Werwolf

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Ich kann nichts weiter tun, als zusehen.

Auch wenn ich total Panik davor habe, es mich absurd anekelt und ich das eigentlich überhaupt gar nicht ansehen möchte – ich kann den Blick nicht abwenden.

Schock und Angst halten mich fest.

Und so muss ich zusehen, wie der Werwolf Isa mit den Zähnen am Nacken packt, sie gegen die Wand schleudert und das widerliche Gebiss in ihren Rücken gräbt.

Isa schreit.

Ich schweige.

Blut spritzt durch die Luft und setzt sich am Boden fest.

„HEY! Greyback! GREYBACK!" Yaxley. Was will er jetzt schon wieder?

„Du sollst sie nur zum Werwolf machen, und nicht das Mädchen zerfleischen! Los, geh raus! Geh!"

Doch der Werwolf bemerkt ihn gar nicht erst.

Ohne zu zögern schleudert einer der Todesser einen Schockzauber auf Greybacks Wolfsgestalt, die jetzt regungslos am Boden liegt.

Mir wird schlecht, als ich das viele Blut sehe, in dem Isa liegt. Sie zuckt nur noch leicht, keiner schenkt ihr Beachtung.

„Andrew, Lucius, ihr seid dran. Macht schon!"

Der Todesser, den ich als Isas Vater wiederkenne, zückt seinen Zauberstab.

Ausdruckslos tritt er zu seiner Tochter, wie ich weiß, um sie zu töten.

Mit einem Mal schlägt Isa die Augen auf, richtet sich tatsächlich sogar ein kleines Stückchen auf.

Doch sie blickt nicht ihren Vater an, der ihr den Zauberstab an die Kehle hält. Sie blickt mich an.

Dann sehe ich den grünen Blitz.

Doch es ist kein Lichtblitz wie aus einem Zauberstab. Auch kein echter Blitz mit grünem Leuchten.

Es ist... Jumps.

Isas kleines Haustier, die kleine Echse mit den Flügeln am Nackenansatz. Er kam gerade herein geschossen. Jetzt hängt er kopfüber von der Decke – wie auch immer der sich da halten kann – und schaut zu.

Etliche Augenpaare richten sich wieder auf Isa und ihren Vater.

Wenn jetzt kein Wunder geschieht, dann ist es endgültig vorbei mit ihr.

Und wieder blickt Isa nur mich an. Wie schafft sie das? Ich...Tja, ich würde mehr mit mir selbst beschäftigt sein.

„Avada-" Ein Wunder, bitte...

„Halt!"

Der Todesser, der mich am hinten Kragen festgehalten hat, ist so überrascht, dass er loslässt. Darauf bin ich nicht vorbereitet, stolpere nach vorn, stürze dann. Erst begreife ich nicht, worin ich liege. Es ist warm und dickflüssig und...rot. Ich liege in Isas Blut. Mein schwarzer Anzug ist voller Blut. Mir kommt der Brechreiz – doch ich bin selbst so überrascht, von dem, was jetzt passiert, dass ich auch das schnell wieder vergesse.

Mein Vater ist vorgetreten. Alle starren ihn an. Was wird das? Warum verhindert er, dass Isa getötet wird?

„Das Mädchen sollte zusehen, wie ihr...Geliebter umgebracht wird. Ich beginne."

Aus dem Augenwinkel bemerke ich, dass Isas Körper nun komplett erschlafft und jetzt komplett regungslos daliegt.

Aber ich muss noch an dem arbeiten, was ich da gerade gehört habe. Mein Vater will mich umbringen. Jetzt. Damit Isa zusehen muss. Ich werde sterben, durch meines eigenen Vaters Hand.

Hastig krabbele ich auf dem Boden so weit zurück wie ich kann. Ich muss aussehen wie ein kleiner Käfer, der panisch versucht einem sich nähernden Kutschenrad auszuweichen. Mit dem Rücken gegen die Wand gedrückt starre ich meinem Vater entgegen. Das kann er nicht tun. Das kann er einfach nicht tun.

Den Zauberstab auf mich gerichtet, tritt er direkt vor mich.

Ich schaue zu Vater auf, den Anzug voller Blut, Angst in allen Gliedern, zu Vater, der mich jetzt gleich töten wird.

Am liebsten würde ich schreien, um mich schlagen oder heulen oder alles zusammen.

Wie kann er sowas tun?

Doch ich tue nichts von dem. Ich bin ein Malfoy. Wir tun so etwas nicht.

Stirb stolz, Draco Malfoy, denke ich, stirb stolz.

moon & miseryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt