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Der Schuldirektor, Albus Dumbledore stand auf. Er breitete die Arme aus und strahlte uns alle an. Ich hatte das Gefühl, er würde jeden einzelnen mögen, auch wenn er noch so schlecht in der Schule war und auch wenn er einen noch so schlechte Einstellung hatte. Irgendwie mochte ich ihn jetzt schon.
„Willkommen!", rief er strahlend. „Willkommen zu einem neuen Jahr in Hogwarts! Bevor wir mit unserem Bankett beginnen, möchte ich ein paar Worte sagen. Und hier sind sie: Schwachkopf, Schwabbelspeck, Krimskrams, Quiek!
Danke sehr!"
Applaus wurde laut, als sich wieder hinsetzte. Terry und ich tauschten einen verwirrt amüsierten Blick.
„Ist der verrückt?", fragte Mandy mich und ich lachte.
„Keine Ahnung, vielleicht!"
Die Tische füllten sich plötzlich mit den leckersten Sachen, die ich je gesehen hatte. Da war alles, von Pfefferminzbonbons zu Hähnchenkeulen zu chinesischer Reispfanne bis hin zu Hummer. Alle um mich herum griffen gierig zu. Auf den Tellern um mich herum landeten Pommes, Nudeln mit Tomatensoße, Bonbons, Lasagne, Asianudeln und alles, was es auf der ganzen Welt zu essen geben schien. Ich griff mir die Asianudeln und ein paar Pfefferminzbonbons.
„Warum gibt es Pfefferminzbonbons?", kicherte Padma Patil und griff sich eine Hand voll. Ich musste lachen.
„Keine Ahnung, vielleicht sind das Dumbledores Lieblingsbonbons!", sagte Mandy und fing an zu essen.
„Hallo, schön das ihr hier seid!", sagte plötzlich eine Stimme neben mir. Der Geist einer schönen Frau schwebte zwischen Mandy und mir hindurch und setzte sich auf den Tisch, mitten in die Schüssel mit Pfefferminzbonbons.
„Wer bist du?", fragte Padma mit vollem Mund.
„Ich bin die graue Dame!", sagte die Geisterfrau erhaben. „Der Hausgeist Ravenclaws. Ich hoffe, ihr macht mich stolz, mich und natürlich auch Professor Flitwick, euren Hauslehrer, und gewinnt den Hauspokal! Viel Glück dabei!" Sie versank in den Pfefferminzbonbons und kam fast im selben Moment am anderen Ende des Tisches wieder heraus.
„Die ist aber verklemmt!", stellte Davis Moon fest. Ich grinste.
„Wie wärst du denn, wenn du hunderte von Jahren Hausgeist von einem langweiligen Haus sein müsstest?", fragte ein Junge namens Michael Corner.
„Naja, der dicke Mönch aus Hufflepuff schafft es ja auch!", gab Anthony Goldstein zu bedenken.
„Der ist auch nicht aus Ravenclaw!", sagte Sue Li, ebenfalls eine Mitschülerin aus meinem Jahrgang.
„Findet ihr Ravenclaw so schlimm?", fragte Mandy Brucklehurst.
„Nein, aber die graue Dame vielleicht!"
So unterhielten wir uns noch eine Weile. Es war schön, dass Gefühl zu haben, unter gleichaltrigen Zaubererkindern zu sein. Endlich nicht die einzige Hexe, endlich nicht nur unter Geschwistern, endlich nicht Zuhause!
In meinem Jahrgang waren in Ravenclaw: Mandy Brucklehurst, Padma Patil, Sue Li, Morag McDougal und Lisa Turpin mit mir als Mädchen und Terry Boot, Davis Moon, Stephen Cornfoot, Michael Corner, Kevin Entwhistle und Anthony Goldstein als Jungs. Alle schienen relativ nett zu sein und nur die wenigsten sahen aus als wären sie irgendwelche Streber.
„Habt ihr Geschwister?", fragte Davis Moon uns nach einer Weile, in der wir uns unabsichtlich in zwei Gruppen aufgeteilt hatten. Mandy Brucklehurst, Padma Patil, Terry Boot, Davis Moon, Michael Corner, Anthony Goldstein und ich unterhielten uns jetzt nur noch zu siebt.
„Eine Zwillingsschwester, die habt ihr wahrscheinlich schon gesehen!", sagte Padma und zeigte auf Parvati Patil, die am Gryffindortisch saß. „Und einen kleinen Bruder!"
„Ach ja, stimmt!" Davis grinste. „Und ihr?"
„Ich habe eine große Schwester, die ist in Gryffindor. Seht ihr das Mädchen das bei den rothaarigen Zwillingen und dem Jungen mit den Rastahlocken sitzt und lacht? Die mit den rotbraunen Haaren?"
„Ja, die, die gepfiffen hat, als Lavender Brown nach Gryffindor gekommen ist, oder?", fragte Terry und ich lachte.
„Ja, genau die."
„Nur sie?"
„Nee, noch einen kleinen Bruder und eine kleine Schwester, die kommt nächstes Jahr nach Hogwarts, bei Leo dauert das noch ungefähr neun Jahre!"
Mandy lachte.

So verlief das ganze Essen. Wir unterhielten uns, lernten uns kennen, lachten viel, hatten Spaß.
„Wenn ich ehrlich bin, habe ich keine Lust auf Ravenclaw! Es wird so viel Schlaues von einem erwartet!", sagte Terry beim Nachtisch. Ich lachte.
„Ich auch nicht!"
„Warum seid ihr dann hier?", fragte Mandy überrascht. Terry und ich wechselten einen Blick, dann grinsten wir.
„Also zu mir hat der Hut gesagt ich sei schlauer als ich aussehe!", sagte Terry und ich musste lachen.
„Zu mir auch! Und er hat gesagt, mein Gehirn sei größer als ich denke!"
„Hat er mir auch gesagt!", sagte Terry lachend.

„Seid ihr eigentlich reinblütig?", fragte Terry irgendwann. „Also nicht das es mich stört wenn nicht, nur so als Frage!"
„Nee, meine Eltern sind Muggel, aber sie haben sich gefreut das ich eine Hexe bin!", erzählte Mandy.
„Ich bin Halbblütig, meine Eltern haben beide Muggeleltern!", sagte Anthony Goldstein. Seine blonden Haare waren strubbelig und seine Brille saß schief.
„Die Eltern meines Vaters sind Muggel!", erzählte ich. „Meine Mom gehört zu einer der ältesten reinblütigen Familien, ich weiß selbst nicht wie sie ursprünglich hießen!"
Die anderen lachten.
„Und sowas kommt nach Ravenclaw!", lachte Mandy.

Irgendwann war ich so satt, dass ich dachte, wenn ich auch nur noch einen Löffel Schokoeis aß, würde ich wahrscheinlich platzen. Der Nachtisch verschwand von den Tischen und der Schuldirektor erhob sich.
„Jetzt, da wir alle gefüttert und gewässert sind, nur noch ein paar Worte. Ich habe einige Mitteilungen zum Jahresbeginn. Die Erstklässler sollten beachten, dass der Wald auf unseren Länderein für alle Schüler verboten ist. Und einigen von den älteren Schülern möchte ich nahelegen, sich daran zu erinnern!"
Dumbledore zwinkerte meiner Schwester, Fred, George und Lee zu. Claire tat als wüsste sie nicht, wovon er sprach und die Jungs lachten leise.
„Außerdem hat mich Mr. Filch, unser Hausmeister, gebeten, euch daran zu erinnern, dass in den Pausen auf dem Schulhof nicht gezaubert werden darf.
Die Quidditch-Auswahl findet in der zweiten Woche des Schuljahres statt. Alle, die gerne in der Hausmannschaft ihres Hauses spielen wollen, mögen sich an Madam Hooch wenden.
Und schließlich muss ich euch noch mitteilen, dass und diesem Jahr das Betreten des Korridors im dritten Stock, der in den rechten Flügel führt, allen verboten ist, die nicht einen sehr schmerzhaften Tod sterben wollen!"
Ich wollte lachen, aber in Dumbledores Stimme lag Ernst.
„Ist das sein Ernst?", fragte Terry mich und ich zuckte die Schultern. Beunruhigt tippte ich mit meinen Fingern auf dem Tisch herum.
„Und nun, bevor wir alle zu Bett gehen, singen wir die Schulhymne!", sagte Dumbledore laut. Einige Schüler applaudierten erfreut, aber die Lehrer sahen nicht sonderlich erfreut aus.
„Meine Schwester hat mir von der Schulhymne erzählt, sie meinte, die Lehrer hassen sie, weil sie so einen komischen Text hat und jeder singen darf wie er will!", raunte ich den anderen zu. Anthony Goldstein kicherte.
„Jeder nach seiner Lieblingsmelodie! Los geht's!", rief Dumbledore und der Text erschien in leuchtend roten Buchstaben über uns. Wir alle fingen an zu singen:

„Hogwarts, Hogwarts, warzenschweiniges Hogwarts,
Bring uns was schönes bei,
Ob alt und kahl, ob jung und albern,
Wir sehnen uns wissen herbei.
Denn noch sind unsere Köpfe leer,
Voll Luft und toter Fliegen,
Wir wollen nun alles erlernen,
Was du uns bisher hast verschwiegen.
Gib dein bestes, wir können's gebrauchen,
Unsre Köpfe, sie sollen rauchen!"

Als auch Fred und George mit ihrem langsamen Trauermarsch fertig waren und Dumbledore sie zu Ende dirigiert hatte, brachen alle Schüler in tosenden Applaus aus. Dumbledore klatschte am lautesten.
„Aah, Musik!", rief er begeistert, nahm die Brille ab und wischte sich einmal über die Augen. „Ein Zauber, der alles in den Schatten stellt, was wir hier treiben! Und nun ab in die Betten!"
Alle Schüler standen auf und drängelten sich aus der Halle. Eigentlich wollte ich noch mit meiner Schwester reden, aber in der Menge von Schülern verlor ich sie aus den Augen. Zusammen mit Mandy, Terry, Davis und den anderen folgte ich unserer Vertrauensschülerin Penelope Clearwater durch halb Hogwarts zu unserem Gemeinschaftsraum. Wir mussten eine lange Wendeltreppe hinaufsteigen, bis wir vor einer, in der Steinwand eingelassenen Tür standen. Um hineinzukommen, musste Penelope ein Rätsel lösen. Die Tür öffnete sich und zwölf Erstklässler und eine Vertrauensschülerin betraten den Gemeinschaftsraum Ravenclaws.

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt