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Das leise Plätschern von Wasser, zwitschernde Vögel, Zweige die im Wind rauschen.
Als ich wach werde, steht die Sonne hoch am Himmel und wirft goldene Sprenkel aus Licht durch das dichte Blätterdach. Ich bleibe liegen und blicke in den Himmel, lasse mich von der Sonne wärmen und blenden. Doch ich kann nicht lange so tun, als wäre alles in Ordnung. Ich meine, irgendwo aus der Ferne eine Stimme zu hören und setze mich so schnell auf, dass mir sofort wieder schwindelig wird. Langsam scheint mein Körper zu erwachen, denn eine Menge Schmerzen machen sich bemerkbar. Ächzend wie eine alte Frau stehe ich auf. Ich muss mich an einem Baum abstützen und brauche einen Moment, bis ich wieder klar sehen kann. Direkt vor mir liegt ein klarer Fluss, und ich befinde mich offensichtlich mitten im Wald. Voller Unbehagen sehe ich mich um. Es ist so ein hübscher kleiner Ort, dass meine Angst sich so fehl am Platz fühlt, und ich vernehme auch keine Stimmen mehr. Ich muss Menschen finden, überlege ich, dann kann ich auch so tun, als wäre ich ein Muggel, der beim Wandern einen Unfall hatte. Und dann muss ich raus aus diesem verfluchten Wald finden. Vielleicht eine neue Stadt finden, irgendwo hin, wo Greyback und auch sonst niemand mich findet.
Doch als ich an mir herunter sehe, merke ich, dass ich so nicht unter Menschen gehen kann. Ich bin immer noch voller Blut und Erde und Schnitte. Ein, zwei Mal mit dem Zauberstab schnipsen, und dieses Problem sollte erledigt sein. Doch als ich nach meinem Zauberstab taste, kann ich ihn nicht finden. Hektisch suche ich erst alle meine Taschen ab, und dann den Waldboden um mich herum. Es überkommt mich heiß und kalt, als ich realisiere, dass mein Zauberstab nicht da ist. Ich muss ihn verloren haben. Bei der Flucht? Oder schon vorher? Ich spüre meinen eigenen Herzschlag in den Adern und Panik steigt in meinen Kopf. Verzweifelt laufe ich den Weg ein Stück zurück, und wieder zurück. Als der Zauberstab auch nach einer gefühlten Ewigkeit nicht zu finden ist, breche ich am Flussufer zusammen und fange an zu weinen. Was soll ich denn jetzt tun? Ich bin völlig auf mich allein gestellt. Und vermutlich sucht Greyback schon nach mir, vielleicht steht er direkt hinter mir... Ich muss so heftig schluchzen, dass ich keine Luft mehr bekomme. Ich bin meilenweit von Zivilisation entfernt, schutzlos und ohne Zauberstab, mit einem aggressiven Werwolf auf den Fersen, der mir vermutlich Schlimmeres antun wird, als mich bloß zu töten, sobald er mich findet. Durch meinen von Panik vernebelten Geist dringt eine helle Stimme, die mir sagt, dass ich einen klaren Kopf brauche. So klar wie das Wasser im Fluss zu meiner Linken. Meine Kopf fühlt sich an wie bitterer, zäher Honig. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen.
Leere. Leere und Angst. Das sind die beiden einzigen Sachen, die ich wahrnehme. Und eine helle, wache Stimme, die mir sagt, dass ich sofort aufhören muss. Ich brauche einen Plan. Und für einen Plan braucht man einen kühlen Kopf. Also tue ich verzweifelt das, was die Stimme mir befiehlt und springe atemlos in den Fluss.
Das kalte Wasser verwandelt meine Knochen in Eis und die plötzliche Stille dröhnt in meinen Ohren. Der Fluss ist tiefer, als ich erwartet habe, tiefer und kälter. Doch das ist gut so. Ich bleibe so lange unter Wasser, wie ich kann. Als ich wieder auftauche, brennt die Luft auf meiner Haut noch kälter als das Wasser und ich schnappe nach Luft. Ich sehe dabei zu, wie das getrocknete Blut sich von meiner Haut löst und in der Strömung verschwindet, und fühle mich seltsam leicht.
Wenig später stelle ich fest, dass es vielleicht nicht die klügste Entscheidung war, vollkommen bekleidet baden zu gehen. Meine Kleidung braucht eine Ewigkeit, um zu trocknen und ich friere so stark, dass meine Fingerspitzen blau werden. Doch wenigstens ist nun alles an mir wieder sauber. Alles, bis auf mein Inneres.
Doch was viel wichtiger ist: Ich kann wieder klar denken, mein Gehirn fühlt sich nicht mehr an wie Honig. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, weiß ich, dass es nicht zu schwer sein sollte, in dieser Gegend Menschen zu finden. Schließlich wurden wir als Todesser absichtlich in einem Gebiet platziert, in dem sich besonders viele Muggel herumtreiben. Sobald ich halbwegs freundliche Muggel gefunden habe, werde ich denen irgendeine mitleidserregende Geschichte erzählen, ich hätte all meine Sachen in einem Sturm verloren oder ähnliches. Wenn ich Glück habe, bringen die mich dann hier raus, in die nächstgelegene Stadt. Was ich dann tun werde, weiß ich noch nicht. Hauptsache weg...
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moon & misery
Fanfiction(Abgeschlossen!) Eine Geschichte um Draco Malfoy und Iris-Isabelle van Greenskape, die im siebten Schuljahr untragisch beginnt. Iris-Isabelle, die lieber Isa genannt wird, ist schockiert, als sie erfährt, dass sie zusammen mit Draco Malfoy Schulspre...