„Du bist ein Egoist, Draco Malfoy, " schreie ich fast, „Und ein Feigling dazu! Und weißt du was? Du hast nichts, was irgendwie bedeutend wäre, nichts! Du hast alleine nichts drauf, brauchst immer wen anders, der die unschönen Dinge für dich erledigt, brauchst immer jemanden, der dich anhimmelt, damit du nicht merkst, nicht siehst, nicht spürst wer du bist, und damit meine ich DICH! Ich meine nicht dein Geld, deinen Palast oder deinen tollen Daddy, der dir alles gibt was du willst. Ich meine dich, deine Seele oder dein nicht vorhandenes Herz, nenn es wie du willst! Denk mal nach! Würden Pansy, Crabbe und Goyle und deine ganzen anderen falschen, erkauften Freunde noch im Entferntesten irgendetwas mit dir zu tun haben wollen, wenn du arm wärst, beschissen aussehen würdest, kein Zuhause hättest und deine Eltern einen schlechten Ruf hätten? Hm? Nein! Keiner von denen würde dich auch nur noch einmal ansehen. Und was tust du? Du verdirbst es dir mit den wenigen Menschen, die dich einfach so mögen, weil es gar nicht anders geht, die Menschen, die das Unmögliche schaffen: Deinen idiotischen Charakter kennen und lieben lernen.
Du hast von jeher alles bekommen, was du haben wolltest, du musstest dir nie irgendetwas lange herbei bitten, alles hast du bekommen, alles. Und doch hattest du nichts, niemanden, der dich hingenommen hat wie du bist. Niemanden, der dich wirklich gesehen hat .
Dein ganzes, bescheuertes Leben basiert auf Herumschleimerei, Geld, Fassade und Äußerlichkeiten. Und jetzt würde ich es sehr begrüßen, wenn du mich einfach in Ruhe lässt, wo ich doch so schlimm bin, dann rede doch einfach nicht mit mir! Ignoriere mich, bitte, nur zu! Aber hör verdammt noch einmal auf, dauernd deine versteckte Wut an mir auszulassen! Denn falls du es vergessen hast, ich war diejenige, die dir ein echt schmerzhaftes Schicksal erspart hat!"
Damit drehe ich mich um, denn mir kommen gerade selbst die Tränen und ich weiß nicht einmal weshalb. Ohne den wie erstarrten Draco anzusehen, hebe ich mein Buch auf, lege mich mit dem Gesicht zur Wand wieder auf mein Bett und tue so, als würde ich den Abschnitt über Kniesel lesen.
Die Lippen fest zusammen gepresst, damit ja kein Laut hervordringt starre ich die graue Wand an. Der Raum scheint sich zu drehen, mir ist ganz schwindelig vor Wut und Traurigkeit und Schreck vor mir selbst und allem zusammen.„Warst du das?"
Mir stockt der Atem. Hätte ich es nicht gewusst – Ich hätte Dracos Stimme nicht erkannt. Nicht die leiseste Spur von Hohn oder Spott oder Überheblichkeit. Er klingt...traurig.
„War ich was?" frage ich zurück. Ich habe Angst, wenn ich noch mehr spreche, bricht meine Stimme.
„Warst du einer der Menschen, die mich..." Er zögert. „Die mich...sehen?"
Meine Worte, Draco verwendet meine Worte.
Und er spricht in der Vergangenheit. Nein, will ich sagen, dass war ich nicht. Ich bin es. Doch ein kleiner Teufel in mir kann Draco nicht verzeihen. Also sage ich: „Ja."
Dann ist es wieder still.
Doch außer dem Teil von mir, der Draco nicht verzeihen kann, ist da der andere Teil, der ihm verzeihen will.
Die Wut ist längst wieder verschwunden und lässt mich verletzlicher als vorher zurück.
„Ich will doch nur wissen warum" sage ich leise, während, ich versuche, die Tränen zurückzuhalten. „Was habe ich dir getan, Draco? Ich kann ja verstehen, dass du Angst hast, wenn es auf Vollmond zu geht. Aber jetzt... Ich- ich weiß nicht, wieso...Ich... Wäre ich nicht gewesen, wärst du jetzt auch ein Werwolf, Draco."
„Ich habe dich nicht gebeten, den Helden zu spielen." Seine Stimme klingt wieder kalt wie eh und je. „Nein" antworte ich, auf einmal wieder ruhig, „Aber ich habe dir trotzdem geholfen, von mir aus. Du musstest mich nicht dazu auffordern. Und ich wollte auch nicht den Helden spielen, wie du es ausdrückst. Da war nur dieser Gedanke in mir, dass du schon genug ertragen musstest, dass du schon genug verloren hattest. Aber dadurch, dass ich dir helfen wollte, habe ich alles verloren, was ich gerade noch hatte."
Und weil Draco Malfoy wohl oder übel immer noch Draco Malfoy ist, erhalte ich keine Antwort.
„Gut. Dann kann bestimmt auch jemand sagen, was man beachten sollte, wenn man beispielsweise einen Goldfisch in einen Puma verwandeln möchte? Irgendwelche Freiwilligen?"
McGonagalls scharfer Blick wandert über die Reihen von interessenlosen Schülern. „Mr Malfoy! Wie steht es mit Ihnen? Können Sie, anstatt Ihren Zauberstab zu polieren, meine Frage beantworten?" Draco, eine Reihe vor mir, hebt ruckartig den Kopf. Selbstverständlich hat er es nicht nötig, sich irgendwie am Unterricht zu beteiligen, was ziemlich schade ist, Draco ist an sich nicht dumm. Doch auch ein Malfoy schrumpft unter McGonnagalls Blick. „Ich- Was denken Sie denn" schnarrt er, „Natürlich kann ich das! Ist doch total einfach! Ein Fisch und- äh-"
„Man sollte sich auf die Atemwege konzentrieren, " flüstere ich, um der alten Zeiten Willen. „Man muss sich auf die Atemwege konzentrieren, weil-"
„Wenn man's nicht tut, hat man am Ende einen Puma mit Kiemen, weshalb er nicht allzu lange leben könnte" beende ich leise den Satz, und wieder spricht Draco mir nach.
McGonnagalls Blick ist unbezahlbar.
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moon & misery
Fanfiction(Abgeschlossen!) Eine Geschichte um Draco Malfoy und Iris-Isabelle van Greenskape, die im siebten Schuljahr untragisch beginnt. Iris-Isabelle, die lieber Isa genannt wird, ist schockiert, als sie erfährt, dass sie zusammen mit Draco Malfoy Schulspre...