Ehrlichkeit

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(als kleines Dankeschön für über 300 Sterne und ganz fleißige Kommentierer folgt das nächste Kapitel einfach jetzt schon, viel Spaß ;))

~(Draco)

Es ist viel zu laut im Gemeinschaftsraum. So viele reden, manche lachen sogar... Ich will, dass sie still sind. Ist das gerade wirklich passiert? Ich starre auf die Stelle, an der Sekunden zuvor noch Isa stand – mit verschränkten Armen und einem wütenden Blick.

Haben wir uns wirklich gestritten?

„Das... Das hättest du nicht sagen sollen, man", sagt Blaise leise und bestätigt mir, dass es tatsächlich passiert ist. „Das war verdammt scheiße von dir..."

„Vielleicht."

„Vielleicht?" Blaise deutet auf den Ausgang des Gemeinschaftsraums, durch den Isa soeben verschwunden ist. „Geh ihr hinterher, verdammt! Ist dir eigentlich klar, was du eben gesagt hast? Du hast gesagt, dass sie hätte sterben sollen!"

Ich schaue meinen besten Freund nicht an. „Das habe ich nicht so gemeint", murmele ich.

Dann sag ihr das", jammert Blaise fast schon flehentlich, „Oh man, dir ist echt nicht zu helfen, geh schon!"

„Nein", sage ich, lasse mich wieder auf das Sofa fallen und wünsche mir, ich könnte irgendwo zwischen den Kissen verschwinden. „Du hast sie doch gehört... egal ob gesagt oder unausgesprochen, wenn der Gedanke da ist-"

„Der Gedanke war bei dir aber nur... nur... unernst da!", beharrt Blaise. „Du wirst es bereuen, wenn du nicht-"

„Gar nichts werde ich", sage ich grollend, „Wenn du jetzt endlich die Klappe halten würdest, Blaise...!"

Mein Freund verstummt tatsächlich, doch ich spüre seine vorwurfsvollen Blicke den ganzen Rest des Abends auf mir.

Isa kommt nicht zurück.

Sie taucht auch nicht in unserem gemeinsamen Schlafsaal auf und am nächsten Morgen ist ihr Bett immer noch so leer und kalt wie zuvor.

Sie erscheint weder zum Frühstück, noch zum Unterricht und ich kann sie nirgends in den Gängen entdecken. Vermutlich – und, wie mein Gewissen tadelnd anerkennt: zurecht – geht sie mir aus dem Weg.

Blaise hatte Recht: Ich bereue es, dass ich ihr nicht nachgelaufen bin. Ich bereue, was ich gesagt und wie ich mich verhalten habe.

Gegen Nachmittag, in der letzten Unterrichtsstunde, Zaubertränke, bin ich so durch den Wind, dass ich meinen Trank vollkommen vermassele. Ich habe Kopfschmerzen und aus meinem Kessel qualmt ein trauriger, gelbgrauer Dampf, der eigentlich hellviolett sein sollte.

„Mein lieber Junge", sagt Professor Slughorn mitleidig, als er sich über mein Gebräu beugt, „Normalerweise würde ich ja fragen, woran's gelegen hat, nicht... Aber verständlich, vollkommen verständlich..."

„Was meinen Sie?", frage ich rasch.

Slughorn verzieht überrascht das Gesicht. „Hat man es Ihnen nicht mitgeteilt?"

„Was denn mitgeteilt?" Ungeduldig runzele ich die Stirn.

Der Zaubertranklehrer blickt äußerst bestürzt drein. „Aber... heute Vormittag – Sie wissen es wirklich noch nicht? Man hat doch ihre Schulsprecherkollegin draußen im Regen gefunden und in den Krankenflügel gebracht, krank, die Arme... bei dem Wetter draußen..."

Ich höre ihm nicht länger zu, ich nehme mir nicht einmal die Zeit, meine Tasche mitzunehmen – ich bin schneller oben im Krankenflügel, als Slughorn in eine kandierte Ananas beißen kann.

moon & miseryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt