Hogwarts

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Auf der Flucht vor den anderen Menschen, die durch Malfoy Manor spazieren, als gehöre es ihnen, gehe ich schnellen Schrittes einen Flur entlang auf dem Weg nach draußen in die junge Nacht, als aus einem der Räume ein seltsames Klirren und Krachen vernehme.
Misstrauisch den Zauberstab gezückt öffne ich die Tür einen Spalt breit. Als erstes sticht mir das Chaos ins Auge, welches im ganzen Raum verteilt ist.
Spiegelsplitter, zerschmettertes Holz überall. Und mittendrin sitzt eine zitternde Gestalt, die ich kaum wiedererkenne. Die Beine angezogen, das Gesicht in den Händen vergraben, doch auch so sind die Narben nicht zu übersehen.
Angewidert weiche ich zurück. Was habe ich gesagt? Ein Monster. Und einmal mehr hatte ich vollkommen recht.


Es geht auf Mitte Herbst zu, als mein Vater mich bittet, einen Moment in sein Arbeitszimmer mit zu kommen. Das bedeutet nie etwas Gutes. Nie.
„Der dunkle Lord hat eine Entscheidung getroffen." „Das tut er ja so selten." Augenblicklich starrt mein Vater mich wütend an. „Jetzt sei still!" Innerlich verdrehe ich die Augen. Kein Grund, gleich so aus zu rasten.
„Du wirst mit Greenskape nach Hogwarts zurückkehren. Für wie lange ist noch unklar, doch der dunkle Lord hat beschlossen, dass ihr noch etwas ausgebildet werden sollt. Er kann keine unfähigen Hexen und Zauberer gebrauchen."
Doch ich höre schon gar nicht mehr zu. Zurück nach Hogwarts, nach all der Zeit. Aber nicht allein. Plötzlich fällt mir etwas ein, etwas, das mir schon vor dem gesamten Drama regelrecht Übelkeit verursacht hat. „Gilt das mit den Schulsprechern noch?"
Denn wenn ja, müsste ich einen Raum mit Isa teilen.
Vater wendet den Blick ab und – nickt.
Entgeistert starre ich ihn an. „Und das willst du zulassen? Was, wenn die irgendeinen Anfall bekommt!"
„Strenge dich wenigstens einmal in deinem Leben an, Draco! Greenskape ist nicht einmal ein richtiger Werwolf, und wenn, dann nur an Vollmond!"
Bei Vaters Worten zucke ich zurück. Ja, natürlich, jetzt bin ich wieder der Dumme.
Ohne ein weiteres Wort drehe ich mich um und verlasse den Raum.

Kaum zu glauben! Vater tut so, als hätte es die beste Sache, die er je zustande gebracht hat, nie gegeben! Und was soll ich bitte in Hogwarts? Federn zum Schweben bringen? Ein paar bunte Vögel fliegen lassen?
Andererseits, mit Snape als Leiter sicher auch ein paar Unverzeihliche...


Ächzend werfe ich mir meine Tasche über die Schulter und trete näher an den Kamin heran. Ein Kribbeln in meinem Magen spricht von einer unguten Vorahnung.
Zwei Tage sind vergangen, und zwei Tage hat eigentlich niemand mit mir gesprochen.
Und schon muss ich nach Hogwarts. Ich kann mich kaum halten vor Freude. Weshalb bin ich so nervös? Wegen den Veränderungen? Weil ich mit Greenskape in einem Raum eingesperrt sein werde? Wegen den vielen Todessern, die Hogwarts bevölkern? Vermutlich wegen allem.
Widerwillig greife ich mir etwas Flohpulver aus einer kleinen Holzschatulle, lege sie ab und stelle mich in den Kamin.
Während warme, grüne Flammen um meinem Körper entflammen spreche ich möglichst laut und deutlich den Namen dieser verfluchten Schule aus.
Einfach das Gefühl allein macht schlechte Laune. Erst schön abgeschoben werden, weil man nicht perfekt ist, das zusammen mit einem Monster und dann interessiert es wieder keinen, wenn man geht.
In den wenigen winzigen Augenblicken in den andere, fremde Kaminausblicke für mich sichtbar werden und ich im Kreis gewirbelt werde, ärgere ich mich wie wahnsinnig, dass es meine Eltern einfach überhaupt nicht interessiert, dass ich gehe. Sie waren gerade nicht einmal da, als ich abreiste.
Und schon stolpere ich auf den Kaminvorleger von McGonnagalls Büro. Keine Sekunde später steht Isa neben mir. Nein, nicht Isa. Greenskape.
Von allem und jedem genervt klopfe ich unwirsch den Staub und die Asche von meinem Anzug. „Mr Malfoy! Miss Greenskape! Wo kommen sie denn her?"
Na toll. Offenbar weiß man hier nicht einmal um unsere Ankunft. „Na woher wohl" knurre ich, meine Tasche zur Tür schleppend. „Ich kann Ihnen das erklären", sagt Greenskape leise. „Lass dir Zeit!" Aus dem Augenwinkel sehe ich sie leicht zusammenzucken. Das Biest ist so schreckhaft geworden. Dann kracht auch schon die Tür zu.

moon & miseryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt