Der erste Tag ist der schlimmste, denke ich, als ich vorsichtig nach Geräuschen lausche. Erleichtert stelle ich fest, dass sich nichts zu regen scheint.
Umsichtig strecke ich mich, um meine angespannten Schultern zu lockern. Ich habe das Gefühl, ich war noch nie so müde wie jetzt.
Nachdem ich gestern den Brief an Draco geschrieben habe und mich anschließend wieder in die Hütte schlich, habe ich keine Ruhe finden können. Wie auch. Zwar hat es mich tatsächlich etwas befreit, an Draco zu schreiben, aber...
Wenigstens habe ich einen Raum für mich, wenn auch einen kleinen.
Greybacks Hütte besteht aus einem Flur und zwei weiteren Türen, von denen ich nicht weiß, wohin sie führen. Schließlich habe ich sie gestern Nacht nicht ausprobiert, sondern mich einfach in dem Zimmer mit der noch offenen Tür hingelegt.
Unschlüssig bleibe ich im Flur stehen. Was soll ich jetzt machen?
So leise wie möglich verlasse ich die Hütte und bleibe draußen an dem Abhang ins Tal stehen.
~Verzweifelt stütze ich den Kopf in die Hände. Ich kann die mitleidigen Blicke von Jill nicht mehr sehen.
Wie so oft sitzen wir in der Bibliothek, an einem der Tische ganz hinten, wo kaum jemand anders ist.
Ich versuche, leise zu sprechen, als ich sage: „Ich verstehe das nicht. Ich kenne das so nicht, ich kann das nicht ..." Niedergeschlagen schaue ich wieder auf. „Ich hatte noch nie so viel Angst um einen Menschen...", gebe ich verhalten zu.
„Du weißt doch gar nicht, wo Isa ist", versucht Jill mich zu beruhigen. „Vielleicht ist es überhaupt nicht so schlimm, wie du-" „Oder es ist weitaus schlimmer!", entgegnete ich wütend, packe meine Sachen und lasse Jill in der Bibliothek zurück.
Die ist doch sowieso gestört.
Im Treppenhaus werde ich von einem jüngeren Schüler aufgehalten.
„Draco Malfoy?" „Was gibt es?", antworte ich gebieterisch. „Professor Snape wünscht, Sie sofort in der Eingangshalle zu sehen!"
Der Schüler hat mich gesiezt. Wie niedlich...
Düsterer Stimmung wende ich mich zur Eingangshalle.
Was will Snape wieder von mir?Zu meiner Überraschung wartet zusammen mit Snape auch Professor Sprout auf mich. Während Snapes Miene unergründlich ist wie eh und je, spricht aus Sprouts Gesicht echte Besorgnis und Verwirrung. Leicht irritiert nicke ich den beiden Professoren zu und frage: „Worum geht es?" „Die Gewächshäuser", antwortet Sprout mit aufgebrachter Stimme. Ich will gerade fragen, was ich mit den Gewächshäusern zu tun habe, als Snape mich barsch unterbricht. „Folgen Sie uns einfach", gibt er in genervtem Befehlston von sich. Da ich Snape nicht schon wieder unnötig reizen will, tue ich was er sagt und folge den Lehrern über das Schlossgelände hinunter zu den Gewächshäusern. „Das", erklärt Sprout immer noch aufgeregt und deutet auf die Tür zu Gewächshaus 5, „Ist über Nacht hier aufgetaucht. Ich weiß nicht, was das ist. Es ist unerklärlich." Mit schief gelegtem Kopf betrachtete ich das Gewächshaus. Die Tür steht offen, doch dahinter türmt sich ein unergründliches, undurchdringliches Weiß auf, wie von einem gewaltigen Spinnennetz oder als hätte jemand das Gewächshaus von oben bis unten mit klebriger Watte befüllt.
„Können Sie das erklären?", fragt Snape eisig.
„Nein", antworte ich ehrlich, „Wieso sollte gerade ich das erklären können?"
Snape seufzt, und es fällt mir schwer, es ihm nicht nach zu tun. Was habe ich denn großartig mit Kräuterkunde zu tun?
„Sie sind Schulsprecher, wenn ich Sie daran erinnern darf", sagt er höhnisch, „Und nach allem Personal von Hogwarts sind sie zuständig, sich zu kümmern, wenn es Schwierigkeiten in Hogwarts gibt."
„Ähm", mache ich leicht überfordert, „Kann man dieses... Zeug nicht ganz einfach wegzaubern?"
Sprout schüttelt den Kopf. „Jeder Zauber wird zurück geworfen. Und es sieht auch nicht nach etwas aus, das von einer Pflanze produziert wurde."
Ich versuche wirklich nach zu denken, doch die vielen weißen Fäden sind so dicht und dick, dass man nicht einmal hindurchsehen, geschweige denn durchgehen könnte. „Haben Sie schon versucht durch eines der Fenster, vielleicht weiter hinten am Gewächshaus, einen Blick in das Innere zu bekommen?", frage ich.
Snape schaut mich einen langen Moment mit zusammengepressten Lippen an, und ich frage mich, was ihm durch den Kopf geht. Dann dreht er sich ruckartig um und geht an mir und Sprout vorbei zu dem hinteren Teil des Gewächshauses. Ich bin ziemlich verblüfft, dass Snape auf eine solch simple Idee nicht alleine gekommen ist. Mit einem Zauberstabsschwung von Seiten Snapes öffnet sich eines der Fenster nach außen und gewährt uns einen Blick in das Gewächshaus. Mit meiner Vermutung, dass es weiter hinten nicht ganz so zugewachsen ist, hatte ich Recht. Weitere Spinnweben, so dick wie Arme, ranken sich auch hier durch den Raum, die zur Mitte des Gewächshauses immer dichter werden, bis man nichts mehr erkennen kann. Plötzlich ertönt ein leises Geräusch, das scheinbar aus dem Zentrum des weißen Knäuel zu kommen scheint.
Tz, Tz, Tz.... Irgendwoher kenne ich dieses Geräusch, und mir fällt es sofort wieder ein, als ich etwas Grünes zwischen den Netzen erkenne. Es ist... Jumps. Isas kleines Haustier. Der Miniaturdrache späht empört zischend zu uns Menschen herüber, als sich ein zweites Geschöpf zeigt. Es sieht genauso aus wie Jumps, nur etwas größer und mit blass violetten Schuppen. Bei Merlins Bart, denke ich, Es gibt also noch mehr von den Dingern.
Mit stockender Stimme kläre ich die beiden Professoren auf. Snape nickt nur und Professor Sprout verspricht, mit Professor Raue-Pritsche über diese beiden magischen Tierwesen zu sprechen. Als letzter bleibe ich neben dem Gewächshaus und dem nun wieder geschlossenen Fenster stehen.
Mit Jumps kommt die schmerzliche Erinnerung und die Angst um Isa wieder hoch. Seit sie verschwunden ist, habe ich nichts mehr von ihr gehört.
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moon & misery
Fanfiction(Abgeschlossen!) Eine Geschichte um Draco Malfoy und Iris-Isabelle van Greenskape, die im siebten Schuljahr untragisch beginnt. Iris-Isabelle, die lieber Isa genannt wird, ist schockiert, als sie erfährt, dass sie zusammen mit Draco Malfoy Schulspre...