Es ist seltsam, wieder durch die Korridore von Hogwarts zu gehen. Es ist so vertraut...und doch so anders.
Die Gänge sind vollkommen leer, einzig und allein bevölkert von tief dringender Stille. Nur in der direkten Nähe von genutzten Klassenzimmern ist hie und da eine leise Antwort zu hören oder ein wütender Professor.
In den Kerkern ist es jedoch so still, kühl und düster wie früher auch schon. Immerhin.
Vor dem Kerker, der von je her für die Schulsprecher aus Slytherin gedacht war, zögere ich etwas.
Draco ist so ein erbärmlicher Feigling. Das ist ja nichts Neues. Aber dass er Angst vor mir hat...
Ich stoße die Tür auf, ignoriere Draco und mache es mir auf dem noch freien Bett bequem.
Um mich mit irgendetwas zu beschäftigen vertiefe ich mich in meinem Lieblingsbuch aus Kindheitsjahren, die es kaum gegeben hat.
Magische Tierwesen&wo sie zu finden sind von Newt Scamander.
Ich blättere vor zu Seite 58. Werwolf.
Der Werwolf ist weltweit verbreitet, doch vermutet man, dass er seinen Ursprung in Nordeuropa hat. Menschen verwandeln sich nur dann in Werwölfe, wenn sie von einem gebissen wurden. Ein Heilmittel dagegen ist nicht bekannt, doch die jüngsten Entwicklungen in der Zaubertrankherstellung können die schlimmsten Symptome weitgehend lindern.
Einmal im Monat, bei Vollmond verwandelt sich der ansonsten normale Zauberer oder Muggel-
Da hast du es, Draco, ansonsten normal.
...oder Muggel in eine mordende Bestie.
Ups.
Der Werwolf sucht fast als einziges der phantastischen Geschöpfe zielstrebig und ausschließlich menschliche Beute.
Super.
Ohne ein besonderes Ziel blättere ich ein bisschen zurück und stoße auf Seite 36 auf den Letifold. Ich muss grinsen. Dieses Viech soll Draco mal einen Besuch abstatten. Letifolds sind so weit ich weiß auch bekannt als lebende Leichentücher, da er aussieht wie ein schwarzer Umhang von etwa anderthalb Zentimeter Dicke. Wenn er einen Menschen verschlungen hat ist er allerdings etwas dicker.
Ich stelle mir mit einer ziemlichen Schadenfreude vor, wie das lebende Leichentuch eines Nachts hier rein kriecht und Draco erstickt. Leider gibt es die nur in tropischen Zonen. Schade.
Ich schüttele über mich selbst den Kopf. Was du dir wüschst bedenke gut, denn es könnte in Erfüllung gehen, flüstert eine innere Stimme. Ach, denke ich, halt die Klappe du bescheuerter Moralpostel. Es wird ja wohl kein Letifold ins Schloss eindringen. Nein, fährt die Stimme in meinem Kopf fort, aber andere Dinge könnten Draco passieren. Ist ja gut, gibt mein Gedanken-Ich zu, Draco bleibt gefälligst am Leben.
Meine Güte, jetzt führe ich schon Gedanken-Selbstgespräche.
Wie von selbst wandert mein Blick durch den Raum hinüber zu Draco, der seinerseits auf dem Bett sitzt und ebenfalls in ein Buch schaut.
Quidditch im Wandel der Zeiten.
Ein kleines Lächeln, das sich nicht verstecken lässt, schleicht sich in mein Gesicht. Wir haben wohl beide so unsere tief verankerten Vorlieben.
Auch Dracos Blick hebt sich, seine grauen Augen bohren sich in meine. Für einen wundervollen, sternhimmelschönen Moment wirkt es so, als wäre nie etwas gewesen, nichts passiert, als wären wir in einer heilen Welt, in der es keinen Voldemort, keine Todesser und keine Werwölfe gäbe.
So, als sei dies ein ganz normales Schuljahr, in dem wir beide zu Schulsprechern wurden und ganz zufrieden zusammen sind.
Es ist, als würde Draco gleich fragen, ob er die Verwandlungshausaufgaben abschreiben darf. Und ich würde ich damit ärgern, dass, wenn er nichts lernt, er keine vernünftige Arbeit bekommt und irgendwann unter einer Brücke leben müsste. Draco würde mit seinem Reichtum prahlen, mich wegen Jupms nerven, dass ich ihn mal erziehen soll.
Alles wäre gut.
Aber dieser Eindruck bleibt nur diesen wundervollen, einen, winzigen und so ewig langen Moment.
„Denkst du, wenn du in diesem Buch liest, bist du irgendwann kein Monster mehr?" Die Abneigung, der Hass und die Abscheu klingen aus seinen Worten wie Blut welches aus einer tiefen Wunde quillt. Und das schöne, heile Gefühl von eben ist weg. Ich erwarte Traurigkeit, Angst und Verlorenheit in mir zu spüren, doch in meinem Magen verkrampft sich Wut mit tiefem, ungewolltem Hass.
Ich kann förmlich spüren, wie Adrenalin durch meine Adern schießt und sich mit meinen Muskeln anfreundet.
Mein Buch schlägt auf dem Steinboden auf, als ich aufspringe und mich wie eine Raubkatze, bereit zum tödlichen Angriff auf Draco zubewege, der scheinbar doch sehr verschreckt auf seinem Bett kauert, dicht an die Wand gedrängt.
Die Wut löst ein sehr befriedigendes Machtgefühl in mir aus. Draco hat Angst, Angst. Und zwar vor mir. Aber dieses Mal nicht, weil ich ein Werwolf bin oder ein paar unschöne Narben habe. Sondern weil ich mich wehren kann.(Weil mir danach ist, hier ein zweites Kapitel. Ganz besonders würde ich mich natürlich über Kommis freuen, Lob und konstruktive Kritik sind herrrzlich willkommen ;))
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moon & misery
Fanfiction(Abgeschlossen!) Eine Geschichte um Draco Malfoy und Iris-Isabelle van Greenskape, die im siebten Schuljahr untragisch beginnt. Iris-Isabelle, die lieber Isa genannt wird, ist schockiert, als sie erfährt, dass sie zusammen mit Draco Malfoy Schulspre...