Vertrauen

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Ich wende mich an Sed. „Du hast immer noch nicht gesagt, was du hier willst", brumme ich unfreundlich. Endlich schenkt er auch mir Aufmerksamkeit. Seine hellen Augen gleiten mit einem prüfenden Blick an mir hoch und runter. Dann grinst Sed, als hätte er das gesehen, was er sehen will. „Du bist auch nicht schlecht", erklärt er süffisant. Er stößt Isa leicht mit dem Ellbogen an. „Da hast du dir aber einen Süßen geangelt."

Isa und ich tauschen einen verdutzten Blick.

„Um zu deiner Frage zu kommen", fährt Sed fort, „Ich bin hier, weil ich Isa und Greyback begleiten werde."

Isas Miene hellt sich für meinen Geschmack zu sehr auf. „Wirklich?", fragt sie.

„Klar." Sed grinst weiter, während er einen Arm um Isa legt. Sie weicht nicht zurück. Diese Vertrautheit zwischen den Beiden gefällt mir ganz und gar nicht. „Gehen wir rein", bestimme ich, „und dann möchte ich hören, wie ihr euch so gut angefreundet habt."

„Eine gute Idee", meint Sed, „Aber vorher muss ich Isa ganz kurz entführen und unter vier Augen mit ihr sprechen. Ich hoffe, fünf Minuten ohne deinen hübschen Freund machen dir nichts aus, Isa?" Er zwinkert mir zu. Ehe er sie mit sich zieht, halte ich Isa fest und flüstere ihr ins Ohr: „Ich vertraue dem Kerl nicht. Und das solltest du auch nicht tun." Doch Isa winkt bloß ab.

Mit verschränkten Armen beobachte ich, wie sie sich Seite an Seite von mir entfernen.

~(Isa)

„Wie geht es dir?", fragt Sed als allererstes.

„Es ging mir schon schlechter", antworte ich wahrheitsgemäß, „aber auch schon besser. Und... bei dir? Was ist passiert mit, du weißt schon.... ?" Ich senke die Stimme.

„Sie sind alle in Sicherheit", beruhigt mich Sed, „Es hätte nicht besser laufen können. Dank dir. Wurdest du schwer verletzt?"

Ich schlinge die Arme um meinen Körper und ziehe die Schultern hoch. „Die Vollmondnacht war nicht so schlimm", murmele ich.

„Aber?", hakt Sed nach.

Ich senke den Kopf, sodass meine langen Haare mein Gesicht verbergen. „Er hat mich zu den Werwolf-Kämpfen geschickt."

Sed bleibt ruckartig stehen. Plötzlich sieht er ungewohnt blass aus. „Das wollte ich nicht", stammelt er, „Das ist meine Schuld. Bitte verzeih mir, Isa. Allein beim Zusehen von diesen Kämpfen bin ich... wie auch immer. Tut mir Leid. Wenigstens musst du nicht zurück, oder?"

Ich nicke. „Ich bin froh, dass du uns begleitest", flüstere ich, „Alleine mit Greyback oder irgendwelchen anderen Todessern wäre ich wahnsinnig geworden."

„Du musst nicht flüstern", grinst Sed, „Greyback ist nicht hier, um dich zu belauschen."

Ich schaue zu Boden. „Weiß ich doch. Aber..."

Sed legt einen Arm um mich. „Verstehe schon." Mit der freien Hand winkt er Draco zu, der uns mit verschränkten Armen aus der Ferne beobachtet. „Dein Freund ist echt zum Anbeißen", meint Sed, „Ihr seid wirklich fest zusammen?"

„Ähm", mache ich, „Ja. Du findest wohl jeden süß, oder?"

„Nicht jeden", antwortet Sed gedehnt, „Aber ich kann jede... Person attraktiv finden. Wenn das deine Frage beantwortet."

„Ich habe doch gar nichts gefragt", murmele ich beschämt. Sed lacht nur. „Woher", fragt er, wie um das Thema zu wechseln, „Weißt du eigentlich schon, dass du nicht zurück in den Untergrund gehst? Greyback wollte eigentlich zusehen, wie deine Angst bis morgen früh immer weiter wächst."

Mein Blick wandert zu dem blassen Gesicht mit dem schwarzen Anzug. Ich spüre Hitze in meinem Gesicht, als ich antworte: „Draco hat mit ihm geredet. Irgendwie."

„So, so." Sed schmunzelt. „Dein heldenhafter Prinz also."

„Er ist weder heldenhaft, noch ein Prinz", widerspreche ich.

„Ich weiß nicht", überlegt Sed, „Bei dem Palast, in dem er wohnt..."

„Das ist kein Palast, sondern ein Anwesen", korrigiere ich.

Sed zuckt mit den Schultern.

Plötzlich fällt mir etwas ein. Ich werfe einen Blick über die Schulter, ehe ich flüsternd frage: „Hast du immer noch vor, Greyback... naja, zu töten?"

Seds Miene verzieht sich. „Natürlich. Das ist mein Ziel. Ich würde so ziemlich alles und jeden dafür opfern, wenn du verstehst was ich meine."

Ich nicke. „Ich hoffe, du schaffst es."

Sed blickt mich an, als wolle er noch etwas hinzufügen, sagt aber bloß: „Wie auch immer. Wir sollten langsam zu Draco zurück gehen. Er sieht immer ungeduldiger aus, meinst du nicht?"

~(Draco)

Als ich am Morgen aufwache, ist Isa nicht mehr bei mir. Ein ungutes Gefühl befällt mich und ich stürze zum Fenster. Gerade noch rechtzeitig erkenne ich drei Personen in der Ferne, die das Tor hinter sich lassen.

Wieso hat sie sich nicht verabschiedet?

Natürlich.

Das macht es einfacher. Für uns beide.

Isa lässt mich mit einem leeren Gefühl zurück. Die Erinnerung an unseren Streit gestern schmeckt bitter. Ein dummer Streit, den ich angefangen habe. Jetzt, wo Isa weg ist, komme ich mir kindisch vor. Wenn ich sie doch nur beschützen könnte... stattdessen mache ich ihr Vorwürfe und noch mehr Angst, als sie schon ertragen muss. Missgelaunt starre ich in den grauen Himmel. Ich will nicht weiter darüber nachdenken.

An diesem Tag verlasse ich mein Zimmer nicht. Ich verspüre weder Appetit, noch den Drang, mich zu bewegen.

Ich genieße meine Ruhe, bis es gegen Mittag an meiner Tür klopft. Ich gebe ein lustloses „Herein", von mir. Meine Mutter betritt den Raum.

„Ich möchte mit dir reden, Draco."

„Nur zu."

Mutter wirft mir einen missbilligenden Blick zu, lässt meine Unhöflichkeit ansonsten unkommentiert. „Dein Vater und ich haben beschlossen, dass du für eine Weile nach Hogwarts zurück kehren wirst."

Erzürnt springe ich auf. „Wie bitte? Wieso? Ich kann doch nicht in die Schule gehen, während..." Mein Blick wandert zum Fenster.

„Ein wenig Normalität wird dir gut tun", erklärt meine Mutter.

Ihre Gefasstheit stachelt meinen Unmut bloß noch an. „Normalität", spucke ich verächtlich aus, „Was ihr euch unter Normalität vorstellt-"

„Keine Diskussion", unterbricht Mutter mich ruhig, aber bestimmt.

„Aber... Es sind Ferien!", protestiere ich hilflos. Ich stelle mir die zwölf Weihnachtsbäume in der großen Halle vor. Ob es die überhaupt noch gibt? Vermutlich nicht.

„Diese Ferien kannst du mit deinen Freunden in Hogwarts verbringen."

„Welche Freunde?", frage ich höhnisch, „Ist dir klar, dass die meisten Leute Angst vor mir haben? Weil ich ein Todesser bin! Und das nur, weil meine Eltern mich in diese verdammte-"

„Es reicht", sagt Mutter kalt. Mir wird klar, dass ich zu weit gegangen bin. „Du packst jetzt deine Sachen. Heute Abend reist du ab."

Kochend vor Wut blicke ich ihr hinterher. Was soll ich in Hogwarts? Meine Ausbildung kann ich vergessen, so wenig wie ich dieses Jahr dort war. Lustige Ideen haben meine Eltern. Zum Totlachen.

(Wie gefällt euch die Geschichte im Moment so? Gebt ihr eher Isa oder eher Draco recht, ob man Sed vertrauen sollte oder nicht? Lasst es mich wissen ^^)

moon & miseryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt