Mein Nacken tut weh. Vorsichtig strecke ich mich ein wenig. Es ist dunkel, aber nicht so dunkel, als dass ich nichts erkennen könnte. Nach wie vor bin ich in dem kahlen Raum, wo Greyback die Wahrheit aus mir herausbekommen wollte. Zum Glück bin ich alleine. Plötzlich bemerke ich, dass ich mich wieder frei bewegen kann. Meine Fesseln wurden also auch entfernt.
Was ist passiert?
Greyback hat mir das Veritaserum gegeben, und dann? Beunruhigt setze ich mich auf. Ich habe Nein gesagt. Aber ich hätte doch die Wahrheit sagen müssen? Und dennoch habe ich ganz von selbst auf die Frage, ob ich den dunklen Lord verraten hätte, mit Nein geantwortet. Wie ist das möglich?
Hauptsache ist dennoch, dass die Todesser mir ab jetzt wohl oder übel glauben müssen.
Fragt sich nur noch, wie lange ich hier schon herumliege. Und ob ich hier raus kann.
Langsam teste ich, ob ich aufstehen kann. Mir tut alles weh, aber es funktioniert erstaunlich gut, wenn man bedenkt, was ich durchmachen musste.
Ganz wie erwartet ist die Tür zum Korridor verschlossen. Ich beschließe, einfach zu warten, schließlich wird Voldemort mich wohl kaum einfach hier eingesperrt lassen, selbst, wenn er mich tot sehen wollte, das wäre viel zu nett.
Nach ein paar Minuten werde ich ungeduldig. Wie ein kleines Kind lege ich mich vor die Tür und schaue durch den Spalt zwischen Tür und Boden – ein Schlüsselloch gibt es nicht.
Warum dauert alles hier eigentlich so lange?
~Mit ungesund schnell klopfendem Herzen umklammere ich das Stück Pergament. Seit Snape Schulleiter ist, ist jeglicher Briefkontakt von außerhalb der Schule streng untersagt – und wird nur in seltenen, geprüften Fällen genehmigt.
Welchen Grund hat es also, dass Snape zulässt, dass mich das Schreiben von Mutter erreicht?
Es muss schon wirklich sehr wichtig sein. Oder etwas, das Snape ungemein erfreut.
Beides nicht unbedingt beruhigend für mich. Isa ist jetzt zwei Tage verschwunden, seit sie zu Snape gerufen wurde.
Erneut spähe ich auf die ordentliche, weiche Schrift meiner Mutter, nur, um schnell wieder weg zu sehen.
Ich bin versucht, den Brief tatsächlich einfach zu ignorieren – und einfach weiterzumachen wie bisher. Das wäre sichtlich einfacher – doch ich kann nicht.
Draco Malfoy, denke ich verärgert, was ist aus dir geworden, dass du dich nicht einmal traust, einen Brief anzusehen?
Etwas fahrig falte ich das Pergament auseinander.
Guten Tag Draco,
Ich hoffe sehr, dass mein Schreiben dich erreicht und ich hoffe, du bist soweit wohlauf.
Sicher ist dir nicht entgangen, dass Isa dir bereits länger nicht mehr begegnet ist und sich nicht mehr in der Schule aufhält.
Also ist sie weg, nicht mehr hier. Nicht, dass Hogwarts zu dieser Zeit ein begehrenswerter Ort wäre, doch es beruhigt mich keineswegs, dass sie nicht mehr hier ist. Besorgt überfliege ich die nachfolgenden Zeilen.
Vielleicht kannst du dir denken, dass sie hierher, ins Manor, geschickt wurde. Ich bin nicht sicher, ob du den Grund dafür kennst. Um sicherzugehen, stelle ich es hier für dich noch einmal klar:
Die Professoren Carrow haben scheinbar herausgefunden, dass Isa dem Todesserstatus nicht ganz gerecht sei. Professor Snape handelte schnell, ließ sie zu sich rufen und schickte sie, meinen Erkenntnissen nach, direkt hierher. Ich habe sie nach ihrer Ankunft getroffen.
Sie sagte mir, ich solle dir ausrichten, dass es ihr gut geht.
Der letzte Satz beunruhigt mich noch mehr als der Rest. Wenn Isa schon extra beauftragt, mir sagen zu lassen, es ginge ihr gut, kann ich der Aussage erst Recht keinen Glauben schenken.
Dir muss bewusst sein, dass solche Vermutungen schnell untersucht werden – werden müssen.
Ich denke, man wird Isa einige Fragen stellen, sie unter Veritaserum erneut befragen oder andere Mittel zur Wahrheit suchen. Wie du dir sicher denken kannst, bin auch ich nicht vollständig darüber informiert, doch so wie es aussah, werden Mr Greenskape und Mr Greyback den Prozess leiten.
Mr Greyback ... das klingt sehr befremdlich.
Wenn das doch nur das Schlimmste wäre ...Ich hoffe, wir sehen uns bald wieder, Draco.
Narzissa Malfoy
Warum hat Mutter mit ihrem Namen unterschrieben? Vielleicht wusste sie, dass jedes Schreiben nach Hogwarts kontrolliert wird. Nein, natürlich wusste sie das ...
Vielleicht sollte ich versuchen, zurück zu schreiben, nach Neuigkeiten fragen, ...
Auf dem Weg zur Eulerei läuft mir ein anderes Mädchen entgegen. Ihr dunkler suchender Blick huscht rastlos durch das Treppenhaus. Schließlich fällt ihr Blick auf mich. Ich bemühe mich, das Mädchen zu ignorieren, so nervig ihr klammernder Blick auch ist.
Fast meine ich, das Mädchen ihre Schritte verlangsamen zu sehen während sie mich anstarrt. Aber was könnte die schon von mir wollen?
Gerade bin ich an ihr vorbei gelaufen, erleichtert ihr Gestarre nicht mehr zu sehen, höre ich meinen Namen. Genervt drehe ich mich zu ihr um.
„Du bist doch Draco Malfoy, oder?" Ich seufze und blicke sie abwartend an. Das Mädchen tritt näher.
„Ich heiße Jill Dungen." Jills Blick huscht schüchtern hin und her, schaut mir kurz ins Gesicht und wendet sich schnell wieder ab. Schließlich entscheidet sie sich dazu, mit meinem Knie weiter zu reden. „Du kennst doch Isa, oder?" Ich nicke. Natürlich. Diese Jill macht mich nervös. Ständig verlagert sie ihr Gewicht erst auf das eine, dann auf das andere Bein, verknotet unruhig ihre Finger und spielt fahrig an ihren dunklen, hüftlangen Haaren herum.
Ich frage mich, was einen derart schüchternen Menschen dazu veranlasst, ausgerechnet Draco Malfoy ansprechen zu wollen.
„Weißt du wo sie ist? Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit ein paar Tagen nicht und du kennst sie ja und du weißt vielleicht wo sie ist und was sie macht und..." Sie zuckt mit den Schultern.
„Nein, ich weiß nicht, wo sie ist", antworte ich kalt. Ich wüsste nicht, was das diese Jill Dungen angehen würde. Als ich ihr genau das sage, zappelt sie noch unruhiger herum. Mein Vater würde sich gar nicht erst die Mühe machen, mit diesem Mädchen zu reden.
„Ich weiß nicht, ob sie dir je von mir erzählt hat, aber früher war ich sowas wie ihre beste Freundin."Prüfend mustere ich Jill. Scheint, als wäre da jemand eine lange Erklärung schuldig.
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moon & misery
Fanfiction(Abgeschlossen!) Eine Geschichte um Draco Malfoy und Iris-Isabelle van Greenskape, die im siebten Schuljahr untragisch beginnt. Iris-Isabelle, die lieber Isa genannt wird, ist schockiert, als sie erfährt, dass sie zusammen mit Draco Malfoy Schulspre...