Ideen unter den Sternen

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Umsichtig lasse ich meinen Zauberstab kleine, schwebende Feuerbällchen spucken bis es angenehm warm ist zwischen den Bäumen. Isa setzt sich gut gelaunt auf den trockenen Boden. „Kriegst du ein paar Schutzzauber hin?" Ich nicke. „Natürlich. Für wen hältst du mich?" Isa zuckt mit den Schultern. „Bis eben hatte ich den Eindruck, ich wäre in Gesellschaft Draco Malfoys." Haha, denke ich, sehr amüsant.
Fünf Minuten später liegen wir nebeneinander auf dem Rücken in unserem eigenen kleinen Waldhaus und schauen durch das verzweigte Dach zu den Sternen. Isa wirkt vollkommen entspannt, im Gegensatz zu mir. Bei jedem Knacken im Unterholz, bei jedem Rascheln von Laub erwarte ich Todesser, die unser Versteck stürmen. „Hast du gar keine Angst?" frage ich sie. „Wo vor denn? Schlimmstenfalls foltern sie mich. Es gibt Schlimmeres. Aber ja, natürlich habe ich Angst. das ist normal. Aber vielleicht sollte man mal überlegen, sich für das Richtige zu entscheiden. Dann braucht man nichts zu fürchten. In unserem Falle müssen wir uns für die richtige Seite entscheiden und wenn wir das getan haben... dann wissen wir, wir haben das Richtige getan. Und wovor man dann noch Angst haben könnte, ist dann nicht mehr wichtig. Verstehst du?" „Vielleicht." Sicher bin ich mir nicht, aber man kann es ja mal versuchen. „Wie genau lautet eigentlich dein Plan? Was du nach dem Sommer machst?" Isa schweigt einen ewigen Moment lang. „Zurückgehen, mir irgendwelche Ausreden überlegen, so tun, als wäre nichts passiert, nach Hogwarts zurückgehen... Was ist mit dir?" „Ich weiß noch nicht, ob ich nach Hogwarts zurück will... oder kann."
„Wieso?" Sie setzt sich auf. „Naja...der dunkle Lord... wegen meines Vaters..." „Ja?" Ich hole tief Luft. Auch wenn ich nie ein sonderlich gutes Verhältnis zu Vater hatte, fällt es mir schwer, zuzugeben, dass er ein Versager ist. „Der dunkle Lord überlegt noch, ob er mich wieder nach Hogwarts lässt. Viel eher will er, dass ich mit den anderen Todessern ebenso Todesserzeug mache. Weil ja schon Vater nichts Nützliches getan hat."
Verwundert sagt sie: „Aber du hast die Strafe für deinen Vater ja schon abgesessen? Als du... Als du Dumbledore getötet hast, oder nicht?"

„Ich habe ihn nicht ermordet!" rutscht es mir - ziemlich direkt - heraus. „Es war Snape, aber er hat für mich gelogen." Isa lehnt sich wieder zurück. „Ich mag unsere kleine Fledermaus immer mehr" stellt Isa fest. Verächtlich verziehe ich den Mund. Snape als ,kleine Fledermaus' zu bezeichnen, ist wohl kaum angebracht. „Ist ja auch egal, bis dahin sind es noch fast 6 Wochen Ewigkeit" fährt sie fort. „Ja. Ein bisschen Ewigkeit ist wohl doch jedem Menschen vergönnt, egal was er getan hat" denke ich laut. „Was genau haben wir denn getan?" Ich schiebe meinen linken Ärmel hoch und betrachte mein dunkles Mal. „Sagt das nicht genug?" Isa schweigt einen Moment. „Vielleicht hast du Recht. Aber es ist nicht zu spät, irgendwas zu verändern." „Wir haben keine Wahl" seufze ich. „Jeder hat eine Wahl." „Ja klar" ironiere ich, „Die Wahl zwischen auf der guten Seite tot sein oder auf der bösen Seite leben. Super. Ich freue mich, so eine tolle Auswahl!" Isa dreht sich auf die Seite und blickt mich an. „Verstecken und weglaufen?" schlägt sie vor. Ich verdrehe nur die Augen. „Eine...Eine Möglichkeit gibt es noch" sagt sie langsam. „Die wäre?" „Die wäre ein Doppelleben."

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