~(Isa)
Geblendet kneife ich die Augen zusammen. Dichter Schnee vernebelt die Sicht. Ich friere, trotz der Jacke, die ich mir von Draco... geliehen habe. „Wo sind wir?", frage ich.
Sed zuckt mit den Schultern. Greyback knurrt: „Das musst du nicht wissen. Es reicht, dass ich weiß, dass hier irgendwo Schüler gemeldet sind, die eigentlich in Hogwarts sein sollten." Er bleibt abrupt stehen und zieht irgendetwas aus seiner Manteltasche. Grinsend wirft er mir das lange Etwas zu.
Überrascht fange ich – meinen Zauberstab auf. Fragend blicke ich Greyback an. „Wirst du brauchen", erklärt er, „Ich denke, du wirst nicht noch ein zweites Mal versuchen, abzuhauen?"
Mit gesenktem Kopf verneine ich leise. Es ist ein komisches Gefühl, wieder im Besitz meines Zauberstabs zu sein. Ich weiß noch nicht, ob ich dem vertrauen soll. Auf jeden Fall werde ich vorsichtig sein.
Nach einem gefühlt ewigen Lauf durch die Kälte stoßen wir auf eine kleine Holzhütte, an dessen Dach Eiszapfen hängen. Greyback bleibt stehen. „Da drin versteckt sich 'ne Familie vor dem Ministerium. Dachten wohl, da sind die Kinder sicherer als in Hogwarts. Die Schüler sind elf und zwölf. Ihr nehmt die fest. Ich nehme mir die Eltern vor. So eine Verschwendung von reinem Blut..."
Mit jedem Schritt, mit dem ich der Hütte näher komme, fängt mein Herz stärker an zu schlagen. Ich will das nicht tun. Aber ich habe keine Wahl.
Ohne zu zögern tritt Greyback mit seinen schweren Stiefeln die zerbrechliche Holztür ein. Von drinnen dringen Schreie, Rufe. Ich umklammere meinen Zauberstab und konzentriere mich. Ich verschließe meine Ohren und Augen innerlich, blende alles aus und verschließe mein Herz. Kaltes Blut fließt durch meine Adern. Ich nehme bloß einzelne Bilder wahr. Ich marschiere hinter Greyback und Sed in die Hütte, den Zauberstab ausgestreckt. Ich bringe das jüngere Kind, ein schwarzhaariges Mädchen, nach draußen, gefolgt von Sed mit einem blonden Jungen. Aus der Hütte ist Flehen zu hören. Ich drücke dem Mädchen den Zauberstab an die Schläfe. Und warte. Mit verschlossenem Herzen. Dann ist es still. Sehr. Still. Sie weint.
Plötzlich kommt Bewegung in Sed. Er stößt den Jungen von sich und deutet mit seinem Zauberstab auf die Hütte. Auch ich lasse das Mädchen los.
„Lauft!", bellt Sed, „Ihr findet hier bald einen Wald, dann immer bergab gehen. Dort liegt ein Dorf. LAUFT!" Die Kinder lassen sich das nicht zwei Mal sagen und sind bald außer Sicht.
„Was hast du vor?", frage ich verwirrt.
„Ich werde Greyback töten", antwortet Sed mit kalter Entschlossenheit, „Heute. Jetzt."
Fassungslos starre ich ihn an. „Aber... was? Wie willst du denn..."
„Eigentlich", beginnt Sed, ohne mich an zu sehen, „Wollte ich die Hütte in Brand setzen, jetzt, wo er drin ist. Aber... ich will, dass er es weiß." Ich muss nicht fragen, was Sed meint.
„Und was hast du jetzt vor?" Ich habe Angst, Angst vor Greyback. Was ist, wenn Sed es versucht, aber nicht schafft? Hat er einen Plan?
Er packt mich am Arm. „Komm mit", stößt er grob aus. Er zieht mich auf die andere Seite der Hütte. Beinahe direkt hinter der Hütte fällt der Boden steil nach unten ab. Ich kann nur vermuten, dass wir uns auf einem Berghang im tiefen Norden befinden.
Wahnsinn strahlt aus Seds zu hellen Augen, seine bronzefarbene Haut hat ein hässliches Rot angenommen. Auf einmal habe ich nicht nur Angst vor Greyback, sondern auch vor Sed. Voller Furcht lasse ich zu, dass der dunkelhaarige Schönling meinen Arm weiterhin umklammert.
Ich bin wie erstarrt, als Greyback um die Ecke kommt; Sed jedoch nicht. „Expelliarmus", schreit er. Greybacks Zauberstab fliegt auf Sed zu, und ich spüre, wie auch mein Stab meiner zittrigen Hand entgleitet. Was hat Sed vor?
Greyback bleckt die gelben Zähne. „Was soll das, du Wurm?", knurrt er, und kommt durch das Schneetreiben auf uns zu. „Stehen bleiben!", zischt Sed. Ich verstehe nicht, was passiert, als er plötzlich einen Arm um meinen Hals legt, mich an sich presst und seinen Zauberstab in meine Wange bohrt. „Warum sagst du ihm nicht, was ich vorhabe?", säuselt er in mein Ohr.
Ich bekomme nur ein Piepsen heraus. „Ich weiß nicht, was du meinst." Ich verstehe nicht, was hier vor sich geht.
„Weißt du noch, als ich meinte, ich würde alles und jeden für meine Sache opfern? Du wirst Greyback von meinen Plänen erzählen, alles, was du weißt, die Kinder, mein besonderes Ziel, und ich lasse dich einen schnellen Tod sterben."
Verzweifelt versuche ich, Seds Arm von meinem Hals zu bekommen. Doch er ist zu stark und ich bin zu angstvoll. „Ich verstehe das nicht", gestehe ich mit zittriger Stimme, „Ich dachte, wir wären-"
„Freunde?" Sed lacht. „Ha, man sollte meinen, du würdest nicht mehr so schnell irgendwem vertrauen. Aber zu meinem Glück hast du dich leicht benutzen lassen. Los, erzähl es ihm endlich! Ich will, dass du es ihm sagst! Mein Ziel, und das mit den Kindern. MACH ENDLICH! Oder ich töte dich auf eine Weise, mit der du sicherlich nicht sterben willst."
„Du kannst mich doch nicht töten", protestiere ich schwach.
„Und ob ich kann", erwidert Sed grinsend, „Du hast dich eben in mir getäuscht. Dachtest du, ich weihe einen echten Todesser in meinen Plan ein und lasse ihn am Leben, nachdem ich mein Ziel erreicht habe? Du könntest mich verraten. Also mach, oder muss ich es selbst tun?"
Die Tränen auf meinem Gesicht brennen heiß in der kalten Luft. Wie kann Sed mir das nur antun? Durch den Tränenschleier kann ich nur verschwommen Greybacks tobendes Gesicht erkennen. Er ist wütend – aber er weiß auch, dass Sed gerade die Oberhand hat. Denn das hat er wirklich. Also beginne ich weinend zu erzählen: „Die Kinder. Welpen. Ich sollte dich ablenken, damit Sed sie in der Zeit raus schaffen konnte. Er wollte ihnen helfen. Und ich auch." Greyback stößt ein wütendes Knurren aus, doch ich rede immer weiter. „Sed will dich auch töten. Ich wollte ihn dabei unterstützen. Er sagt, seine Mutter war... ein Opfer von... dir und du bist... Deswegen will er dich umbringen. Und ich habe ihm meine Hilfe versprochen."
„Verdammte Schlampe!", brüllt Greyback, „Wenn ich dich in die Finger kriege-"
Mit einem Wink seines Zauberstabs bringt Sed ihn zum Schweigen. Mit der Hand an meiner Kehle drückt er mich gegen die Hauswand und richtet seinen Zauberstab auf mich.
Ich wappne mich für den Tod, doch er murmelt nur: „Petrificus Totalus." Gelähmt lehne ich an der Wand. Sed bringt sein Gesicht ganz dicht an meins. „Du sollst wenigstens noch sehen dürfen, wie ich deinen Peiniger umbringe", raunt er, „Es war nett, dich gekannt zu haben, hübsches Mädchen." Dann wendet er sich wieder Greyback zu, der hinter Seds Rücken näher getreten ist. Die beiden Männer stehen sich fast direkt gegenüber. Sed breitet die Arme aus. „Dein Ende ist gekommen, Greyback. Ich bin dein Ende."
Doch Sed hat etwas vergessen.
Ich wünschte, ich könnte meine Augen schließen.
Oder schreien.
Doch ich bin gezwungen, regungslos zusehen.
Denn Sed hat vergessen, dass Greyback kein Mann der Worte ist. Noch ehe er den Zauberstabarm heben und auf Greyback richten kann, trifft die Faust des Werwolfs den Jungen mitten ins Gesicht. Blut spritzt auf den blütenweißen Schnee und mein Gesicht. Sed fliegt nach hinten, stolpert und – fällt. Den Abhang hinunter. Den Abhang des Berges. Außer Sicht. Die letzte Spur von ihm sind die kirschroten Blutspritzer auf dem grellweißen Schnee.
(Ich bin ja so gespannt, was ihr von diesem Kapitel haltet! ^^ Ich hoffe, es gefällt euch. Was habt ihr zu Seds Ende zu sagen? Lasst es mich wissen :))
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moon & misery
Fanfiction(Abgeschlossen!) Eine Geschichte um Draco Malfoy und Iris-Isabelle van Greenskape, die im siebten Schuljahr untragisch beginnt. Iris-Isabelle, die lieber Isa genannt wird, ist schockiert, als sie erfährt, dass sie zusammen mit Draco Malfoy Schulspre...