im Spiegel

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„Isa? Kannst du das erklären?" fragt Weasley Senior. „Ist zwar etwas kompliziert, aber ich denke, wir schaffen das schon. Als bei der Hochzeit die Todesser kamen, war Draco hier auch dabei-" „Was daran liegt, dass er ein Todesser IST" erinnert ein Zwilling. „Ja... genau wie ich." Nur Ginny Weasley scheint diese Nachricht nicht zu überraschen, alle anderen Weasleys schauen sich entsetzt an. „Aber alles was bei uns von dem Todesser in uns geblieben ist, ist eben das dunkle Mal und Wissen. Wir alle wissen" fährt sie fort, „dass Draco eher unwillig ein Todesser war. Wie ich. Nach der Hochzeit also habe ich Draco gewissermaßen entführt. Wir hatte ein paar nette Unterhaltungen und...kurz gesagt, wir haben die Seite gewechselt." Alle schauen uns nur wortlos an. „Komm Isa. Die glauben uns eh kein einziges Wort. Lass uns wieder verschwinden und woanders versuchen, irgendetwas gegen den dunklen Lord auszurichten" sage ich leise. „Woher.. sollen wir wissen, dass ihr das wirklich so meint?" fragt Athur Weasley. „Woher" erwidert Isa, „Sollt ihr wissen, dass irgendwer, der behauptet, auf eurer Seite zu sein, auch nicht irgendein Verräter ist?" „Da hat sie recht" meint der Weasley mit Brandnarben an den Armen nachdenklich, „Erzählt irgendetwas über die Anhänger von ihr-wisst-schon-wem, etwas, dass ein wirklich treuer Todesser nicht weitererzählen würde." „Das kannst du doch am besten, Draco" grinst Isa, „Schließlich sind die Versammlungen..." „Im Malfoy Manor, schon klar." Ich werfe ihr einen bösen Blick zu. War doch klar, dass sie mal wieder mich vorschiebt. „Mal sehen, was gibt es denn so darüber zu erzählen..." denke ich laut, „Bellatrix sitzt natürlich relativ nah am dunklen Lord bei den Versammlungen. Der Lord selbst hat die Angewohnheit, während seinen Reden auch mal aufzustehen und um uns herum zu gehen. Ich kann euch sagen, das macht dich verdammt nervös, wenn er hinter dir steht. Er hält sich selbst für gnädig, warum auch immer. Seine Anhänger haben fast so viel Angst vor ihm wie seine Feinde. Diese Schlange, die er hat, lässt der dunkle Lord ganz gerne mal Menschen auffressen.
Reicht das?"

„Na siehst du, Draco. Klappt doch" meint Isa ein paar Stunden später. Ich bekomme das Zimmer von Charlie Weasley, der bald sowieso wieder irgendwohin muss und Isa das Zimmer von Bill, der zu seiner Frau musste. Ich seufze. „Jaja. Schon gut." Sie mustert mich prüfend. „Lass mich raten. Du vermisst sie tatsächlich." Ich seufze. „Nein. Nicht direkt. Nur Mutter." Isa nimmt mich kurz in den Arm. „Gute Nacht." „Nacht."
~
Ich drehe mich um und gehe einige Treppen hoch zu 'meinem' Zimmer. Auf dem Flur treffe ich auf Ginny. Sie tippt sich an den Hals. „Du hast da einen Knutschfleck. Wollte ich nur mal erwähnen", erklärt sie schnippisch. „Na vielen Dank, Ginny." Was hat dieses Mädchen eigentlich immer? Ginny ist so unfreundlich zu mir. Offenbar liest Ginny meinem Gesicht ab was ich denke. „'tschuldigung" seufzt sie, „Aber du tauchst hier einfach auf, siehst das alles so leicht, während Harry sein Leben riskierst, dann schleifst du Malfoy her, du kannst mit ihm knutschen und ich habe keinen Harry!"Autsch. „Einfach!", entrutscht es mir. „Du glaubst, ich sehe das hier alles einfach? Den Kampf gegen den dunklen Lord? Er hat meine Mutter vor einem Jahr umgebracht und ich war DABEI! Und was glaubst du, was der schwarze Lord mit Draco und seiner Familie anstellen wird, wenn herausgefunden wird, was wir hier tun? Glaubst du, wir würden einfach umgebracht? Deinen Potter will er sofort umbringen, damit er nicht wieder abhaut! Aber uns! Uns würde er vorher die Hölle durchleben lassen! Verstehst du das nicht!" Ginny senkt tatsächlich leicht den Kopf. „So habe ich das noch nicht gesehen..." „Egal" knurre ich und verschwinde in dem Zimmer.
~
Nachdenklich starre ich an die Decke. Gedämpftes Mondlicht gelangt in das Schlafzimmer, alles ist still. Was wohl meine Eltern gerade machen? Ob es gerade eine Versammlung gibt? Werden Isa und ich gesucht? Wen lässt der dunkle Lord dafür büßen, dass wir abgehauen sind? Der Gedanke lässt mir keine Ruhe. Leise richte ich mich auf. Gibt es hier irgendwo einen Spiegel? Gerade ist mir etwas eingefallen. Es ist gefährlich. Sehr sogar. Egal... An der Wand hängt einer. „Translucens speculum", flüstere ich. Vor einer Sekunde noch habe ich mich im Spiegel gesehen, noch blasser als sonst und mit tiefen Schatten unter den Augen. Jetzt nicht mehr. Ich sehe ein relativ großes, dunkel gehaltenes Schlafzimmer, an dessen Schreibtisch eine Frau mit zweifarbigen Haaren sitzt; dunkel und hell, in einen allzu vertrauten Raum. Die Frau starrt aus einem Fenster, mit dem Rücken zu mir. „Mutter" flüstere ich. Sie springt auf und dreht sich um als hätte ich geschrien. Fassungslos starrt meine Mutter mich an. "Draco!" sagt sie gedämpft, „Was tust du in meinem Spiegel? Wo bist du? Geht es dir gut?" „Jaja. Schon in Ordnung bei mir. Wo ich bin kann ich nicht sagen, aber ich muss-" Sie verschwindet kurz aus meinem Blickfeld und wie aus weiter Ferne höre ich eine Tür auf- und wieder zu gehen. Dann ist Mutter wieder da. "Ich wollte nur nachsehen, ob wer auf dem Flur ist. Malfoy Manor ist nicht sicher. Sprich weiter." „Ich..Ich muss dir etwas ziemlich Wichtiges sagen. Vorab: Du bist selbst nicht ganz begeistert vom dunklen Lord, oder?" „Es gibt Meinungsunterschiede." Das ist genug für mich um zu verstehen. Sie hat es mindestens genauso satt wie ich. „Mutter... Ich...", ich hole tief Luft, „Ich unterstütze den dunklen Lord nicht länger. Im Gegenteil." Narzissas Augen weiten sich vor Schreck. „Was ist in dich gefahren? Wenn das jemand erfährt!" „Sei ruhig! Niemand anders darf das wissen, natürlich! Aber ich musste es dir sagen. Die offizielle Geschichte wird sein: Wir wurden von Dumbledores ehemaliger Gefolgschaft irgendwo festgehalten und sind irgendwann geflohen." „Draco! Was zum Teufel tust du da!" Ich schrecke hoch. Das war nicht Mutter. „Draco? Was ist los?" fragt diese. Isa ist in meinem Zimmer. Sie setzt sich neben mich und schaut in den Spiegel. „Misses Malfoy! Was ist hier los? Draco! Was tut deine Mutter in diesem Spiegel?" Ich erzähle ihr was ich bis eben getan habe. „Ich weiß nicht ob das so klug war, Draco!" meint Isa zweifelnd. „Ich werde euch nicht verraten. Und, Draco. Ich bin stolz auf dich." Dann verschwindet das Bild. „Draco. Du bist lebensmüde." Ich zucke mit den Schultern. "Habe ich doch genug Gründe, oder nicht?" „Sag sowas nicht!" „Beruhige dich." Isa legt den Kopf auf meine Schulter. „Draco" seufzt sie. "Immerhin wissen wir jetzt, was wir als Ausrede benutzen werden", verteidige ich mich. Isa hebt abwehrend die Hände. „Ist ja gut! Das wäre etwas anderes, wenn du das deinem Vater gebeichtet hättest, aber ich finde Narzissa ganz in Ordnung."
Wartet nur, bis mein Vater davon hört! Wie oft ich diesen Satz früher gesagt habe und heute... heute erzähle ich ihm gar nichts mehr, was mir wichtig wäre. Wenn er wüsste, dass ich jetzt gegen in agiere, würde er mir vermutlich irgendeinen Fluch aufhalsen.

moon & miseryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt