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Der Muggel hat Angst. Nein, mehr als das. Panik. Schrecken. Entsetzen. Furcht. Verzweiflung.
Greyback hält ihn mit einem Arm um den Hals geschlungen fest, währen Jackson und Jazymyn den Rucksack des Muggel durchsuchen. Nicht etwa, weil sie auf die Suche nach etwas wertvollem wären. Nein, nur um weitere Angst zu schüren wie ein Feuer, das den hilflosen Muggel verschlingen wird. Mit Silencio hat Jazymyn den Muggel stumm werden lassen, und nun muss er mitanhören, wie über sein Schicksal verhandelt wird.
„Ich könnte ihn einfach in Stücke reißen", schlägt Greyback mit Genuss in der Stimme vor.
„Nein", widerspricht Jackson, „Die Muggelwelt wird denken, ein Bär oder Wolf", er grinst Greyback zu, „Hätte ihn getötet. Wir sollten ihn einfach verschwinden und nie wieder auftauchen lassen. Das wird den Muggeln viel mehr Angst einjagen."
„Nein." Überrascht schaue ich auf. Es ist das erste Mal, dass ich Jazymyn sprechen höre. Ihre Stimme ist kalt, emotionslos und rasiermesserscharf.
„Wir sollen die Botschaft in die Muggelwelt tragen", fährt sie fort, „Dass es Magier da draußen gibt."
Ich kann sehen, wie der Muggel weit die Augen aufreißt. Er zittert am ganzen Körper.
„Wir werden ihn ganz einfach mit dem Avada Kedavra töten und ihn hier draußen liegen lassen. Die Muggel werden keine Erklärung für seinen Tod finden. Die Ungewissheit wird ihnen die größte Angst bereiten."
Greyback knurrt missgelaunt. Ich weiß, dass er den Muggel lieber wie ein Tier geschlachtet und ausgenommen hätte. Doch was Jazymyn sagt, stimmt.
„Na schön", stimmt Greyback widerwillig zu, „Töten wir ihn einfach."
Jackson zückt seinen Zauberstab, doch Greyback hält ihn zurück. „Du wirst es nicht tun", bestimmt er, „Das überlassen wir jemand anderem." Seine Stimme klingt gefährlich süß, wie eine verführerische Falle, die kurz vor dem Zuschnappen ist. „Du hast hier bis her noch entsetzlich wenig geleistet... Isa."
Ich erstarre vor Schreck. Bitte, flehe ich stumm, bitte lass nicht mich es tun, bitte nicht, bitte...
Greyback streckt seinen freien Arm nach mir aus, seine Hand streicht über mein Gesicht und drückt mein Kinn nach oben, um mich zum Aufsehen zu zwingen. Ein diabolisches Grinsen kriecht über das Gesicht des Werwolfs. „Hast du schon einmal diesen unverzeihlichen Fluch benutzt?", fragt er mit honigsüßer Stimme.
Ich öffne den Mund, doch kein Wort kommt über meine trockenen Lippen.
„Ich habe dich was gefragt!", faucht Greyback und lässt das süßliche Gehabe fallen.
Ich schüttle den Kopf, und Greybacks lange Nägel scheinen sich in meine Haut zu bohren, als er mich am Nacken packt und dicht zu sich zieht. Ich kann den hektischen Atem des Muggels auf meiner Haut spüren, als Greyback warnend zischt: „Ich warte immer noch auf eine Antwort!" „Nein", bringe ich schließlich hervor.
„Nein, was?"
„Nein, ich habe noch nie... nie.." „... eine Person umgebracht?", beendet Greyback meinen Satz. „Ja", wispere ich heiser vor Angst. „Dann wirst du das jetzt tun." Ich werfe einen Blick zu Jackson und Jazymyn, die Greybacks grausames Spiel beobachten. Jazymyn sieht ausdruckslos aus wie immer, doch Jacksons Augen glänzen, ein stummes Lachen auf dem Gesicht.
„Ich.. Ich glaube nicht, dass ich das kann. Ich habe keine Ahnung, wie man.. wie man das macht. Bitte. Es würde sowieso nicht funktionieren. Ich, ich,..", stammle ich, doch Greyback wird ungeduldig. „Du wirst es jetzt versuchen. Und wenn du es nicht schaffst, dann knöpfe ich mir den Muggel vor und erledige es auf meine Art. Und du wirst mir dabei zusehen, und ich werde dich zwingen von seinem Blut zu trinken. Gefällt dir die Vorstellung? Wenn nicht, dann würde ich mir an deiner Stelle jetzt sehr viel Mühe geben, verstanden?"
Mit aller Kraft zwinge ich mich, den Muggel anzusehen und mir wird schlecht. Seine zum Schweigen verdammten Lippen formen das Wort Bitte. Ich weiß nicht, worum er mich bittet. Eine plötzliche Erinnerung steigt in mir auf, von dunklen Schatten und verschwommenen Visionen von Blut und Schmerz... Ich erinnere mich daran, wie ich von Greyback gebissen wurde und die Zeit danach. Auch wenn Greyback gerade nicht in seiner Wolfsgestalt ist, möchte ich dem Muggel das nicht antun. Er wird so oder so sterben, sage ich mir, und ich habe die Macht darüber, wie er sterben wird. Mit der rechten Hand taste ich nach meinem Zauberstab. „So, so..", raunt Greyback, „Du entscheidest dich also doch dafür, kein Schlammblut trinken zu müssen?" Ich antworte nicht. Denn ich weiß etwas, das Greyback nicht weiß. Ich tue das nicht, um mich selbst zu schonen. Ich werde den namenlosen Muggel selbst töten, um ihm Höllenqualen zu ersparen.
Greyback hat mich noch immer im Nacken gepackt, sodass ich dem Muggel direkt gegenüber stehe. Langsam hebe ich meinen Zauberstab und lege ihn an die Kehle des Muggels. Er hat blaue, fast graue Augen. Automatisch muss ich an Draco denken. Der Muggel sieht mir in die Augen und er scheint fast erleichtert, dass seine Angst bald ein Ende haben wird. Die Momente verstreichen und ich weiß, dass ich es tun muss. Ich atme tief aus und atemlos, kaum hörbar flüstere ich: „Avada Kedavra." Es ist unbedeutend, wie laut oder leise ich den Fluch ausspreche. Entscheidend ist, dass es meine Überzeugung ist, dass dieser Muggel so sterben muss, so einen gnädigen Tod bekommt.
Nur wenige Zentimeter von meinem Gesicht entfernt sehe ich, wie das Licht in den Augen des Muggels erlischt.
Greyback lässt mich los und den Muggel fallen, doch meine eigenen Beine tragen mich auch nicht länger. Mit zitternden Knien lande ich neben dem Muggel im Staub, das Entsetzen noch in meinen Knochen.
(Vielen Dank für 1k Aufrufe :))
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moon & misery
Fanfiction(Abgeschlossen!) Eine Geschichte um Draco Malfoy und Iris-Isabelle van Greenskape, die im siebten Schuljahr untragisch beginnt. Iris-Isabelle, die lieber Isa genannt wird, ist schockiert, als sie erfährt, dass sie zusammen mit Draco Malfoy Schulspre...