~(Isa)
Die Tür hängt schief in den Angeln und wird noch schiefer, nachdem Greyback und ich den Laden betreten haben. Unbehaglich blicke ich mich in dem staubigen Raum um. Ich war nicht mehr hier, seit... eigentlich war ich nur ein Mal hier.
Ich kann mir denken, weshalb Greyback uns in diesen Laden bringt. Er braucht einen neuen Zauberstab, einen, der besser mit ihm arbeitet als der gestohlene. Und an Zauberstäben mangelt es im verlassenen Ollivanders nicht: Obwohl der Inhaber längst verschwunden ist, stapeln sich noch immer regalweise Zauberstäbe an den Wänden.
Mit hängenden Schultern bleibe ich stehen und beobachte aus den Augenwinkeln, wie Greyback wahllos ein paar Schachteln aus den Regalen zieht. Je länger er beschäftigt ist, desto besser.
Jede Faser in meinem Körper schmerzt. Ich betrachte etwas Schnee, der noch auf meinen Schuhspitzen hängt und langsam schmilzt. Das Apparieren hat meinen Körper noch weiter erschöpft, genau wie die eiskalte Nacht in der Hütte im Eis. In meinem Kopf drehen sich die selben Gedanken immer und immer wieder im Kreis, begleitet vom Pochen meiner verletzten Körperteile.
Ich kann nicht mehr.
Ich will nicht mehr.
Ich kann nicht mehr.
„Herkommen", befiehlt Greyback. Ich setze einen Fuß vor den anderen, langsam, mechanisch, und bleibe vor ihm stehen. Er zwingt mich, den Kopf zu heben, und hält mir einen Zauberstab unter die Nase. Mit prüfendem Blick geht er zwei Schritte zurück, den Stab immer noch auf mein Gesicht gerichtet.
Obwohl ich mir denken kann, was jetzt kommt, verspüre ich keine Angst. Nicht wirklich. Ich spanne den Körper an und wappne mich, für was auch immer kommen wird. Aber ich zittere nicht. Ich habe nicht das Gefühl, gleich weinen zu müssen. Ich hoffe nur, dass es nicht lange dauert.
Ein Brennen zieht sich über meine Wange, als wäre ich an einem spitzen Dorn hängen geblieben. Ich rege mich nicht, anders als Greyback. Der stößt einen Fluch aus und wirft den Zauberstab achtlos beiseite.
Die nächsten Stäbe, die er ausprobiert, funktionieren ähnlich. Ich kann mir nur vorstellen, wie mein Gesicht mittlerweile aussieht. Jedes Mal fühlt es sich etwas anders an. Kalt, heiß, brennend, stechend, prickelnd. Aber Greyback ist nie zufrieden.
Ich weiß nicht, der wievielte Stab es ist, aber zum ersten Mal entfährt mir ein kleiner Schmerzenslaut. Ich hebe die Hand an mein Gesicht. Meine Finger glänzen rot. Langsam hebe ich den Blick und finde Greybacks triumphierendes Grinsen.
Als wir den Laden wieder verlassen, erhasche ich in einem der verstaubten Fenster einen Blick auf mein Spiegelbild. Ich kann nicht anders – ich bleibe für einen Moment stehen.
Mehr oder weniger tiefe Kratzer zieren mein Gesicht, ein besonders tiefer, aus dem ein wenig Blut läuft. Ein blaues Auge. Zerzauste Haare. Aufgeschlagene Lippen und Male an meiner Kehle.
Hinter mir höre ich Greyback lachen, während ich mein Entsetzen zu verstecken suche.
Der eisige Wind fährt mir unter die Kleidung. Ich ziehe Dracos Jacke fester um mich und bilde mir ein, seinen Duft wahrzunehmen. Nach Apfel und Pergament und Tee. Ein Seufzen entflieht meinen Lippen. Ich verscheuche die Gedanken und konzentriere mich nur auf meine Schritte, immer hinter Greyback her, der durch irgendwelche Seitenstraßen schreitet, wohin auch immer. Ich darf mir diese Sehnsucht nicht erlauben. Sie würde mich kaputt machen... nein. Das bin ich schon. Sehnsucht würde mich schwächen, schwächer machen, als ich es mir leisten kann.
„Wir statten jetzt jemandem einen Besuch ab", erklärt Greyback aus dem Nichts. „Jemand, dem ich eine Lektion erteilen muss. Sobald wir da sind, kriegst du deinen Zauberstab und-"
„Meinen was?", rutscht es mir heraus. Meinen... Zauberstab? Aber ich dachte, Greyback hätte den im Schnee gelassen, bei... Ich kann den Namen noch nicht einmal denken.
Greyback knurrt. „Deinen Zauberstab. Ohne bist du ja doch zu nichts zu gebrauchen." Er verschnellert seine Schritte noch, sodass ich Mühe habe, mit meinen schmerzenden Beinen hinterher zu kommen.
„Hast du... keine Angst, dass ich dann damit abhaue?", frage ich nervös.
Greyback dreht sich nicht zu mir um, aber ich höre sein bellendes Lachen. „Und wo würdest du dann hingehen?"
Ich verfalle wieder in Schweigen. Er hat Recht. Er hat mich in der Hand. Wo sollte ich hin? Zu jemandem auf Voldemorts Seite, der mein Freund ist? Dann werde ich nur zu Greyback zurück geschleift.
Zu jemandem von der anderen Seite? Die würden mich vermutlich töten, weil ich ein Todesser bin. Oder auch nur gefangen nehmen.
Greyback hat recht. Ich kann zu niemandem. Ich habe niemanden. Ich bin alleine. Er hat recht. Noch einmal laufe ich nicht weg... Das habe ich bereits gelernt.
Als Greyback fortfährt, höre ich den Sieg in seiner Stimme. Den Sieg über mich.
„Was ich gerade sagen wollte... du wirst diese Person bewachen, während ich mich um seine Frau kümmere. Mal sehen, ob er dann mehr Lust hat, mit mir zusammen zu arbeiten." Er lacht laut auf, voller Vorfreude und Gier. Ich kann schon vor mir sehen, was in seiner Vorstellung vor sich geht, was er vorhat. Ich weiß nicht, was plötzlich in mich gefahren ist, aber ich bleibe wie angewurzelt stehen.
Nein.
Nein.
Nein.
Erst bemerkt Greyback nicht, dass ich stehen geblieben bin und marschiert weiter die Gasse entlang. Irgendwann dreht er sich um, Ungeduld im Gesicht. „Wo bleibst du?", blafft er, während ich ihn erst nur anstarren kann. Dann formt sich etwas in mir und das Gefühl wird deutlicher. Es ist Unverständnis. Dieses Gefühl formt sich zu einem Wort, das unendlich lange braucht, um über meine Lippen zu kommen.
„Warum?"
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moon & misery
Fiksi Penggemar(Abgeschlossen!) Eine Geschichte um Draco Malfoy und Iris-Isabelle van Greenskape, die im siebten Schuljahr untragisch beginnt. Iris-Isabelle, die lieber Isa genannt wird, ist schockiert, als sie erfährt, dass sie zusammen mit Draco Malfoy Schulspre...