»Ich hätte auch aufgehört, wenn du mich mit diesem Todesblick angesehen hättest«
»Das war kein Todesblick«
»Doch. Ein wirklich gemeiner, fieser, angsteinflößender, tödlicher Killerblick!«

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt