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Ich sah Terry an diesem Abend nicht mehr, doch das war mir egal. Ich war einfach nur wütend.
Auf ihn und auf mich.
Auf alle, die mich darauf ansprachen, was denn mit uns war.
Auf Draco, der mir in der Eingangshalle entgegenkam und mir einen komischen Blick zuwarf.
Auf Sue, weil sie so viel lachte und den ganzen Abend über auf Davis' Schoß saß (rein freundschaftlich natürlich).
Auf Claire, weil Lee mich ihretwegen nur mit diesem verletzten Blick ansah und nicht mehr richtig mit mir redete.
Auf Padma, weil sie gute Laune hatte.

Als ich den Gemeinschaftsraum betrat, kam mir Luna entgegen.

„Hey. Ich glaube, da ist ein dunkelgrauer Schlickschlupf in deinem Gehirn. Du siehst äußerst verwirrt und sehr schlecht gelaunt aus, soll ich dir helfen, ihn zu vertreiben?", sagte sie, nachdem sie mich betrachtet hatte.
Ich warf ihr einen genervten Blick zu.
„Luna, das ist gerade wirklich nicht der richtige Zeitpunkt, mir von einen komischen Schlickschlupfen zu erzählen.", sagte ich beherrscht und ließ meinen Blick über meine Freunde gleiten, unter denen kein Terry war.
„Was ist geschehen?", fragte Luna und lächelte mitleidig.
Ich seufzte.
„Ich ziehe mich um, dann erzähle ich es dir, in Ordnung?"
Luna nickte.
„Klar" Sie strahlte und hüpfte zu einem Tisch am Fenster. „Ich warte solange und lese den neusten Klitterer. Mein Vater hat mir übrigens auch eine Ausgabe für dich geschickt!", rief sie mir hinterher und ich lächelte ihr notdürftig zu, bevor ich Mandy einen Blick zuwarf, der ihr bedeutete, dass sie mir sofort und auf der Stelle folgen sollte.

„Was ist passiert?", fragte sie, kaum waren wir außer Hörweite.
„Ist Terry hier vorbeigekommen?"
„Jaa", sagte sie langgezogen. „Warum?"
„Weil dieser Junge mir noch etwas zu erklären hat und ich..." Ich stockte. „Ich gerade vielleicht unsere Freundschaft zerstört habe."
Mandy seufzte.
„Hast du nicht. Warte doch erstmal bis morgen ab, ich glaube, wenn ihr da beide eine Nacht drüber geschlafen habt..."
„Du weißt ja nicht, was passiert ist!"
„Dann erzähl es mir doch", sagte Mandy augenverdrehend und ließ sich auf ihr Bett fallen, während ich mir meine Jogginghose und ein Shirt schnappte.

Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, ließ ich mich ebenfalls auf mein Bett fallen und starrte an die sternenbemalte Decke.

Und dann erzählte ich Mandy, was in der Umkleide geschehen war.

„Scheiße", murmelte diese, als ich fertig war. „Vielleicht... nicht deine heldenhafteste Tat..."
Ich schloss die Augen.
„Danke"

Ich redete an diesem Abend noch lange mit Luna, die mich ablenkte und deretwegen ich nicht zu meinen Freunden musste, die mich alle gerade aufregten. Naja, eigentlich nur Sue und Padma... aber trotzdem, es tat gut, mal mit jemand anderem zu reden.

Der nächste Tag verging ohne Zwischenfälle und als ich am Samstagmorgen aufwachte, war mir kalt und ich war müde und fertig.

Ich betrat müde die große Halle und setzte mich zu Damian und Billie, die mich anstrahlten. Naja, eigentlich strahlte nur Damian. Billies Begrüßung war lediglich das minimale Heben ihres rechten Mundwinkels.

„Guten Morgen, Sonnenschein", sagte Damian und schob mir einen Becher Kakao zu. „Gut geschlafen?"
Ich sah ihn missmutig an und er grinste. „Also nicht gut geschlafen"
Ich nickte nur.
Damian warf Billie einen kurzen Blick zu.
„Und, denkst du ihr könnt das Spiel gewinnen?"
Ich schüttelte den Kopf.
„Vergiss es. Wir fliegen wie unerfahrene Erstklässler."
„Harry Potter war ein unerfahrener Erstklässler, als er angefangen hat und er war genial!", bemerkte Damian und ich warf ihm einen vernichtenden Blick zu.
„Einer von Millionen."
Billie legte den Kopf schief.
„Sag mal, hast du deine Tage?"
Ich hob eine Augenbraue.
„Hast du jedes Mal deine Tage, wenn du schlechte Laune hast?"
Damian prustete in seinen Kürbissaft.
„Dann hätte sie ja immer ihre Tage"
Billie warf ihm einen wütenden Blick zu und ich grinste ein bisschen.
„Recht hat er."
Billie verdrehte die Augen und betrachtete ihre schwarz lackierten Fingernägel.
„Also ich kann auch gehen, ich habe schon aufgegessen"
Damian sah sie spitzbübisch an.
„Du tust es aber nicht!"
„Du würdest doch nur wieder beleidigt sein und denken, ich-"
„Wenn ich jedes Mal beleidigt wäre, wenn du einfach gehst, hätte ich ganz schön viel zu tun", grinste Damian und Billie verschränkte die Arme vor der Brust.
„Jetzt tu mal nicht so"
„Zickeee" Damian grinste sie an, doch sie stand nur auf und ging. „Ich weiß, dass du mich magst", rief er ihr lachend hinterher und sie zeigte ihm über die Schulter den Mittelfinger.

Er schüttelte grinsend den Kopf und wandte sich dann wieder mir zu.

„Na, aufgeregt?"

Die Gruppenumarmung fiel aus, weil Darya sich wieder mit Roger gestritten hatte und Noel die beiden anschreien musste, damit sie die Klappe hielten.

Das hatte mir die letzte Hoffnung geraubt, dieses Spiel zu gewinnen.

Kaum waren wir aus dem Turm geflogen, fing es an zu regnen.

Das Spiel zog sich Ewigkeiten hin, Regen trübte meine Sicht und auch wenn ich einige Tore schoss, hatten wir das Spiel schon so gut wie verloren.
Darya weinte auf ihrem Besen, Noel versuchte sie irgendwie zu trösten, weswegen beide abgelenkt waren, Terry hatte deutlich Aggressionen, denn er pfefferte die Klatscher immer mit voller Wucht irgendwohin, auch wenn dort niemand flog. Roger war nicht bei der Sache, denn er ließ mehr als drei Bälle durch die Ringe, ohne es überhaupt zu bemerken und sein Blick lag manchmal wütend, manchmal traurig, auf Darya und Noel, die das halbe Spiel nebeneinander flogen.

Plötzlich wurde abgepfiffen und erschrocken flog ich etwas tiefer.

„Cho Chang hat den Schnatz gefangen! Ravenclaw gewinnt", rief Lee laut und erfreut durch's Stadion.

Ich konnte es nicht fassen.
Wir hatten gewonnen!
Trotz unserer schrecklichen Zusammenarbeit, nur, weil Cho sich konzentriert hatte.

Grinsend landete ich im Schlamm, als auch schon Terry auf mich zukam.

Wir haben gewonnen, Prinzessin!", rief er, nahm mich in den Arm und hob mich in die Luft. „Wir haben gewonnen!"
Ich glaube, jetzt strahlte ich wie ein Honigkuchenpferd.
„Ja, wir haben gewonnen, du Dussel!"
Terry strahlte bestimmt genauso wie ich, dann drehten wir uns um, um Cho zu gratulieren.
Und was ich sah, ließ mir den Mund offen stehen.
Roger und Darya umarmten sich.
Nach Wochen des Streits und Jahren des Distanzierens vor uns, umarmten sie sich.
Darya weinte noch immer, doch jetzt mit geschlossenen Augen und in den Armen ihres Freundes.

„Das hat aber lange gedauert", murmelte jemand neben mir und ich fuhr zu Cho herum.
„Cho! Du hast den Schnatz gefangen, du hast uns gerettet!", rief ich und umarmte sie stürmisch.
Sie lachte und schlang ihre Arme um mich.
„Was war denn auch los mit euch?"
„Keine Ahnung"
Spencer kam, die Arme ausgebreitet, den Oberkörper vorgebeugt, auf uns zugerannt.

„WIR HABEN GEWONNEN IHR SPINNER!", brüllte er und lachend schloss er Cho und mich gleichzeitig in die Arme.

Danach betrachtete er mit erhobenen Augenbrauen kopfschüttelnd Darya und Roger, die sich noch immer in den Armen hielten.

„Was war denn bei denen los?"
„Ehekrise", antwortete ich trocken und Terry, Cho und Spencer drehten gleichzeitig ihre Köpfe zu mir.

„Was?"

Ich lachte.

„Habt ihr es nicht gewusst?"
Cho schüttelte fassungslos den Kopf.
„Woher denn? Die streiten doch nur die ganze Zeit."
Terry brach in schallendes Gelächter aus.
„Und ich dachte, Noel hätte mit beiden geschlafen und jetzt würden sie sich hassen!"
Spencer, Cho und ich prusteten los und ich merkte, wie all die Anspannung und Last der letzten Wochen von mir abfiel.

Der einzige, der nicht glücklich aussah, war Noel.
Warum, war mittlerweile hoffentlich allen klar.
Naja, uns war es klar, wir waren schließlich in Ravenclaw und konnten kombinieren, blöd waren wir nicht (bitte nicht urteilen, lasst mich, ihr seid doch genauso eingebildet, ihr Gryffindors (ja, ihr seid voll mutig), Hufflepuffs (ja, ihr seid so nett), Slytherins (ja, ihr seid so cool) und ihr anderen Ravenclaws (ja, ihr seid schlau, wie ich) (oh mein Gott bin ich bescheuert))

***
Hier ein etwas kürzeres Kapitel
für euch,
meine Brausebonbons :D

Tanzt weiter im Regen,
Judi

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt