8

4.2K 165 46
                                    

In der ersten Stunde hatten wir Kräuterkunde. Zusammen mit Davis und Sue ging ich zu den Gewächshäusern.
„Wisst ihr, ich habe solange darauf gewartet nach Hogwarts zu kommen, jetzt kann ich gar nicht glauben das ich wirklich hier bin!", sagte Sue, als wir über die Wiese gingen.
„Ich auch nicht! Mein großer Bruder hat immer davon geschwärmt und ich konnte mir nie vorstellen auch hier zu sein! Aber jetzt gehe ich gerade mit euch über die Wiese zu unserer ersten Unterrichtsstunde und das einzige, was ich hoffe, ist, dass das hier kein Traum ist!", sagte Davis und ich nickte bedächtig.
„Ja, geht mir auch so."
„Was sind das denn für ernste Gespräche hier?" Terry kam angelaufen und kitzelte Sue von hinten. Sie kreischte auf. Anthony rannte über die Wiese auf uns zu und grinste.
„Na ihr."
Davis und ich grinsten uns an, dann gingen wir zu fünft die Wiese hinunter zum Gewächshaus.

Als alle da waren, fing Professor Sprout den Unterricht an. Sie erzählte uns von Pflanzen und wie wichtig sie für den Menschen waren und Blablabla. Ich schaltete nach einigen Minuten ab und sah mich um. Ein paar Schüler hingen interessiert an Professor Sprouts Lippen, andere sahen ebenso uninteressiert wie ich auf ihre Fingernägel. Mein Blick glitt zu Draco. Er hatte den Kopf an die Wand hinter ihm gelegt und die Augen geschlossen.
„Mr. Malfoy, können sie wiederholen was ich gerade gesagt habe?", fragte Professor Sprout und ich hatte schon ein Grinsen auf dem Gesicht, aber zu meiner Verwunderung gab Draco genau das wieder, was Professor Sprout gesagt hatte. Draco sah mich kurz an, dann nahm er wieder dieselbe Pose ein, wie bevor Sprout ihn angesprochen hatte.

Die Stunde verging schnell und plötzlich befanden wir uns schon wieder auf dem Weg zum Schloss.
„Habt ihr euch irgendwas davon gemerkt?", fragte Davis mich und Terry, als wir die Stufen zum Schloss hochgingen.
„Ja, klar.", sagten Terry und ich wie aus einem Mund und Davis und die anderen lachten. Ich sah mich um und entdeckte Draco, zusammen mit Crabbe und Goyle etwas weiter hinten die Wiese hinaufschlendern.
„Geht schon mal vor, ich komme gleich nach!", sagte ich zu den anderen und wartete dann auf Draco.
„Hey.", sagte ich, als er bei mir ankam.
„Crabbe, Goyle, geht schonmal vor, ich komme nach!", sagte Draco zu seinen Freunden und blieb stehen.
„Hey.", sagte er kühl.
„Alles okay?", fragte ich. Draco sah mich gleichgültig an. Mein Magen krampfte sich zusammen.
„Ja, warum nicht?"
„Nur... weil du... nicht mehr mit mir redest!?"
„Nur weil wir uns einmal unterhalten haben müssen wir ja nicht gleich beste Freunde sein!", sagte Draco kalt. „Außerdem gab es auch nicht viele Gelegenheiten zum reden!"
Ich starrte ihn verletzt an.
„Na dann... sind wir also keine Freunde...?"
„Ich kann mich nicht in ein paar Stunden mit jemandem anfreunden!", gab Draco zurück. Ungläubig sah ich ihn an.
„Okay... man könnte sich ja auch anfreunden, indem man sich ab und zu mit dem anderen trifft...!?"
„Könnte man."
Draco sah gelangweilt über das Schlossgelände.
„Gut, dann nicht.", sagte ich kühl. „War nett gestern Abend für ein paar Stunden das Gefühl zu haben mit dir befreundet zu sein."
Und dann drehte ich mich um und betrat das Schloss.
Ich sah nicht zurück, aus Angst, Draco könnte mich mit diesem herablassenden Blick ansehen, wie er Potter manchmal ansah.

Dieses Gespräch hatte meine Laune deutlich gedämpft.
„Alles okay?", fragte Mandy mich leise, als ich mich neben sie auf einen Platz im Unterrichtsraum für Zauberkunst fallen ließ.
„Ja, klar. Alles bestens.", sagte ich kühl, sah sie nicht an und legte meine Bücher auf den Tisch vor uns.
„Okay, ich frag ja nur." Mandy hob die Hände.
Der Unterricht flog an mir vorbei und das einzige, worüber ich nachdachte, war, warum Draco plötzlich so abweisend war. Vielleicht hatte er einen schlechten Tag oder so...

Die Wochen vergingen und Draco hatte immer noch nichts an seiner Aussage geändert. Ich begann, mich damit abzufinden, dass er wahrscheinlich einfach keine Lust auf mich hatte. Und so hatte er mit seinen Freunden Spaß und ich mit meinen. So sah er mich nicht mehr an und ich ihn nicht. So war nichts mehr als Kälte zwischen uns.

„Ich hab irgendwie gedacht du wärst mit Draco Malfoy befreundet!", sagte Padma eines Tages zu mir, als wir im Gemeinschaftsraum saßen und auf die anderen warteten.
„Nee, hat sich erledigt!", sagte ich und sah zu Davis und Terry hinüber, die Zauberschach spielten. „Gehen wir zu den Jungs?"
Wir hatten uns gut angefreundet, in der letzten Zeit. Terry, Davis, Anthony und Michael Corner saßen mit Padma, Mandy, Sue und mir zusammen am Essentisch, wir gingen zusammen zum Unterricht, wir hatten Spaß und wir machten zusammen Hausaufgaben. Ich bezeichnete sie als meine Freunde.

Padma und ich holten uns beide einen Stuhl und setzten uns zu den Jungs an den Tisch.
„Terry gewinnt!", sagte ich und schob den Haufen von kaputten Figuren neben dem Schachbrett zusammen.
„Nee, Davis!", sagte Padma.
Wir sahen eine Weile zu, wie die Figuren auf dem Spielfeld sich gegenseitig zerschlugen, bis Terry gewann.
„Hab ich doch gesagt!", grinste ich und Terry und ich klatschten uns ab. Die anderen lachten.
„Und, habt ihr schon alle Hausaufgaben gemacht?", fragte Padma uns, als wir das Schachspiel zusammengeräumt hatten.
„Ja.", sagte Davis. Terry und ich schüttelten den Kopf.
„Müssen wir doch erst übermorgen abgeben! Ich mach das doch nicht früher als nötig!", sagte ich und Padma grinste.
„Könnte aber sein das wir morgen auch noch Hausaufgaben aufbekommen, die wir bis übermorgen machen müssen!", sagte Davis.
„Na und?"
Damit war das Thema beendet.
„Übermorgen ist doch auch Halloween, oder?", sagte Terry und ich nickte begeistert.
„Jaa!"
„Du freust dich auf Halloween?", fragte Padma und schauderte. Ich lachte.
„Ja klar! Claire meinte, da fliegen Fledermäuse durch die Halle und anstatt fliegender Kerzen, gibt es fliegende Kürbisse. Es gewittert und das Essen ist verziert mit gruseligen Sachen! Ich liebe Halloween!", schwärmte ich. Padma starrte missmutig auf den leeren Tisch vor sich.
„Ich nicht!", grummelte sie. Davis lachte.
„Wie dem auch sei, Abends gibt es für die älteren Schüler eine Nachtwanderung durch den Verbotenen Wald, die von anderen älteren Schülern geführt wird. Die Lehrer und die Vertrauensschüler wissen nichts davon!", erzählte ich.
„Aber man muss da nicht mitmachen, oder?"
„Natürlich nicht! Aber das ist doch der Hammer, oder?"
„Ja, ich will dieses Jahr schon hin!", sagte Terry und hüpfte auf seinem Stuhl herum.
„Ich auuch!", quengelte ich.
„Meinst du, wir können uns dazu schmuggeln?", fragte Terry plötzlich und ich starrte ihn an. Dann grinste ich.
„Ich kann ja mal meine Schwester fragen!"
„Aber... Davis, bleibst du mit mir hier?", fragte Padma und Davis lachte.
„Ja, ich mag Nachtwanderungen auch nicht! Außerdem ist das eh verboten und wir sind Ravenclaw und müssen unseren Ruf pflegen!", sagte er. Terry und ich verdrehten die Augen.
„Komm, wir suchen deine Schwester!", sagte Terry und wir sprangen auf.
„Bis zum Abendessen!", rief ich den anderen beiden zu und Terry und ich liefen aus dem Gemeinschaftsraum.
„Das wäre der Hammer, wenn wir mitkommen könnten!", rief Terry, als wir die Treppe hinunterliefen.
„Jaaa!", quietschte ich und bog in den linken Flur ab. Zusammen liefen wir zur Bibliothek.
„Wenn sie hier nicht ist, gucken wir in der großen Halle, oder?", fragte Terry und ich nickte.
„Ja, machen wir!"
In der Bibliothek fanden wir nur Lee Jordan, der uns sagte, Claire habe zusammen mit George Nachsitzen bei Professor McGonagall.
„Im Ernst?" Ich ließ mich auf die Bank neben Lee fallen.
„Ja, im Ernst!", beteuerte Lee. Terry setzte sich ebenfalls.
„Können wir nicht auch einfach Lee fragen?", fragte er mich. Ich zuckte die Schultern.
„Was könnt ihr mich fragen?", fragte Lee neugierig und Fred ließ sich uns gegenüber auf die Bank fallen.
„Mich könnt ihr natürlich auch fragen!"
„Wisst ihr von der Nachtwanderung an Halloween?", fragte ich leise und Fred, Lee und Terry beugten sich automatisch weiter nach vorne.
„Ja klar, endlich dürfen wir legal illegal mitkommen, die letzten Male mussten wir uns immer irgendwie dazu schmuggeln, dass war viel zu nervig!", sagte Lee. Terry und ich grinsten uns an.
„Und wie, wenn ich fragen darf, habt ihr euch dazu geschmuggelt?", fragte Terry neugierig.
„Ihr wollt auch mit!", stellte Fred fest und ich nickte.
„Ihr braucht eigentlich nur eine ältere Person an die ihr euch heften könnt, mit der muss das natürlich abgesprochen sein. Ihr schleicht denen einfach hinterher und dann, im Wald, wenn es dunkel ist, hört ihr auf euch zu verstecken. Dann juckt es eh keinen mehr. Nur davor, wenn die Leiter die Schüler durchzählen, die mitkommen, dürft ihr einfach nicht dabei sein.", sagte Lee geheimnisvoll.
„Das ist ja dann nicht so kompliziert!", stellte ich fest. Fred zuckte mit den Schultern.
„Nee, aber es ist aufregend! So richtig verboten..." Er grinste selig. Terry lachte.
„Okay, dann seid ihr die Personen an die wir uns heften!?"
„Yas. Wir müssen uns nur ab und zu versichern, dass ihr noch da seid, im Wald müsst ihr dann bei uns bleiben, aber sonst ist alles cool!", sagte Lee und ich grinste Terry an.
„Na dann, bis Halloween!"

he's just a boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt