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Als ich am Abend zusammen mit Terry beim Essen im Salon saß, kamen Lee und Claire und setzten sich zu uns.

Sie wirkten noch immer angespannt, doch schon etwas lockerer als vor einigen Stunden, als wir sie bei der Eisdiele zurückgelassen hatten.

„Na, was habt ihr noch so gemacht?", fragte ich und Claire betrachtete eingehend die Suppenschüssel vor sich.
„Nicht so viel, noch ein paar Schulsachen gekauft und so..."
Terry und ich wechselten einen Blick.
„Okay... und, wie war's?"
„Langweilig", sagten beide wie aus einem Mund.
Kurz starrten sie sich an und es herrschte eine sehr unangenehme Stille, dann grinsten sie beide unsicher.
„Schön, dass ihr einer Meinung seid...", murmelte ich und Lee sah mich an.

„Und, was habt ihr noch so gemacht?"
Terry zuckte die Schultern.
„Nicht so viel, den Feuerblitz begutachtet und diesen Typen beneidet, der einen gekauft hat, waren ein bisschen im Laden für magische Geschöpfe, weil ich mir vielleicht irgendein Tier holen will und haben ein paar wenige unnütze Schulsachen besorgt, die eigentlich von den viel sinnvolleren, lustigeren Sachen übertrumpft wurden, die wir im Süßigkeitenladen gekauft haben."
Ich nickte nur zur Zustimmung.
Er hatte Recht.
Viel mehr hatten auch wir an diesem Nachmittag nicht erlebt.

Auf einmal ließ sich Lilly zu uns fallen. Zusammen mit ihrem besten Freund Colin Creevey, der ihr irgendetwas zuflüsterte, woraufhin sie kicherte.

„Na", schmunzelte Claire. „Was habt ihr so erlebt heute?"

Während Lilly und Colin zu erzählen begannen, schweiften meine Gedanken ab.

Zu Draco.

Viel zu oft führten meine Gedankengänge zu ihm.
Ließen mich leicht lächeln, wenn ich an sein Lachen dachte oder ließen mein Herz schneller schlagen, wenn ich daran zurückdachte, wie er Damian erklärte, er hätte mich nicht verdient. Ließen mich nichts mehr von allem um mich herum mitbekommen, wenn ich an seine Blicke dachte. Seine Fingerspitzen an meinen, seine, sich zu einem kaum merkbaren Lächeln verziehenden Lippen und seine Art, zu grinsen, wenn er etwas lustig fand.

Ich musste schlucken, wenn ich an die harten Bemerkungen dachte, die er mir gegenüber fallen gelassen hatte. Mein Herz zog sich zusammen, wenn ich zurückdachte an die Worte, die er wie selbstverständlich übermittelt hatte. Die Worte, die mir deutlich gemacht hatten, dass er meine Freundschaft nicht wollte. Die Worte, nur wenige Wochen zuvor, die mir bewusst gemacht hatten, dass Parkinson ihm wichtiger war als ich.

Ein Kribbeln ging durch meinen ganzen Körper, wenn ich an seine Stimme dachte... den leicht abfälligen Ton, den er manchmal dazu mischte, die Bewegung seiner Lippen, wenn er ein Wort ausspuckte, als sei es etwas ekliges.

Etwas in meinem Bauch flatterte, wenn ich mir das Leuchten seiner Augen vorstellte. Das grau, in dem sie strahlten, welches seine Augen mal zu Gewitterwolken, mal zu einem sanften, kühlen, weichen Stein machte. Die Wimpern, die, wenn er blinzelte, weich und wie in Zeitlupe aufeinandertrafen und...

„Clarisse!"
Aus meinen Gedanken gerissen zuckte ich zusammen und sah zu Terry.
„Was?"
„Ist alles okay? Deine Augen haben... geleuchtet."

Ich dachte an das Gespräch, welches ich mit ihm geführt hatte. Darüber, warum Augen leuchteten. Damals hatte ich nicht wirklich gewusst, was der Grund war. Jetzt schimmerte etwas durch den Nebel hindurch, eine Ahnung nur, doch wie ein Funke ein Feuer entfachte, wurde diese Ahnung zu einer immer wachsenden Gewissheit.

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt