Plötzlich, als die Kerzen im Raum von hellerem Licht überflutet werden, begreife ich.
Sofort bin ich hellwach und aufs Höchste alamiert.
„Hey, ihr da, ihr Winzlinge, ihr geht hier raus, verstanden!" Ich springe auf. „Ich kann euch das jetzt nicht erklären, aber ihr müsst sofort hier raus. Lasst eure Sachen einfach hier, geht raus, in ein anderes, freies Klassenzimmer, oder sonst wo, wo ihr nicht stört. Achja, einer muss irgendeinen Lehrer holen. Nein – nicht irgendeinen. Einen vernünftigen, das heißt, keinen Carrow oder jemand der so drauf ist, macht schon!
Eins muss man den Kleinen lassen: Obwohl sie keine Ahnung haben weshalb, sind sie begeistert bei der Sache, die Arbeit stehen und liegen zu lassen.
Ich blicke wieder auf den Brief . „Schließt die Tür, wenn ihr raus seid" sage ich noch.
Zwei Sekunden später höre ich nur noch gedämpft die Stimmen, dann ist es still. So still, als würde selbst der Wind, der um das Schloss heult, mit einem Schlag die Luft anhalten.
Langsam drehe ich mich wieder zu Isa um, während ich mich frage, ob mein Herz noch schlägt oder bereits stehen geblieben ist.
Sie steht da, die Hände ans Fensterglas gedrückt und starrt wie hypnotisiert durch die Wolken den Vollmond an.
„Isa."
Sie wirbelt herum. Als sie mich erkennt, verschwindet das Animalische für einen Moment.
„Draco! Du musst-" Sie erstarrt.
Sicherheitshalber weiche ich bis ans andere Ende des Klassenzimmers zurück.
Bei dem was dann geschieht, würde ich mir am liebsten wie ein kleines Kind die Augen zuhalten.
Isas Augäpfel scheinen sich nach innen zu drehen, bevor sie nocheinmal normal aussehen. Doch dann beginnt die Verwandlung.
Die Iris dehnt sich aus, bis alles Weiße verschwunden ist, Isas Augen werden dunkel, als würde man schwarze Tinte hineinfließen lassen. Ihr Körper verzerrt sich, die Gliedmaßen verändern ihre Struktur und sie scheint sich zusammen zu ziehen. Silbriges, bisweilen auch schwarzes Fell breitet sich aus – und dann ist sie hinter den Tischen aus meinem Blickfeld verschwunden.
Sie ist kein Werwolf, sage ich mir, nicht wirklich, sie ist nur ein Wolf, ein ganz normaler Wolf, nichts weiter. Keine Bestie, nur ein normales Tier.
Und sie hat vergessen, wer sie ist.
Möglichst leise gehe ich Schritt für Schritt wieder nach vorn, jetzt schlägt mein Herz definitiv.
Nur zwei Meter von mir entfernt kauert ein zierlicher Wolf mit silbrigem Fell und ein wenig schwarz. Die Panik des Tiers ist beinahe körperlich spürbar. Das muss ein wirklich Angst einflößendes Gefühl sein, nicht zu wissen wer und wo man ist.
Zu meiner Verwunderung wirkt die Wölfin nicht aggressiv, mehr verschreckt. Sie starrt mich aus großen, dunklen Augen an. Zögerlich strecke ich eine Hand aus.
Die Wölfin – Isa – bleckt knurrend zwei Reihen großer, weißer, scharfer Zähne.
Erschreckt mache ich einen Satz zurück.
Angst, sie hat nur Angst vor mir, wahrscheinlich mehr als ich vor ihr.
„Bin ich so furcht einflößend?" sage ich leise zu dem Wolf. Als Antwort bekomme ich nur ein weiteres Knurren.
„Was genau tue ich hier eigentlich?" frage ich mich laut, während ich mich vorsichtig hin knie, nur zwei Meter von einem Wolf entfernt. Mir ist fast schlecht vor Angst, und trotzdem bleibe ich da.
Isa ist nur ein Wolf, erinnere ich mich, sie tut dir nicht grundlos irgendetwas an, also entspann dich mal!
Isa legt den Kopf schief und ich sehe, wie langsam die Angst vergeht, jetzt, wo ich auf einer Augenhöhe mit ihr bin.
Immer noch misstrauisch, doch auch auf eine seltsam vertraute Art neugierig macht Isa in Wolfsgestalt einen Schritt zu mir. Als ich keine Anstalten mache, sie anzugreifen, noch einen. Und so geht das weiter, bis sie direkt vor mir steht.
Isa mustert mich interessiert wie ein fremdartiges Ausstellungsstück. Dann, nach langem Zögern, setzt sie sich.
Vorsichtig, noch langsamer als beim ersten Mal, strecke ich ihr meine Hand entgegen. Wie erwartet macht sie wieder einen Schritt zurück, bleibt jedoch bei mir stehen.
Plötzlich kracht die Tür auf.
„Du meine Güte!"
„Was tun Sie da?"
„Oh je!"
„Um Himmels Willen, Mr Malfoy! Was wird das?"
Während Isa sich knurrend unter einen Tisch verzieht, stehe ich auf und blicke die vier Lehrer und den Zweitklässler an, die in der Tür stehen.
Professor Slughorn fächelt sich etwas Luft zu, Flitwick scheint einem Herzinfarkt nahe, Snape sieht wie immer ziemlich gleichgültig aus, im Gegensatz zu McGonnagall, die sich mal wieder überaufregt.
Ich werfe dem Zweitklässler einen bösen Blick zu. „Es war nicht nötig, gleich die halbe Lehrerschaft zu versammeln!" „Mr Thomson hat vollkommen vernünftig gehandelt, im Gegensatz zu Ihnen, Mr Mafloy!", zetert McGonnagall.
Der Winzling verschwindet, und ich bin mit den Lehrern allein. Und mit Isa.
Slughorn wiederholt sein „Du meine Güte" noch zwei oder drei Mal, als Wolf-Isa neugierig schnuppernd unter dem Tisch hervorlugt.
„Mr Malfoy!" Innerlich verdrehe ich die Augen. Wie oft will McGonnagall noch meinem Namen sagen? „Sie hätten ernsthaft verletzt werden können!"
„Wenn ich Sie kurz korrigieren dürfte, Frau Kollegin" wendet sich Snape mit leicht spöttischem Unterton an McGonnagall, „Greenskape kann, selbst in ihrem aktuellen Zustand keinen anderen Menschen verwandeln, dafür habe ich persönlich gesorgt." „Und überhaupt" unterbreche ich gereizt „Ist sie nicht gefährlich."
„Nich' gefährlich?" dröhnt Slughorn, „Das müssen Sie mir erstmal erklär'n mein Junge!"
Ich bin kurz davor, die Lehrer auf recht unhöfliche Art und Weise anzublaffen, verflucht noch einmal leiser zu sein. „Das liegt daran" sage ich mit bemüht ruhiger Stimme, „Dass, wie Snape bereits erläurtert hat, Isa verdammtnoch einmal kein richtiger Werwolf ist! Professor Snape, meinte ich.
Deshalb tut sie auch nichts, solange man selbst ihr auch nichts tut.
Klar soweit?"
Snapes Stimme strotzt nur so vor Spott, als er wie üblich leise und doch mit so deutlicher Stimme seinen Kommentar abgibt. „Welch eine Ehre, dass wir Anwesenden noch erleben dürfen, wie Mr Malfoy sich für ein Tierwesen einsetzt..."
Ich merke, wie mir das Blut ins Gesicht schießt. Gottseidank ist es nicht sehr gut erleuchtet im Raum.
„Isa ist nicht irgendein Tierwesen, wie Sie es ausdrücken, wie lange muss ich das noch erklären?"
„Ich denke" sagt McGonnagall spitz, „Dass Sie nun schlafen sollten. Keine Widerrede" fügt sie hinzu, „Sie sind definitiv übermüdet."
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moon & misery
Фанфик(Abgeschlossen!) Eine Geschichte um Draco Malfoy und Iris-Isabelle van Greenskape, die im siebten Schuljahr untragisch beginnt. Iris-Isabelle, die lieber Isa genannt wird, ist schockiert, als sie erfährt, dass sie zusammen mit Draco Malfoy Schulspre...